SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.10.2017 um 10.30 UTC
Anfangs im Norden noch wechselhaft, später allgemein zunehmend ruhiges
Herbstwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.11.2017
Am Dienstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens. Dieser
reicht mit seiner Achse vom Seegebiet vor der Küste Portugals über die
Britischen Inseln hinweg bis zur Nordsee. Dieses verlagert sich langsam nach
Osten, wobei es in seinen südlichen Teilen etwas schneller vorankommt und auf
die Iberische Halbinsel übergreift, während es im Norden weiterhin über den
Britischen Inseln zu finden ist. Im Bodendruckfeld korrespondiert mit diesem
Rücken ein Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt sich am Tage über Nordfrankreich
befindet und der sich in der Nacht nach Süddeutschland verlagert. Während der
Süden in dieser Konstellation frontenfrei (und auch weitgehend trocken) ist,
wird der Norden von einer Luftmassengrenze beeinflusst, die kräftiger WLA auf
der Nordflanke des Hochs geschuldet ist und die insofern Warmfrontcharakter hat.
Die entsprechende Bewölkung bringt dem Norden am Tage und auch in der Nacht
etwas Regen, dort ist auch der Gradient etwas schärfer, was zusammen mit der
Ageostrophie dort zu lebhaftem Wind, aber wohl nicht für warnwürdige Böen sorgen
wird. Mit Annäherung der Warmfront setzt von Westen allgemein eine Milderung
ein. Während die 850er Temperaturen am Tage noch zwischen 2 Grad im Westen und
-3 Grad im Osten liegen, umfasst diese Spanne ausgangs der Nacht zu Mittwoch
schon Werte zwischen 7 und null Grad.
Am Mittwoch greift die Achse des Höhenrückens auf Benelux über. In der Nacht
wird diese dann rasch über Deutschland hinweg nach Osten geführt, was einem
kräftigen Kurzwellentrog geschuldet ist, der vom Nordatlantik auf Norwegen und
Schweden übergreift und somit in die Rückseite des Höhenrückens hineinläuft.
Entsprechend gestaltet sich auch die Höhenströmung in der Nacht zu Donnerstag
über dem Norden zyklonal, während das Geopotentialfeld über dem Süden noch ein
schwach antizyklonales Strömungsmuster zeigt. Mit dem Trog ist ein Bodentief
verbunden, das über Südskandinavien hinweg nach Osten zieht und in der Nacht zu
Donnerstag schon die nördliche Ostsee erreicht. Sein Frontensystem beeinflusst
den Norden und später auch den Osten Deutschlands, so dass dort weiter mit etwas
Regen zu rechnen ist. Im Süden dagegen bleibt es ruhiger und weitgehend trocken.
In Verbindung mit dem Frontensystem im Norden zieht auch der Gradient etwas an,
so dass insbesondere in der Nacht zu Donnerstag im Norden mit einem Auffrischen
des Windes zu rechnen ist. Dabei sind im Küstenumfeld auch einzelne Böen Bft 8
oder sogar 9 denkbar. AM Tage kommt es zu einer weiteren Milderung, so dass die
850er Temperaturen Werte zwischen 5 und 9 Grad erreichen, bevor in der Nacht zu
Donnerstag ein Abdrängen der milden Luft nach Südosten einsetzt.
Am Donnerstag ziehen über Skandinavien sowohl der Trog als auch das zugehörige
Tief rasch nach Osten ab, so dass nur noch der Nordosten anfangs in ihrem
Einflussbereich liegt. Mit der rückseitig des Trogs und des Tiefs auf Nordwest
drehenden Strömung wird das zugehörige, inzwischen sehr schwach ausgeprägte
Frontensystem bis in die Mitte gedrückt, wobei damit kaum Niederschläge
verbunden sind. Allerdings sorgt dieser Prozess auch für Kaltluftadvektion, so
dass die 850-hPa-Temperaturen in der Nacht zu Freitag nur noch im Südwesten um 5
Grad liegen, ansonsten werden sie schon wieder um null Grad erwartet. Hinter dem
abziehenden Trog wölbt sich erneut ein Höhenrücken auf, der in der Nacht zu
Freitag mit seiner Achse schon von der Nordsee bis in den Norden Skandinaviens
ausgreift. Er sorgt für Absinken und Druckanstieg, so dass über Deutschland in
der Nacht ein großräumiges Hoch erwartet wird. Damit schläft auch der Wind
weitgehend ein.
Am Freitag verlagert sich der Höhenrücken nach Osten, so dass wir allmählich
wieder auf die Vorderseite eines Langwellentroges gelangen, der vom Atlantik auf
Westeuropa übergreift. Vorderseitig dieses Langwellentroges wird kräftige
Warmluftadvektion simuliert, die 850er Temperaturen sollen in der Nacht zu
Samstag zwischen 4 und 10 Grad liegen. Dabei frischt der Wind im Nordwesten
etwas auf, ohne dabei warnwürdig zu werden. Auch die Niederschlagsgebiete des
Trogs und des zugehörigen Tiefs, das ausgangs der Nacht über England simuliert
wird, greifen noch nicht auf den Nordwesten über.
Am Samstag greift der Trog von Westen auf Deutschland über. Das zugehörige Tief
wandert zwar nach Skandinavien, allerdings zieht sein Frontensystem über
Deutschland hinweg nach Osten. Die damit verbundenen Niederschläge erreichen am
Abend die Mitte, in der Nacht zu Sonntag auch den Osten. Lokal kann es dabei
auch kräftiger regnen. Von Nordwesten kommt es zu einer deutlichen Abkühlung,
die 850er Temperaturen liegen ausgangs der Nacht zwischen -3 Grad im Westen und
5 Grad im Osten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum kommenden Mittwoch muss die Konsistenz der EZMW-Modellrechnungen als gut
bezeichnet werden. Am Donnerstag zeigen sich dann insbesondere in den
Temperatur- und Feuchtefeldern erste Unterschiede. So wurde für Donnerstag der
Kern des Tiefs über der nördlichen Ostsee von Lauf zu Lauf immer weiter südlich
positioniert, auch die Form des Tiefs unterlag deutlichen Modulationen.
Korrespondieren dazu bekam auch der Trog bzw. das Geopotentialminimum von Lauf
zu Lauf eine immer südlichere Lage. Diese Veränderungen zeigen sich natürlich
auch in den Temperaturfeldern, wobei der gestrige 00-UTC-Lauf noch etwas wärmer
war als die beiden jüngsten Modellberechnungen.
Am Freitag werden die Unterschiede dann noch deutlicher. Insbesondere der
gestrige 00-UTC-Lauf zeigt nunmehr regional komplett andere Muster als die
letzten Läufe, so beispielsweise im Geopotentialfeld, bei dem der gestrige
00-UTC-Lauf nur eine schwache Wölbung über Norddeutschland/Südskandinavien
zeigt, wo die letzten beiden Läufe einen veritablen Rücken erkennen lassen. In
den Temperaturfeldern sind klare Muster nicht mehr zu erkennen, einig sind sich
die Modelle aber bezüglich der 700er-Feuchte, die bei uns am Freitag unisono als
sehr gering simuliert werden.
AM Samstag ist ein weiteres Auseinanderdriften der Modelle zu erkennen, so kann
man beispielsweise den markanten Trog, der der gestrige 12- und der heutige
00-UTC-Lauf über Westeuropa zeigen, im gestrigen 00-UTC-Lauf selbst in Ansätzen
nur mit Mühe erkennen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Dienstag zeigen ICON sowie EZMW über Mitteleuropa ein etwas schwächer
ausgeprägtes Trog-Rücken-Muster als LFPW und GFS. Allerdings zeigen sich
bezüglich der Lage des Hochs über Frankreich nur geringe Unterschiede,
wenngleich GFS das Druckmaximum etwas höher ansetzt als die anderen Modelle.
Am Mittwoch zeigt ICON eine deutlich langsamere Verlagerung des angesprochenen
Hochs und des zugehörigen Rückens nach Osten als dies z.B. GFS oder EZMW
andeuten. Dies hat auch Auswirkungen auf die Feuchtefelder, die ICON über
Deutschland wesentlich weiter nach Süden ausgreifen lässt als GFS oder EZMW.
Noch weiter spreizt sich das Spektrum der möglichen Lösungen am Donnerstag. So
stellen sich über Westeuropa die Situation so dar, dass EZMW eine
Geopotentialrinne prognostiziert, die vom Seegebiet vor Portugal über England
hinweg nach Nordosten verläuft, wo sie in den Skandinavischen Trog (Kern:
Baltikum) übergeht. ICON simuliert dagegen über Westeuropa einen kräftiger
Rücken, beim Deutschen Modell liegt der Kern des Troges etwa über Stockholm. Zu
guter Letzt simuliert GFS einen Rücken, der von den Azoren nach Irland und
Schottland ausgreift, bei diesem Modell liegt der Kern des Höhentiefs über der
nördlichen Ostsee.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen (Bsp. Offenbach) zeigen bis zum Mittwoch der kommenden Woche ein
sehr einheitliches Bild. So sinken die 850er Temperaturen von Sonntag bis
Dienstag bei nur geringer Streuung ab, um dann bis zum Mittwoch/Nacht zu
Donnerstag, bei weiterhin nur geringen unterschieden zwischen den
Ensemblemitgliedern, wieder deutlich anzusteigen. Erst ab Donnerstag nimmt die
Streuung zu, während der Haupt- und Kontrolllauf dann nur einen geringen
Rückgang in den 850er-Temperaturen zeigen, gibt es eine große Anzahl von
Ensemblemitgliedern, die ein deutliches Absinken der entsprechenden Werte
vorhersagen.
Die Rauchfahnen der GFS-Ensembles zeigen sehr ähnliche Muster wie die
EZMW-Ensembles, einschließlich der größeren Schwankung ab Donnerstag.
Für den Zeitraum +72 bis +96 Stunden liegen allem Member in nur einem Cluster,
der zur Kategorie "Atlantischer Rücken" gehört.
Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 2 etwa gleich große Cluster simuliert,
die beide, allerdings mit unterschiedlichem Zwischenschritt, von "Atlantischer
Rücken" zu "Positiver NAO" wechseln.
Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden zeigen sich erneut 2 etwa gleich große
Cluster. Der mit 24 Membern etwas kleiner liegt über den gesamten Zeitraum in
der Kategorie "Positive NAO", der mit 27 Membern größere wechselt von "Negativer
NAO" zu einer Blockierungslage.
Etwas überraschend ist, dass trotz der ab Donnerstag größeren Streuung in den
Rauchfahnen auch im Zeitraum +192 bis +240 Stunden nur 2 Cluster simuliert
werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt für des bevorstehenden Sturmtief starke Signale für Sturm- und
Orkanböen, aber auch in der Osthälfte für lokal erhöhte Niederschläge. Ansonsten
liefert EFI nur schwache Signale für signifikant erhöhte Temperaturen am
Donnerstag im Norden sowie ebenfalls schwache Signale für Windböen im Norden am
Freitag.
COSMO-LEPS zeigt im Erzgebirge und im Bayerischen Wald (und an den Alpen)
sehr(!) schwache Signale für mehr als 5 cm Schnee in den Hochlagen am Montag und
Dienstag. Abgesehen vom bevorstehenden Sturmtief zeigt COSMO-LEPS am Mittwoch
(Wahrscheinlichkeiten bis 40%) und vor allem am Donnerstag (Wahrscheinlichkeiten
bis 80%) starke Signale für stürmische Böen und jeweils etwas geringe
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen.
Dass die Modelle für unterschiedliche Zeiträume Windsignale liefern, liegt in
den unterschiedlichen Schwellwerten (feste Windgeschwindigkeiten bei COSMO-LEPS,
Modellklima bei EFI) begründet. Dabei wird COSMO-LEPS nur bis zum kommenden
Donnerstag berechnet, kann für Freitag somit auch noch keine Aussagen treffen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas
ausgegeben am Samstag, den 28.10.2017 um 10.30 UTC
Anfangs im Norden noch wechselhaft, später allgemein zunehmend ruhiges
Herbstwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.11.2017
Am Dienstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Höhenrückens. Dieser
reicht mit seiner Achse vom Seegebiet vor der Küste Portugals über die
Britischen Inseln hinweg bis zur Nordsee. Dieses verlagert sich langsam nach
Osten, wobei es in seinen südlichen Teilen etwas schneller vorankommt und auf
die Iberische Halbinsel übergreift, während es im Norden weiterhin über den
Britischen Inseln zu finden ist. Im Bodendruckfeld korrespondiert mit diesem
Rücken ein Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt sich am Tage über Nordfrankreich
befindet und der sich in der Nacht nach Süddeutschland verlagert. Während der
Süden in dieser Konstellation frontenfrei (und auch weitgehend trocken) ist,
wird der Norden von einer Luftmassengrenze beeinflusst, die kräftiger WLA auf
der Nordflanke des Hochs geschuldet ist und die insofern Warmfrontcharakter hat.
Die entsprechende Bewölkung bringt dem Norden am Tage und auch in der Nacht
etwas Regen, dort ist auch der Gradient etwas schärfer, was zusammen mit der
Ageostrophie dort zu lebhaftem Wind, aber wohl nicht für warnwürdige Böen sorgen
wird. Mit Annäherung der Warmfront setzt von Westen allgemein eine Milderung
ein. Während die 850er Temperaturen am Tage noch zwischen 2 Grad im Westen und
-3 Grad im Osten liegen, umfasst diese Spanne ausgangs der Nacht zu Mittwoch
schon Werte zwischen 7 und null Grad.
Am Mittwoch greift die Achse des Höhenrückens auf Benelux über. In der Nacht
wird diese dann rasch über Deutschland hinweg nach Osten geführt, was einem
kräftigen Kurzwellentrog geschuldet ist, der vom Nordatlantik auf Norwegen und
Schweden übergreift und somit in die Rückseite des Höhenrückens hineinläuft.
Entsprechend gestaltet sich auch die Höhenströmung in der Nacht zu Donnerstag
über dem Norden zyklonal, während das Geopotentialfeld über dem Süden noch ein
schwach antizyklonales Strömungsmuster zeigt. Mit dem Trog ist ein Bodentief
verbunden, das über Südskandinavien hinweg nach Osten zieht und in der Nacht zu
Donnerstag schon die nördliche Ostsee erreicht. Sein Frontensystem beeinflusst
den Norden und später auch den Osten Deutschlands, so dass dort weiter mit etwas
Regen zu rechnen ist. Im Süden dagegen bleibt es ruhiger und weitgehend trocken.
In Verbindung mit dem Frontensystem im Norden zieht auch der Gradient etwas an,
so dass insbesondere in der Nacht zu Donnerstag im Norden mit einem Auffrischen
des Windes zu rechnen ist. Dabei sind im Küstenumfeld auch einzelne Böen Bft 8
oder sogar 9 denkbar. AM Tage kommt es zu einer weiteren Milderung, so dass die
850er Temperaturen Werte zwischen 5 und 9 Grad erreichen, bevor in der Nacht zu
Donnerstag ein Abdrängen der milden Luft nach Südosten einsetzt.
Am Donnerstag ziehen über Skandinavien sowohl der Trog als auch das zugehörige
Tief rasch nach Osten ab, so dass nur noch der Nordosten anfangs in ihrem
Einflussbereich liegt. Mit der rückseitig des Trogs und des Tiefs auf Nordwest
drehenden Strömung wird das zugehörige, inzwischen sehr schwach ausgeprägte
Frontensystem bis in die Mitte gedrückt, wobei damit kaum Niederschläge
verbunden sind. Allerdings sorgt dieser Prozess auch für Kaltluftadvektion, so
dass die 850-hPa-Temperaturen in der Nacht zu Freitag nur noch im Südwesten um 5
Grad liegen, ansonsten werden sie schon wieder um null Grad erwartet. Hinter dem
abziehenden Trog wölbt sich erneut ein Höhenrücken auf, der in der Nacht zu
Freitag mit seiner Achse schon von der Nordsee bis in den Norden Skandinaviens
ausgreift. Er sorgt für Absinken und Druckanstieg, so dass über Deutschland in
der Nacht ein großräumiges Hoch erwartet wird. Damit schläft auch der Wind
weitgehend ein.
Am Freitag verlagert sich der Höhenrücken nach Osten, so dass wir allmählich
wieder auf die Vorderseite eines Langwellentroges gelangen, der vom Atlantik auf
Westeuropa übergreift. Vorderseitig dieses Langwellentroges wird kräftige
Warmluftadvektion simuliert, die 850er Temperaturen sollen in der Nacht zu
Samstag zwischen 4 und 10 Grad liegen. Dabei frischt der Wind im Nordwesten
etwas auf, ohne dabei warnwürdig zu werden. Auch die Niederschlagsgebiete des
Trogs und des zugehörigen Tiefs, das ausgangs der Nacht über England simuliert
wird, greifen noch nicht auf den Nordwesten über.
Am Samstag greift der Trog von Westen auf Deutschland über. Das zugehörige Tief
wandert zwar nach Skandinavien, allerdings zieht sein Frontensystem über
Deutschland hinweg nach Osten. Die damit verbundenen Niederschläge erreichen am
Abend die Mitte, in der Nacht zu Sonntag auch den Osten. Lokal kann es dabei
auch kräftiger regnen. Von Nordwesten kommt es zu einer deutlichen Abkühlung,
die 850er Temperaturen liegen ausgangs der Nacht zwischen -3 Grad im Westen und
5 Grad im Osten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs
Bis zum kommenden Mittwoch muss die Konsistenz der EZMW-Modellrechnungen als gut
bezeichnet werden. Am Donnerstag zeigen sich dann insbesondere in den
Temperatur- und Feuchtefeldern erste Unterschiede. So wurde für Donnerstag der
Kern des Tiefs über der nördlichen Ostsee von Lauf zu Lauf immer weiter südlich
positioniert, auch die Form des Tiefs unterlag deutlichen Modulationen.
Korrespondieren dazu bekam auch der Trog bzw. das Geopotentialminimum von Lauf
zu Lauf eine immer südlichere Lage. Diese Veränderungen zeigen sich natürlich
auch in den Temperaturfeldern, wobei der gestrige 00-UTC-Lauf noch etwas wärmer
war als die beiden jüngsten Modellberechnungen.
Am Freitag werden die Unterschiede dann noch deutlicher. Insbesondere der
gestrige 00-UTC-Lauf zeigt nunmehr regional komplett andere Muster als die
letzten Läufe, so beispielsweise im Geopotentialfeld, bei dem der gestrige
00-UTC-Lauf nur eine schwache Wölbung über Norddeutschland/Südskandinavien
zeigt, wo die letzten beiden Läufe einen veritablen Rücken erkennen lassen. In
den Temperaturfeldern sind klare Muster nicht mehr zu erkennen, einig sind sich
die Modelle aber bezüglich der 700er-Feuchte, die bei uns am Freitag unisono als
sehr gering simuliert werden.
AM Samstag ist ein weiteres Auseinanderdriften der Modelle zu erkennen, so kann
man beispielsweise den markanten Trog, der der gestrige 12- und der heutige
00-UTC-Lauf über Westeuropa zeigen, im gestrigen 00-UTC-Lauf selbst in Ansätzen
nur mit Mühe erkennen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen
Am Dienstag zeigen ICON sowie EZMW über Mitteleuropa ein etwas schwächer
ausgeprägtes Trog-Rücken-Muster als LFPW und GFS. Allerdings zeigen sich
bezüglich der Lage des Hochs über Frankreich nur geringe Unterschiede,
wenngleich GFS das Druckmaximum etwas höher ansetzt als die anderen Modelle.
Am Mittwoch zeigt ICON eine deutlich langsamere Verlagerung des angesprochenen
Hochs und des zugehörigen Rückens nach Osten als dies z.B. GFS oder EZMW
andeuten. Dies hat auch Auswirkungen auf die Feuchtefelder, die ICON über
Deutschland wesentlich weiter nach Süden ausgreifen lässt als GFS oder EZMW.
Noch weiter spreizt sich das Spektrum der möglichen Lösungen am Donnerstag. So
stellen sich über Westeuropa die Situation so dar, dass EZMW eine
Geopotentialrinne prognostiziert, die vom Seegebiet vor Portugal über England
hinweg nach Nordosten verläuft, wo sie in den Skandinavischen Trog (Kern:
Baltikum) übergeht. ICON simuliert dagegen über Westeuropa einen kräftiger
Rücken, beim Deutschen Modell liegt der Kern des Troges etwa über Stockholm. Zu
guter Letzt simuliert GFS einen Rücken, der von den Azoren nach Irland und
Schottland ausgreift, bei diesem Modell liegt der Kern des Höhentiefs über der
nördlichen Ostsee.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen
Die Rauchfahnen (Bsp. Offenbach) zeigen bis zum Mittwoch der kommenden Woche ein
sehr einheitliches Bild. So sinken die 850er Temperaturen von Sonntag bis
Dienstag bei nur geringer Streuung ab, um dann bis zum Mittwoch/Nacht zu
Donnerstag, bei weiterhin nur geringen unterschieden zwischen den
Ensemblemitgliedern, wieder deutlich anzusteigen. Erst ab Donnerstag nimmt die
Streuung zu, während der Haupt- und Kontrolllauf dann nur einen geringen
Rückgang in den 850er-Temperaturen zeigen, gibt es eine große Anzahl von
Ensemblemitgliedern, die ein deutliches Absinken der entsprechenden Werte
vorhersagen.
Die Rauchfahnen der GFS-Ensembles zeigen sehr ähnliche Muster wie die
EZMW-Ensembles, einschließlich der größeren Schwankung ab Donnerstag.
Für den Zeitraum +72 bis +96 Stunden liegen allem Member in nur einem Cluster,
der zur Kategorie "Atlantischer Rücken" gehört.
Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden 2 etwa gleich große Cluster simuliert,
die beide, allerdings mit unterschiedlichem Zwischenschritt, von "Atlantischer
Rücken" zu "Positiver NAO" wechseln.
Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden zeigen sich erneut 2 etwa gleich große
Cluster. Der mit 24 Membern etwas kleiner liegt über den gesamten Zeitraum in
der Kategorie "Positive NAO", der mit 27 Membern größere wechselt von "Negativer
NAO" zu einer Blockierungslage.
Etwas überraschend ist, dass trotz der ab Donnerstag größeren Streuung in den
Rauchfahnen auch im Zeitraum +192 bis +240 Stunden nur 2 Cluster simuliert
werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen
EFI zeigt für des bevorstehenden Sturmtief starke Signale für Sturm- und
Orkanböen, aber auch in der Osthälfte für lokal erhöhte Niederschläge. Ansonsten
liefert EFI nur schwache Signale für signifikant erhöhte Temperaturen am
Donnerstag im Norden sowie ebenfalls schwache Signale für Windböen im Norden am
Freitag.
COSMO-LEPS zeigt im Erzgebirge und im Bayerischen Wald (und an den Alpen)
sehr(!) schwache Signale für mehr als 5 cm Schnee in den Hochlagen am Montag und
Dienstag. Abgesehen vom bevorstehenden Sturmtief zeigt COSMO-LEPS am Mittwoch
(Wahrscheinlichkeiten bis 40%) und vor allem am Donnerstag (Wahrscheinlichkeiten
bis 80%) starke Signale für stürmische Böen und jeweils etwas geringe
Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen.
Dass die Modelle für unterschiedliche Zeiträume Windsignale liefern, liegt in
den unterschiedlichen Schwellwerten (feste Windgeschwindigkeiten bei COSMO-LEPS,
Modellklima bei EFI) begründet. Dabei wird COSMO-LEPS nur bis zum kommenden
Donnerstag berechnet, kann für Freitag somit auch noch keine Aussagen treffen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas