SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.03.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Mitte Dauerregen, in höheren Lagen Schneefall und auffrischender NO-Wind.
Im Norden gebietsweise Frost, in den Alpen anfangs Föhnsturm.
Ab Freitag Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eines scharfen
KW-Troges über Westeuropa, der sich langsam ostwärts verlagert. Sein Nordteil
erfasst in der zweiten Nachthälfte den NW des Landes, während er in seinem
Südteil beginnt abzutropfen. Das korrespondierende Bodentief, das eher die Form
einer bogenförmigen Tiefdruckrinne aufweist, zieht über die Südhälfte hinweg in
Richtung Tschechien. Darin eingebettet bzw. den nördlichen Rand markierend ist
nach wie vor eine Luftmassengrenze, die subpolare Meeresluft (T850 teils bis
-4°C) im NW von mediterraner Subtropikluft (T850 teils bis +14°C) im SO trennt.
Auf der kalten Seite der Luftmassengrenze kommt es in einem Korridor, der vom
Saarland und RP bzw. dem südlichen NRW bis hinüber nach Sachsen und dem
südlichen BB reicht, zu weiteren Dauerniederschlägen, die sich im Zuge der
Trogannäherung sowie der Passage des Bodendruckminimums noch etwas
intensivieren. Nach den neuesten Berechnungen des 12-UTC-Laufs liegen die
apostrophierten 12-h-Mengen in der Spitze zwischen 10 und 20 mm, lokal um 25 mm,
in Thüringen bei COSMO-EU vereinzelt sogar bei 30 mm. Streng formell betrachtet
würde daraus eine kleinräumige 12h-Dauerregen- (> 25 mm) oder eine
6-h-Starkregenwarnung (>20 mm) resultieren, allerdings sind die numerischen
Hinweise nach wie vor zu heterogen, als dass man eine wirklich belastbare
Warnung herausgeben könnte - so man nicht mit Kanonen auf Spatzen schießen will.
Es ist aber unstrittig, dass insbesondere in einigen O-NO-Staulagen die
Warnschwellen punktuell! erreicht oder etwas überschritten werden können.
Da von Norden her die niedertroposphärische Kaltluft langsam aber sicher
südwärts vorankommt, sinkt auch die Schneefallgrenze ab. Sie dürfte sich - je
nach Intensität der Niederschläge - bei 400 bis 600 m einpendeln, lokal und
vorübergehend (bei besonders starker Intensität) auch mal etwas darunter.
Aufgrund der warmen Vorgeschichte dürfte der Schnee aber erst oberhalb 600 bis
800 m liegenbleiben, so dass dort in den nördlich und zentral gelegenen
Mittelgebirgen durchaus rund 5 cm, in Staulagen punktuell auch 10 cm Neuschnee
zusammenkommen können (gelbe Schneefallwarnung) - wenn die Phase des
Liegenbleibens erst mal erreicht ist. Darunter ist lediglich mit Schneematsch
oder geringfügigem Nassschnee zu rechnen (evtl. Ad-Hoc-Glättewarnung zwischen
400 und 600 m).
Über Frankreich haben sich auf der warmen Seite des frontalen Regenbandes
einzelne Gewitter entwickelt. Ob diese auch noch den Vorhersageraum erreichen,
ist mehr als fraglich und kann ohnehin nur in situ abgewarnt werden (wenn ja,
dann am ehesten "gelb").
Im Nordwesten hat bereits Druckanstieg eingesetzt und die Wolkendecke reißt von
der Nord- und Ostsee bzw. Dänemark her auf. Dabei geht die Temperatur auf nahe
0°C oder sogar in den leichten Frostbereich zurück mit der Gefahr lokaler
Reifglätte.
Apropros Druckanstieg, mit Passage des Druckminimums im Süden bricht der Föhn in
den Alpen zusammen, wenn auch nicht im klassischen Sinn durch die Passage einer
Kaltfront (die bleibt außen vor). Der Wind dreht schlichtweg auf SW bis W, wobei
es auf den Gipfeln aber stürmisch bleibt. Ein zweites Windmaximum stellt sich im
Mittelgebirgsraum auf der Nordflanke der Tiefdruckrinne ein, wo der NO-Wind
besonders in den mittleren und höheren Niveaus merklich auffrischt mit Böen 7
Bft, in freien Lagen 8 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen 8 bis 9 Bft.


Freitag ... stellt sich die Wetterlage um. Der südliche Teil des o.e. Troges
tropft über dem westlichen Mittelmeer bzw. Katalonien ab. Das resultierende
Höhentief nimmt eine dipolartige Struktur an, von denen sich der nördliche Kern
unweit der Pyrenäen einnistet, während der südliche Part nach Algerien zieht.
Derweil schwenkt das nördliche Trogresiduum rasch über den Vorhersageraum
ostwärts hinweg und macht einem Höhenrücken Platz, der sich von Westen her bis
nach Deutschland vorarbeitet. Der Potenzialanstieg färbt freilich auch auf die
Entwicklung im Bodenniveau ab, wo sich eine eigenständige 1020-hPa-Hochparzelle
formiert, deren Schwerpunkt am Mittag im Bereich der Elbe-Weser-Mündungen
positioniert ist.
Die Kaltfront des mittlerweile ostwärts abgezogenen Tiefs kommt weiter nach
Süden voran, geht dabei aber in die Warmfront eines Tiefs über Algerien über.
Somit breitet sich die Meereskaltluft zwar weiter südwärts aus, ganz wird die
Warmluft dort aber nicht ausgeräumt. Entscheidender ist aber die Tatsache, dass
die Wetterwirksamkeit an der Front bereits am Vormittag deutlich nachlässt,
wodurch sich die Niederschläge bei leichter Südverlagerung alsbald abschwächen
bzw. ganz aufhören. Am Nachmittag bleibt es dann im Großen und Ganzen trocken.
Allerdings bleibt es im Süden noch vielerorts stark bewölkt oder bedeckt,
während sich von den Küsten über die Norddeutsche Tiefebene hinweg bis in den
Mittelgebirgsraum die Sonne die Ehre gibt. Dabei steigt die Temperatur je nach
Sonnenscheindauer und topografischer Exposition auf 8 bis 14°C. Am wärmsten wird
es trotz Bewölkung im Chiemgau und im Berchtesgadener Land, wo in den
Warmluftresten Maxima von bis zu 18°C erreicht werden.
Der anfänglich in den Alpen und im Mittelgebirgsraum noch böige und teils
stürmische Wind nimmt im Tagesverlauf ab, was in den ostbayerischen
Mittelgebirgen am längsten dauert.

In der Nacht zum Samstag dauert der Hochdruckeinfluss an, wobei der Schwerpunkt
des Bodenhochs langsam nach Osten wandert. Auch im Süden lockert die Wolkendecke
zunehmend auf, wobei sich besonders nach SW hin Nebel bilden kann. Im Osten und
Nordosten sowie in einigen Mittelgebirgstälern gibt es leichten Frost. Der
östliche bis südliche Wind frischt in einigen Hochlagen auf, Warnungen
resultieren daraus aber nicht.

Samstag ... verstärkt sich der Höhenrücken noch etwas bei gleichzeitiger
Verlagerung nach Osten. Um 24 UTC reicht seine Achse vom Balkan über die
deutsch-polnische Grenze bis hoch nach Skandinavien (ICON, 500 hPa).
Gleichzeitig macht die zuvor schon begonnene Austrogung über dem nahen
Ostatlantik weitere Fortschritte. Dabei wird das bei den Pyrenäen positionierte
Höhentief als KW-Trog in die Zirkulation dieses Troges mit aufgenommen und via
Frankreich gen Nordsee gesteuert.
Auf die Wetterentwicklung bei uns hat dieser Prozess aber keine allzu großen
Konsequenzen. Hier dominiert Hochdruckeinfluss, auch wenn der Schwerpunkt des
Bodenhochs (inzwischen auf über 1025 hPa angestiegen) sich weiter von
Deutschland entfernt. Auf seiner Westflanke stellt sich eine südliche bis
südöstliche Grundströmung ein, mit der die Warmluft aus dem Süden nordwärts
verfrachtet wird. Bis zum Tagesende liegen weite Teile unter einer
niedertroposphärischen Warmluftblase mit T850-Werten über 10°C, die tagsüber ein
2m-Temperaturniveau von 16 bis 22°C erlauben (mit den höheren Werten im Süden).
Etwas frischer bleibt es an Küstenabschnitten mit auflandigem Wind sowie im
höheren Bergland. Dabei scheint verbreitet die Sonne, allerdings können
besonders nach Westen hin einige hohe Wolken, später vielleicht sogar mittelhohe
Wolken durchziehen.
Der östliche bis südöstliche Wind lebt mit dem Tagesgang mitunter leicht böig
auf, in einigen Hochlagen reicht es für Böen 7 Bft, exponiert vereinzelt 8 Bft.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das großräumige Strömungsmuster etwas
nach Osten, wodurch es im Westen trogvorderseitig zu leichten Hebungsprozessen
kommt. Entsprechend nimmt die Bewölkung weiter zu und stellenweise fällt etwas
Regen. Nach Osten und nach Süden hin bleibt es gering bewölkt oder klar, Nebel
bildet sich nur vereinzelt. Aufgrund des Temperaturanstiegs ist Frost kein Thema
mehr, einzig im östlichen Mittelgebirgsraum sowie im Oder-Neiße-Bereich ist
lokal noch mal leichter Bodenfrost möglich.

Sonntag ... bleibt uns die von langen Wellen geprägte Potenzialverteilung
erhalten. Deutschland liegt dabei zwischen den Stühlen mit dem Rücken leicht
östlich und dem Trog leicht westlich von uns. Korrespondieren dazu befindet sich
die Zone hohen Luftdrucks ebenfalls östlich des Vorhersageraums (Hochdruckzone
zwischen dem Schwarzen Meer und den baltischen Staaten, ICON), während sich über
Westeuropa und dem nahen Ostatlantik eine amorph anmutende Tiefdruckzone
etabliert. Der Druckgradient zwischen diesen Gebilden ist gering, so dass
windmäßig keine großen Sprünge zu erwarten sind.
Beim Wetter zeigen sich der W und NW leicht anfällig für kurzwellige, im
numerischen Potenzialfeld mit dem bloßen Auge allerdings kaum auszumachende
Tröge, die mit der S-SW-Strömung nordwärts gesteuert werden. Sie sorgen für
moderate Hebungsprozesse, die im Wesentlichen aber nur mehr oder weniger dichte
Wolkenfelder generieren. Zwar simulieren einige Modelle auch etwas Niederschlag,
allerdings ist fraglich, ob dieser angesichts der relativ trockenen Grundschicht
auch unten ankommt. Für vielmehr als ein paar örtliche Tropfen sollte es nicht
reichen.
Im großen Rest des Landes überwiegt weiterhin Absinken mit viel Sonnenschein und
einigen hohen Wolkenfeldern. Im Norden steigt die Temperatur auf 15 bis 20°C
(bei auflandigem Wind etwas darunter), sonst auf 19 bis 24°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird unisono gerechnet, kleinräumige Unschärfen
wurden im Text angerissen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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