SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.01.2016 um 10.30 UTC



Mildes, wechselhaftes Wetter: dabei teils andauernder Regen über der Mitte,
gebietsweise sehr windig bis stürmisch.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.02.2016


Im gesamten Mittelfristzeitraum setzt sich die zykonale Westlage fort, die für
wechselhaftes und gebietsweise sehr windiges bis stürmisches Wetter sorgt.
Lediglich der Süden Deutschlands kann teilweise von der Nähe zu höherem
Luftdruck profitieren, dort gestaltet sich der Wetterablauf zwar nicht
störungsfrei, aber durchaus ruhiger mit weniger Niederschlägen und zeitweiligen
Auflockerungen.

Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Samstag liegt Deutschland auf der
Vorderseite eines recht flachen Langwellentroges, dessen Achse sich im
Tagesverlauf ostwärts verlagert, zum Sonntag hin schwenkt er durch und
nachfolgend wölbt sich in der Höhe ein Keil auf. Am Boden befindet sich eine
umfangreiche Tiefdruckzone über dem Nordmeer und Skandinavien. Das Frontensystem
des steuernden Tiefs vor der Nordnorwegischen Küste liegt dabei über dem Norden
Deutschlands und wird als Warmfront einer Tiefdruckentwicklung über dem Atlantik
rückläufig. Außerdem neigt die Luftmassengrenze zur Wellenbildung. Das
Frontensystem schwenkt demnach nur zögernd über das Vorhersagegebiet hinweg. Die
Entwicklung eines Wellentiefs ab der Nacht zum Sonntag über der Irischen See,
das sich am Sonntag ost-/südostwärts zur Mitte Deutschlands verlagert, verzögert
die Frontverlagerung weiter, so dass es am Wochenende insbesondere über der
Mitte Deutschlands anhaltende, teils auch kräftigere Niederschläge geben dürfte.


Am Montag schwenkt dann die nachfolgende Warmfront es atlantischen Tiefs, das
sich in der Nacht zum Montag unter Intensivierung (Kerndruck 955 hPa)
südwestlich von Island befinden soll und dann im Tagesverlauf wieder unter
leichter Abschwächung Richtung Schottland und nördliche Nordsee zieht, über das
Vorhersagegebiet hinweg. Im recht breiten Warmsektor fließt noch etwas mildere
Luft (0 Grad-Isotherme in 850 hPa auch aus dem Norden/Nordosten Deutschlands
verdrängt) ein. Im weiteren Tagesverlauf erreicht dann die Kaltfront die
nordwestlichen Landesteile, die mit einer auf Nordwest drehenden Strömung wieder
etwas kühlere Luft (0 Grad-Iotherme) bis etwa zur Mitte Deutschlands einfließen
lässt.

Am Dienstag überquert die angesprochene Kaltfront Deutschland südwärts und
erreicht auch den Alpenrand. Zudem nähert sich von Nordwesten ein Höhentrog
sowie darin eingebettet ein kleinräumiges, flaches, aber durchaus markantes
Tief, dass sich von der nördlichen Nordsee über Südskandinavien in Richtung
Baltikum verlagert. In dessen Zusammenhang greift ein erneutes
Niederschlagsgebiet auf den Norden Deutschlands über und auch der Gradient
verstärkt sich insbesondere über dem Norddeutschen Tiefland. Mit der sich auf
der Rückseite des kleinräumigen Tiefs noch etwas verstärkenden Nordwestströmung
wird die "Kaltluft" bis an die Alpen geführt (-3 bis -4 Grad in 850 hPa). Von
Südwesten steigt der Luftdruck allmählich, so dass auch die Kaltfront im
Alpenraum unter Absinken gelangt und langsam an Wetterwirksamkeit verliert.

Am Mittwoch schwenkt der Höhentrog durch, nachfolgend wölbt sich ein flacher
Höhenkeil auf. Auch am Boden macht sich Zwischenhocheinfluss und damit
Wetterberuhigung von Süden bemerkbar, dessen Wirksamkeit allerdings nach Norden
hin abnimmt. Im Zusammenhang mit einer Austrogung über dem Atlantik westliche
der Britischen Inseln entwickelt sich ein Tiefdruckgebiet, das sich im
Tagesverlauf unter Intensivierung zur Nordsee verlagert, dessen Frontensystem
näher sich mit erneuten Niederschlägen sowie zunehmendem Gradienten dem
Nordwesten Deutschlands.

Insgesamt bleibt im nahezu gesamten Mittelfristzeitraum nach Norden hin der
Gradient überwiegend stark, so dass es sehr windig, gebietsweise auch stürmisch
bleibt, an den Küsten sowie in den Hochlagen der Mittelgebirge muss zeitweise
mit schweren Sturmböen gerechnet werden.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufes ist bis einschließlich Montag sehr gut,
so dass bis dahin keine prognoserelevanten Unterschiede zu erkennen sind.
Insgesamt bleibt dabei das Temperaturniveau eher mild und bei der
vorherrschenden, meist zyklonal geprägten Westlage gestaltet sich das Wetter
wechselhaft und zeitweise sehr windig bis stürmisch.

Zum Dienstag hin jedoch gehen die Prognosen zunehmend auseinander: Ein
kleinräumiges Tief, das sich nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf
westlich/nordwestlich von Schottland entwickeln und dann unter Abschwächung
ostwärts ziehen sollte, wurde im gestrigen 12 UTC-Lauf kaum entwickelt auf einer
nördlicheren Bahn vorhergesagt und wäre damit für die Wetterentwicklung in
Deutschland eher uninteressant. Der aktuellste Lauf jedoch hat dieses
kleinräumige, aber durchaus markante Tiefdruckgebiet wieder im Programm und dies
auf einer südlicheren Zugbahn über Südskandinavien in Richtung Baltikum sowie
unter langsamerer Abschwächung. Dies würde insbesondere für den Norden
Deutschlands regnerisches und stürmisches Wetter bedeuten.
Auch der Mittwoch variiert in den Prognosen recht stark, so sind sich zwar der
gestrige und aktuelle 00 UTC-Lauf ähnlicher als der dazwischen gerechnete 12
UTC-Lauf, aber auch hier gibt es einige Unterschiede. So ist zwar eine
vorübergehende Wetterberuhigung unter Zwischenhocheinfluss wahrscheinlich, von
Westen greift dann aber erneut zyklonales Wettergeschehen auf Deutschland über,
in welcher Form dies geschieht, ist aber noch nicht sicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Am Wochenende zeigen sowohl ICON als auch GFS eine gute Übereinstimmung mit den
Prognosen des EZMW. Zwar wird die Wellenbildung an der Luftmassengrenze am
Sonntag von beiden schwächer berechnet, als dies beim EZMW der Fall ist, aber
die verzögerte Verlagerung der Front nach Süden bzw. das Verweilen der wellenden
Luftmassengrenze über grob gesprochen der Mitte Deutschlands wird ähnlich
simuliert. Allerdings zeigt sich bereits ab Samstag die Tendenz von ICON,
überwiegend die südlichste Ausbreitung des Niederschlages zu zeigen.

Zu Wochenbeginn zeigen sich deutliche Unterschiede in Ausprägung und Timing von
Trögen/Keilen und auch die Bodendruckverteilung wird zwischen den 3 Modellen
teils sehr unterschiedlich prognostiziert, der Grundtenor einer zyklonalen
Westlage ist aber allen gemein. Die Details im Wetterablauf müssen demnach aber
als noch sehr unsicher eingestuft werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bei den Rauchfahnen des EZMW ist eine Streuung der Member durchaus vorhanden,
die Tendenz, teilweise mit einer gewissen Phasenverschiebung, ist aber bei allen
gleich, so dass auch Haupt- und Kontrolllauf sowie die Mehrzahl der Member
zunächst recht gut gebündelt sind. Ab Dienstag nimmt der Spread dann weiter zu
und die Vorhersage scheint damit ab Dienstag sehr unsicher. Die Tendenz der 850
hPa-Temperatur weist zunächst auch einen nicht ganz so großen Spread auf, am
Wochenende gehen die Temperaturen in diesem Niveau demnach auf Werte um oder
leicht unter 0 Grad zurück, um dann wieder etwas anzusteigen. Nachfolgend steigt
die Varianz der Lösungen, allerdings mit einer Tendenz zu zurückgehenden
Temperaturen, und sowohl Haupt- als auch Kontrolllauf, aber auch die Mehrzahl
der Member liegen am unteren Rand des Feldes. Eine ähnlich große Unsicherheit in
Bezug auf den Temperaturverlauf im 850 hPa-Niveau zeigt sich auch im Ensemble
des GFS, dessen Spread auch ab Dienstag/Mittwoch deutlich zunimmt.

Die Clusteranalyse des EZMW zeigt im ersten Vorhersageintervall (bis Sonntag 00
UTC) 5 Cluster, die aber allesamt eine zyklonale Westlagen mit nur leichten
Unterschieden in der Amplitude der Trog-Keil-Muster zeigen.
Im zweiten Vorhersageintervall von Montag bis Mittwoch werden 3 Cluster
angeboten, wobei die ersten 2 Cluster mit 25 bzw. 21 Membern und dem
deterministischen Lauf in Cluster 1 deutlich überwiegen. Die
"Außenseiterlösungen" des 3. Clusters zeigen eine deutliche Wetterberuhigung
bereits zum Dienstag mit einem Höhenkeil über ganz Deutschland, die sich nach
dem deterministischen Lauf ja erst zum Mittwoch bemerkbar machen würde.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im gesamten Mitelfristzeitraum weht ein starker bis stürmischer West- bis
Südwestwind, dabei im Bergland sowie an den Küsten teils schwere Sturmböen, in
exponierten Gipfellagen bzw. an den Küsten sind zeitweise orkanartige Böen
möglich. Das Starkwind- bzw. Sturmfeld liegt meist in der Nordhälfte
Deutschlands, lediglich am Sonntag liegt es auf der Südseite des Wellentiefs und
demnach überwiegend in der Südhälfte Deutschlands.
In Zusammenhang mit den anhaltenden Niederschlägen am Wochenende kann es in
Staulagen des Berglandes (vor allem im Stau des Bergischen Landes, am Sonntag
auch vor allem im Schwarzwaldstau) zu Dauerregen kommen.
In Kammlagen der östlichen Mittelgebirge kann am Sonntag Schnee fallen, im Laufe
des Montags bzw. zum Dienstag sinkt die schneefallgrenze: sie liegt dann in den
Mittelgebirgen voraussichtlich zwischen 600 und 800 Meter, an den Alpen bei 1000
Meter.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger

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