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Thema des Tages

El Niño 2015/16 - Daten und Fakten (Teil 1)


In diesem Winter kam es, wie Experten bereits zur Jahresmitte 2014
prognostizierten, zu einem starken El-Niño-Ereignis. Dieses hatte wie
die meisten vorangegangenen El Niños um die Weihnachtszeit seinen
Höhepunkt und wird deshalb als "Christkind" (spanisch: El Niño)
bezeichnet.

"Das Christkind" ist charakterisiert durch sich abschwächende
Passatwinde und dadurch nachlassendem Aufquellen von kaltem
Tiefenwasser vor der südamerikanischen Westküste. In der Folge treten
ungewöhnlich hohe Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und
östlichen Äquatorialpazifik auf (vgl. Abb. 1). Im Gegensatz dazu
steht das Ereignis La Niña, das sich durch unterdurchschnittliche
Temperaturen an der Meeresoberfläche auszeichnet, hervorgerufen durch
stärkere westwärts wehende Passatwinde und schließlich einem
verstärkten Aufquellen von kaltem Tiefenwasser. El Niño und La Niña
sind die entgegengesetzten Phasen der "El Niño Southern Oscillation"
(ENSO), die ein gekoppeltes Zirkulationssystem zwischen Ozean und
Atmosphäre im tropischen Pazifik beschreibt.

Zur Beurteilung der ENSO-Phase und der Stärke des jeweiligen
Ereignisses, wurden verschiedene Indizes eingeführt, wie z. B. der
"Southern Oscillation Index" (SOI) und der "Oceanic Niño Index"
(ONI). Auf diese wird im Folgenden wegen ihrer Bekanntheit und
Bedeutung genauer eingegangen.

Der SOI ist ein Maß für den Druckunterschied zwischen dem
Hochdruckgebiet über dem südöstlichen Pazifik und dem
asiatisch-australischen Tiefdrucksystem und wird von der NOAA
(National Oceanic and Atmospheric Administration) anhand der
Luftdruckdifferenz zwischen Tahiti und Darwin ermittelt. Dieser nimmt
bei einem El-Niño-Ereignis negative Werte an. Nach den Berechnungen
der NOAA lag der normierte SOI seit Mai 2015 im negativen Bereich
(http://www.cpc.ncep.noaa.gov/data/indices/soi). Sein Minimum
erreichte dieser SOI mit einem Wert von -2.2 im Januar 2016.
Allerdings wurde der bisherige Rekordwert des SOI während des El
Niños von 1982/83 von -3.6 (Feb 1983) nicht erreicht.

Der ONI beschreibt die mittlere dreimonatige Abweichung der
Wasseroberflächentemperaturen vom vieljährigen Mittel in der Niño 3.4
Region (vgl. Abb. 2 und 3). Beträgt der Index +0.5 °C oder mehr, so
wird von einem El-Niño-Ereignis gesprochen. Entsprechend liegt ein
La-Niña-Ereignis vor, wenn der ONI -0.5 °C oder geringer ausfällt.
(Nähere Informationen: Thema des Tages vom 09.08.15, 11.08.15 und
13.11.15 oder https://www.climate.gov/news-features/understanding-climate/climate-v
ariability-oceanic-ni%C3%B1o-index
)

"El Niño is here", gab NOAA am 5. März 2015 bekannt. In diesem
Zeitraum erreichte der ONI laut NOAA den Schwellenwert +0.5 °C und
lag seitdem durchweg darüber (vgl. Abb. 3 und 4).
Zum gleichen Zeitpunkt war im Jahr 1997 El Niño von 1997/98 - einer
der bisher stärksten - mit ONI-Werten um den Nullpunkt noch nicht zu
erkennen.
Bis zum Sommer 2015 stieg der ONI kontinuierlich an, bis er im
Frühsommer (Mai/Jun/Jul) erstmals +1 °C erreichte, ähnlich wie im
Jahr 1997. Im Verlaufe des Sommers nahm die
Wasseroberflächentemperatur weiter zu und der ONI überschritt im
Herbst (Sep/Okt/Nov) die +2.0 °C-Marke (vgl. Abb. 4). Diese wurde im
Jahre 1997 hingegen schon im Spätsommer erreicht. Das Maximum des ONI
von +2.3 °C wurde schließlich im Winter (Nov/Dez/Jan) erzielt und
stellte damit den Rekord-ONI vom Winter 1997/98, der ebenfalls +2.3
°C betrug, ein. Ähnlich wie vor 18 Jahren begann sich nun die
Meeresoberflächentemperatur wieder abzukühlen.

Anhand dieser Indexwerte ist El Niño 2015/16 von der Stärke her mit
den Ereignissen von 1982/83 und 1997/98 vergleichbar.


Stud.-Met. Julia Menken, B.Sc. Sascha Ferling, Korresp.: Dipl.-Met.
Lars Kirchübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 30.03.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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