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Thema des Tages

Polare Stratosphärenwolken


Insofern es der Sonnenstand zulässt, lassen sich im Winter in den
polaren Breiten häufiger irisierende Wolken, die perlmuttartig
glänzen beobachten. Diese Wolkenart wird Polare Stratosphärenwolken
(engl.: polar stratospheric clouds, PSC's) oder auch Perlmuttwolke
genannt. Diese Wolken haben tatsächlich relativ wenig mit den
gewöhnlichen Wolken, die wir im Alltag beobachten, gemeinsam.

Polare Stratosphärenwolken benötigen für ihre Entstehung eine
Temperatur von mindestens -78 °C. Diese Temperaturen findet man in
der winterlichen Stratosphäre innerhalb des Polarwirbels in einer
Höhe von 15 bis 30 km wieder. Der Polarwirbel ist ein Höhentief, das
sich aufgrund der Kaltluftansammlung im Winter über den
Polargebieten bildet und sich von der oberen Troposphäre bis in die
Stratosphäre erstreckt. In ihm finden sich besonders tiefe
Temperaturen. Für die Entstehung von Wasserwolken mangelt es jedoch
in diesen Höhen an Wasserdampf. Dennoch gibt es dort eine
Aerosolschicht (die sogenannte Jungschicht), die aus winzigen
Schwefelsäuretröpfchen besteht. Die Hauptquelle für diese
Schwefelsäuretröpfchen sind Vulkanausbrüche. Bei Temperaturen unter
-78 °C lagert sich an diesen Tröpfchen Wasser und Salpetersäure ab.
Aus diesem Gemisch entstehen die Polare Stratosphärenwolken. Bei
weiter sinkenden Temperaturen bilden sich aus den Tropfen
Eiskristalle, die für die perlmuttartige Erscheinung der Wolken
verantwortlich sind.

PSC's sind die Chemiefabriken der Stratosphäre. An ihnen laufen
zahlreiche chemische Reaktionen ab. Sie spielen eine wichtige Rolle
beim Ozonabbau und der Entstehung des stratosphärischen Ozonlochs,
das im antarktischen Frühling seine größte Ausdehnung erreicht.

Meist treten diese Wolken im arktischen bzw. antarktischen Wintern
nur in polaren Regionen jenseits des 80. Breitengrades auf, weil nur
dort die dafür niedrigen Temperaturen auftreten. Eher selten, wie
zuletzt im Februar 2008 und im Januar 2010, lassen sich PSC's auch in
mittleren Breiten beobachten. Damals ließ sich nach Sonnenuntergang
ein intensives Purpurlicht (eine sehr starke rote bis purpurne
Färbung des Abendhimmels) in der Dämmerung beobachten. Diese Färbung
entsteht durch die Mehrfachstreuung des Sonnenlichtes an den PSC's in
den Erdschatten.

Nach aktuellen Modellrechnungen verschiebt sich der stratosphärische
Polarwirbel Anfang Februar Richtung Nordeuropa, wobei das nördliche
Mitteleuropa mit stratosphärischen Temperaturen bis unter -80 °C
gestreift wird. (Die nordhemisphärische Prognosekarte zeigt die
Position des Polarwirbels und die Temperatur in etwa 20 km Höhe am 4.
Februar). Für unser Wettergeschehen hat dies zwar keine Folgen,
glaubt man allerdings diesen Vorhersagen, so kann man auch in
Deutschland ab dem 2. Februar wieder mit farbenprächtigen und sehr
intensiven Sonnenuntergängen rechnen.


Dipl.-Met. Christian Herold
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.01.2016

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst


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