SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.01.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Teilweise Sturmböen bis ins Flachland, im Bergland und an den Küsten schwere
Sturmböen, auf einigen Gipfeln Orkanböen. In Staulagen ab Samstag Dauerregen, im
Süden unwetterartig, im Hochschwarzwald starkes Tauwetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir in einer westlichen Strömung, sowohl am Boden, als auch
in der Höhe, wobei mit Annäherung eines Troges über die Britischen Inseln die
Strömung wieder mehr auf Südwest rückdreht. Die Frontalzone in 500 hPa verläuft
dabei nördlich unseres Bereichs.
Entwicklungsgünstig gelegen hat sich dabei ein Orkantief entwickelt, welches die
Färöer Inseln passiert hat und entlang der norwegischen Küste nach Nordosten
eindreht.
Die Kaltfront greift abends auf den äußersten Norden über, kommt aber wegen
einer Wellenbildung nicht weiter nach Süden voran. Erst mit Passage des über den
äußersten Norden ostwärts ziehenden Wellenscheitels im Laufe der Nacht dringt
die Kaltfront ab der zweiten Nachthälfte über dem Nordwesten nach Süden vor.
Dabei gelangt milde Meeresluft zu uns und die starke Bewölkung über der
Nordhälfte breitet sich im Laufe der Nacht nach Süden aus, ohne die Bereiche
südlich der Donau ganz zu erfassen.
Dort bleibt es aufgelockert oder gering bewölkt und entsprechend sinkt die
Temperatur gebietsweise auf Werte um den Gefrierpunkt mit örtlicher Glätte durch
Reif oder Eis. Stellenweise bildet sich auch Nebel.
Im Norden fällt zunächst nur wenig Regen, erst mit Annäherung der Welle
intensivieren sich die Hebungsvorgänge und Regenfälle im Nordwesten.
Der Druckgradient verschärft sich dabei fortschreitend von Nord nach Süd und die
über dem südlichen Mitteleuropa liegende Hochdruckzone wird nach Süden gedrängt.


Vom Norden bis in die mittleren Gebiete sind bei mäßigem, teils frischen
Südwestwind starke bis stürmische Böen zu erwarten, vereinzelt an der Kaltfront
auch Sturmböen. Im Bergland kommt es Sturmböen, auf exponierten Bergen zu
Orkanböen. Besonders an der Nordsee sind auch schwere Sturmböen möglich, die
selbst etwas binnenwärts nicht ausgeschlossen scheinen, zumindest direkt an der
Kaltfront bei ca. 50 kt in 950 hPa.

Samstag ... verkürzt der Trog seine Wellenlänge und kommt mit seiner Achse bis
zur Nordsee und Nordfrankreich voran, wir verbleiben zunächst also auf der
Vorderseite mit entsprechenden Hebungsantrieben durch positive
Vorticityadvektion und Warmluftadvektion, zumindest präfrontal.
Die stabile Welle zieht unterdessen zum Baltikum ab, während die nachfolgende
Kaltfront bis zum Abend etwa eine Linie Rheinland-Pfalz bis zur Odermündung
erreicht.
Auch der frontale Regen breitet sich südostwärts aus, erreicht aber große Teile
des Südens und Südostens noch nicht. Obwohl im Tagesverlauf kaum noch
Warmluftadvektion im Vorfeld der Front simuliert wird, verstärkt sich der Regen
nachmittags von Südwesten her noch, was auf einen kurzwelligen Randtrog
zurückzuführen ist, der den Tiefausläufer von Südwesten her erfasst.
Vor allem in Teilen Nordrhein-Westfalens regnet es tagsüber ergiebig, so vom
Bergischen Land bis zum Ruhrgebiet, vielleicht auch in Teilen der Eifel, so dass
dort Dauerregenwarnungen nötig werden. Fast alle Modelle simulieren im Bereich
markanter Warnungen. Punktuell sind auch mehr als 40 mm nicht ausgeschlossen,
Unwetterwarnungen sind aber nicht nötig.
Das präfrontale Starkwind, Sturmfeld verlagert seinen Schwerpunkt in den Süden
und die Mitte des Landes. Dort sein verbreitet starke bis stürmische Böen aus
Südwest zu erwarten, bei Passage der Kaltfront auch Sturmböen (Bft 9), während
postfrontal der Gradient deutlich auffächert und nachmittags und abends in
größeren Teilen des Nordens keine Windwarnungen mehr nötig sein sollten.
Im Bergland bleibt es bei Sturmböen, exponiert Orkanböen aus Südwest und auch an
den Küsten weht teils kräftiger westlicher Wind, wenn auch nur mit Böen der
Stärke 7 bis 8, später meist Bft 7.
In der Nacht zum Sonntag kommt die Kaltfront mit Niederschlägen bis zu den Alpen
voran, während der nachfolgende Trog über Deutschland ostwärts schwenkt. Mit der
rückseitig einströmenden Meereskaltluft gehen die Dauerniederschläge ganz im
Süden oberhalb 700 bis 1000m in Schnee über. Über der Mitte sind es eher
schauerartige Niederschläge oder kurze Schauer, die dann aber bei ca. -5 Grad in
850 hPa bis 300 oder 400m hinab in fester Phase fallen sollten. Dazu kommt, dass
die Schichtung in höhenkalter Luft mit bis -38 Grad in 500 hPa sehr labil wird
und somit auch kurze Graupelgewitter mit starken bis stürmischen Böen im Norden
und der Mitte zu erwarten sind.
Der Wind über der Mitte und dem Süden lässt insgesamt nach, mal abgesehen vom
Bergland wo weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen auftreten dürften, in
einigen Kamm- und Gipfellagen auch schwere Sturmböen oder orkanartige Böen.
Dagegen nimmt ganz im Norden der Wind mit Passage eines Bodentroges über die
Nordsee und Dänemark wieder zu, was vor allem an den Küsten zu Sturmböen führen
dürfte, etwas landeinwärts sind noch verbreitet Windböen zu erwarten.
Vor allem in Staulagen des Südens, im Schwarzwald und im Allgäu beginnen
ergiebige Niederschläge, die zunächst als Regen fallen, später aber in Schnee
übergehen (s.o.).
Die Niederschlagsmengen liegen 12-stündig schon bei 15 bis 20 mm, da die
Niederschläge bei wieder steigender Schneefallgrenze bis in die Nacht zum Montag
anhalten, werden dort wahrscheinlich Unwetterwarnungen vor Dauerregen bzw.
Tauwetter nötig.

Sonntag ... folgt dem nach Osten abziehenden Höhentrog rasch ein flacher Rücken
unter dessen Vorderseite wir in eine nordwestliche Höhenströmung gelangen. Dabei
wird die Kaltfront im Alpenraum stationär, später als Warmfront eines
nordatlantischen Tiefs rückläufig, und gestützt durch kräftige Warmluftadvektion
kommt es vor allem im Südwesten zu weiterer Hebung.
Die Warmfront hat zum Tagesende den äußersten Westen und Südwesten schon wieder
überquert, wobei die Schneefallgrenze weit über 1000m steigt.
In der Südwesthälfte bleibt es meist stark bewölkt oder bedeckt, verbreitet
fällt Regen, der vor allem im Südwesten und Süden auch ergiebig ist. In einigen
Staulagen sind erneut um 30 mm in 12 Stunden zu erwarten, lokal an die 50 mm,
Allgäu. Dabei fällt von Südwesten her bis in Hochlagen durchweg Regen, bis in
Gipfellagen setzt sich Tauwetter durch.

Im Norden und Osten ist der Wettercharakter dagegen zunächst weiter konvektiv
geprägt mit Regen-, Schneeregen oder Graupelschauern.
Es bleibt insgesamt auch windig mit starken oder steifen Böen bis ganz runter,
bei Schauern mit stürmischen Böen. An der Küste und im Bergland gibt es
Sturmböen, teils schwer und auf exponierten Bergen Orkanböen, vor allem nach
Südwesten hin und in den Alpen.

In der Nacht zum Montag verbleiben nur noch ganz im Nordosten Reste der kälteren
Luftmasse, da hinter der Warmfront, die bis etwa zur Elbe nach Nordosten Boden
gut macht, mit starkem Gradienten sehr milde Meeresluft einfließt, in der
Temperatur in 850 hPa auf +5 Grad steigt.
Dazu treten bis ins Tiefland der Südwesthälfte starke bis stürmische Böen,
vereinzelt Sturmböen auf, im höheren Bergland schwere Sturmböen, bis hin zu
Orkanböen, in den Alpen sind auch extreme Orkanböen wahrscheinlich. Auch an den
Küsten bleibt es windig mit starke bis stürmischen Böen, während dem Nordosten
windtechnisch eine kurze Beruhigung ins Haus steht.

Die stratiformen Regenfälle breiten sich bis in den Nordosten aus, während sie
im Westen abklingen. In Staulagen des Südens sind weiter um 30 mm, lokal an den
Alpen bis 50 mm Regen möglich.

Abgesehen von einigen Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge bleibt es
frostfrei.

Montag ... liegen wir vorübergehend im Warmsektor einer Teiltiefneubildung über
Südskandinavien. An der straffen westlichen Strömung ändert sich wenig. Während
die Warmfront nach Osten abzieht, greift die Kaltfront, wenig wetteraktiv von
Westen her auf Deutschland über.

Wenn auch die kräftigsten Regenfälle nach Osten abziehen, bleibt es über dem
Norden und der Mitte in der feucht milden Meeresluft stark bewölkt und ab und zu
fällt leichter Regen oder Nieselregen.
Im Süden lockert die Wolkendecke stärker auf.

Es wird sehr mild und teilweise stürmisch mit mehr als 15 Grad in größeren
Teilen des Südwestens und Südens und Sturmböen bis in tiefe Lagen. An den Küsten
sind schwere Sturmböen zu erwarten, in höheren Berglagen orkanartige Böen oder
Orkanböen.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren insgesamt ähnlich, Unterschiede im Detail sind natürlich
vorhanden. Das Wochenende und der Start in die nächste Woche werden von allen
vorliegenden Modellen stürmisch und teilweise mit viel Niederschlag simuliert.

Akkumuliert bis Montag früh fallen in Staulagen West- und Süddeutschlands 40 bis
70 mm Niederschlag, an den Alpen teilweise um 80 mm, C EU geht sogar über 100
mm. Dadurch, dass zwischenzeitlich die Schneefallgrenze bis 700 m sinkt, wird
das ganze warntechnisch etwas diffiziler.

Mit der schmelzenden Schneedecke im Hochschwarzwald werden dort wahrscheinlich
Unwetterwarnungen vor Tauwetter nötig. Im Allgäu reichen die Niederschlagsmengen
ohnehin in den Unwetterbereich, dort fallen aber vor allem in der Nacht zum
Sonntag oberhalb von 700 bis 1000m ca. 20 mm in fester Phase (C EU). So dass
auch in Erwägung gezogen werden kann, erst vor Schnee zu warnen, dann in
Tauwetter (Unwetter) überzugehen.

Bedingt durch die Tatsache, dass die Niederschläge durch den weiter nach Süden
vordringenden Trog im Süden vorübergehend nachlassen, sind die akkumulierten
Niederschlagssummen bis Montag früh jetzt niedriger als in den Vorläufen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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