SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.03.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz Übergang zu Sz

Heute und kommende Nacht Föhnsturm über den Alpen, Orkanböen auf den Gipfeln,
Sturmböen in Föhntälern. Nachts über der Mitte Dauerregen und Starkregen
möglich, im Bergland oberhalb 400m Schneefall, oberhalb 600m Neuschnee.
Sturmböen auch auf Mittelgebirgsgipfeln.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegen wir in einer antizyklonal konturierten westlichen bis
südwestlichen Strömung vor einem Trog über Westeuropa, der sich nach Osten
verlagert und im Laufe der Nacht zum Freitag zur Iberischen Halbinsel abtropft.
Das vorgelagerte Bodentief über Südfrankreich zieht unter Verstärkung in der
kommenden Nacht über Süddeutschland nach Osten, wobei die eingebettete scharfe
Luftmassengrenze über Süddeutschland zunächst noch geringfügig nach Norden
vorankommt.
Sie weist einen beachtlichen Temperaturkontrast auf 16 K auf. Während im Süden
subtropische Luft einfließt mit +13 Grad in 850 hPa, wird in den Norden eine
kalte Meeresluftmasse advehiert in der -3 Grad im selben Level zu erwarten sind.

Das schlägt sich auch auf die erwarteten Tagesmaxima nieder, die zwischen knapp
25 Grad an den Alpen mit Föhnunterstützung und gerade mal 10 Grad im Norden
liegen dürften. In Gebieten mit längerem Regen bleibt es einstellig.

Auf der kalten Seite der Bodenfront kommt es zu skaligen Regenfällen, die sich
aktuell über Frankreich neu formieren und sich im Tagesverlauf auf den Westen
und die Mitte Deutschlands ausbreiten. Warnwürdige Mengen sind zunächst nicht
mit dabei.
Die in den Süden einströmende Luft ist zudem instabil geschichtet, ganz im Süden
durch Föhn aber abgetrocknet. Die Labilität äußert sich aktuell in Konvektion
und Gewittern über Franken, die auch in den Prognosen im Tagesverlauf wieder für
den Süden und Südwesten auftauchen. Dabei werden nun auch von ICON NEST
realistischere Cape Werte als gestern simuliert. Angesichts der nicht allzu
flotten Oberströmung sind nur Windböen bei Gewittern zu erwarten, der
Wassergehalt von rund 20 mm könnte für Starkregen gut sein, ob es den gibt ist
fraglich, meist reichen "einfache" Gewitterwarnungen.

Mit Annäherung des Troges dreht im Alpenraum die Strömung auf Süd zurück, womit
sich dort die Föhnlage noch etwas intensiviert. Im Tagesverlauf sind auf den
Alpengipfel häufiger teils schwere Sturmböen möglich, exponiert orkanartige Böen
und in der kommenden Nacht dürfte sich dort das Windmaximum einstellen mit
Orkanböen auf den Gipfeln.
Ansonsten spielt der Wind eine eher untergeordnete Rolle mit starken Böen auf
den Mittelgebirgsgipfeln.

In der Nacht zum Freitag dringt der Trog in den Nordwesten ein, während er
beginnt abzutropfen, dabei zieht das Bodentief weiter nach Südpolen. Durch
kräftige Warmluftadvektion, die zeitweise von positiver Vorticityadvektion
gestützt wird können sich die Niederschläge über der Mitte noch verstärken,
unterdessen breiten sie sich bis nach Sachsen und in den Süden Brandenburgs aus.
Teilweise wachsen auch Schauer zu größeren Niederschlagsgebieten zusammen.

Lokal werden von einigen hochauflösenden Modellen über der Mitte in Staulagen
warnwürdige Mengen simuliert für 6 und 12-stündige Zeiträume, jeweils aber
unterschiedlich positioniert und nicht gestützt von anderen Modellen. Dauerregen
oder Starkregen scheint damit zumindest möglich, lässt sich aber räumlich kaum
eingrenzen.
Die Luftmassengrenze breitet sich rückseitig des Tiefs wieder nach Süden aus und
mit der von Norden einfließenden Kaltluft sinkt die Schneefallgrenze in den
nördlichen Mittelgebirgen auf 300 bis 400m ab. Nach den milden Temperaturen
bleibt Schnee erst oberhalb 600 bis 700m liegen, darunter nur Schneematsch. In
höheren Staulagen sind durchaus um 5 cm Neuschnee möglich. Teilweise wird zwar
mehr simuliert, aber ein Großteil des fallenden Schnees taut gleich wieder weg.
Auch der Umstand der Schneephase in den Mittelgebirgen spricht übrigens gegen
eine Dauerregenwarnung.

Auf der Trogrückseite dehnt sich eine Hochdruckzone in den Norden und Nordwesten
aus, so dass es dort gebietsweise aufklart mit Bodenfrost und örtlichem
Luftfrost. Vereinzelt ist Glätte durch gefrierende Nässe möglich. Auch in
Hochlagen der Mittelgebirge gibt es leichten Frost.
Im Süden beginnt nach Passage des Bodentiefs der Druck langsam wieder zu
steigen, mit der Folge, dass in den Alpen der Föhnsturm wieder nachlässt.
Dagegen legt der Wind im Mittelgebirgsraum, angetrieben durch den Druckanstieg,
verbunden mit Gradientzunahme, zu und dreht auf Nord bis Nordost. In höheren
Lagen sind starke bis stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen möglich.

Freitag... stellt sich die Wellerlage um. Der Resttrog zieht nach Osteuropa ab,
während sich das resultierende Höhentief zu den Pyrenäen entfernt. Über
Mitteleuropa baut sich ein Rücken auf, das zugehörige Hochdruckgebiet am Boden
dürfte zum Tagesende etwa über dem Norden Deutschlands liegen.
Damit einhergehend setzt sich eine deutliche Wetterberuhigung bei uns durch. Die
von Norden und Nordosten einströmende frische Kaltluft erfasst vor allem die
Mitte und die nördlichen Landesteile, während nach Süden hin, vor allem südlich
der Donau kein richtiger Luftmassenwechsel stattfindet und Reste der Warmluft
verbleiben.

Zunächst wird von den Modellen vor allem über dem Osten und Süden noch Hebung
simuliert. Die resultierenden Niederschläge lassen im Tagesverlauf aber mehr und
mehr nach, so dass vor allem nachmittags kaum noch nennenswerte Regenfälle zu
erwarten sind.

Ansonsten gibt es wettertechnisch eine Zweiteilung. Während in der Nordhälfte in
der frischen Meereskaltluft (T850 ~ -2 Grad) meist die Sonne scheint, überwiegt
nach Süden hin vielfach noch bewölkter Himmel.
Dabei liegen die Maxima im Norden trotz Sonne bei 10 bis 13 Grad, an der See
kühler, während nach Süden hin die Spanne größer wird mit 9 bis 18 Grad. Die 18
Grad sind südlich der Donau möglich.

Der anfangs in Hochlagen teils starke bis stürmische Wind flaut auch dort ab,
sonst spielt er im Hinblick auf Warnungen keine Rolle.

In der Nacht zum Samstag lockert die Wolkendecke auch im Süden stärker auf,
bevor sich im Südwesten gebietsweise Nebel bildet. Sonst ist es häufig gering
bewölkt oder klar mit Luftfrost vor allem im Nordosten, verbreiteter gibt es im
Norden und der Mitte Bodenfrost. Warmluftadvektion innerhalb der Frontalzone
über Nordwesteuropa streift auch den Norden und löst dort hohe und mittelhohe
Bewölkung aus.
Der auf Ost bis Südost drehende Wind frischt nur in einigen höheren Berglagen
stärker auf, ohne Warnrelevanz.

Samstag... wird das abgetropfte Höhentief bei den Pyrenäen wieder einem neuen
Trog über dem Atlantik angegliedert. Es schwenkt in der Folge als Randtrog
wieder nordwärts, in der Nacht zum Sonntag überquert es den Ärmelkanal. Der
Höhenkeil gewinnt eine Südost-Nordwest Ausrichtung und liegt mit seiner Achse
genau über Deutschland. Die Hochdruckzone am Boden findet sich mit Schwerpunkt
über Polen ein.
Dabei sorgt Absinken für einen strahlungsreichen, frühlingshaften Tag, wobei vor
allem nach Südwesten hin durch die Advektion wärmerer Luftmassen die
Temperaturen kräftig ansteigen, während sich im Norden und Nordosten noch eine
frischere Luftmasse hält, die sich nur langsam erwärmt.

Die Temperatur in 850 hPa liegt zum Tagesende über der Südwesthälfte verbreitet
bei mehr als +10 Grad, entsprechend werden auch verbreitet um 20 Grad erreicht.
Im Nordosten dürfte es Maxima um die 15 Grad geben, was aber alles in allem
ebenfalls schon sehr angenehm sein dürfte.

Der Südostwind frischt tagsüber etwas auf, ohne dass er warnwürdig wird. Auf
einigen Bergen sind 7er, vereinzelt 8er Böen möglich.

In der Nacht zum Sonntag wird der Rücken etwas nach Osten abgedrängt, so dass
der Westen in den Einflussbereich des Langwellentroges über Westeuropa gerät und
kurzwellige Randtröge für Hebung sorgen. In der Osthälfte bleibt es gering
bewölkt mit lokalem Nebel, selbst Bodenfrost gibt es nur noch vereinzelt im
Mittelgebirgsraum. Über Westhälfte wird es wolkiger mit örtlichem Regen ganz im
Westen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bei der komplexen synoptischen Lage simulieren die Modelle im Detail
uneinheitlich, wenn auch im großen Scale weitgehend Konsens herrscht. Gerade was
Niederschläge und Konvektion angeht sind Unterschiede zu finden. ICON EU ist
CAPE und Gewittertechnisch zurückgerudert. Die erwarteten Gewitter dürften im
gelben Bereich liegen.

Was eventuelle Warnungen (ob überhaupt und wenn ja, wo) vor Dauer-, Starkregen
oder Schneefall angeht, müssen diese in den Spätdienst vertagt werden. Zu
unterschiedlich simulieren noch die Modelle.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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