SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST
SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.10.2017 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntagvormittag West-Nordweststurm, an der See
und in Hochlagen sowie bei konvektiven Umlagerungen Gefahr von Orkanböen bis 12
Bft. Im Laufe des Sonntags nachlassender Wind.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem mit mehreren Teilachsen
versehenen LW-Trog über Nord- und Osteuropa und einem bis nach Grönland
gerichteten Höhenrücken über dem nahen Atlantik. Dazwischen hat sich eine über
mehrere tausend Kilometer verlaufende nordwestliche Höhenströmung aufgebaut, die
sich in den nächsten Stunden über dem Vorhersageraum verstärkt. Dabei greift von
NW her ein Jet-Maximum auf uns über, das in 300 hPa Windgeschwindigkeiten bis
180 Kt aufweist. Zudem formiert sich aktuell über dem südlichen Teil des
Nordmeers ein KW-Trog, der in der Nacht deutlich an Schärfe gewinnt, dabei
Südnorwegen und Dänemark passiert, um gegen Morgen den NO unseres Landes zu
erreichen. Entwicklungsgünstig (linker Jet-Ausgang respektive diffluente
Trogvorderseite) befindet sich eine anfangs noch flache Welle, die sich über dem
Skagerrak zu einem kleinen Sturmtief (HERWART) aufpumpt und um 06 UTC bereits
den Nordostzipfel Polens erreichen soll. Das Tief sorgt in weiten Teilen des
Landes für eine Gradientverschärfung, wobei die zugehörige Kaltfront noch vor
Mitternacht auf Norddeutschland übergreifen und am Morgen bereits die Mitte
erreichen soll. Mit dem nachfolgendenden Höhentrog kommt auch ein Schwall
höhenkalter Luft in den Nordosten, was dort zu einer Labilisierung führt.
Kurzum, im Laufe der Nacht kommt es zu einer Wind- bzw. Sturmverschärfung, die
sowohl dem sich verschärfenden Gradienten als auch zunehmend vertikalen Impulsen
und damit dem Runtermischen orkanartiger Höhenwinde (850 hPa z.B. bis zu 70 Kt)
geschuldet ist. Hohe Scherungswerte aber auch simulierte Pseudoreflektivitäten
konvektionsauflösender Modelle signalisieren, dass sich die konvektiven
Niederschläge nicht nur an der Kaltfront linienartig organisieren und mit
einzelnen Gewittern durchsetzt sein können. Letztlich muss davon ausgegangen
werden - und das wird auch schon weitgehend in der aktuellen Warnlage abgebildet
-, dass der Wind im Laufe der Nacht von wenigen Ausnahmen im SW abgesehen in
Böen Stärke 8-9 Bft, teils sogar 10 Bft erreicht. In kräftigen Schauern oder
Gewittern besteht die Gefahr orkanartiger Böen 11 Bft, im worst case sogar
Orkanböen 12 Bft. Böen 11 bis 12 Bft sind an der Küste (Nordsee stärker als
Ostsee) ebenso evident wie in exponierten Kamm- und Gipfellagen exponierter
Kamm- und Gipfellagen.
Darüber hinaus sei noch erwähnt, dass es in einigen Mittelgebirgen und später
auch an den Alpen Stauniederschläge für Mengen von etwas über 25 mm binnen 12 h
oder etwas darüber sorgen.
Sonntag ... schwenkt der KW-Trog rasch nach Osten durch, wo er sich weiter
amplifiziert bzw. den dort etwas ins Stottern geratenen LW-Trog regeneriert.
Zwischen diesem Trog und dem nach wie vor über dem nahen Ostatlantik
positionierten Höhenrücken stellt sich über Deutschland eine zunehmend glatte
nordwestliche Höhenströmung ein, wobei der anfangs noch über den Norden und
Osten verlaufende Jet mehr und mehr Osten "herausgedrückt" wird. Herausgedrückt
wird auch die höhenkälteste Luft mit T500 von z.T. unter -30°C, die aber
zumindest noch bis in die frühen Nachmittagsstunden über dem Osten und Nordosten
liegt, was dort Regen- und Graupelschauer, anfangs auch einzelne Gewitter zur
Folge hat. Nach Westen hin sind Schauer aufgrund einer allgemeinen Abtrocknung
und sich einer in 700 hPa formierenden Sperrschicht eher seltener und auch von
geringerer Intensität.
Ansonsten gilt zu konstatieren, dass das kleine Sturmtief HERWART in den
Mittagsstunden schon Weißrussland erreicht, wo es dann seine
Verlagerungsgeschwindigkeit zügelt und beginnt sich aufzufüllen. Es stellt sich
vorübergehend ein dipolartiges Tiefdrucksystem ein mit HERWART im Süden und dem
zweiten Tief GRISCHA über dem Finnischen Meerbusen. Auf der Westflanke dieses
Systems wird mit Unterstützung eines von der Biscaya bis nach Grönland
reichenden Hochs (VERA) ein lebhafter und äußerst langgestreckter
Nord-Nordwestfetch generiert, mit dem straightforward Polarluft vom Pol bis nach
Mitteleuropa transferiert wird. Dabei sinkt die 850-hPa-Temperatur im
Vorhersageraum hinter der in Richtung Alpen schwenkenden und dort wahrscheinlich
am frühen Nachmittag anlandenden Kaltfront auf 0 bis -3°C.
Knackpunkt des gesamten Wettergeschehens bleibt zunächst noch der auf West bis
Nordwest drehende Wind. Zwar beginnt der Gradient allmählich aufzufächern,
trotzdem bleibt es vor allem im Norden und Osten sowie in der östlichen Mitte
zunächst windig bis stürmisch 7-8 Bft, vereinzelt 9 Bft (an der Nordsee 10 Bft),
auf den Bergen je nach Exposition sogar 10 bis 12 Bft. Auch im Süden,
vornehmlich im Alpenvorland, wo mit Annäherung der Kaltfront der sogenannte
Leitplankeneffekt greift, sind am Morgen bzw. frühen Vormittag Böen 10 Bft,
vereinzelt sogar 11 Bft nicht ausgeschlossen. Am Nachmittag und Abend beruhigt
sich die Lage von Westen her dann aber merklich, wenn der Gradient merklich
aufmacht.
Thema Niederschlag: Der frontale Regen, in den vereinzelte Gewitter eingelagert
sein können, verlagert sich von der Mitte in den Süden, wo sich an den Alpen
eine vorübergehende Staulage einstellt. Warnschwellen werden dabei aber nur
punktuell in exponierten Staulagen überschritten, bis zum frühen Abend gelten
markante Warnungen im Allgäu und im Berchtesgadener Land. Dagegen lassen die
Stauniederschläge in den Mittelgebirgen nach. Über die Schauertätigkeit wurde
weiter oben schon berichtet. Nur noch so viel, die Schneefallgrenze sinkt in den
Mittelgebirgen von Norden her auf 1000 bis 700 m, an den Alpen bis zum Abend
gegen 1200 m.
Bei verbreitet wechselnder Bewölkung steigt die Temperatur trotz Kaltluftzufuhr
aufgrund sehr guter Durchmischung, Leeeffekten sowie diabatischer Erwärmung über
den vorgelagerten Seegebieten auf für Ende Oktober passable 9 bis 15°C. Im
Norden, vornehmlich in SH und Umgebung kann aufgrund des Skandinavienföhns sogar
mit längerem, teils sogar ganztägigem Sonnenschein rechnen.
In der Nacht zum Montag wird weitere Fahrt aus der Wetterlage genommen. Zum
einen greift der Tagesgang, zum anderen sorgt Druckanstieg für eine weitere
Gradientauffächerung. Dabei weitet sich ein Keil der Hochs über der nahen
Ostatlantik bis nach Süddeutschland aus. Bis auf den äußersten Osten und
Nordosten, wo anfangs noch ein paar 7er-Böen auftreten können, sind im
Binnenland in tiefen Lagen keine warnrelevanten Böen mehr zu erwarten. Dagegen
stehen an der Küste sowie in den Hochlagen der östlichen und südöstlichen
Mittelgebirge, der Alpen und des Harzes noch ein stark böiger mit Böen bis 8
Bft, anfangs vereinzelt 9 Bft auf der Karte.
Nicht nur der Wind, auch die Niederschläge lassen mehr und mehr nach. Am
längsten dürfte es noch im Stau der Alpen und des Erzgebirges etwas regnen,
wobei die Schneefallgrenze weiter sinkt auf bis zu 400 m im Erzgebirge und 800
bis 600 m an den Alpen. Für eine ohnehin wahrscheinlich nur dünne Schneedecke
wird es aufgrund des Bodenwärmestroms wohl aber nur oberhalb 700 bis 1000 m
reichen.
Die Temperatur geht bei vielfach auflockernder Bewölkung (im Nordosten in der
trockeneren "Skandiluft" sogar längeres Aufklaren) in den einstelligen Bereich
zurück. In den Mittelgebirgen muss mit leichtem Frost gerechnet werden, aber
auch sonst könnte es in windgeschützten Lagen vereinzelt für ein Minuszeichen
vor den Temperaturminima reichen. Und wenn nicht in der Luft, dann wenigstens in
Erdbodennähe.
Montag ... verbleibt Deutschland zwischen dem Rücken über dem nahen Ostatlantik
und dem LW-Trog über dem nahen Osteuropa unter einer vergleichsweise glatt
konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Abgesehen von etwas WLA, die im
Tagesverlauf einsetzt, sind keine Prozesse erkennbar, die die Terme der
Omegagleichung mit nennenswertem Futter versorgen könnten. Oder mit anderen
Worten, synoptisch-skalige Hebungsprozesse liegen gar nicht vor oder sind nur
von limitierter Intensität.
Am Boden verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs nach Südengland, wobei
weiterhin ein kräftiger Keil in Richtung Alpen, ja sogar bis zum Balkan
gerichtet ist. Auf der Ost-Nordostflanke des Hochs gelangt weiterhin Meeresluft
polaren Ursprungs in den Vorhersageraum, die 850-hPa-Temperatur sinkt auf -1°C
(im äußersten SW) bis -5°C (im äußersten NO). Gradientmäßig ist der Dampf
endgültig raus aus dem Spiel, auch wenn es an der See sowie in den Hochlagen des
östlich gelegenen Berglands noch die eine oder andere Böe der Stärke 7-8 Bft aus
Nordwesten auftritt.
Im NO ist die Luft weiterhin am trockensten (Taupunkte um oder etwas über 0°C),
dort scheint für längere Zeit die Sonne bei Tageshöchstwerten von rund 10°C.
Ansonsten stellt sich bei 7-12°C wechselnde, in den zentralen und südöstlichen
Mittelgebirgen z.T. auch starke Bewölkung ein, in der sich etwaige Schauer in
Grenzen halten. Der Grund liegt in einer Sperrschicht, die sich zwischen 800 und
700 hPa einstellt und dabei substanzielles vertikales Wolkenwachstum verhindert.
Trotzdem, für den einen oder anderen laschen Schauer wird es wohl doch reichen.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich nichts Monumentales an der synoptischen
Situation. Allerdings verstärkt sich die WLA in der nordwestlichen
Höhenströmung, was dem Norden und Osten etwas Regen beschert. Nach Süden hin
klart es dagegen vielerorts auf, was örtliche Nebelfelder und zurückgehende
Temperaturen bis auf nahe 0°C oder sogar etwas darunter zur Folge hat.
Dienstag ... rückt der Höhenrücken zwar etwas dichter an den europäischen
Kontinent heran. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
unter Abschwächung nach Frankreich, von wo aus nach wie vor ein Keil bis zum
Balkan gerichtet ist. Unter dem Strich entspricht die großräumige
Strömungskonfiguration dem GWL-Muster NWa (Nordwest antizyklonal) mit einer
weitgehend trockenen Mischung aus Wolken und Auflockerungen, teils auch sonnigen
Abschnitten im Süden und Südwesten. In den übrigen Regionen sorgt andauernde WLA
für überwiegend geschlossene Bewölkung, aus der es zeitweise leicht regnet. Wind
ist wahrscheinlich nur auf dem Brocken ein Thema mit Böen 7-8 Bft aus SW.
Temperaturmäßig tut sich wenig gegenüber dem Vortag.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Gegenüber den Vorläufen hat sich im aktuellen 12-UTC-Lauf wenig getan. Es gelten
somit weitgehend die heute früh schon getroffenen Aussagen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.10.2017 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntagvormittag West-Nordweststurm, an der See
und in Hochlagen sowie bei konvektiven Umlagerungen Gefahr von Orkanböen bis 12
Bft. Im Laufe des Sonntags nachlassender Wind.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem mit mehreren Teilachsen
versehenen LW-Trog über Nord- und Osteuropa und einem bis nach Grönland
gerichteten Höhenrücken über dem nahen Atlantik. Dazwischen hat sich eine über
mehrere tausend Kilometer verlaufende nordwestliche Höhenströmung aufgebaut, die
sich in den nächsten Stunden über dem Vorhersageraum verstärkt. Dabei greift von
NW her ein Jet-Maximum auf uns über, das in 300 hPa Windgeschwindigkeiten bis
180 Kt aufweist. Zudem formiert sich aktuell über dem südlichen Teil des
Nordmeers ein KW-Trog, der in der Nacht deutlich an Schärfe gewinnt, dabei
Südnorwegen und Dänemark passiert, um gegen Morgen den NO unseres Landes zu
erreichen. Entwicklungsgünstig (linker Jet-Ausgang respektive diffluente
Trogvorderseite) befindet sich eine anfangs noch flache Welle, die sich über dem
Skagerrak zu einem kleinen Sturmtief (HERWART) aufpumpt und um 06 UTC bereits
den Nordostzipfel Polens erreichen soll. Das Tief sorgt in weiten Teilen des
Landes für eine Gradientverschärfung, wobei die zugehörige Kaltfront noch vor
Mitternacht auf Norddeutschland übergreifen und am Morgen bereits die Mitte
erreichen soll. Mit dem nachfolgendenden Höhentrog kommt auch ein Schwall
höhenkalter Luft in den Nordosten, was dort zu einer Labilisierung führt.
Kurzum, im Laufe der Nacht kommt es zu einer Wind- bzw. Sturmverschärfung, die
sowohl dem sich verschärfenden Gradienten als auch zunehmend vertikalen Impulsen
und damit dem Runtermischen orkanartiger Höhenwinde (850 hPa z.B. bis zu 70 Kt)
geschuldet ist. Hohe Scherungswerte aber auch simulierte Pseudoreflektivitäten
konvektionsauflösender Modelle signalisieren, dass sich die konvektiven
Niederschläge nicht nur an der Kaltfront linienartig organisieren und mit
einzelnen Gewittern durchsetzt sein können. Letztlich muss davon ausgegangen
werden - und das wird auch schon weitgehend in der aktuellen Warnlage abgebildet
-, dass der Wind im Laufe der Nacht von wenigen Ausnahmen im SW abgesehen in
Böen Stärke 8-9 Bft, teils sogar 10 Bft erreicht. In kräftigen Schauern oder
Gewittern besteht die Gefahr orkanartiger Böen 11 Bft, im worst case sogar
Orkanböen 12 Bft. Böen 11 bis 12 Bft sind an der Küste (Nordsee stärker als
Ostsee) ebenso evident wie in exponierten Kamm- und Gipfellagen exponierter
Kamm- und Gipfellagen.
Darüber hinaus sei noch erwähnt, dass es in einigen Mittelgebirgen und später
auch an den Alpen Stauniederschläge für Mengen von etwas über 25 mm binnen 12 h
oder etwas darüber sorgen.
Sonntag ... schwenkt der KW-Trog rasch nach Osten durch, wo er sich weiter
amplifiziert bzw. den dort etwas ins Stottern geratenen LW-Trog regeneriert.
Zwischen diesem Trog und dem nach wie vor über dem nahen Ostatlantik
positionierten Höhenrücken stellt sich über Deutschland eine zunehmend glatte
nordwestliche Höhenströmung ein, wobei der anfangs noch über den Norden und
Osten verlaufende Jet mehr und mehr Osten "herausgedrückt" wird. Herausgedrückt
wird auch die höhenkälteste Luft mit T500 von z.T. unter -30°C, die aber
zumindest noch bis in die frühen Nachmittagsstunden über dem Osten und Nordosten
liegt, was dort Regen- und Graupelschauer, anfangs auch einzelne Gewitter zur
Folge hat. Nach Westen hin sind Schauer aufgrund einer allgemeinen Abtrocknung
und sich einer in 700 hPa formierenden Sperrschicht eher seltener und auch von
geringerer Intensität.
Ansonsten gilt zu konstatieren, dass das kleine Sturmtief HERWART in den
Mittagsstunden schon Weißrussland erreicht, wo es dann seine
Verlagerungsgeschwindigkeit zügelt und beginnt sich aufzufüllen. Es stellt sich
vorübergehend ein dipolartiges Tiefdrucksystem ein mit HERWART im Süden und dem
zweiten Tief GRISCHA über dem Finnischen Meerbusen. Auf der Westflanke dieses
Systems wird mit Unterstützung eines von der Biscaya bis nach Grönland
reichenden Hochs (VERA) ein lebhafter und äußerst langgestreckter
Nord-Nordwestfetch generiert, mit dem straightforward Polarluft vom Pol bis nach
Mitteleuropa transferiert wird. Dabei sinkt die 850-hPa-Temperatur im
Vorhersageraum hinter der in Richtung Alpen schwenkenden und dort wahrscheinlich
am frühen Nachmittag anlandenden Kaltfront auf 0 bis -3°C.
Knackpunkt des gesamten Wettergeschehens bleibt zunächst noch der auf West bis
Nordwest drehende Wind. Zwar beginnt der Gradient allmählich aufzufächern,
trotzdem bleibt es vor allem im Norden und Osten sowie in der östlichen Mitte
zunächst windig bis stürmisch 7-8 Bft, vereinzelt 9 Bft (an der Nordsee 10 Bft),
auf den Bergen je nach Exposition sogar 10 bis 12 Bft. Auch im Süden,
vornehmlich im Alpenvorland, wo mit Annäherung der Kaltfront der sogenannte
Leitplankeneffekt greift, sind am Morgen bzw. frühen Vormittag Böen 10 Bft,
vereinzelt sogar 11 Bft nicht ausgeschlossen. Am Nachmittag und Abend beruhigt
sich die Lage von Westen her dann aber merklich, wenn der Gradient merklich
aufmacht.
Thema Niederschlag: Der frontale Regen, in den vereinzelte Gewitter eingelagert
sein können, verlagert sich von der Mitte in den Süden, wo sich an den Alpen
eine vorübergehende Staulage einstellt. Warnschwellen werden dabei aber nur
punktuell in exponierten Staulagen überschritten, bis zum frühen Abend gelten
markante Warnungen im Allgäu und im Berchtesgadener Land. Dagegen lassen die
Stauniederschläge in den Mittelgebirgen nach. Über die Schauertätigkeit wurde
weiter oben schon berichtet. Nur noch so viel, die Schneefallgrenze sinkt in den
Mittelgebirgen von Norden her auf 1000 bis 700 m, an den Alpen bis zum Abend
gegen 1200 m.
Bei verbreitet wechselnder Bewölkung steigt die Temperatur trotz Kaltluftzufuhr
aufgrund sehr guter Durchmischung, Leeeffekten sowie diabatischer Erwärmung über
den vorgelagerten Seegebieten auf für Ende Oktober passable 9 bis 15°C. Im
Norden, vornehmlich in SH und Umgebung kann aufgrund des Skandinavienföhns sogar
mit längerem, teils sogar ganztägigem Sonnenschein rechnen.
In der Nacht zum Montag wird weitere Fahrt aus der Wetterlage genommen. Zum
einen greift der Tagesgang, zum anderen sorgt Druckanstieg für eine weitere
Gradientauffächerung. Dabei weitet sich ein Keil der Hochs über der nahen
Ostatlantik bis nach Süddeutschland aus. Bis auf den äußersten Osten und
Nordosten, wo anfangs noch ein paar 7er-Böen auftreten können, sind im
Binnenland in tiefen Lagen keine warnrelevanten Böen mehr zu erwarten. Dagegen
stehen an der Küste sowie in den Hochlagen der östlichen und südöstlichen
Mittelgebirge, der Alpen und des Harzes noch ein stark böiger mit Böen bis 8
Bft, anfangs vereinzelt 9 Bft auf der Karte.
Nicht nur der Wind, auch die Niederschläge lassen mehr und mehr nach. Am
längsten dürfte es noch im Stau der Alpen und des Erzgebirges etwas regnen,
wobei die Schneefallgrenze weiter sinkt auf bis zu 400 m im Erzgebirge und 800
bis 600 m an den Alpen. Für eine ohnehin wahrscheinlich nur dünne Schneedecke
wird es aufgrund des Bodenwärmestroms wohl aber nur oberhalb 700 bis 1000 m
reichen.
Die Temperatur geht bei vielfach auflockernder Bewölkung (im Nordosten in der
trockeneren "Skandiluft" sogar längeres Aufklaren) in den einstelligen Bereich
zurück. In den Mittelgebirgen muss mit leichtem Frost gerechnet werden, aber
auch sonst könnte es in windgeschützten Lagen vereinzelt für ein Minuszeichen
vor den Temperaturminima reichen. Und wenn nicht in der Luft, dann wenigstens in
Erdbodennähe.
Montag ... verbleibt Deutschland zwischen dem Rücken über dem nahen Ostatlantik
und dem LW-Trog über dem nahen Osteuropa unter einer vergleichsweise glatt
konturierten nordwestlichen Höhenströmung. Abgesehen von etwas WLA, die im
Tagesverlauf einsetzt, sind keine Prozesse erkennbar, die die Terme der
Omegagleichung mit nennenswertem Futter versorgen könnten. Oder mit anderen
Worten, synoptisch-skalige Hebungsprozesse liegen gar nicht vor oder sind nur
von limitierter Intensität.
Am Boden verlagert sich der Schwerpunkt des Hochs nach Südengland, wobei
weiterhin ein kräftiger Keil in Richtung Alpen, ja sogar bis zum Balkan
gerichtet ist. Auf der Ost-Nordostflanke des Hochs gelangt weiterhin Meeresluft
polaren Ursprungs in den Vorhersageraum, die 850-hPa-Temperatur sinkt auf -1°C
(im äußersten SW) bis -5°C (im äußersten NO). Gradientmäßig ist der Dampf
endgültig raus aus dem Spiel, auch wenn es an der See sowie in den Hochlagen des
östlich gelegenen Berglands noch die eine oder andere Böe der Stärke 7-8 Bft aus
Nordwesten auftritt.
Im NO ist die Luft weiterhin am trockensten (Taupunkte um oder etwas über 0°C),
dort scheint für längere Zeit die Sonne bei Tageshöchstwerten von rund 10°C.
Ansonsten stellt sich bei 7-12°C wechselnde, in den zentralen und südöstlichen
Mittelgebirgen z.T. auch starke Bewölkung ein, in der sich etwaige Schauer in
Grenzen halten. Der Grund liegt in einer Sperrschicht, die sich zwischen 800 und
700 hPa einstellt und dabei substanzielles vertikales Wolkenwachstum verhindert.
Trotzdem, für den einen oder anderen laschen Schauer wird es wohl doch reichen.
In der Nacht zum Dienstag ändert sich nichts Monumentales an der synoptischen
Situation. Allerdings verstärkt sich die WLA in der nordwestlichen
Höhenströmung, was dem Norden und Osten etwas Regen beschert. Nach Süden hin
klart es dagegen vielerorts auf, was örtliche Nebelfelder und zurückgehende
Temperaturen bis auf nahe 0°C oder sogar etwas darunter zur Folge hat.
Dienstag ... rückt der Höhenrücken zwar etwas dichter an den europäischen
Kontinent heran. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
unter Abschwächung nach Frankreich, von wo aus nach wie vor ein Keil bis zum
Balkan gerichtet ist. Unter dem Strich entspricht die großräumige
Strömungskonfiguration dem GWL-Muster NWa (Nordwest antizyklonal) mit einer
weitgehend trockenen Mischung aus Wolken und Auflockerungen, teils auch sonnigen
Abschnitten im Süden und Südwesten. In den übrigen Regionen sorgt andauernde WLA
für überwiegend geschlossene Bewölkung, aus der es zeitweise leicht regnet. Wind
ist wahrscheinlich nur auf dem Brocken ein Thema mit Böen 7-8 Bft aus SW.
Temperaturmäßig tut sich wenig gegenüber dem Vortag.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Gegenüber den Vorläufen hat sich im aktuellen 12-UTC-Lauf wenig getan. Es gelten
somit weitgehend die heute früh schon getroffenen Aussagen.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann