SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.03.2016 um 10.30 UTC



Anfangs Grenzwetterlage mit schleifender Front und gebietsweise Dauerregen. Zum
Wochenende hin antizyklonaler und wärmer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 04.04.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Donnerstag liegt Deutschland
unter einer leicht antizyklonal konturierten südwestlichen bis westlichen
Höhenströmung. Ganz anders die Situation im Bodendruckfeld, die bei uns eine
breite Tiefdruckrinne zeigt. Die Rinne verbindet ein kräftiges Tief im Bereich
westliches Mittelmeer/Spanien, das mit einem scharfen Höhentrog korrespondiert,
und tiefem Luftdruck über Nordeuropa. Eingebettet in die Rinne befindet sich
quer über Deutschland verlaufend eine hoch barokline und quasistationäre
Luftmassengrenze, die gealterte subpolare Meeresluft im Norden von sehr milder
Subtropikluft im Süden trennt. So weist die 850-hPa-Temperatur um 12 UTC einen
satten Spread von rund 18 Grad auf mit etwas unter -4°C an der Grenze zu
Dänemark und etwas über +13°C punktuell am östlichen Alpenrand.
Zum Freitag hin tropft der o.e. scharfe Höhentrog über den Pyrenäen oder etwas
südlich davon ab, während der nördliche Trogrest rasch über die Nordhälfte des
Vorhersageraums ostwärts schwenkt. Korrespondierend dazu zieht auch das
Bodentief unter Abschwächung entlang der Luftmassengrenze ost-nordostwärts über
Deutschland hinweg. Nachfolgend kommt die Luftmassengrenze als Kaltfront nach
Süden voran, schwächt sich dabei aber aufgrund überlagerten Druck- und
Potenzialanstiegs rasch ab. Zwar breitet sich die gealterte Meeresluft aus dem
Norden etwas weiter nach Süden aus, sie schafft es aber nicht, die sehr milde
Subtropikluft gänzlich zu verdrängen. Besonders südlich der Donau bleibt es
niedertroposphärisch mit rund 10°C in 850 hPa ziemlich warm.
Am Samstag setzt sich eine zuvor schon begonnene Austrogung über dem nahen
Ostatlantik fort. Quasi als Downstream-Development wölbt sich über Mitteleuropa
ein veritabler Höhenrücken auf, der sich weit nordwärts bis nach Skandinavien
erstreckt. Die zugehörige, meridional exponierte Hochdruckzone am Boden
verlagert sich ein kleines Stück nach Osten, so dass Deutschland auf die warme
West-Südwestflanke gelangt. Dabei wird die sehr milde Luft aus dem Süden
nordwärts verfrachtet, was im ganzen Land einen merklichen Temperaturanstieg zur
Folge hat.
Mild bzw. sehr mild, nach Osten und Südosten hin vielleicht sogar warm (die im
DWD gebräuchliche, rein formelle Übergangstemperatur von "sehr mild" zu "warm"
liegt im April bei 22°C) geht es wohl auch noch am Sonntag und Montag weiter,
allerdings nimmt die Zyklonalität von Westen her bereits wieder zu. Die Ursache
liegt zum einen darin, dass die langen Wellen eine leicht progressive Tendenz
aufweisen, was die allmähliche Annäherung des o.e. Troges zur Folge hat. Hinzu
kommt, dass dieser LW-Trog auf seiner Vorderseite einen kurzwelligen Anteil in
sein Strömungsmuster aufnimmt, das aus dem ehemaligen Abtropftief resultiert
(das Tief splittet sich in einen nördlichen und südlichen Teil). Dieser KW-Trog
wird mit der südlichen Höhenströmung nordwärts gesteuert und tangiert dabei am
Sonntag die westlichen Landesteile. Darüber hinaus ist dem Höhentrog eine zwar
nicht mit übermäßiger Baroklinität ausgestattete, aufgrund ihres schleifenden
Charakters aber durchaus wetterwirksame Kaltfront vorgeschaltet, die sich
langsam aber stetig nach Osten vorarbeitet.
Der erweiterte Mittelfristzeitraum präsentiert dann leicht wechselhaft bei
zurückgehender Temperatur. Dabei tropft auch dieser Höhentrog nach Süden ab,
allerdings formiert sich über Irland/UK zügig ein neuerlicher Trog, auf dessen
Vorderseite wir recht zügig nach Zwischenhocheinfluss gelangen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMF-Modells kann bis einschließlich nächsten Samstag als
sehr gut bezeichnet werden. Eine kleine Unschärfe zeigt sich in Bezug auf die
quer über Deutschland positionierte schleifende Front am kommenden Donnerstag,
die im heutigen 00-UTC-Lauf (und auch im gestrigen 12-UTC-Lauf) etwas weiter
nördlich liegt als bei den Vorgängern. Entsprechend wäre auch das zugehörige
Regengebiet etwas weiter nördlich zu finden als bisher angenommen.
Ab Sonntag dann nehmen die Unterschiede zu. War die gestrige 00-UTC-Version noch
ziemlich eindeutig auf antizyklonal gebürstet, so zeigen die beiden jüngsten
Läufe ein deutlich rascheres Übergreifen zyklonaler Strukturen mit
Niederschlägen (evtl. auch Gewittern) von Westen her.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch die üblicherweise in dieser Rubrik gemonitorten Globalmodelle zeigen
durchweg ein sehr ähnliches Strömungsmuster. Klar gibt es ein paar Unschärfen
hinsichtlich genauer Position und Intensität der schleifenden Luftmassengrenze
am Donnerstag, und auch deren Durchgang am Freitag wird nicht exakt 1:1
simuliert, was aber völlig normal ist.
Interessanter wird es dann ab Sonntag, wenn nämlich das deutsche ICON ein der
ECMF-Variante ähnliches Szenario auf die Platte bringt (das Übergreifen der
Zyklonalität von Westen her wird sogar noch einen Tick flotter simuliert).
Dagegen setzen die beiden "Überseemodelle" GFS (USA) und GEM (Kanada) am Sonntag
und zum Teil auch noch am Montag auf andauernden Hochdruckeinfluss.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Auf die Frage, ob es ab nächsten Sonntag erst einmal mit Hochdruckeinfluss
weitergeht oder von Westen her Störungen auf unseren Raum übergreifen, gibt auch
ECMF-EPS keine überzeugende und vor allem eindeutige Antwort. So bietet die
Clusterung für den Zeitraum T+120...168h (Samstag bis Montag) fünf Cluster an (16,
12, 11, 7, 5 Fälle), die zum Teil dem großräumigen Klimaszenario "Positive NAO",
größtenteils aber dem Szenario "Blockierung" zugeordnet sind. Oder anders
ausgedrückt, die Mehrheit der EPS-Lösungen belässt es bei antizyklonalem
Einfluss (vor allem CL 1, 4 und 5). CL 3 ist der einzige Cluster, der einen Trog
von Westen her weitgehend durchbrechen lässt, während CL 2 große Teile Nord- und
Ostdeutschlands unter Hochdruckeinfluss belässt.
Vergleichsweise vogelwild wird es dann im erweiterten Mittelfristzeitraum
T+192...240h (Dienstag bis Donnerstag), wenn sich die Clusterzahl auf sechs
erhöht, die zudem auch noch nahezu gleichwertig besetzt sind (4x9, 1x8, 1x7
Fälle). Als gemeinsamen Nenner lässt sich aber die Aussage herausfiltern, dass
das großräumige Strömungsmuster zunehmend zyklonal wird, allerdings mit jeweils
etwas anderer Herangehensweise. Diese spiegelt sich freilich auch in den
Rauchfahnen wider, die im Laufe der nächsten Woche einen mal mehr, mal weniger
ausgeprägten Abwärtstrend bei T850 und Pot500 zeigen - bei deutlich zunehmender
Streuung.
FAZIT: Unter Hinzunahme von GFS-EPS lässt sich eine solide (aber nicht
100%-sichere) Grundlage konstatieren, wonach das vom Hauptlauf angebotene
Szenario etwas gebremst wird. Danach würde der Sonntag noch weitgehend
störungsfrei ablaufen (Ausnahme vielleicht der äußerste Westen) und der Montag
zumindest in Teilen Nord- und Ostdeutschlands.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nach einer windigen, teils stürmischen Episode im Kurzfristzeitraum beruhigt
sich die Lage im Verlauf der Woche. Mit Durchgang des flachen Tiefs von
Donnerstag zu Freitag sind besonders in den Hochlagen Süddeutschlands
(Schwarzwald, Alpen) STURMBÖEN 8 bis 9 Bft aus Südwesten zu erwarten. Exponiert
ist auch eine SCHWERE STURMBÖE 10 Bft nicht ausgeschlossen.
Zuvor deutet EFI für den Donnerstag im Bereich der schleifenden Front ein
überdurchschnittliches Regenereignis an. Allerdings reichen weder die
deterministischen Signale der Modelle noch der verschiedenen Ensembletools wie
ECMF-EPS oder COSMO-LEPS aus, ein markantes DAUERREGENEREIGNIS als
wahrscheinlich auszupreisen. Selbst die Möglichkeit eines solchen Ereignisses
kann derzeit als klein angesehen werden.
Ob es am nächsten Sonntag oder Montag präfrontal respektive trogvorderseitig
irgendwo zu GEWITTERN kommt, ist aufgrund der in den Kapiteln zuvor genannten
Unsicherheiten mehr als fraglich und rein spekulativ.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS mit MOS-Mix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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