SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.10.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden ruhiges, in den Nächten gebietsweise neblig-frostiges Wetter. Im Norden
teils windig mit etwas Regen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem abziehenden Langwellentrog über
Osteuropa und einem Höhenrücken, der sich von den Azoren über die Britischen
Inseln in Richtung Island erstreckt. Während sich das zu dem Langwellentrog
gehörende Tief über dem Westen Russlands befindet und in der Nacht weiter nach
Osten wandert, korrespondiert mit dem Höhenrücken ein Hoch, das aktuell seinen
Schwerpunkt über dem Süden Englands und dem Westausgang des Ärmelkanals hat und
bis zum Morgen in den Norden Frankreichs gezogen sein wird. Zwischen diesen
Druckgebilden liegt Deutschland in einer nordwestlichen Strömung, die in
Richtung Nordosten noch leicht zyklonal geprägt ist, während sie im Südwesten
zunehmend antizyklonalen Charakter annimmt. Die nordwestliche Strömung ist im
Norden und Osten anfangs noch recht straff konturiert und somit im Mittel
frisch, in Böen auch stark. Speziell EZMW, aber auch COSMO-DE sowie PEPS und
COSMO-Leps sehen in diesen Gebieten bis in die Nacht hinein warnwürdige Böen der
Stärke 7, die deterministischen Läufe von ICON und seinen Derivaten sind
diesbezüglich etwas zurückhaltender. Die Strömung führt dabei erwärmte und labil
geschichtete polare Kaltluft zu uns. Entsprechend kommt es bis in die Nacht
hinein im Norden und Osten zu einzelnen Schauern, eine Sichtweise, die alle
Modelle teilen, wobei abgesehen von GFS alle Modelle (EURO4, EZMW, Deutsche
Modellkette) den Niederschlagsschwerpunkt im Stau des Erzgebirges sehen.
Nördlich des Hochs wird in der Nacht über die Nordsee hinweg Warmluft advehiert,
womit einerseits im Nordwesten die Bewölkung zunimmt, andererseits dort
eventuelle Niederschläge zunehmend skaligen Charakter annehmen. Nach Südwesten
hin gelangt die Luft dagegen mehr und mehr unter Absinken, was zunehmend zu
Wolkenauflösung führt. Einerseits bedeutet dies Nebelbildung. Da aber
andererseits die Taupunkte von der Eifel bis an die Alpen um oder unter null
Grad liegen, muss in diesen Gebieten auch mit leichtem Frost gerechnet werden
Damit ist auch Glätte ein Thema, zumindest durch Reif, eventuell, in
Abhängigkeit von den Schauern des Tages, auch durch überfrierende Nässe. Bei
850er Temperaturen, die ausgangs der Nacht im Breisgau um 1 Grad liegen und in
Vorpommern bei etwa -4 Grad, sinkt die Schneefallgrenze in den östlichen
Mittelgebirgen auf 800 bis 1000 Meter, was dort in den Gipfellagen wieder einige
wenige Flocken bedeutet.

Dienstag ... verlagert sich der westeuropäische Höhenrücken sehr langsam
ostwärts, seine Achse verläuft zum Abend von der Iberischen Halbinsel in
Richtung Nordmeer. Damit zieht auch das Bodenhochzentrum allmählich nach
Ost-Südost, EZMW sieht seinen Schwerpunkt über Österreich, ICON hingegen über
Süddeutschland. So oder so liegen der Süden und Südwesten des Landes aber weiter
unter Absinken. Dies verspricht dort ruhiges Wetter. Ob das Wetter auch schön
wird, hängt von der Nebelauflösung ab. Diesbezüglich sind die Modelle, abgesehen
von größeren Gebieten in Schwaben, sehr optimistisch, vielleicht etwas zu
optimistisch, schließlich sind die Tage inzwischen kurz und die bodennahe
Strömung dort ist schwach. In der Nordhälfte verstärkt sich im Tagesverlauf die
Warmluftadvektion, sodass häufig dichte Wolkenfelder überwiegen, aus denen im
Tagesverlauf auch immer mal wieder Regen fällt. Bei insgesamt geringen
Regensummen arbeiten die Deutschen Modelle als Schwerpunkte das Münsterland und
die Gebiete um die Kieler-, Lübecker- und Mecklenburger Bucht heraus. Das Gebiet
von der Eifel bis zur Unterweser belegt auch EURO4 mit etwas mehr Niederschlag
als die übrigen Gebiete, wobei "etwas mehr" hier maximal 3 mm Regen in 12
Stunden bedeutet. Damit kann man sagen, dass der Tag unter dem antizyklonalen
Grundeinfluss insgesamt ruhig verläuft. Warnungen sind allenfalls entlang der
Nord- und Ostsee denkbar, wo speziell in der zweiten Tageshälfte exponiert Böen
Bft 7 möglich sind. So sehen es zumindest PEPS und COSMO-LEPS, aber auch
COSMO-DE. EZMW und die anderen Deutschen Modelle sind, zumindest in ihren
deterministischen Läufen, verhaltener. Bezüglich der Temperaturen macht sich im
Westen die WLA bei den 850er Temperaturen bemerkbar, welche bis auf knapp 5 Grad
zum Abend hin ansteigen. An der Neiße liegen die entsprechenden Werte weiterhin
nur knapp über -3 Grad.

In der Nacht auf Mittwoch nähert sich die Achse des von der WLA überlaufenen
Rückens im Bereich des Emslands langsam Deutschland, und auch die zugehörige
Warmfront greift auf den Nordwesten über. Wesentliche Änderungen in den
synoptischen Feldern gibt es weiterhin nicht. Über dem Norden und der Mitte ist
das Wettergeschehen geprägt von dichten Wolken und zeitweiligem Regen, dessen
Verteilung die Modelle deutlich unterschiedlich zeichnen. Je weiter man nach
Süden kommt, desto stärker beeinflusst das Absinken den Wettercharakter. Da die
Modelle, zumindest die MOS-überarbeiteten, nunmehr aber eine höhere Feuchte in
der Grundschicht rechnen (Taupunkte ausgangs der Nacht im Südwesten zwischen 4
und -1 Grad), ist die Frostgefahr insgesamt geringer. Gleichwohl simuliert die
Deutsche Modellkette (im MOS-Zyklus) vom Schwarzwald bis an die Alpen zumindest
gebietsweise leichten Frost bis -1 Grad. Von diesen Ergebnissen weichen EZMW
(weitgehend frostfrei) und die deterministischen Läufe von ICON (Tiefstwerte bis
-3 Grad) in die eine bzw. andere Richtung ab. Was für die wärmere Variante
spricht sind die 850er Temperaturen. Sie steigen weiter an und liegen ausgangs
der Nacht im Westen und Südwesten schon wieder bei 7 bis 8 Grad, im Osten liegen
sie meist knapp über null Grad.

Mittwoch ... greift der Höhenrücken auf Deutschland über, seine Achse erstreckt
sich zum Abend etwa vom Bodensee bis nach Vorpommern. Dabei verkürzt sich die
Amplitude des Rückens zusehends, was einem Trog geschuldet ist, der von Island
kommend in die Rückseite des Höhenrückens hineinläuft, so dass der Nordwesten
Deutschlands zunehmend auf die Vorderseite dieses neuen Troges gerät. Zusammen
mit dem Rücken wandert das vorderseitig des Rückens gelegene Feld der stärksten
WLA allmählich über Ostdeutschland ostwärts ab. Während die Kaltfront des mit
dem Trog korrespondierenden Tiefs vor Norwegen nur bis zu den Britischen Inseln
vorankommt, erreicht die Warmfront bis zum Abend etwa die Weser, was für den
Nordwesten auch den Aufzug tiefer Bewölkung bedeutet. Ohnehin sind vor allem
über dem Norden, aber auch über der Mitte weiter feuchte Luftmassen aktiv.
Entsprechend regnet es vor allem im Norden, GFS und EZMW lassen die
Niederschläge am Vormittag bis nach Nordbayern, EURO4 sogar bis nach
Niederbayern ausgreifen. Dabei prognostiziert EZMW nur wenige Tropfen (punktuell
3 mm in 12 Stunden), die anderen Modelle aber flächigeren Niederschlag mit in
der Spitze bis zu 5 mm in 12 Stunden. Das Zentrum des Bodenhochs zieht derweil
weiter nach Ost-/Südosteuropa, es greift aber weiterhin bis in den Süden
Deutschlands aus. Demnach gilt weiter die Regel, dass, je weiter man nach Süden
kommt, umso größer die Chancen auf Sonnenschein sind. Insbesondere in
Südwestdeutschland kann die Sonne abseits der sich nur zäh auflösenden
Nebelfelder längere Zeit scheinen. Die Temperatur in 850 hPa ist mit der WLA
wieder überall deutlich in den positiven Bereich angestiegen (Osten 5 Grad,
Westen 9 Grad, nach ICON). Der Gradient nimmt mit dem sich allmählich nach
Südosten abziehenden Bodenhoch und der sich nähernden Kaltfront von Norden her
wieder etwas zu. Damit sind vor allem auf den Inseln, in Nordfriesland auch im
Binnenland starke, zum Abend exponiert auch einzelne stürmische Böen zu
erwarten, die aus West bis Südwest kommen.





In der Nacht auf Donnerstag verstärkt sich der auf West drehende Wind im Norden
noch etwas, sodass dann an den Küsten häufig Böen Bft 7 - 8 (laut PEPS mit
Wahrscheinlichkeiten von teils über 90%), exponiert auch Bft 9 auftreten. Auf
den Bergen werden ebenfalls die ersten Böen Bft 7, auf dem Brocken Bft 9
erwartet. Die Gradientverschärfung ergibt sich dabei aus dem o.g. Trog und dem
zugehörigen Bodentief über Skandinavien, auf dessen Südflanke eine im Lee der
Skandinavischen Alpen stattfindende Randtiefbildung für die angesprochene
Verdichtung der Isobaren sorgt. Dabei kommt bezüglich der Böigkeit auch noch die
Kaltfront ins Spiel, die Am Morgen nach ICON die Elbemündung erreicht. Dichte
Wolken und einsetzender Niederschlag sind die Folge der Prozesse. Zuvor regnet
es auch im Osten des Landes zeitweise. Diese Niederschläge werden durch
Hebungsprozesse im Warmsektor hervorgerufen. Diese Umstellungen machen sich auch
in der Mitte Deutschlands bemerkbar, hier nimmt das Bodenfeld eine deutlich
zyklonalere Form an, der Wind dreht auf West bis Südwest und die Bewölkung
verdichtet sich. Lediglich im Südosten merkt man von der Umstellung wenig.
Abgesehen von hohen Wolkenfeldern zeigen sich dort nur wenige Wolken.
Entsprechend kühl (5 bis 2 Grad mit lokaler Bodenfrostgefahr) und nebelanfällig
präsentiert sich dort der Nachtverlauf.

Donnerstag ... liegt Deutschland praktisch komplett im Einflussbereich des
Höhentroges, der im Tagesverlauf von Südskandinavien über die Ostsee hinweg
Richtung Baltikum schwenkt und ausgangs der Nacht mit einem abgeschlossenen
Höhentief Weißrussland erreicht. Die Ausläufer des korrespondierenden Bodentiefs
sorgen vor allem am Tage im Norden und in der Mitte für Regen. Im Süden, auf den
die Front in der Nacht übergreift, lässt die Niederschlagstätigkeit an der Front
deutlich nach und es gibt auch freundliche Abschnitte, da dort bereits schwacher
Hochdruckeinfluss wirksam ist. Im Norden und Osten nimmt der Druckgradient zu,
sodass vor allem an den Küsten und in Gipfellagen der Mittelgebirge kräftiger
Wind weht. Durch die auf Nordwest drehende Strömung wird auch wieder kältere
Luft nach Deutschland gelenkt. Schon am Tage greift die 0-Grad-Isotherme in 850
hPa wieder auf den Nordwesten über, in der Nacht erreicht sie etwa die
Mainlinie, nur am unmittelbaren Alpenrand bleibt die Temperatur auch in der
Nacht bei Werten um 4 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Gravierende Unterschiede bezüglich der synoptischen Felder lassen sich in den
Modellen nicht erkennen. Ein genauerer Blick offenbart aber, zumindest regional,
für das Warnmanagement durchaus bedeutsame Unterschiede in den Druck- und damit
Windfeldern sowie in der Feuchte mit Auswirkungen auf die
Frostwahrscheinlichkeit. Die Unterschiede wurden in den Texten angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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