SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.01.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Handballeuropameister und Australian-Open-Siegerin !! - Glückwunsch auch von den
Wetterfröschen.

Heute Nacht verbreitet Regen, im Süden teils ergiebig, Andauer der
Tauwetterlage. Weiterhin windig bis stürmisch mit wechselnder regionaler
Verteilung.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Bereich der mäßig mäandrierenden
Frontalzone, die vom mittleren Nordatlantik weit in den europäischen Kontinent
eindringt. Dabei hat sich über dem nahen Ostatlantik ein breiter Höhenrücken
etabliert, während der Trog, der uns vergangene Nacht und heute überquert hat,
mittlerweile leicht östlich von uns liegt. Entsprechend dieser Konstellation hat
die Strömung in der mittleren Troposphäre auf Nordwest gedreht, während weiter
unten SW-W-Winde vorherrschen - nach thermischer Windgleichung also ein
klassischer Fall von WLA, was übrigens auch von den Modellen so gesehen wird.
Und tatsächlich hat der Prozess der Warmluftadvektion von W und SW her bereits
eingesetzt, was an der stratiformen Bewölkung und den skaligen Niederschlägen
erkennbar ist.

Im Laufe der Nacht dauert die kräftige WLA an, wobei die Warmfront eines
Sturmtiefs weit draußen auf dem Atlantik langsam aber sicher nordostwärts
schwenkt. Im Grunde handelt es sich bei der Luftmassengrenze um die Kaltfront,
die uns am Samstag südwärts überquert hat, die nun aber in die Warmfront des
neuen Tiefs übergegangen ist. Lange Rede, kurzer Sinn, bis Montagfrüh steigt die
850-hPa-Temperatur vor allem im W und SW deutlich an auf Werte um +5°C, während
sich im Nordosten zunächst noch kältere Luft hält (um -5°C in MV). Die
niedertroposphärische Erwärmung färbt freilich auch auf die Sphären ab, wo wir
Menschen uns in der Regel aufhalten. So steigt die 2m-Temperatur bis zum Morgen
teilweise deutlich an auf rund +10°C oder sogar noch mehr im W und S des Landes
oder anders ausgedrückt: die Tiefstwerte der Nacht sind vielfach die
Ausgangswerte vom Abend. Mit der Erwärmung steigt natürlich auch die
Schneefallgrenze deutlich an auf rund 2000 m im Süden und meist weit über 1000 m
(und somit über Kammlagenniveau) im Mittelgebirgsraum. Lediglich im
Osterzgebirge liegt sie am frühen Morgen noch etwas darunter.

Thema Niederschlag: Mit Verlagerung der Warmfront und der andauernden WLA kommt
es besonders im Süden und in der Mitte zu länger andauernden und besonders in
Staulagen teils kräftigen Regenfällen. Schwerpunkte sind die Alpen, wo lokal 30
bis 40 mm innert 12 h Regen fallen können, und in abgeschwächter Form die
südlichen und zentralen Mittelgebirge. Für einige dieser Mittelgebirge laufen,
teils bis Montagmittag, markante Dauerregenwarnungen, wobei es aber im SW schon
eher aufhört zu regnen.
Der NO bleibt vom skaligen Regen noch weitgehend verschont, allerdings sind dort
anfangs noch einzelne, teils gewittrige Regen- oder Graupelschauer möglich.

Thema Wind: Da der Gradient unmittelbar vor der Warmfront deutlich auffächert,
schwächt sich auch der Wind im Norden und Osten immer weiter ab, so dass am
frühen Morgen vorübergehend keine Warnungen mehr nötig sein werden. Anders die
Situation im Süden und Westen sowie in Teilen der Mitte, wo der SW-W-Wind
postfrontal weiter zunimmt mit Böen 7 Bft, im Süden teils 8 Bft, im Bergland
9-10 Bft, auf den Alpengipfeln sowie im Hochschwarzwald und im Bayerischen Wald
(exponiert) bis 12 Bft (Orkanstärke).

Montag ... zieht das o.e. Sturm- respektive Orkantief (NORKYS) nördlich an
Schottland vorbei nach Osten, wo es in der Nacht zum Dienstag die nördliche
Nordsee erreicht. Dabei soll der Kerndruck nach ICON auf etwas unter 965 hPa
angestiegen sein (00 UTC). Die zugehörige Warmfront kommt weiter
ost-nordostwärts voran und dürfte den Vorhersageraum zur Mittagszeit, mit
Ausnahme Vorpommerns vielleicht, bereits hinter sich gelassen haben. Damit
gelangen wir in den breiten Warmsektor, der zunehmend von dem von Westen
heranschwenkenden, sich zunehmend abflachenden Höhenrücken überlagert wird. Die
frontalen Regenfälle ziehen sich unter Abschwächung mehr und mehr in den Osten
und Nordosten zurück, so dass es am Nachmittag in weiten Teilen des Landes
trocken bleibt. Allerdings kann es im Warmsektor besonders nach Norden hin noch
zeitweise nieseln.

Ansonsten wird mit der lebhaften west-südwestlichen Grundströmung milde bis sehr
milde Subtropikluft nach Deutschland geführt, in der die 850-hPa-Temperatur im S
und SW auf bis zu +10°C ansteigt. Dabei kommt im Süden z.T. für längere Zeit die
Sonne heraus, während es in den übrigen Landesteilen meist stark bewölkt bis
bedeckt bleibt. Die Temperatur steigt auf 8°C in Vorpommern und 14°C im S und SW
an. Am Oberrhein sind sogar 15 bis 17 oder gar 18°C nicht ausgeschlossen. Daran
ändert auch die Tatsache nicht, dass am Nachmittag und Abend die schwache und
wenig wetteraktive Kaltfront des Sturmtiefs in den Nordwesten eindringt.

Im Blickpunkt des Warngeschehens bleibt nach wie vor der Wind, der im
starkgradientigen Warmsektor aus SW bis W kommend sehr flott unterwegs ist mit
Böen 7 bis 8 Bft, im Bergland bis 10 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen
bis 12 Bft. Dabei gilt die Faustregel, dass der Wind im Süden im Tagesverlauf
tendenziell abnimmt, während sich das Starkwindfeld im Norden langsam nach Osten
ausbreitet. Schließlich muss im NO erst die Warmfrontpassage erfolge, bevor auch
dort der Wind nicht nur merklich sondern auch warnwürdig durchbricht.

In der Nacht zum Dienstag zonalisiert die Höhenströmung über Deutschland
zunehmend, was die Verlagerung besagter Kaltfront nach Süden zwar bremst, aber
nicht gänzlich verhindert. Sie kommt über dem nördlichen Mittelgebirgsraum ins
Schleifen, was mit Unterstützung über die Front hinweglaufender KW-Tröge zu
einer Verstärkung der Regenfälle führt. Diese fallen im Norden und Westen zu
einem Großteil auf der kalten Seite der Luftmassengrenze (Anacharakter).
Aufsummiert über 12 h können bis zu 10 mm zusammenkommen, laut COSMO-EU und
EURO4 in den westlichen Mittelgebirgen (Stau) sowie bei schauerartigen
Verstärkungen lokal auch etwas mehr.

Der Wind lässt besonders im Süden merklich nach, dort sind nur noch im Bergland
warnwürdige Böen bis Sturmstärke zu erwarten. In der Norddeutschen Tiefebene
zeigt sich postfrontal ebenfalls eine leichte Abschwächung, auch wenn noch die
eine oder andere 7er-Böe auftreten dürfte. Bei Frontdurchgang selbst sind
allerdings Böen 8 Bft, vereinzelt sogar 9 Bft möglich. Und auch an der Küste
sowie im unmittelbar angrenzenden Binnenland legt der SW-Wind mit zunehmender
Nähe zum Sturmtief wieder zu auf Böen 8 bis 9 Bft, vereinzelt 10 Bft (äußerster
Norden). Auf den Bergen bleibt es allgemein stürmisch mit Spitzen je nach
Exposition zwischen 9 und 12 Bft.

Dienstag ... formiert sich über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik ein neuer
Höhentrog, auf dessen Vorderseite die Höhenströmung bei uns allmählich beginnt,
auf Südwest rückzudrehen. Sturmtief NORKYS tritt auf das norwegische Festland
über, von wo aus es unter langsamer Auffüllung Richtung Südschweden zieht. Auf
seiner Südflanke bleibt bei uns eine mäßige bis frische W-SW-Strömung erhalten,
mit der nach Süden hin milde bis sehr milde, nach Norden hin etwas frischere,
aber nicht wirklich kalte Meeresluft advehiert wird. Dazwischen steht nach wie
vor die bereits erwähnte Kaltfront, die durch eine flache Welle an ihrer
weiteren Südverlagerung zunächst gehindert wird. Im Frontbereich kommt es in
einem zonal über die Mitte des Landes verlaufenden Streifen zu weiteren
Regenfällen, die 12-stündig in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen
orografisch bedingte Peaks von 10 bis 20 mm, vereinzelt auch etwas mehr,
aufweisen. Eine warnwürdige Dauerregenlage deutet sich nach jetzigem Stand aber
nicht an.

In Norddeutschland sowie im Süden Bayerns und BWs lockert die Wolkendecke
teilweise auf und die Sonne zeigt sich immer mal wieder. Die Temperatur steigt
verbreitet auf 8 bis 13°C, im Süden örtlich bis 15°C, am Oberrhein vereinzelt
bis 17°C.

Auch der Dienstag wird ein sehr windiger, vielfach stürmischer Tag mit
Schwerpunkt Nordhälfte, wo der SW-Wind in Böen verbreitet Stärke 8 Bft, Richtung
Küste 9 bis 10 Bft, in exponierten Hochlagen bis 12 Bft erreicht. Etwas
verhaltener, aber mitnichten ruhig geht es im Süden zu, wo sich Sturmböen oder
mehr auf die Hochlagen beschränken, während weiter unten meist nicht mehr als 7
Bft herauskommt.

In der Nacht zum Mittwoch greift der Nordteil des nach SW zurückhängenden
Höhentroges auf den Norden und Westen über, wodurch die Kaltfront nach Süden
gedrückt wird. Postfrontal strömt ein Schwall maritimer und hochreichender
Polarluft ein, in der die 850-hPa-Temperatur bis zum Morgen auf -1 bis -6°C
zurückgeht. Die frontalen Niederschläge verlagern sich in den Süden, wobei die
Schneefallgrenze immer weiter absinkt bis in mittlere Lagen der Mittelgebirge.
An den Alpen bleibt sie zunächst aber noch recht hoch mit 1000 m oder etwas
darüber. Vor allem im Weststau des Schwarzwaldes deutet sich ein
Niederschlagsmaximum von rund 20mm/12h an, was aber noch auf wackeligen Füßen
steht. Mit Übergreifen des Troges entwickeln sich im Norden Schauer, teils als
Graupel oder Schneeregen, vereinzelt auch mit Blitz und Donner. In der
Nordhälfte bleibt es stark windig, an der See und in höheren Lagen stürmisch.


Mittwoch ... greift der Höhentrog unter Verkürzung seiner Wellenlänge vollends
auf Deutschland über. Am Boden verlagert sich das Azorenhoch dichter an die
Biscaya heran, wodurch der Wind mehr auf West dreht. Dabei wird ganz Deutschland
von erwärmter Meereskaltluft polaren Ursprungs geflutet, in der es zu
schauerartigen Niederschlägen kommt. Oberhalb etwa 400 m fällt durchweg Schnee,
darunter sind je nach Intensität alle Phasen möglich. An den Alpen kann es
länger andauernd schneien, auch wenn es sich nicht um eine klassische Staulage
handelt (zu wenig NW-Einschlag). Bei guter Durchmischung werden Tageshöchstwerte
von 4 bis 11°C erreicht. Von Süd nach Nord zunehmend weht mäßiger bis frischer
westlicher Wind mit Böen 7 bis 8 Bft, in höheren Lagen teils darüber.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumigen Strukturen werden von allen einschlägigen Modellen ähnlich
simuliert. Unschärfen wurden im Text bereits erwähnt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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