SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.10.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: NWz
Ruhiges zunehmend antizyklonal geprägtes Wetter, infolge Warmluftadvektion aber
nur im Süden, heute auch noch im Osten freundlich. Heute starke bis stürmische
Böen in den östlichen Landesteilen, nachlassend, ab Mittwoch an der See und im
höheren Bergland wieder windiger.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... hat sich eine stark meridional geprägte Großwetterlage eingestellt.
Dabei befinden sich ein kräftiger und umfangreicher Langwellentrog über
Osteuropa und ein ebenso starker Gegenspieler (Höhenrücken) über Westeuropa und
den Britischen Inseln. Dazwischen strömt in einer strammen nördlichen bis
nordwestlichen Höhenströmung Kaltluft polaren Ursprungs nach Deutschland. Die
850 hPa Temperatur liegt überall unter 0 Grad, im Nordosten auch unter -5 Grad.
Mit der Kaltluft steigen die Höchstwerte im Tagesverlauf im Osten und Süden nur
auf 7 bis 10 Grad, im Westen und Nordwesten immerhin bis auf 12 Grad.

Die richtige Höhenkaltluft, die am Sonntag noch über dem Osten aktiv war, ist
mittlerweile nach Polen abgezogen, sodass auch bei den LapseRates eine deutliche
Stabilisierung zu verzeichnen ist. Nichtsdestotrotz muss vor allem in einem
Streifen ausgehend von der Nordsee über die Mitte bis zum Bayerischen Wald mit
dichten Wolken und zumeist schwachen Schauern gerechnet werden. In den
Prognosesoundings zeigt sich eine dünne Feuchteschicht, die in etwa 750 hPa von
einer Inversion gedeckelt wird, an der die Wolken breit laufen werden. Dies wird
auch von den vorliegenden Radiosondenaufstiegen bestätigt.

Weiter nach Osten findet sich diese Inversion zwar ebenso. Allerdings ist die
Luft dort deutlich trockener. Ursächlich dafür ist die Anströmungsrichtung. Mit
der Nordwestströmung kommt die Luft direkt vom Skandinavischen Gebirge, wo nach
dessen Überströmung föhnbedingt eine deutliche Abtrocknung stattfindet. Davon
profitieren große Teile von Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern,
Sachsen-Anhalt, Brandenburg/Berlin und Sachsen. Es gibt häufig Sonnenschein und
nur wenige Schauer, die am ehesten noch durch das Überströmen der warmen Ostsee
ausgelöst werden können.

Im Südwesten setzen sich im Tagesverlauf durch den sich von Südwesten stärkenden
Hochdruckeinfluss allmählich freundliche Abschnitte durch, gebietsweise halten
sich aber auch noch tiefe Wolkenfelder (Restfeuchte). Letzteres ist vor allem
dadurch bedingt, dass die Luftströmung nach Südwesten durch ein deutliches
Auffächernd des Gradienten nur noch sehr schwach unterwegs ist.

In den östliche Landesteilen dauert die Gradientabnahme hingegen noch ein wenig,
sodass im Tagesverlauf von Vorpommern über Brandenburg bis nach Sachsen von den
verschiedenen Ensembleverfahren recht einheitlich Böen Bft 7 zu erwarten sind.
An den Küsten und in höheren Lagen der östlichen und südöstlichen Mittelgebirge
sind zudem Böen Bft 8, exponiert Bft 9 zu erwarten. Zum Nachmittag lässt der
Wind an der Nordsee bereits nach, zum Abend auch in den östlichen Landesteilen.

In der Nacht auf Dienstag ändert sich an der Höhenströmung wenig. Die
Anströmungsrichtung kippt allerdings ein wenig mehr auf Nordwest. Gleichzeitig
stärkt sich am Boden der Hochdruckeinfluss über West- und Mitteleuropa. Der
Streifen mit dichten Wolken von der Nordsee über die Mitte bis nach Ostbayern
bleibt bestehen und es gibt auch weiterhin einzelne schwache Schauer.
Gleichzeitig macht sich über der Nordhälfte von Deutschland etwas
Warmluftadvektion in Form aufziehender Bewölkung bemerkbar, die sich ostwärts
ausbreitet und bis zum Morgen auch auf die mittleren Landesteile übergreift.
Nennenswerter Niederschlag ist aber nicht zu erwarten.

Mit dem sich stärkenden Hochdruckeinfluss nimmt auch der Luftdruckgegensatz ab,
sodass eigentlich nur noch an den Küsten und in den Hochlagen der
östlichen/südöstlichen Berge Böen Bft 7, Brocken/Fichtelberg Bft 8 zu erwarten
sind.

In den östlichen Landesteilen profitiert man vor dem Übergreifen der WLA noch
vom Skandiföhn, sodass es dort zunächst noch länger klar ist. Auch im Süden gibt
es unter dem sich stärkenden Hoch häufig einen klaren Himmel. In diesen Gebieten
wird es entsprechend am kältesten. Im Osten werden um 0 Grad erwartet, im Süden
und Südwesten zwischen 0 und -4 Grad, in ungünstigen Lagen um -5 Grad. Zudem
gibt es in den angesprochenen Gebieten verbreitet Bodenfrost zwischen -1 und -6
Grad. In den südlichen Landesteilen bildet sich zudem teils dichter Nebel, wie
beispielsweise auch EURO4 zeigt. Im südostdeutschen Bergland ist in höheren
Lagen gebietsweise Glätte möglich.

Dienstag... verlagert sich der westeuropäische Höhenrücken langsam ostwärts.
Damit zieht auch das Bodenhochzentrum allmählich nach Zentraleuropa und
Deutschland. Davon profitiert vor allem der Süden und Südwesten des Landes mit
Sonnenschein ... zumindest in den Gebieten, wo sich die nächtlichen Nebelfeldern
auflösen, denn bei den schwachen Bodenströmungen könnte das mancherorts eine
zähe Angelegenheit werden.

In der Nordhälfte verstärkt sich im Tagesverlauf die Warmluftadvektion, sodass
häufig dichte Wolkenfelder überwiegen, aus denen im Tagesverlauf auch immer
öfter Regen fällt, insbesondere im Norden.

Insgesamt verläuft der Tag unter dem antizyklonalen Grundeinfluss ruhig.
Warnungen sind allenfalls entlang der Nord- und Ostsee denkbar, wo exponiert
Böen Bft 7 zu möglich sind. Bei weiterhin wirksamer Luft polaren Ursprungs
liegen die Höchstwerte auf niedrigem Niveau. Häufig werden nur 7 bis 10 Grad
erwartet, im Westen und Nordwesten sind bis 12, an der Nordsee bis 13 Grad
möglich.

In der Nacht auf Mittwoch nähert sich die Achse des mit WLA überlaufenen Rückens
langsam Deutschland an. Wesentliche Änderungen gibt es weiterhin nicht. Über dem
Norden und der Mitte ist das Wettergeschehen geprägt von dichten Wolken und
zeitweiligem Regen. Je weiter man nach Süden kommt, desto stärker profitiert man
von Absinken in Folge des Hochdruckeinflusses. Mit dem klaren Himmel sinkt die
Temperatur wieder bis in den Frostbereich. Die Tiefstwerte im Süden bewegen sich
zwischen +2 und -3 Grad, am Boden werden bis -5 Grad erwartet. In der Nordhälfte
bleibt es bei dichten Wolken mit 10 bis 5 Grad, an der Nordsee um 12 Grad,
deutlich milder.

Mittwoch... ist in der Höhe der sich immer stärker abflachende Höhenrücken bis
nach Deutschland vorangekommen. Das Zentrum des Bodenhochs hat sich mittlerweile
weiter nach Ost-/Südosteuropa verschoben. Das Feld der stärksten WLA wandert
allmählich über Ostdeutschland ostwärts ab. Aber auch dahinter sind vor allem
über dem Norden weiter feuchte Luftmassen aktiv. Der Hauptniederschlag ist an
die Warmluftadvektion gekoppelt und zieht im Laufe der ersten Tageshälfte
allmählich ostwärts ab. Im Anschluss gibt es vor allem noch im erweiterten
Nordseeumfeld etwas Regen.

Je weiter man nach Süden kommt, desto größer sind die Chancen auf Sonnenschein.
Insbesondere in Südwestdeutschland kann die Sonne abseits der sich nur zäh
auflösenden Nebelfelder längere Zeit scheinen. Die Temperatur in 850 hPa ist mit
der WLA wieder bis in den positiven Bereich angestiegen (teils über 5 Grad),
sodass auch die Höchstwerte aus dem Tal kommend sich wieder auf dem
aufsteigenden Ast befinden. Es werden 9 bis 14 Grad erwartet.

Der Gradient nimmt mit dem sich allmählich nach Südosten abziehenden Bodenhoch
von Norden her wieder etwas zu. Damit sind vor allem im Küstenumfeld starke, zum
Abend exponiert auch einzelne stürmische Böen zu erwarten, die aus West bis
Südwest kommen.

In der Nacht auf Donnerstag verstärkt sich der auf West drehende Wind noch
etwas, sodass dann an den Küsten häufig Böen Bft 7 - 8, exponiert auch Bft 9
auftreten. Auf den Bergen werden ebenfalls die ersten Böen Bft 7, auf dem
Brocken Bft 9 erwartet.

Die Gradientverschärfung ergibt sich aus einem Trog über dem Nordmeer, auf
dessen Vorderseite das Vorhersagegebiet gelangt. Das zugehörige Bodentief über
Skandinavien sorgt an seiner Südflanke für die angesprochene Verdichtung der
Isobaren. Die zugehörige Kaltfront greift in der zweiten Hälfte der Nacht auf
Donnerstag auf Deutschland über. Dichte Wolken und einsetzender Niederschlag
sind die Folge. Zuvor regnet es auch im Osten des Landes zeitweise. Diese
Niederschläge werden durch Hebungsprozesse im Warmsektor hervorgerufen.

Im Süden merkt man von der Umstellung nur wenig. Abgesehen von hohen
Wolkenfeldern, zeigen sich dort nur wenige Wolken. Entsprechend kühl (5 bis 2
Grad mit lokaler Bodenfrostgefahr) und nebelanfällig präsentiert sich dort der
Nachtverlauf. Weiter nach Norden werden 11 bis 5 Grad erwartet.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die kurzfristige Wetterentwicklung wird von den verschiedenen Modellen
einheitlich gesehen. Erst zum Ende der Kurzfrist (Nacht auf Donnertag) gibt es
noch gewisse Unschärfen, was das Übergreifen der Kaltfront betrifft. ECMWF und
GFS sind da im zeitlichen Verlauf etwas langsamer.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer

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