SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.01.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Norden und auf den Bergen stark böiger Wind, dazu teils länger anhaltender
Regen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges, der
sich vom Seegebiet bei Island in einem Bogen über Schottland und Irland bis etwa
zu den Azoren erstreckt. Der Trog zeigt eine deutlich ausgeprägte östliche
Verlagerungstendenz, so dass seine Achse ausgangs der Nacht zu Donnerstag schon
auf Benelux übergreift. Das zugehörige Bodentief ist aktuell in der Nähe des
Oslofjords zu finden, es verlagert sich, entwicklungsgünstig unter dem linken
Jetausgang eines Jets in 300 hPa gelegen, unter Vertiefung über Schweden hinweg
ostwärts. Zum Morgen erreicht es etwa die Südwestküste Finnlands. Zu diesem
Zeitpunkt simulieren EZMW und die deutschen Modelle einen Kerndruck von unter
980 hPa und liegen damit etwas unter den Werten der amerikanischen "Konkurrenz".
Dies ist allerdings für die Vorhersage in Deutschland nur von untergeordnetem
Interesse, schließlich simulieren alle Modelle für unseren Vorhersagebereich
alle einen recht ähnlichen Gradienten. Dieser ist speziell vor der zum Tief
gehörenden Kaltfront recht scharf ausgeprägt, woraus natürlich auch ein
entsprechendes Windfeld resultiert. Die Lage der Front lässt sich recht gut
anhand des prognostizierten Isobarenknickes vorhersagen, der laut der deutschen
Modelle und auch laut EZMW aktuell über der Themsemündung verläuft. Bis zum
Morgen soll die Front laut der deutschen Modelle vom südlichen Oderhaff bis etwa
zur Saar verlaufen, wobei COSMO-EU von der Verlagerung her einen Tick langsamer
agiert als ICON. Demgegenüber soll die Verlagerung laut EZMW etwas rascher
vonstatten gehen, darüber hinaus ist dort der Frontenknick nicht so scharf
ausgeprägt, und, nicht ganz unerheblich für die Windprognose, der Gradient
fächert bei den europäischen Kollegen nicht so stark auf wie bei der deutschen
Modellkette. Insgesamt ergibt sich daraus für die Windprognose, dass die
deutschen Modelle in der Nordwesthälfte durchweg einzelne Windböen bis in tiefe
Lagen für möglich halten. Stürmische Böen oder Sturmböen sind auf den Bergen und
an der Küste möglich, auf dem Brocken kann der Wind bis in den orkanartigen
Bereich ansteigen. EZMW simuliert die Windsituation allgemein etwas intensiver
als die deutschen Modelle, was weniger für die Spitzenböen als mehr für die
regionale Verbreitung der Böen gilt. Immerhin: Bezüglich der Windrichtung sind
sich die Modelle einig, er dreht von Südwest mit Frontpassage auf West bis
Nordwest. Im Übrigen werden an der Front auch recht kräftige Niederschläge
simuliert, mit 23 mm in 12 Stunden bleibt aber auch das niederschlagsaffinste
Modell COSMO-EU unter den entsprechenden Warnschwellen. Da die 850er
Temperaturen aktuell bei Werten von 3 bis 6 Grad in 850 hPa liegen, fallen diese
anfangs durchweg als Regen. Rückseitig der Front sinken die Temperaturen aber
deutlich, ausgangs der Nacht werden im Nordwesten 850er Temperaturen von etwa -4
Grad erwartet. Dennoch sollten sich bis zum Morgen nur in den Gipfellagen des
Harzes und des Rothaargebirges einzelne Flocken unter die Tropfen mischen
können, von der Ausbildung einer Schneedecke sind wir dabei aber weit entfernt.
Südlich der Donau, wo es bis zum Morgen windschwach bleibt, kann sich
gebietsweise Nebel bilden. Auch lokaler Frost in Alpentälern und Tälern des
Bayerischen Waldes ist nicht ausgeschlossen.

Donnerstag ... greift der Langwellentrog auf Deutschland über. Da er sich in
seinem nördlichen Teil schneller verlagert als in seinem südlichen, beginnt die
Trogachse eine immer zonalere Ausrichtung einzunehmen. So hat die Trogachse in
ihrem südlichen Teil Mühe, tagsüber die Biskaya zu überqueren, wobei sie auch
mehr und mehr Abtropftendenzen zeigt. Dem Gegenüber überquert sie in ihrem
nördlichen Teil Norddeutschland und Polen und erreicht am Abend schon
Weißrussland. Entsprechend kommt auch die Front im Süden unseres Landes nur mehr
und mehr schleifend voran. Sie erreicht zwar die Gebiete zwischen Main und
Donau, allerdings bleibt es laut ICON im Alpenvorland, laut COSMO-EU sogar in
gesamten Bereich südlich der Donau bis zum Abend trocken. Frontrückseitig stellt
sich eine leicht antizyklonale Höhenströmung ein, was für Absinken und vor allem
im Norden zunehmend für freundliches Wetter sorgt, wobei dies mit einem
auffächernden Gradienten und einer Windabnahme in weiten Teilen Deutschlands
verbunden ist. Auch ist im Bodendruckfeld das Ausgreifen eines Bodenkeils nach
Norden deutlich zu erkennen. Niederschlag fällt somit am Abend wohl nur noch
zwischen Main und Donau. Frontrückseitig sinkt die 850er Temperatur (bis zum
Abend auf unter -4 Grad im Nordosten), entsprechend sinkt auch die
Schneefallgrenze deutlich ab. Sie liegt am Abend südlich der Donau bei etwa 1700
Metern, in Nordbayern bei 800 bis 1000 Metern und im zu diesem Zeitpunkt
trockenen Norden bei fiktiven 500 Metern. Das Absinken der Schneefallgrenze
sorgt aber immerhin in einzelnen Hoch- und Gipfellagen, beispielsweise auf dem
Brocken, im Rothaargebirge oder im Erzgebirge, im Laufe der südwärtigen
Verlagerung der Front, für ein paar Flocken, die allerdings nicht für eine
Schneedecke sorgen. Die Niederschlagsmengen sind aufgrund der geringeren
Hebungsdynamik an der Front am Tage geringer als in der vorangegangenen Nacht,
selbst im Schwarzwald, der feuchtesten Region, simuliert COSMO-EU knapp unter 10
mm in 12 Stunden, die anderen Modelle liegen noch darunter.

In der Nacht zu Freitag nähert sich von den Britischen Inseln eine weitere,
allerdings sehr schwach ausgeprägte Trogstruktur. Diese findet Anschluss an den
zurückhängenden Südteil des "Vortroges", bis zum Morgen überquert dieser
schwache Trog Deutschland weitestgehend, seine Achse erstreckt sich dann vom
Berliner Raum bis zum Bodensee. Da die Amplitude dieses Troges, der bodennah mit
einer schwachen Okklusion korrespondiert, sehr gering ausfällt, sind auch die
simulierten Hebungsfelder schwach ausgeprägt und auch in der 700er Feuchte
lassen sich Trog und Okklusion nur schwach bzw. zunehmend schwächer ausmachen.
Deutlicher zeigt sich schon ein weiter westlich und somit rückseitig des Troges
liegendes Feuchteband, welches mit der Warmfront eines nachfolgenden Tiefs in
Verbindung steht. Dieses zieht bis zum Morgen unter Vertiefung ins Seegebiet
zwischen Island und Schottland. Während seine Kaltfront sich über Irland in
Richtung Atlantik zurückbiegt, erreicht die Warmfront am Morgen Benelux. Damit
können auch erste Regenfälle sowie ein etwas schärferer Druckgradient mit ersten
Windböen auf den Nordwesten übergreifen. Während der Streifen geringer Bewölkung
im Laufe der Nacht vom Norden in die Mitte wandert, bleibt im Süden die alte
Frontalzone aktiv. Dort kommt es immer wieder zu Regenfällen, in höheren Lagen
auch zu Schneefällen mit entsprechender Glättegefahr, wobei COSMO-EU die
Schneefallgrenze zwischen etwa 800 Meter (Oberfranken) und 1400 Meter
(Berchtesgadener Land) verdrahtet. Frost- und Glättegefahr besteht allerdings,
abgesehen von den Hochlagen des Südostens, in den wolkenarmen Gebieten der
Mitte, die sich von Südbrandenburg und Ostsachsen bis zur Eifel- und zum
Hunsrück ziehen.

Freitag ... greift die o.a. Warmfront auf den Norden über und überquert diesen
zügig nach Osten. Zum Abend hat sie auch schon weite Teile Polens überquert. Die
nachfolgende Kaltfront wird durch Wellenbildung zurückgehalten und kann, wenn
überhaupt, bis zum Abend nur auf den äußersten Nordwesten übergreifen. Zwischen
Warm- und Kaltfront ist der Druckgradient allerdings recht deutlich ausgeprägt,
so dass es zu straken Böen, lokal auch zu Sturmböen kommen kann. Letztendlich
liegt Deutschland durch die geschilderten Entwicklungen auf der Vorderseite
eines großräumigen Langwellentroges, der sich vom zentralen Atlantik bis ins
westliche Osteuropa erstreckt. Durch die Wellenbildung bleibt Deutschland auf
der warmen Seite der Frontalzone, die 850er Temperaturen liegen bis zum Abend
zwar nur leicht, aber durchweg im positiven Bereich (vielleicht mit Ausnahme
einiger weniger Regionen des Südens). Im Süden verliert die alte Frontalzone
mehr und mehr an Wetterwirksamkeit, die Niederschläge dort lassen nach und es
kommt im Tagesverlauf unter einem schwachen Höhenrücken und bei zunehmendem
Druck zu Wolkenauflockerungen.

In der Nacht nähert sich der atlantische Langwellentrog und erreicht die
Britischen Inseln. Die auf seiner Vorderseite befindliche Welle zieht, von den
Britischen Inseln kommen, weiter über Südskandinavien zur mittleren Ostsee. Auf
ihrer Rückseite wird die zugehörige Kaltfront nach Süden gedrückt, so dass sie
zum Morgen des Samstags auf den Nordwesten Deutschlands übergreift. Präfrontal
ist dabei nicht nur verbreitet mit dichter Bewölkung zu rechnen, sondern in der
Nordwesthälfte auch mit Regenfällen und stark böigem Wind. Dabei liegen die
850er Temperaturen nur in Teilen der Mitte unter null Grad, sonst allgemein
darüber.

Samstag ... liegt Deutschland weiterhin auf der Vorderseite des o.a., recht
flachen Langwellentroges bei den Britischen Inseln, dessen Achse sich im
Tagesverlauf weiter ostwärts verlagert und zum Abend auch auf Deutschland
übergreift. Am Boden befindet sich eine umfangreiche Tiefdruckzone über dem
Nordmeer und Skandinavien. Die Kaltfront des steuernden Tiefs vor der
Nordnorwegischen Küste greift vom Norden Deutschlands nach Südosten aus und
erreicht am Abend Bayern und Baden-Württemberg. Sie wird als Warmfront einer
Tiefdruckentwicklung über dem Atlantik über Westeuropa rückläufig, wobei diese
Warmfront bzw. das rückläufige Verlagern der Front in der Nacht zu Sonntag auch
den Westen Deutschlands erreicht. Dies bedeutet aber auch, dass sich die
Frontalzone mit ihren Niederschlägen über Süddeutschland für eine längere Zeit
einnistet. Auch wenn sich die Modelle bezüglich des räumlichen Ausgreifens der
Front nach Süden und ihrer Verlagerungsgeschwindigkeit noch nicht einig sind, so
könnte es doch laut ICON und GFS im Süden Deutschlands zu Dauerregen kommen. Bei
Schneefallgrenzen um 1200 Meter im Süden und bis in tiefe Lagen im Norden kann
es in höheren Lagen auch Schnee mit entsprechender Glätte geben.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe zu Anfang der Kurzfrist sehr ähnlich, im
weiteren Verlauf divergieren sie deutlicher. So sieht EZMW am Samstag und in der
Nacht zu Sonntag die Niederschlagsschwerpunkte im Nordwesten, über Benelux und
der Nordsee, GFS und ICON dagegen über Süddeutschland. Auf weitere Unterscheide,
vor allem für den morgigen Donnerstag, wurde im Text eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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