SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.10.2017 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag Sturmlage mit Böen bis Orkanstärke an der See und auf höheren
Berggipfeln und teils schweren Sturmböen bis weit ins Binnenland hinein. In
Verbindung mit kräftigeren Schauern und kurzen gewittern auch im Norden und
Nordosten Gefahr von orkanartigen Böen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem Höhenrücken über Südwesteuropa und
einem nordosteuropäischen Tiefdruckkomplex und somit unter einer nordwestlichen
Strömung. Eine darin eingelagerte Luftmassengrenze tritt aktuell nur in Form von
mehrschichtiger Bewölkung in Erscheinung, ohne dass nennenswerte Niederschläge
fallen. Im Südwesten und im Süden ließ Absinken im Bereich eines ausgedehnten
Bodenhochs die Wolken auflockern.
In der Nacht zum Freitag greift von Nordwesten her ein relativ markanter Trog
auf Deutschland über. Dieser aktiviert die über der Mitte Deutschlands
schleifend liegende Luftmassengrenze, so dass sich die Niederschlagstätigkeit
deutlich verstärkt. Für warnrelevante Summen sollte es aber selbst in Staulagen
noch nicht reichen. Mit dem Übergreifen des Troges erfolgt im Norden und
Nordosten eine Labilisierung, so dass vor allem in Ostseenähe einzelne kurze
Gewitter nicht ganz auszuschließen sind. Der Trog bildet sich auch im
Bodendruckfeld ab, wobei der Bodentrog mit einer leichten Verzögerung folgt.
Mit dessen Annäherung nimmt im Norden und Nordosten der Gradient etwas zu,
wodurch an der Küste stürmische Böen und auf den höheren Gipfeln der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge Sturmböen aufkommen können. Bis ins küstennahe
nordöstliche Binnenland hinein muss dann mit Windböen gerechnet werden.
Freitag ... schwenkt der Trog über Deutschland und später am Tag über die Alpen
hinweg südostwärts, gefolgt von einem in die nordwestlichen Strömung
eingelagerten flachen Höhenrücken. Durch diesen wird ein Bodenkeil gestützt, der
sich, ausgehend von einem Hoch über der Irischen See, in den Südwesten
Deutschlands schiebt. Warmluftadvektion, die diesen flachen Rücken überläuft,
sorgt für eine alsbaldige Stabilisierung, so dass allenfalls bis Mittag die
Voraussetzungen für Gewitter gegeben sind. Danach gehen auch die Niederschläge
im Nordosten zusehends in einen skaligen Charakter über.
Mit dem Trog wird die Luftmassengrenze über die Alpen hinweg südwärts gedrückt,
so dass sich auch an den Alpen die Niederschläge intensivieren. In Staulagen
können die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Das ist
wahrscheinlich erst oberhalb von 1500 Metern der Fall, wo die Niederschläge als
Schnee fallen.
Mit dem Durchschwenken des Bodentroges nimmt auch im nördlichen und im
nordöstlichen Binnenland der Gradient zu, so dass durchweg mit Windböen, in
freien Lagen und in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern
durchaus auch mit stürmischen Böen gerechnet werden muss. Dies ist in Ostseenähe
am wahrscheinlichsten.
Ein paar Wolkenlücken sind am ehesten im Nordwesten und ganz im Westen
vorstellbar. Größere Auflockerungen sind jedoch eher unwahrscheinlich. Die
Temperaturen bewegen sich zwischen 10 und 15, im höheren Bergland um 7 Grad.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Rücken weiter südostwärts, gefolgt
von einem nur sehr schwach ausgeprägten Trog. Der o.g. Bodenhochkeil wird durch
Kaltluftadvektion gestützt, so dass die Niederschläge auch an den Alpen alsbald
aufhören. Zuvor sinkt die Schneefallgrenze noch auf 1000 bis 1200 Meter. Daher
drängt sich an den Alpen eine Warnung vor Dauerregen nicht unbedingt auf.
Getriggert durch den neuen Trog entwickelt sich vor Südnorwegen ein Randtief,
dass sich über dem Skagerrak noch etwas intensivieren kann. Dies sorgt im Norden
erneut zu einer Gradientzunahme, so dass an der Küste und auf höheren
Berggipfeln Sturmböen und bis weit ins nördliche und nordöstliche Binnenland
hinein Windböen aufkommen dürften.
Samstag ... wird das o.g. Bodentief unter weiterer leichter Intensivierung zur
nördlichen Ostsee gesteuert. Mit diesem Tief nimmt die nordwestliche Strömung
einen zyklonalen Charakter an. An der Südflanke dieses Tiefs legt der Gradient
weiter zu, so dass an der Küste und im höheren Bergland dann schwere Sturmböen
zu erwarten sind. In freien Lagen Nord- und Mitteldeutschlands treten dann
verbreitet stürmische und einzelne Sturmböen auf; abgesehen von tieferen Lagen
Südwestdeutschlands muss sonst generell mit Windböen gerechnet werden.
Von Nordwesten greifen rasch Fronten auf das Vorhersagegebiet über, so dass
Niederschläge zunächst den Nordwesten und Norden und im Tagesverlauf auch die
mittleren Gebiete erfassen. Kräftige Warmluftadvektion dürfte diese
Niederschläge intensivieren. Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte
zeichnet sich jedoch nicht ab.
Ein paar Auflockerungen sind zunächst noch ganz im Süden und im späteren
Tagesverlauf auch in Küstennähe möglich. Ansonsten sind größere Wolkenlücken
eher selten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 14, im höheren
Bergland Werte um 7 Grad.
In der Nacht zum Sonntag bildet sich über der Nordsee dann wieder ein
kräftigerer Trog. Dieser bringt vorderseitig eine Skagerrakzyklogenese in Gang.
Nach einem vorübergehenden leichten Auffächern des Gradienten erfolgt eine
erneute Verschärfung der Luftdruckgegensätze. Zudem liegt dieses Tief
entwicklungsgünstig; auch die Orografie leistet ihren Beitrag zur Intensivierung
dieses Tiefs. Mit dieser Gradientzunahme gehen im Norden, Osten sowie in den
mittleren Gebieten bis in tiefere Lagen Sturmböen einher; schwere Sturmböen sind
nicht ganz auszuschließen. An der Nordsee, der westlichen Ostseeküste und auf
höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge muss mit
orkanartigen bzw. einzelnen Orkanböen gerechnet werden. Lediglich im Südwesten
und ganz im Westen fällt die Windentwicklung schwächer aus. Während dort in
tieferen Lagen Wind- und einzelne stürmische Böen zu erwarten sind, bleiben dort
Sturmböen auf die Mittelgebirgslagen beschränkt.
Mit dem auf den Nordosten Deutschlands übergreifenden markanten Trog erfolgt
eine kräftige Labilisierung. Im 500 hPa-Niveau sind dort Temperaturen etwas
unter -30 Grad zu erwarten. Kurze Gewitter können daher nicht ausgeschlossen
werden. Bei einem Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 60 bis 70 kt erreicht, besteht
die Gefahr, dass auch Böen in annähernd dieser Größenordnung auftreten können.
Mit dem Auftreffen der o.g. frontalen Niederschläge auf die Alpen ist dort in
den Staulagen die Überschreitung warnrelevanter Niederschlagssummen in Bezug auf
Dauerregen wahrscheinlicher als bisher.
Sonntag ... schwenkt der Trog rasch südostwärts, das korrespondierende Tief wird
in die Zirkulation des Tiefs über den Baltischen Staaten einbezogen, wodurch
sich letzteres in ein Zentraltief umwandelt. Der von diesem Tief ausgehende
Bodentrog schwenkt über den Nordosten Deutschlands hinweg südwärts, in der
zweiten Tageshälfte sollte der Gradient dann bereits wieder auffächern.
Für den Sonntagvormittag zeichnet sich somit der Höhepunkt der aktuellen
Sturmlage ab. Vom Norden und von der Mitte bis Mittag auf den Südosten
übergreifend sind verbreitet Sturm- und auch schwere Sturmböen, vor allem
in Verbindung mit kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern orkanartige Böen zu
erwarten. An der See (eher an der Nordsee, weniger wahrscheinlich an der Ostsee,
weil dort aufgrund der Nähe zum Tief der Gradient möglicherweise etwas schwächer
ist) sowie auf Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge und bis
Mittag auch der Alpen sind Böen von Orkanstärke nicht auszuschließen. Lediglich
im Südwesten und ganz im Westen bleibt der Wind etwas schwächer. Zwar können
auch dort bis in tiefere Lagen stürmische Böen auftreten; Sturm- oder gar
schwere Sturmböen bleiben dort auf die Mittelgebirgslagen bzw. höhere Berggipfel
beschränkt.
Nach der Trogpassage erfolgt jedoch eine merkliche Gradientabnahme. Zwar können
auch am Abend im Osten und Südosten noch Wind- und in freien Lagen stürmische
Böen auftreten, aber weiter nach Westen hin sollte dann der Wind nicht mehr
warnrelevant sein. An der Küste sowie in höheren Berglagen der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen sind jedoch weiterhin Böen bis Sturmstärke zu
erwarten.
Aufgrund der nord- nordwestlichen Strömung kommt es in den entsprechenden
Staulagen der Mittelgebirge und an den Alpen zu länger andauernden
Niederschlägen, die zwar schauerartig auftreten, aber über einen längeren
Akkumulationszeitraum, d.h. mindestens 24 Stunden, betrachtet durchaus
warnrelevante Summen ergeben. Am wahrscheinlichsten ist dies im Stau der
süddeutschen Mittelgebirge und an den Alpen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
etwa ab den Mittagsstunden die Schneefallgrenze abzusinken beginnt. Zum Abend
hin gehen in den östlichen Mittelgebirgen die Niederschläge oberhalb von etwa
800 Metern und an den Alpen oberhalb von 1000 bis 1400 Metern in Schnee über.
Auflockerungen sind am ehesten noch ganz im Norden und in Ostseenähe
vorstellbar; auch im Westen und Südwesten kann es einige Wolkenlücken geben.
Ansonsten hält sich meist starke Bewölkung.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bemerkenswert ist vielleicht, dass nach dem aktuellsten Lauf EZMW
gegenüber ICON am Sonntag, also zum Höhepunkt der Sturmlage, den Gradienten
etwas auffächert. Bei weiter zurückliegenden Modellläufen war dies meist
umgekehrt.
Ob nun am Sonntagvormittag der Höhepunkt der Sturmlage erreicht wird oder ob
dies etwas früher der Fall ist (wie nach dem 06 UTC-Lauf des GFS oder dem Modell
des kanadischen Wetterdienstes), ist noch nicht sicher. Unterschiede ergeben
sich auch beim Gradienten. UKMO, das Modell des japanischen Wetterdienstes und
auch das kanadische Modell zeigen vor allem für Sonntagfrüh einen noch etwas
schärferen Gradienten als ICON; nur EZMW schwächt diesen Gradienten ab. Am
Höhepunkt der Sturmlage in den Früh- und Vormittagsstunden des Sonntags sollte
daher kein Zweifel bestehen.
Von der Probabilistik werden hinreichend Signale für schwere Sturmböen geboten,
die die oben getroffenen Aussagen untermauern. Die Indizien für orkanartige Böen
sind zwar deutlich schwächer, aber hier gilt es zu berücksichtigen, dass die
konvektive Komponente nicht enthalten ist.
Hinsichtlich einer möglichen Dauerregenlage am Sonntag werden von
probabilistischen Verfahren, vor allem von COSMO-LEPS, warnrelevante
Niederschlagssummen nicht nur für die süddeutschen Mittelgebirge und an den
Alpen, sondern auch in den Staulagen der östlichen, nördlichen und zentralen
Mittelgebirge für möglich gehalten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.10.2017 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
Am Sonntag Sturmlage mit Böen bis Orkanstärke an der See und auf höheren
Berggipfeln und teils schweren Sturmböen bis weit ins Binnenland hinein. In
Verbindung mit kräftigeren Schauern und kurzen gewittern auch im Norden und
Nordosten Gefahr von orkanartigen Böen.
Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem Höhenrücken über Südwesteuropa und
einem nordosteuropäischen Tiefdruckkomplex und somit unter einer nordwestlichen
Strömung. Eine darin eingelagerte Luftmassengrenze tritt aktuell nur in Form von
mehrschichtiger Bewölkung in Erscheinung, ohne dass nennenswerte Niederschläge
fallen. Im Südwesten und im Süden ließ Absinken im Bereich eines ausgedehnten
Bodenhochs die Wolken auflockern.
In der Nacht zum Freitag greift von Nordwesten her ein relativ markanter Trog
auf Deutschland über. Dieser aktiviert die über der Mitte Deutschlands
schleifend liegende Luftmassengrenze, so dass sich die Niederschlagstätigkeit
deutlich verstärkt. Für warnrelevante Summen sollte es aber selbst in Staulagen
noch nicht reichen. Mit dem Übergreifen des Troges erfolgt im Norden und
Nordosten eine Labilisierung, so dass vor allem in Ostseenähe einzelne kurze
Gewitter nicht ganz auszuschließen sind. Der Trog bildet sich auch im
Bodendruckfeld ab, wobei der Bodentrog mit einer leichten Verzögerung folgt.
Mit dessen Annäherung nimmt im Norden und Nordosten der Gradient etwas zu,
wodurch an der Küste stürmische Böen und auf den höheren Gipfeln der nördlichen
und östlichen Mittelgebirge Sturmböen aufkommen können. Bis ins küstennahe
nordöstliche Binnenland hinein muss dann mit Windböen gerechnet werden.
Freitag ... schwenkt der Trog über Deutschland und später am Tag über die Alpen
hinweg südostwärts, gefolgt von einem in die nordwestlichen Strömung
eingelagerten flachen Höhenrücken. Durch diesen wird ein Bodenkeil gestützt, der
sich, ausgehend von einem Hoch über der Irischen See, in den Südwesten
Deutschlands schiebt. Warmluftadvektion, die diesen flachen Rücken überläuft,
sorgt für eine alsbaldige Stabilisierung, so dass allenfalls bis Mittag die
Voraussetzungen für Gewitter gegeben sind. Danach gehen auch die Niederschläge
im Nordosten zusehends in einen skaligen Charakter über.
Mit dem Trog wird die Luftmassengrenze über die Alpen hinweg südwärts gedrückt,
so dass sich auch an den Alpen die Niederschläge intensivieren. In Staulagen
können die Warnschwellen für Dauerregen überschritten werden. Das ist
wahrscheinlich erst oberhalb von 1500 Metern der Fall, wo die Niederschläge als
Schnee fallen.
Mit dem Durchschwenken des Bodentroges nimmt auch im nördlichen und im
nordöstlichen Binnenland der Gradient zu, so dass durchweg mit Windböen, in
freien Lagen und in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen Gewittern
durchaus auch mit stürmischen Böen gerechnet werden muss. Dies ist in Ostseenähe
am wahrscheinlichsten.
Ein paar Wolkenlücken sind am ehesten im Nordwesten und ganz im Westen
vorstellbar. Größere Auflockerungen sind jedoch eher unwahrscheinlich. Die
Temperaturen bewegen sich zwischen 10 und 15, im höheren Bergland um 7 Grad.
In der Nacht zum Samstag verlagert sich der Rücken weiter südostwärts, gefolgt
von einem nur sehr schwach ausgeprägten Trog. Der o.g. Bodenhochkeil wird durch
Kaltluftadvektion gestützt, so dass die Niederschläge auch an den Alpen alsbald
aufhören. Zuvor sinkt die Schneefallgrenze noch auf 1000 bis 1200 Meter. Daher
drängt sich an den Alpen eine Warnung vor Dauerregen nicht unbedingt auf.
Getriggert durch den neuen Trog entwickelt sich vor Südnorwegen ein Randtief,
dass sich über dem Skagerrak noch etwas intensivieren kann. Dies sorgt im Norden
erneut zu einer Gradientzunahme, so dass an der Küste und auf höheren
Berggipfeln Sturmböen und bis weit ins nördliche und nordöstliche Binnenland
hinein Windböen aufkommen dürften.
Samstag ... wird das o.g. Bodentief unter weiterer leichter Intensivierung zur
nördlichen Ostsee gesteuert. Mit diesem Tief nimmt die nordwestliche Strömung
einen zyklonalen Charakter an. An der Südflanke dieses Tiefs legt der Gradient
weiter zu, so dass an der Küste und im höheren Bergland dann schwere Sturmböen
zu erwarten sind. In freien Lagen Nord- und Mitteldeutschlands treten dann
verbreitet stürmische und einzelne Sturmböen auf; abgesehen von tieferen Lagen
Südwestdeutschlands muss sonst generell mit Windböen gerechnet werden.
Von Nordwesten greifen rasch Fronten auf das Vorhersagegebiet über, so dass
Niederschläge zunächst den Nordwesten und Norden und im Tagesverlauf auch die
mittleren Gebiete erfassen. Kräftige Warmluftadvektion dürfte diese
Niederschläge intensivieren. Eine Überschreitung warnrelevanter Schwellenwerte
zeichnet sich jedoch nicht ab.
Ein paar Auflockerungen sind zunächst noch ganz im Süden und im späteren
Tagesverlauf auch in Küstennähe möglich. Ansonsten sind größere Wolkenlücken
eher selten. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 10 bis 14, im höheren
Bergland Werte um 7 Grad.
In der Nacht zum Sonntag bildet sich über der Nordsee dann wieder ein
kräftigerer Trog. Dieser bringt vorderseitig eine Skagerrakzyklogenese in Gang.
Nach einem vorübergehenden leichten Auffächern des Gradienten erfolgt eine
erneute Verschärfung der Luftdruckgegensätze. Zudem liegt dieses Tief
entwicklungsgünstig; auch die Orografie leistet ihren Beitrag zur Intensivierung
dieses Tiefs. Mit dieser Gradientzunahme gehen im Norden, Osten sowie in den
mittleren Gebieten bis in tiefere Lagen Sturmböen einher; schwere Sturmböen sind
nicht ganz auszuschließen. An der Nordsee, der westlichen Ostseeküste und auf
höheren Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge muss mit
orkanartigen bzw. einzelnen Orkanböen gerechnet werden. Lediglich im Südwesten
und ganz im Westen fällt die Windentwicklung schwächer aus. Während dort in
tieferen Lagen Wind- und einzelne stürmische Böen zu erwarten sind, bleiben dort
Sturmböen auf die Mittelgebirgslagen beschränkt.
Mit dem auf den Nordosten Deutschlands übergreifenden markanten Trog erfolgt
eine kräftige Labilisierung. Im 500 hPa-Niveau sind dort Temperaturen etwas
unter -30 Grad zu erwarten. Kurze Gewitter können daher nicht ausgeschlossen
werden. Bei einem Oberwind, der im 850 hPa-Niveau 60 bis 70 kt erreicht, besteht
die Gefahr, dass auch Böen in annähernd dieser Größenordnung auftreten können.
Mit dem Auftreffen der o.g. frontalen Niederschläge auf die Alpen ist dort in
den Staulagen die Überschreitung warnrelevanter Niederschlagssummen in Bezug auf
Dauerregen wahrscheinlicher als bisher.
Sonntag ... schwenkt der Trog rasch südostwärts, das korrespondierende Tief wird
in die Zirkulation des Tiefs über den Baltischen Staaten einbezogen, wodurch
sich letzteres in ein Zentraltief umwandelt. Der von diesem Tief ausgehende
Bodentrog schwenkt über den Nordosten Deutschlands hinweg südwärts, in der
zweiten Tageshälfte sollte der Gradient dann bereits wieder auffächern.
Für den Sonntagvormittag zeichnet sich somit der Höhepunkt der aktuellen
Sturmlage ab. Vom Norden und von der Mitte bis Mittag auf den Südosten
übergreifend sind verbreitet Sturm- und auch schwere Sturmböen, vor allem
in Verbindung mit kräftigeren Schauern und kurzen Gewittern orkanartige Böen zu
erwarten. An der See (eher an der Nordsee, weniger wahrscheinlich an der Ostsee,
weil dort aufgrund der Nähe zum Tief der Gradient möglicherweise etwas schwächer
ist) sowie auf Berggipfeln der nördlichen und östlichen Mittelgebirge und bis
Mittag auch der Alpen sind Böen von Orkanstärke nicht auszuschließen. Lediglich
im Südwesten und ganz im Westen bleibt der Wind etwas schwächer. Zwar können
auch dort bis in tiefere Lagen stürmische Böen auftreten; Sturm- oder gar
schwere Sturmböen bleiben dort auf die Mittelgebirgslagen bzw. höhere Berggipfel
beschränkt.
Nach der Trogpassage erfolgt jedoch eine merkliche Gradientabnahme. Zwar können
auch am Abend im Osten und Südosten noch Wind- und in freien Lagen stürmische
Böen auftreten, aber weiter nach Westen hin sollte dann der Wind nicht mehr
warnrelevant sein. An der Küste sowie in höheren Berglagen der östlichen
Mittelgebirge und der Alpen sind jedoch weiterhin Böen bis Sturmstärke zu
erwarten.
Aufgrund der nord- nordwestlichen Strömung kommt es in den entsprechenden
Staulagen der Mittelgebirge und an den Alpen zu länger andauernden
Niederschlägen, die zwar schauerartig auftreten, aber über einen längeren
Akkumulationszeitraum, d.h. mindestens 24 Stunden, betrachtet durchaus
warnrelevante Summen ergeben. Am wahrscheinlichsten ist dies im Stau der
süddeutschen Mittelgebirge und an den Alpen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass
etwa ab den Mittagsstunden die Schneefallgrenze abzusinken beginnt. Zum Abend
hin gehen in den östlichen Mittelgebirgen die Niederschläge oberhalb von etwa
800 Metern und an den Alpen oberhalb von 1000 bis 1400 Metern in Schnee über.
Auflockerungen sind am ehesten noch ganz im Norden und in Ostseenähe
vorstellbar; auch im Westen und Südwesten kann es einige Wolkenlücken geben.
Ansonsten hält sich meist starke Bewölkung.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bemerkenswert ist vielleicht, dass nach dem aktuellsten Lauf EZMW
gegenüber ICON am Sonntag, also zum Höhepunkt der Sturmlage, den Gradienten
etwas auffächert. Bei weiter zurückliegenden Modellläufen war dies meist
umgekehrt.
Ob nun am Sonntagvormittag der Höhepunkt der Sturmlage erreicht wird oder ob
dies etwas früher der Fall ist (wie nach dem 06 UTC-Lauf des GFS oder dem Modell
des kanadischen Wetterdienstes), ist noch nicht sicher. Unterschiede ergeben
sich auch beim Gradienten. UKMO, das Modell des japanischen Wetterdienstes und
auch das kanadische Modell zeigen vor allem für Sonntagfrüh einen noch etwas
schärferen Gradienten als ICON; nur EZMW schwächt diesen Gradienten ab. Am
Höhepunkt der Sturmlage in den Früh- und Vormittagsstunden des Sonntags sollte
daher kein Zweifel bestehen.
Von der Probabilistik werden hinreichend Signale für schwere Sturmböen geboten,
die die oben getroffenen Aussagen untermauern. Die Indizien für orkanartige Böen
sind zwar deutlich schwächer, aber hier gilt es zu berücksichtigen, dass die
konvektive Komponente nicht enthalten ist.
Hinsichtlich einer möglichen Dauerregenlage am Sonntag werden von
probabilistischen Verfahren, vor allem von COSMO-LEPS, warnrelevante
Niederschlagssummen nicht nur für die süddeutschen Mittelgebirge und an den
Alpen, sondern auch in den Staulagen der östlichen, nördlichen und zentralen
Mittelgebirge für möglich gehalten.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann