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Thema des Tages

Stürmische Warmluftpumpe

Nachdem sich das Winterwetter am Freitag bzw. Samstag vergangener
Woche (siehe Thema des Tages unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/1/22.html) mit einem
Paukenschlag in Form von gefährlichem Glatteisregen und zum Teil
starkem Schneefall vorerst aus Deutschland verabschiedet hat, wurde
es ziemlich mild bei uns. Dabei gab es sogar neue Temperaturrekorde.
So sind die 18,3 Grad, die am 25. Januar 2016 im
nordrhein-westfälischen Geilenkirchen (bei Aachen) gemessen wurden,
ein neuer deutschlandweiter Tagesrekord, d.h. an einem 25. Januar war
es noch nie so warm wie in diesem Jahr. Einen Dekadenrekord stellt
dieser Wert jedoch nicht dar, denn am 30. Januar 2002 wurden schon
einmal 19,0 Grad in Altenstadt und Kaufbeuren (beide in Bayern)
erreicht. Der Monatsrekord liegt sogar bei 20,5 Grad, der erst am 10.
Januar 2015 in Piding (ebenfalls Bayern) aufgestellt wurde.

Möglich wurde dieser Wetterumschwung durch eine Umstellung der
Großwetterlage über Europa. Dabei fand ein Wechsel von Lagen mit
nördlichen oder nordwestlichen Strömungen hin zu West- bis
Südwestlagen statt(siehe dazu auch Thema des Tages vom
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/1/26.html). Damit
fanden deutlich unterschiedlich temperierte Luftmassen den Weg nach
Deutschland. Statt kalter Polarluft mit gebietsweisem Dauerfrost
dominiert nun milde Atlantikluft oder sogar (frühlingshafte) Luft aus
dem Südwesten Europas.

In den nächsten Tagen ändert sich an dieser Situation nur wenig,
sodass weiterhin sehr milde Luft bei uns einfließt. Zweistellige
Höchstwerte bleiben damit bis mindestens Dienstag an der
Tagesordnung, nur am Sonntag wird es vorübergehend ein wenig kühler.
Neben den für Januar hohen Temperaturen rücken noch weitere
Wetterelemente in den Fokus des Wettergeschehens der nächsten Tage:
So wird es ziemlich stürmisch und nass, denn vom Atlantik ziehen
wiederholt Sturmtiefs über West- und Nordeuropa hinweg und
beeinflussen auch das Wetter bei uns.

Bereits am heutigen Freitag bringt Orkantief "Marita", das heute vom
Seegebiet nördlich von Schottland Richtung Norwegen zieht, in
Deutschland vielerorts starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8). An
der See und auf den Bergen gibt es Sturmböen bis hin zu Orkanböen
(Bft 9 bis 12). Weniger windig ist es zunächst im Süden. Am Samstag
verstärkt sich der Wind noch etwas (siehe dazu die Grafik des Winds
am Samstag, den 30. Januar 2015, zu finden unter
http://www.dwd.de/DE/wetter/thema_des_tages/2016/1/29.html), sodass
bis ins Flachland mit Sturmböen (Bft 9) gerechnet werden muss, auf
den Bergen gibt es wieder Böen bis hin zur Orkanstärke (bis Bft 12).
Die stärksten Böen treten im Zusammenhang mit dem Durchgang der
Kaltfront des Orkantiefs "Marita" auf, das am Samstagmittag mit
Zentrum vor der Küste Norwegens erwartet wird. Am Sonntag schwächt
sich der Wind vorübergehend ab, um am Montag und Dienstag erneut
deutlich aufzuleben. Dann sind neuerlich stürmische Böen oder
Sturmböen (Bft 8 bis 9) bis ins Flachland möglich, auf den Bergen
gibt es wieder schwere Sturmböen bis hin zu Orkanböen (Bft 10 bis
12).

Tief "Marita" bringt aber nicht nur stürmischen Wind, sondern auch
viel Regen, der sich ab heute Abend mit den Ausläufern des Tiefs von
Nordwesten her über das Land legt. Zunächst werden der Norden und
Nordwesten mit Regen "eingedeckt", am Samstag verlagert er sich in
Richtung Mitte und bis zum Sonntag hin in den Süden Deutschlands.
Dabei werden voraussichtlich sogar Warnschwellen für Dauerregen
überschritten. Mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmeter in 24 Stunden
sind in West- und Nordweststaulagen der meisten Mittelgebirge zu
erwarten, im Schwarzwald und im Allgäu könnte das Ganze unwetterartig
mit mehr als 50 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden ausfallen und
mit dem dort noch vorhandenen Schnee zu starkem bzw. unwetterartigem
Tauwetter führen. In der Nacht zum Sonntag und Sonntagfrüh sickert
hinter der Kaltfront von "Marita" vorübergehend etwas kältere Luft
ein, sodass sich dann kurzzeitig sogar mal die eine oder andere
Schneeflocke im Bergland und im Norden des Landes unter den
Niederschlag mischen dürfte.

Darüber hinaus gestaltet sich auch der Wochenanfang vielfach nass,
wenn bei der weiter vorherrschenden West- bis Südwestströmung neue
Tiefdruckgebiete über uns hinwegziehen und die Warmluftpumpe wieder
verstärken. Zur Mitte der kommenden Woche scheint es nach aktuellen
Erkenntnissen allmählich kälter zu werden. Ob damit das Winterwetter
zurückkehrt und die Warmluftpumpe eine längere Pause machen darf, ist
derzeit aber noch ziemlich fraglich.

Dipl.-Met. Simon Trippler
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 29.01.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst


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