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Thema des Tages

Von "Grischa" zu "Herwart"

Am Freitag war noch verbreitet vom Sturmtief Grischa zu lesen und zu
hören,
am Samstag gab es auf einmal ein weiteres Sturmtief, diesmal mit dem
Namen Herwat.
In der Realität allerdings ist das relevante Sturmtief ausschließlich
"Herwat". Wie kam es dazu?
Am Freitag wurde die Sturmvorhersage für Sonntag an das einzige
damals vorhandene Tief gekoppelt. Und das war Grischa.
Dem geneigten Meteorologen konnte allerdings damals schon auffallen,
dass ein Tief, dessen Zentrum über der mittleren Ostsee vorhergesagt
war, im Regelfall nicht zu den prognostizierten starken
Windgeschwindigkeiten über Deutschland führt.
Ein etwas vertiefender Blick in die Wetterkarten brachte es auch
schnell an den Tag. Nicht Grischa, sondern ein klassischer
Schnellläufer, der an der Kaltfront von Grischa entstand, ist der
Übeltäter. Und nach der üblichen Nomenklatur für Schnellläufer war
damit klar, das Sturmtief am Sonntag beginnt mit H.
Erstmals als abgeschlossenes Tief war Herwart für Samstagnachmittag
vor der südnorwegischen Küste vorhergesagt und auch tatsächlich erst
zu diesem Termin in den Wetterkarten als solches zu finden.
Vergleichen wir die Verlagerungsgeschwindigkeiten von Grischa und
Hervath, nämlich 250 km/24h im Vergleich zu 1750 km/24h, so erkennen
wir schnell, woher der Begriff Schnellläufer stammt.
Inzwischen (10 Uhr) liegt Hervath über Nordostpolen, seine Kaltfront,
die die stärksten Böen brachte, liegt auf einer Linie Karlsruhe -
Passau. Sie erreicht bis zum Nachmittag die Alpen. Die stärksten Böen
traten bisher naturgemäß auf den Bergen auf und erreichten bis zu 176
km/h auf dem Fichtelberg. Aber auch in den Niederungen gab es örtlich
orkanartige Böen. So gab es in Berlin und Wittenberg beim
Kaltfrontdurchgang gegen 5 Uhr sogar eine Orkanböe von 125 km/h.
Die Kaltfront zieht flott zum Alpenrand und sorgt dort durch den Stau
an den Bergen für kräftigen Niederschlag, die Windböen lassen im
Norden und der Mitte nach.
Auch wenn das Tief Grischa nur indirekt für den Sturm verantwortlich
war, für die zurückgehenden Temperaturen und den ersten Schnee auf
den Mittelgebirgen trägt sie die Verantwortung. Zusammen mit dem Hoch
Vera, das morgen über Großbritannien liegt, wird Luft aus polaren
Breiten über die Nordsee zu uns geführt. Da das Wasser noch ziemlich
warm ist, wird diese Luft aus nördlichen Breiten noch fühlbar
aufgeheizt und die Schneefallgrenze bleibt noch relativ weit oben.
Allerdings fällt sie vorübergehend auf etwa 700 m, so dass in der
jetzt beginnenden Wintersaison erstmals einige Straßen von den
Schneefällen betroffen sein werden. Nachts kann es bei Aufklaren
Frost geben.*

Dipl.-Met. Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.10.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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