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Thema des Tages

El Niño 2015/16 - Weltweite Auswirkungen

Den größten Einfluss hat El Niño auf die Gebiete am Ost- und Westrand
des tropischen Pazifiks. Typischerweise sorgt hier die veränderte
Zirkulation (Verteilung der Hoch- und Tiefdruckgebiete) über dem
Pazifik verstärkt für Niederschläge in Ecuador und Peru wie auch in
Teilen Chiles, während außergewöhnliche Trockenheit und Hitze im Raum
Indonesien auftritt. Aber auch auf weiter entfernt gelegene Gebiete
kann sich ein El-Niño-Ereignis auswirken. So können im südlichen
Afrika und in Indien eher trocken-warme Witterungsverhältnisse
auftreten, wohingegen im Süden der USA und im Südosten Südamerikas
mit zu feuchten Bedingungen gerechnet werden muss (vgl. Abb.1).

Während des El Niño 2015/16 kam es in der Atacama-Wüste und im Death
Valley zu extremen Niederschlägen. Im Oktober 2015 fielen im Death
Valley Nationalpark innerhalb von 5 Stunden 76 mm Niederschlag und
damit mehr als das Vierfache des Monatsmittels. Durch diesen Regen
trieben die Samen aus und im Frühjahr 2016 ist es zu einem
sogenannten "Super-Bloom" (vgl. Abb. 2) gekommen. Dieses Erblühen der
Wüste konnte auch in den El-Niño-Jahren 1998 und 2005 beobachtet
werden.

Auch die Entwicklung des Hurrikans PATRICIA, der im Oktober 2015 auf
die Westküste Mexikos traf, wurde durch El Niño begünstigt. Er
erreichte mit der Kategorie 5 die höchste Hurrikanstärke der
Saffir-Simpson-Skala und könnte damit der stärkste tropische
Wirbelsturm im östlichen Pazifik sein (Die Untersuchungen dazu laufen
bei der WMO; tiefster Luftdruck im Kern: 879 hPa). Einige der
Voraussetzungen für die Entstehung eines tropischen Wirbelsturms sind
hohe Meeresoberflächentemperaturen (mindestens 26 °C bis in eine
Tiefe von rund 50 m), die Wirkung der Corioliskraft (siehe:
www.dwd.de/lexikon, Stichwort "Corioliskraft") und eine geringe
vertikale Windänderung. Diese Bedingungen wurden teilweise durch die
aufgetretenen El-Niño-Verhältnisse gefördert. Die rasche Verstärkung
des Hurrikans PATRICIA war insbesondere auf
Meeresoberflächentemperaturen von mehr als 30 °C vor der Küste
Mexikos zurückzuführen. (Mehr über Hurrikan PATRICIA erfahren Sie
hier: http://www.dwd.de/DE/leistungen/besondereereignisse/stuerme/20151029_
hurrikane_patricia.pdf?__blob=publicationFile&v=4
)

Auf der anderen Seite des Pazifiks, in Australien und Indonesien,
herrschte in den letzten Monaten hingegen Hochdruckeinfluss vor.
Dieser führte dort zu extremer Trockenheit und ungewöhnlich hohen
Temperaturen. Als Folge kam es zu Dürre, Ernteverlusten und
Buschfeuern. In Indonesien geriet die dort üblicherweise angewandte
Brandrodung - wie schon 1998 - wegen des ausbleibenden Regens außer
Kontrolle. In Australien wurde der wärmste Oktober seit
Aufzeichnungsbeginn mit einer positiven Temperaturanomalie von 2,89
°C registriert. Zugleich war dies die höchste Abweichung zur
Monatsmitteltemperatur, die je in einem Monat aufgetreten ist. Auch
in Teilen Afrikas und Asiens wurden ungewöhnlich trockene Perioden
verzeichnet. Vor allem in Teilen Äthiopiens hatte dies Wassermangel
und damit verbunden Ernteausfälle sowie Viehsterben zur Folge, so
dass dort in den Wintermonaten die schlimmste Dürre seit 50 Jahren
herrschte. Hilfsprogramme wurden aufgesetzt, damit sich die
Hungersnot, die nach dem ebenfalls starken El-Niño-Ereignis von
1982/83 auftrat, nicht wiederholt. Darüber hinaus traf es auch
Somalia sowie die weiter südlich gelegenen Länder Südafrika und
Simbabwe. Im südlichen Afrika sind nach der Regionalgruppierung SADC
mittlerweile knapp 30 Millionen Menschen von Hunger bedroht.

Vor der Pazifikküste Südamerikas wird durch das El-Niño-Ereignis das
Aufquellen des Tiefenwassers unterdrückt und die wärmeren
Meeresoberflächentemperaturen führen zum Aufsteigen von feucht-warmen
Luftmassen. In Peru, Ecuador und Nordchile kam es nachfolgend
zeitweise zu heftigen Niederschlägen, die örtlich zu Überschwemmungen
und Erdrutschen führten. Die höchsten Niederschlagswerte von 700 mm
wurden in der letzten Februarwoche im Grenzgebiet zwischen Peru und
Bolivien östlich der Anden aufgezeichnet (vgl.
Jahresmittelniederschlag in Offenbach 650 mm).

Für Europa sind die Folgen eines El-Niño-Ereignisses im Gegensatz zu
den bereits beschriebenen Regionen gering. Ein El-Niño-Ereignis kann
sich hier nur unter gewissen weiteren Bedingungen über die hohen
Atmosphärenschichten (Stratosphäre) auswirken.

Stud.-Met. Julia Menken, B.Sc. Sascha Ferling, Korresp.: Dipl.-Met.
Lars Kirchübel
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 31.03.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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