SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.01.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vor allem im Norden windig. Dabei häufig Wind- oder Sturmböen, im höheren
Bergland teils schwere Sturmböen, auf Berggipfeln auch Orkanböen möglich. Am
Wochenende gebietsweise Dauerregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... hat sich in Europa eine zyklonal geprägte Westwetterlage
eingestellt. Die Frontalzone verläuft in west- östlicher Richtung vom mittleren
Nordatlantik entlang des 50. Breitengrades leicht mäandrierend über die
Britischen Inseln, die Nordsee, Norddeutschland und Polen bis nach Weißrussland,
um dann über Russland nach Norden umzubiegen. Der eigelagerte Frontenzug eines
Sturmtiefs bei Finnland hat Süddeutschland erreicht, schleift zwar in diesem
Bereich, schwächt sich aber nach und nach ab, so dass keine warnwürdigen
Niederschlagsmengen zu erwarten sind.
Im Norden und in der Mitte kommt postfrontal die eingeflossene frische
Meeresluft bei Zwischenhocheinfluss vorübergehend zur Ruhe.

In der Nacht zum Freitag zieht ein nur wenig wetterwirksamer Kurzwellentrog über
uns nach Osten. Ihm folgt ein flacher Rücken, der durch kräftige
Warmluftadvektion vor dem nächsten Frontensystem gebildet wird, das von den
Britischen Inseln kommend ostwärts zieht. Vorderseitig verschärft sich von
Nordwesten her der Druckgradient erneut und an der Nordsee kommt es vermehrt zu
stürmischen Böen, teilweise zu Sturmböen aus Südwest. Auch im Bergland sind
erneut starke bis stürmische Böen, in Hochlagen Sturmböen zu erwarten, während
es in tiefen Lagen des nordwestlichen Binnenlandes zu starken Böen reichen
dürfte. Dazu regnet es im Süden im Bereich der schleifenden Front noch
zeitweilig, und auch im Nordwesten kommt in den Frühstunden wieder Regen auf.
Dazwischen klart es vor allem über der Mitte und nach Nordosten hin für längere
Zeit auf und die Temperaturen dürften auf Werte um den Gefrierpunkt, bzw. leicht
darunter zurückgehen. Dabei ist Glätte, vor allem im Bergland recht
wahrscheinlich.

Freitag ... zonalisiert sich nach Passage des flachen Rückens die Höhenströmung
über Mitteleuropa wieder. Das Sturmtief nördlich Schottlands liegt
entwicklungsgünstig und vertieft sich auf ca. 950 hPa, während es vor die
norwegische Küste zieht, allerdings bewahrt die nördliche Zugbahn des Tiefs
Deutschland vor einer stärkeren Sturmentwicklung.

Dabei greift die o.a. Warmfront auf den Norden über und überquert diesen zügig
nach Osten. Zum Abend hat sie auch schon weite Teile Polens überquert. Die
nachfolgende Kaltfront wird durch Wellenbildung zurückgehalten und kann bis zum
Abend auf den Norden übergreifen. Im starkgradientigen Warmsektor kommt es zu
starken Böen, lokal zu stürmischen Böen. Im Bergland gibt es häufiger Sturmböen
und auf exponierten Bergen orkanartige Böen oder Orkanböen. Auch zu den Küsten
hin muss häufiger mit Sturmböen, an windanfälligen Abschnitten mit schweren
Sturmböen gerechnet werden. Mit Übergreifen der Kaltfront am Freitagnachmittag
sind orkanartige Böen an der Nordsee nicht ganz ausgeschlossen, bei 60 bis 65 kt
in 950 hPa und Signale durch Cosmo Leps und Mos-Mix erscheint dies durchaus
denkbar.

Nur im Süden ist der Gradient schwächer, so dass von einigen Gipfellagen
abgesehen keine nennenswerten Böen erwartet werden.

Letztendlich liegt Deutschland durch die geschilderten Entwicklungen auf der
Vorderseite eines großräumigen Langwellentroges auf der warmen Seite der
Frontalzone. Die 850er Temperaturen liegen bis zum Abend zwar nur leicht, aber
fast durchweg im positiven Bereich. Auch die postfrontal in den Norden
einfließende Luft ist nur wenig kälter als die Luftmassen im Warmsektor.
Im Süden verliert der alte Frontenzug mehr und mehr an Wetterwirksamkeit, die
Niederschläge dort lassen nach und es kommt im Tagesverlauf unter einem
schwachen Höhenrücken häufiger zu Auflockerungen.
Ohnehin recht freundlich gestaltet sich der Tag vom Südwesten bis nach Sachsen,
wo teilweise Aufheiterungen zu erwarten sind und die Höchsttemperatur bei 8 bis
13 Grad liegen werden. In größeren Teilen Norddeutschlands zeigt sich dagegen
kaum die Sonne, wobei es zeitweise, meist aber nur leicht regnen kann.

In der Nacht zum Samstag formiert sich aus dem Landwellentrog ein Randtrog, der
ostwärts ziehend auf die Nordsee übergreift. Die auf seiner Vorderseite
befindliche Welle zieht über Norddeutschland nach Osten. Auf ihrer Rückseite
wird die zugehörige Kaltfront nach Süden gedrückt, so dass sie zum Morgen des
Samstags auf den Westen Deutschlands übergreift.
Präfrontal ist dabei nicht nur verbreitet mit dichter Bewölkung zu rechnen,
sondern im Norden auch mit Regenfällen und stark böigem Wind.
Außer im Süden kommt es daher zu starken bis stürmischen Böen, im Bergland zu
teils schweren Sturmböen.

Die deutschen Modelle liefern in der Nacht zum Samstag Signale für mehr als 25
mm Regen in 12 Stunden im Bereich des Sauerlands, die Externen lassen den
Regenschwerpunkt weiter nördlich, so dass Zugbahn und Timing der Wellenpassage
noch abgewartet werden müssen.
Auch die exakte Windentwicklung ganz im Norden hängt maßgeblich davon ab.

Im Süden lockern die Wolken zeitweise länger auf und die Temperatur geht auf
Werte um 0 Grad zurück, vereinzelte Glätte ist nicht ausgeschlossen.

Samstag ... liegt Mitteleuropa weiter in einer kräftigen westlichen Strömung,
wobei der nun etwas kurzwelligere Trog mit seiner Achse bis Deutschland
vorankommt. Das hochreichende und steuernde Tief zieht entlang der norwegischen
Küste nach Nordosten und macht nur wenig Anstalten sich abzuschwächen, im Kern
werden weiter am Boden ca. 950 hPa simuliert (ICON). Unterdessen zieht bei uns
die Welle ostwärts ab und nachfolgend kommt die Kaltfront bis Samstagabend etwas
beschleunigt nach Süddeutschland voran. Während 12-stündig kaum warnwürdige
Niederschlagsmengen auftreten dürften, sind 24-stündig stärkere Signale
vorhanden. Vor allem in den westlichen Staulagen (COMO-EU, ICON), vielleicht
auch im Norden(COMO-EU), im Bereich der durchziehenden Welle sind mehr als 30 mm
in 24 Stunden möglich.

Dazu breiten sich das Starkwindfeld vor der Kaltfront bis nach Süddeutschland
aus und es gibt vor allem über der Mitte und dem Süden starke bis stürmische
Böen aus Südwest bis West, vereinzelt Sturmböen. Im Bergland sind häufiger
Sturmböen zu erwarten, auf einigen Gipfel Bft 10 bis 12.

Die Temperatur steigt in der milden Luftmasse verbreitet auf mehr als 10 Grad,
lokal im Süden wieder bis +15 Grad.

In der Nacht zum Sonntag gerät die Kaltfront über dem Süden erneut ins Schleifen
und geht in die Warmfront einer Tiefentwicklung weit draußen auf dem Atlantik
über. Dies bedeutet, dass sich die Frontalzone mit Niederschlägen über
Süddeutschland für eine längere Zeit etabliert.
Auch wenn sich die Modelle bezüglich des räumlichen Ausgreifens nach Süden und
ihrer Verlagerungsgeschwindigkeit noch uneins sind, so könnte auch im Süden
(Schwarzwald, Allgäu, Odenwald, Pfälzer Wald, Saarland) zu Dauerregen kommen.
COSMO-EU und ICON, GFS simulieren bis in den Unwetterbereich, andere Modelle
markant.
Am Nordrand des Niederschlags sinkt die Schneefallgrenze bis 400m, was für
einige Teile der mittleren und südöstlichen Mittelgebirge in Hochlagen Neuschnee
zur Folge hat.


Sonntag ... Die großräumige Potenzialverteilung weist eine gut ausgeprägte
Frontalzone auf, die leicht mäandrierend vom mittleren Nordatlantik über
Mitteleuropa bis zum nahen Osteuropa verläuft, wo sie deutlich auffächert. Ein
in die lebhafte westliche Höhenströmung eingelagerter flacher, aber recht breit
konturierter Trog liegt am Mittag bereits knapp östlich von uns, während der
nachfolgende Rücken tagsüber noch westlich des Vorhersageraums verbleibt.
Wie nicht anders zu erwarten, weist die korrespondierende Bodendruckverteilung
eine umfangreiche Tiefdruckzone über Nordeuropa auf, der - ausgehend vom
Azorenhoch - hoher Luftdruck über Südeuropa entgegensteht. Deutschland befindet
sich quasi "zwischen den Stühlen" in einer flotten West-Südwestströmung, die am
Sonntag aber im Zuge einer rasch durchziehenden sehr flachen Welle vorübergehend
etwas abnimmt. Dabei kommt es besonders in Süddeutschland zu länger andauernden
und im Stau der Berge verstärkten Niederschlägen, die nur in den höchsten Lagen
als Schnee fallen (Schneefallgrenze wahrscheinlich bei etwa 1000 m nach Süden
hin, nach Norden hin auf etwa 400m sinkend.) ECMWF und GFS simulieren im
Schwarzwald, im Allgäu und am Alpenrand teils unwetterartigen Dauerregen, bzw.
in den Hochlagen starken Schneefall. Die Windsituation ist geprägt von einem
kräftigen West- bis Südwestwind Mit Sturmböen an der Küste und wind böen im
Binnenland. Auf den Bergen muss mit schweren Sturmböen, auf den Gipfeln teils
mit Orkanböen gerechnet werden.
Die Höchsttemperaturen bewegen sich in den Niederungen zwischen 5 Grad im
Nordosten und 12 Grad im Südwesten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die großräumige Entwicklung ähnlich, Unterschiede sind in
Details vorhanden, vor allem was die genaue Wind- und Niederschlagsentwicklung
angeht.
Auch die Passage der Welle am Samstag und die daran geknüpfte Wind- und
Niederschlagsentwicklung ist noch nicht vollkommen sicher. Vor allem im Bergland
(Staulagen) ist ab Samstag Dauerregen (12h, 24h) möglich, Unwetter
wahrscheinlich nicht zwingend, aber auch nicht völlig ausgeschlossen.




Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer

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