SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.03.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
Von Westen her bis in tiefere Lagen Sturmböen, in Verbindung mit kräftigeren
Schauern und kurzen Gewittern sowie in höheren Berglagen auch schwere Sturmböen.
Erst im Laufe des Dienstags allmählich nachlassender Wind.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten atlantischen
Troges. Aus diesem läuft ein kurzwelliger, markant ausgeprägter Anteil heraus,
der in die mittlere Nordsee schwenkt. An dessen Spitze konnte sich ein Sturmtief
entwickeln, das bis heute Abend bis vor die norwegische Südwestküste gesteuert
wird. Wenn auch der stärkste Gradient über der offenen See verbleibt, so erfolgt
doch von Westen her und später bis auf die mittleren Regionen übergreifend eine
markante Gradientzunahme, so dass aktuell bereits Windböen, ab dem Vormittag
auch in tieferen Lagen zunehmend Böen bis Sturmstärke (Bft 8/9) auftreten
können. Im Bergland sind schwere Sturmböen nicht auszuschließen.
Etwa ab Mittag wird die Schichtung zusehends labiler. Die Labilisierung ist als
allmählicher Prozess zu sehen. Sehr wahrscheinlich fließt die höhenkalte Luft
staffelartig ein. Somit sind am Nachmittag und Abend von Westen her zum Teil
wiederholt Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. CAPE erreicht 400 J/kg und
behält diese Werte auch während der Nacht zum Dienstag bei. Bemerkenswert ist
die niedertroposphärische Scherung, die im Süden verstärkt durch Scherung in
höheren Troposphärenschichten gestützt wird. Auch dies ist Indiz für
organisiertere Formen von Konvektion. Zudem ist der Oberwind zu beachten, der im
850 hPa-Niveau 50 kt erreicht. Somit sind in Verbindung mit kräftigeren Schauern
oder kurzen Gewittern schwere Sturmböen, auf exponierten Berggipfeln durchaus
auch orkanartige Böen, nicht auszuschließen.
Der Osten und der Südosten werden von dieser Entwicklung noch nicht beeinflusst.
Während nach Nordosten hin der Wind wahrscheinlich in der zweiten Tageshälfte
warnrelevant wird, bleibt es nach Südosten hin relativ windschwach. Dort sind
noch Reste von Hochdruckeinfluss wetterwirksam, so dass ein Temperaturanstieg
auf 14 bis 17 Grad zu erwarten ist. Im Nordwesten und Westen sind Wolkenlücken
eher selten, so dass dort nur 8 bis 13 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Dienstag greift der Kurzwellentrog mit Höhenkaltluft auf
Deutschland über. Das Sturmtief beginnt sich vor der norwegischen Westküste
aufzufüllen. Da sich der Trog auch im Bodendruckfeld abzeichnet, erfolgt eine
erneute Gradientzunahme, die vor allem in der Mitte und im Süden Deutschlands
wirksam ist. Hierdurch wird Konvektion (bis hin zu kurzen Gewittern) und
Böigkeit aufrecht gehalten, so dass sich an der oben beschriebenen Windsituation
nicht allzu viel ändert. Vielmehr setzen sich dann auch in den östlichen
Landesteilen Wind- und stürmische Böen bis in tiefere Lagen durch. Im Bergland
bzw. in Verbindung mit Schauern und kurzen Gewittern sind weiterhin Sturmböen,
exponiert auch schwere Sturmböen möglich.
Lediglich nach Norden hin deutet sich ein Auffächern des Gradienten an, so dass
es dort vergleichsweise windschwach bleibt. Abgesehen vielleicht von ein paar
windgeschützten Alpentälern sollte es frostfrei bleiben.

Dienstag... gelangt Deutschland unter eine straffe Westströmung, die, bedingt
durch eine erneute Trogbildung über dem nahen Ostatlantik, beginnt,
aufzusteilen. Dies lässt die zunächst bis über die Alpen hinweg nach Süden
vorgedrungene Kaltfront rückläufig werden. Im Bodendruckfeld deutet sich vor
allem im Süden Zwischenhocheinfluss an. Allmählich einsetzende Warmluftadvektion
sorgt dort auch für eine zögernd einsetzende Stabilisierung, so dass dort die
Niederschläge allmählich nachlassen und Wolkenlücken häufiger werden.
In der Mitte und im Norden bleibt die Schichtung jedoch labil. Zum einen hält
sich dort Höhenkaltluft (mit Temperaturen bis -33 Grad im 500 hPa-Niveau), auch
CAPE (bis 400 J/kg) ist noch hinreichend vorhanden, zum anderen läuft ein
weiterer Kurzwellentrog nach Osten ab, der die entsprechende Hebung liefert. Da
aber die Scherung - sowohl in der unteren Troposphäre als auch
mitteltroposphärisch - deutlich geringer ist als am Vortag, sind organisiertere
Strukturen der Konvektion eher unwahrscheinlich. Dennoch sind wiederholt Schauer
und auch kurze Gewitter zu erwarten.
Allerdings beginnt in der zweiten Tageshälfte der Gradient aufzufächern, so dass
sich die Windsituation dann deutlich entspannt. Warnrelevante Böen sollten dann
auf höhere Berggipfel und die Küste beschränkt bleiben.
Die Temperaturen gehen dann auch im Osten zurück, so dass als Höchstwerte 9 bis
14, im höheren Bergland Werte um 6 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Mittwoch dreht die Strömung zusehends auf Südwest zurück, was
die Warmfront wieder nach Nordosten vordringen lässt. Dabei kann sich über dem
Mittelgebirgsraum oder ein wenig nördlich davon durchaus ein Schleifen
einstellen. Der Wellenscheitel wird wahrscheinlich über die mittlere Nordsee
hinweg nach Ost-Nordost gesteuert. Mit dem Übergreifen der Kaltfront sind
erneut schauerartige Niederschläge zu erwarten. Auch wenn die Schichtung im
Nordwesten und Norden vorübergehend noch einmal etwas labiler wird, sollte es
für Gewitter wohl eher nicht reichen.

Mittwoch... kommt der atlantische Trog weiter nach Osten voran und erreicht das
Seegebiet unmittelbar vor der Iberischen Halbinsel. Vorderseitig entwickelt sich
eine Wette, die von der Biskaya her auf Südfrankreich übergreift. Diese lässt
die Kaltfront über dem Mittelgebirgsraum oder etwas südlich davon rückläufig
werden, wodurch diese Regionen längere Zeit im Schleifbereich liegen, was dort
zumindest zeitweise Niederschläge zur Folge hat.
Der Norden verbleibt noch an der Südflanke eines Tiefs, das über Jütland hinweg
nach Nordosten gesteuert wird und das auch in höheren Troposphärenschichten
ausgeprägt ist. Dieses Tief hält ganz im Norden auch noch einen kräftigen
Gradienten aufrecht, so dass dort Windböen, an der nordfriesischen Küste
durchaus auch noch stürmische Böen auftreten können. Mit der weiteren
Verlagerung dieses Tiefs sollte der Gradient dort auffächern, so dass auch dort,
wie bereits zuvor in den anderen Gebieten, der Wind wahrscheinlich nicht mehr
warnrelevant ist.
In den Süden gelangt bereits Warmluft. Ob von den Alpen her bereits
Auflockerungen zustande kommen, ist noch nicht sicher. Dennoch kann dort von
einem Temperaturanstieg auf 14 bis (mit Hilfe der Sonne) auf 18 Grad ausgegangen
werden, wogegen in den anderen Gebieten 9 bis 14 Grad zu erwarten sind.
In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der o.g. Trog über der Iberischen
Halbinsel eher nach Süden aus als dass er nach Osten vorankommt. Dies lässt die
Strömung noch etwas aufsteilen. Aufgrund der annähernd strömungsparallelen Lage
der Warmfront ändert sich die Lage der Schleifzone kaum, so dass vor allem über
dem Mittelgebirgsraum teils längere Zeit Niederschläge zu erwarten sind, die
sich von Westen her durchaus noch etwas intensivieren können. Ob hierdurch
Warnschwellen erreicht werden ist noch nicht sicher.
Im Nordwesten und später vielleicht auch im Norden kann es aufklaren. Aufgrund
des schwachen Gradienten und der Feuchteanreicherung durch vorausgegangene
Niederschläge dürfte sich gebietsweise Nebel bilden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auf organisierte Konvektion, die zum Teil staffelartig in Erscheinung treten
kann, liefern auch hoch auflösende Vorhersageprodukte (COSMO-DE + EPS, WRF)
deutliche Hinweise. Indizien für Böen jenseits von Bft 10 lassen sich nicht
finden. Dennoch können orkanartige und vielleicht auch Orkanböen auf exponierten
Berggipfeln vor allem in Verbindung mit kräftigeren Schauern oder kurzen
Gewittern nicht ausgeschlossen werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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