SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.10.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiter nachlassender Wind und somit ruhiger Wochenstart. Kommende Nacht
gebietsweise leichter Frost, wenn auch vielfach "nur" am Boden.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... ist die Causa HERWART weitgehend Geschichte, auch wenn sich das gute
Sturmtief noch etwas auf den Wetterkarten hält. Mittlerweile hat HERWART
Weißrussland erreicht (Kerndruck noch immer unter 980 hPa), um von dort weiter
nach Osten zu ziehen. Korrespondierend zum Tief befindet sich in der Höhe ein
substanzieller LW-Trog, der von der Barentssee bis hinunter zum Balkan reicht.
Als Gegenpol fungiert Hoch VERA mit Zentrum über UK/Irland, das von einem nicht
minder substanziellen Rücken gestützt wird und von dem aus sich ein Keil bis zu
den Alpen erstreckt. Die Kaltfront des Tiefs hat die Alpen überquert und
rückseitig strömt auf direktem Weg erwärmte Polarluft arktischen Ursprungs bis
zu den Alpen, die mit Taupunkten meist unter 5°C ziemlich trocken ist. Dies, der
Tagesgang und die Tatsache, dass in der glatten nordwestlichen Höhenströmung
keine dynamischen Hebungsprozesse mehr generiert werden, erklärt, warum sich die
Niederschlagsprozesse weiter abschwächen respektive ganz zum Erliegen kommen.
Über der "warmen" See vielleicht noch ein paar vereinzelte Schauer und etwas
Stau an den Alpen und im Erzgebirge - das war´s weitgehend. Die Schneefallgrenze
sinkt dabei auf 800 bis 600 m, die "Liegenbleibgrenze" dürfte etwas höher
liegen. Für eine kleine Schneefallwarnung werden die Mengen sehr wahrscheinlich
nicht ausreichen, vielleicht agiert man mit einer Glättewarnung oberhalb 800 bis
1000 m.
Nicht nur die Niederschlagsneigung ist auf dem absteigenden Ast, auch windmäßig
wird der Atmosphäre weiter der Saft abgedreht. Gradientauffächerung plus
Tagesgang sorgen dafür, dass warnrelevante Böen 7-8 Bft aus NW, anfangs
vereinzelt 9 Bft lediglich noch an der Küste sowie in den Hochlagen der
östlichen Mittelgebirge, der Alpen und des Harzes auftreten.
Zum Teil lockert die Bewölkung auf, im Nordosten wird es in der durch
Skandinavienföhn besonders abgetrockneten Luft vielfach klar. Dort ist in
windgeschützten Lagen leichter Frost in Bodennähe, vereinzelt vielleicht sogar
leichter Luftfrost möglich. Gleiches gilt für den Südwesten, wo die Wolken
ebenfalls stärker auflockern.

Montag ... verbleibt Deutschland zwischen dem Rücken über dem nahen Ostatlantik
und dem LW-Trog über dem nahen Osteuropa unter einer vergleichsweise glatt
konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Abgesehen von etwas WLA, die im
Tagesverlauf einsetzt, sind keine Prozesse erkennbar, die die Terme der
Omegagleichung mit nennenswertem Futter versorgen könnten. Oder mit anderen
Worten, synoptisch-skalige Hebungsprozesse liegen gar nicht vor oder sind nur
von limitierter Intensität.
Am Boden verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs nach Südengland, wobei
weiterhin ein kräftiger Keil über die Alpen hinweg bis zum Balkan gerichtet ist.
Auf der Ost-Nordostflanke des Hochs gelangt weiterhin Meeresluft polaren
Ursprungs in den Vorhersageraum, die 850-hPa-Temperatur sinkt auf -1°C bis -5°C
mit den niedrigsten Werten im NO. Gradientmäßig ist der Dampf weitgehend raus
aus dem Spiel, auch wenn an der See, in den Hochlagen des östlich gelegenen
Berglands sowie im Grenzbereich zu Polen und im östlichen Sachsen noch die eine
oder andere Böe der Stärke 7-8 Bft (Fichtelberg, Gr. Arber anfangs 9 Bft) aus
Nordwesten auftritt.
Wettertechnisch zeigt sich der gesamt O und NO incl. Schleswig-Holstein in der
Vorhand. Dort befindet sich die durch den "Skandiföhn" abgetrocknete Luft mit
Taupunkten um 0°C, was längeren Sonnenschein und nur flache Quellungen zur Folge
hat. Allerdings wird es dabei kaum wärmer als 10°C. Ansonsten stellt sich bei
7-12°C wechselnde, in den zentralen und südöstlichen Mittelgebirgen z.T. auch
starke Bewölkung ein, in der sich etwaige Schauer in Grenzen halten. Der Grund
liegt in einer Sperrschicht, die sich zwischen 800 und 700 hPa einstellt. Dabei
wird nicht nur substanzielles vertikales Wolkenwachstum verhindert, gebietsweise
breiten sich die Quellungen auch horizontal aus, was zeitweise einen stark
bewölkten Wettercharakter zur Folge hat. Ganz ohne Schauer wird es wohl nicht
abgehen, die Intensität dürfte aber im unteren Bereich anzusiedeln sein.

In der Nacht zum Dienstag ändert sich nichts Monumentales an der synoptischen
Situation. Allerdings verstärkt sich die WLA in der nordwestlichen
Höhenströmung. Sie kündigt die Annäherung einer Warmfront an, die zu einem Tief
bei Island gehört und sich der westlichen Nordsee nähert. Im Norden und Osten
fällt gebietsweise etwas Regen oder Nieselregen, in höheren Lagen etwas Schnee.
Dagegen klart es nach Süden hin teilweise auf, was örtliche Nebelfelder und
zurückgehende Temperaturen bis auf nahe 0°C oder sogar etwas darunter zur Folge
hat. Leichter Bodenfrost ist auch im äußersten NO möglich, wo die Bewölkung der
Warmfront noch nicht ankommt.

Dienstag ... rückt der Höhenrücken zwar etwas dichter an den europäischen
Kontinent heran. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
unter Abschwächung nach Frankreich, von wo aus nach wie vor ein Keil bis zum
Balkan gerichtet ist. Unter dem Strich entspricht die großräumige
Strömungskonfiguration dem GWL-Muster NWa (Nordwest antizyklonal) mit einer
weitgehend trockenen Mischung aus Wolken und Auflockerungen, teils auch sonnigen
Abschnitten (Süden Bayern und BWs) im Süden und Südwesten.
In den übrigen Regionen sorgt andauernde WLA für überwiegend geschlossene
Bewölkung, aus der es zeitweise leicht regnet oder nieselt. Dabei überquert die
o.e. Warmfront den äußersten Norden, wo es vorübergehend auch mal etwas
"stärker" regnen kann (um 5 mm innert 12 h). Die anfänglichen Stauniederschläge
im Erzgebirge (oberhalb 600-800 m als Schnee) lassen am Nachmittag allmählich
nach.
Der auf West bis Südwest rückdrehende Wind ist warntechnisch tagsüber kein
großes Thema. Erst in der Nacht zum Mittwoch frischt er an und auf der See etwas
auf (einzelne Böen 7 Bft), ebenso in einigen Hochlagen. Temperaturmäßig tut sich
wenig gegenüber dem Vortag. Im Süden muss gebietsweise mit Nebel und leichtem
Nachtfrost gerechnet werden.

Mittwoch ... schiebt sich der Höhenrücken ganz allmählich über den
Vorhersageraum, was für den Norden und große Teile Ostdeutschlands aber keine
durchgreifende Wetterbesserung zur Folge hat. Vielmehr steht im Norden die
nächste Warmfrontpassage an, die später auch den Osten tangiert. Weitgehend
geschlossene Bewölkung, dazu etwas Regen oder Nieselregen erinnern nachhaltig
daran, dass wir mittlerweile im November angekommen sind. Immerhin sorgt die
niedertroposphärische Erwärmung auf über 5°C in 850 hPa auch in 2m Höhe für
einen leichten Temperaturanstieg, weil die Luftmasse besonders im Norden etwas
durchmischt wird (Böen 7-8 Bft an der Küste) und auch das Quellgebiet der
advehierten Luftmasse nun wieder weiter südlich liegt.
Nach Süden und Südwesten hin scheint trotz einiger Wolkenfelder zeitweise die
Sonne, besonders im südlichen BW und an den Alpen. Auch dort steigt die
Temperatur gegenüber den Vortagen etwas an.


Modellvergleich und -einschätzung
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Es liegen keine signifikanten Unterschiede vor.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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