SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.01.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sehr windig bei ab dem Wochenbeginn extrem milden Temperaturen

Wz


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Sonntag... liegt Deutschland auf der Rückseite eines Langwellentroges, dessen
Achse um die Mittagszeit vom Nordmeer über die Ostsee bis zum Balkan verläuft.
Der Trog verlagert sich recht rasch nach Osten, seine Achse erreicht in der
Nacht zu Montag schon Russland. Recht deutlich ist die Trogstruktur auch im
Temperaturfeld zu erkennen. Mit Temperaturen unter minus 35 Grad ist die
Schichtung hochgradig labil, was sich auch in kräftigen Schauern und Gewittern
zeigt, die vor allem in der ersten Tageshälfte im Nordosten noch zu beobachten
sein werden. Da diese je nach Intensität auch mit Schnee, Schneeregen oder
Graupel verbunden sein können, besteht dort zumindest lokal und vorübergehend
eine gewisse Glättegefahr. Das zum Trog gehörende zweikernige Bodentief ist
aktuell über Nordeuropa zu finden, wobei ein Kern zwischen der norwegischen
Küste und Island liegt, der andere über Lappland. Bei diesem Tiefkomplex ist
nicht nur eine ostwärtige Verlagerung, sondern auch eine Verschiebung der
Intensitäten zu erkennen (während sich der westliche Kern etwas auffüllt, bleibt
der östliche von seinem Kerndruck her etwa konstant, so dass er ausgangs der
Nacht zu Montag der stärker ausgeprägte ist). Mit dem Tiefkomplex ist ein
Frontensystem verbunden, welches sich aktuell in einem weiten Bogen über
Nordwest- und Weißrussland bis nach Süddeutschland erstreckt. Weiter westlich
wird die Front als Warmfront rückläufig und reicht über die Britischen Inseln
hinaus bis auf den Atlantik, wo sie in das neue steuernde Tief mündet. Dieses
erreicht ausgangs der Nacht das Seegebiet südlich von Island und soll laut ICON
zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck von unter 950 hPa aufweisen. COSMO-EU setzt
mit einem Kerndruck von unter 945 hPa noch "einen drauf", GFS bleibt mit unter
960 hPa etwas gelassener. Wie auch immer, auf der kalten Seite der Frontalzone
hat sich vor allem über dem Norden Deutschlands eine zonal ausgerichtete und
recht kräftige Strömung eingestellt. In dieser muss am Tage laut ICON und EZMW
in der Nordosthälfte verbreitet mit starken Böen gerechnet werden, vor allem zur
Küste hin auch mit stürmischen Böen oder Sturmböen. Dies gilt insbesondere für
mögliche Schauer und Gewitter. Die deutschen hochaufgelösten Modelle COSMO-EU
und -DE simulieren die Spitzenböen an der Küste ähnlich wie die genannten
Globalmodelle, allerdings ist die Verbreitung der Böen in der Fläche im
Binnenland bei den COSMOs deutlich schwächer ausgeprägt. Im Bodendruckfeld
sticht ferner präfrontal zur Warmfront über Westeuropa eine vorübergehende
deutliche Auffächerung des Gradienten ins Auge, die sich im Tagesverlauf von
West nach Ost über Deutschland verlagert und eine vorübergehende Entspannung der
Windsituation mit sich bringt. Die aktuell über dem Süden befindliche Front,
welche zunehmend rückläufig wird, wurde oben schon erwähnt. Da diese sich
aktuell recht eng an den Alpenbogen schmiegt und damit der Süden Deutschlands
auf ihrer kalten Seite liegt, schneit es südlich der Donau verbreitet. Im
Tagesverlauf kommt diese aber wieder nach Norden bis etwa zum Rhein, ihre
Niederschläge bis nach NRW, Hessen und Thüringen voran. In der Nacht ist
nochmals eine weitere Verlagerung bis in die Mitte Deutschlands zu erwarten, die
Regenfälle erreichen laut der Deutschen Modelle Sachsen, Sachsen-Anhalt und das
südliche Niedersachsen. Bezüglich der Verlaugerug der Regenfälle sind die
externen Modelle EZMW und GFS etwas offensiver, laut ihrer Interpretation
erreichen die Regenfälle ausgangs der Nacht Brandenburg und Schleswig-Holstein.
Die Niederschlagsphase geht dabei schon im Tagesverlauf von Südwesten her rasch
in Regen über. Liegen die 850er Temperaturen aktuell noch durchweg unter null
Grad, so erreichen sie am Abend im Südwesten lokal schon über 4 Grad. Zu diesem
Zeitpunkt sieht COSMO-EU die Schneefallgrenze im Südwesten schon bei fast 2000
Meter, in Thüringen soll sie beispielsweise noch bei etwa 600 Meter liegen.
Dort, sowie in den angrenzenden höher gelegenen Regionen Sachsens und Bayerns
können am Tage und bis in die Nacht noch ein paar cm Neuschnee fallen. In der
Nacht ist bei weiterer Milderung und einem Ansteigen der Schneefallgrenze zu
rechnen, so dass nicht nur der gefallene Neuschnee, sondern auch die noch
vorhandene Altschneedecke allgemein weiter abtaut. Entsprechend muss in hohen
Lagen des Schwarzwaldes und in den Alpen mit unwetterartigem Tauwetter gerechnet
werden, entsprechende Warnungen laufen. Da im Süden erst im Laufe des Montags
die Regenfälle nachlassen, sind bis in den Montag einigen Regionen des Südens
auch von Dauerregen betroffen. Mit dem Übergreifen der Warmfront zieht auch der
Druckgradient wieder an. Im Südwesten muss bis zum Morgen wieder verbreitet mit
Windböen, in höheren Lagen auch mit Sturmböen gerechnet werden. Auf den
Alpengipfeln erreicht der Wind Orkanstärke. Die Erwärmung sorgt auch dafür, dass
Frost nur noch in den Hochlagen der östlichen Mittelgebirge auftritt.

Montag... wird im Tagesverlauf auch der Nordosten unseres Landes von der
Warmfront überquert und gerät somit in den Einflussbereich der sehr milden
Atlantikluft. Die Warmfront selbst wird zum Abend über der Mitte Polens
erwartet. Die nachfolgende Kaltfront kann bis zum Abend zumindest auf
Ostfriesland übergreifen. Da sich der Warmsektor u.a. durch einen recht scharfen
Druckgradienten auszeichnet, muss zum Abend in der gesamten Nordhälfte mit
starken und stürmischen Böen gerechnet werden. An der Küste sind auch Sturmböen
und einzelne schwere Sturmböen möglich. Dabei ist zu bedenken, dass die
Windzunahme im Nordosten erst allmählich von statten geht, da die oben
beschriebene prä(warm)frontale Gradientauffächerung dort anfangs noch für
windschwache Verhältnisse sorgt. Windig wird es auch in den Hochlagen der
Südhälfte, wo ebenfalls Böen bis zur Sturmstärke auftreten können. Diese
Situation simulieren eigentlich alle Modelle recht ähnlich, für den Süden
Deutschlands ist dabei EZMW das Modell, welches einen Tick schneidiger zu Werke
geht als die deutschen Modelle. Die von diesem Modell simulierten 40 Knoten über
Thüringen müssen dabei aber nicht das Maximum bleiben, MOSMIX bietet
beispielsweise für den Fichtelberg oder den Großen Arber auch Orkanböen an. Im
Alpenraum soll der Wind mit Frontpassage nachlassen, wobei für die niedriger
gelegenen Gipfel die Entwicklung der Windsituation auch von der Höhe der
Inversion abhängen wird, die sich zwischen der sehr warmen und trockenen Luft
oberhalb von etwa 900 bis 850 hPa und der kühleren und feuchteren Luft darunter
bildet. Bleiben die Gipfel in der unteren Luftschicht, sind die von MOSMIX
angedachten Böen (Bernoulli lässt grüßen) vorstellbar.

In der Nacht kommt die Kaltfront bis in die Mitte voran (Linie Lausitz - Eifel),
ohne dass sich an der Druck- und damit an der Windsituation nennenswertes ändern
würde. Dabei fließt in den Norden wieder etwas kühlere Luft ein, die 850er
Temperaturen sinken wieder unter null Grad, während in der Mitte und im Süden
mit 1 bis 10 Grad weiterhin positive 850er Temperaturen vorherrschen. Die mit
der Front verbundenen Niederschläge haben ihren Schwerpunkt postfrontal, wobei
es bei Schneefallgrenzen von etwa 600 Meter an der Küste und etwa 1500 Meter an
den Alpen bei Weitem nicht für Schnee reicht. Im Süden, wo es etwas
windschwächer ist, kann es in der Nacht lokal Nebel geben.

Dienstag... greift vom Atlantik ein neuer Langwellentrog auf Westeuropa über.
Dadurch kommt Deutschland wieder unter eine südwestliche Höhenströmung, die mit
dazu beiträgt, dass die Verlagerung der Kaltfront verzögert wird. Diese beginnt
zu wellen, wobei sich im Bereich des Wellenscheitels eine Zone längerer und
teils kräftiger Regenfälle ausbildet. Ob und in welchem Maße dabei
Dauerregenkriterien erreicht oder überschritten werden, lässt sich aus heutiger
Sicht noch nicht genau sagen. Durch die Wellenbildung wird auf der Südostflanke
der Kaltfront der Druckgradient etwas auseinander gezogen, so dass sich dort
dann die Windsituation etwas entspannt. Insgesamt bleibt der Gradient aber
kräftig, so dass sich an der Windsituation mit Böen von Bft 7 (Binnenland und
tiefe Lagen in Frontumgebung) bis Bft 10 (exponierte Küstenlagen und Berge im
Frontbereich) nichts ändert. Ebenfalls wenig Änderung ist - zumindest am Tage -
bei der Temperaturverteilung zu erwarten. Im Norden bis -4, im Süden bis +7, das
sollen nach ICON und EZMW die 850er Werte um 18 UTC sein.

In der Nacht zu Mittwoch greift der Trog dann auch auf das europäische Festland
über. Damit und mit eine Winddrehung über Westeuropa auf West bis Nordwest nimmt
die Frontsenkrechte Windkomponente zu und die Front wird bis an die Alpen
gedrückt. Entsprechend sinken dann auch dort die 850er Temperaturen auf oder
unter null Grad. Der Wind bleibt allgemein lebhaft etwa auf dem Niveau des
Tages, postfrontal gehen die schwachen Niederschläge in höheren
Mittelgebirgslagen mehr und mehr in Schnee über.

Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren den Verlauf recht ähnlich, wenngleich sich
erwartungsgemäß Unterschiede in der Niederschlagsverteilung schon am heutigen
Sonntag zeigen. Am Dienstag

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)