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Thema des Tages

Schneefallgrenze

Am heutigen Freitag und in den kommenden Tagen stellt sich das Wetter
um. Dabei mehren sich die winterlichen ?Wettersignale?, was auch
daran zu erkennen ist, dass das Wort ?Schneefallgrenze? häufiger in
den Wetterberichten auftaucht.

Will man die Schneefallgrenze bestimmen, so könnte man auf die Idee
kommen, als erste Näherung die Null-Grad-Grenze in der Atmosphäre,
also die Frostgrenze, zu bestimmen. Im Idealfall gilt für die
0-Grad-Grenze, dass in den Luftschichten, die sich über ihr befinden,
der Niederschlag in der festen Phase vorliegt. Dem gegenüber beginnt
unterhalb der Null-Grad-Grenze der Niederschlag zu tauen oder zu
schmelzen.

Das Charmante an der Null-Grad-Grenze ist, dass sie von den
Wettervorhersagemodellen recht einfach bestimmt werden kann. Sie hat
aber zwei gravierende Nachteile. Zum einen ist sie im
Vorhersagemodell nicht einfach als Höhe in Meter verfügbar, sondern
an den Druck "gekoppelt", der ja mit der Höhe abnimmt. Und zum
anderen ist sie nicht die Schneefallgrenze! Schon die Formulierung,
dass der Niederschlag unterhalb der Null-Grad-Grenze zu tauen oder
schmelzen beginnt, deutet darauf hin, dass auch unterhalb der
Null-Grad-Grenze noch für eine gewisse Zeit bzw. in einer gewissen
Schicht Schnee bzw. fester Niederschlag dominiert.

Versuchen wir es also anders herum, sozusagen von unten. Wann ist der
Schnee komplett in Regen übergegangen? Eine meteorologische
Faustregel besagt, dass dies der Fall ist, wenn die Lufttemperatur
bei zwei Grad liegt. Mit anderen Worten: Die Schneefallgrenze liegt
zwischen der Null- und der Zwei-Grad-Grenze.

Das ist schön und richtig, aber noch nicht so richtig hilfreich. Es
warten noch zwei Aufgaben. Einerseits muss noch der Abstand der Null-
und der Zwei-Grad-Grenze bestimmen werden. Hier kommt eine weitere
Faustformel ins Spiel, nämlich die, dass die Temperatur in einer
feuchten Atmosphäre mit der Höhe pro 100 Meter um 0,66 Grad abnimmt.
Damit kann man erwarten, dass die Zwei-Grad-Grenze etwa 300 Meter
unter der Null-Grad-Grenze liegt.

Andererseits muss der Null-Grad-Grenze noch eine Höhenangabe in Meter
zugewiesen werden. Das ist leider nicht trivial, hängt diese doch vom
Druck (s.o.) und weiteren Faktoren ab. Glücklicherweise bekommen wir
DWD-Meteorologen die Höhenangabe für die Null-Grad-Grenze (in Meter)
direkt von unseren Modellspezialisten. Das sieht dann so aus wie in
der beigefügten Grafik. Sie zeigt die Veränderung der
Null-Grad-Grenze am kommenden Wochenende (von Sonntagmittag (oben
links) bis Montagmorgen (unten rechts)).

Dabei nimmt die Farbe Blau, die für niedrige Null-Grad-Grenzen steht,
allmählich wieder deutlich größere Flächen ein. Wir bekommen von der
kalten Luft allerdings nur einen "Streifschuss" ab. Deutlich
winterlicher wird es im östlichen Mitteleuropa. Am Montagmorgen
sieht man über Polen, der Ukraine und der Slowakei auch große graue
Flächen. Hier "liegt" die Null-Grad-Grenze auf der Erdoberfläche auf
bzw. die Temperatur liegt sogar unter null Grad. Auch dies ein
Zeichen dafür, dass wieder Schnee "in der Luft liegt".

P.S.: Es sei noch erwähnt, dass die Schneefallgrenze nicht diejenige
Linie ist, ab der der Schnee liegen bleibt. Letztere liegt in der
Regel deutlich höher als die Schneefallgrenze.

Dipl.-Met. Martin Jonas
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.10.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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