SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.01.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz.
Teilweise Sturmböen bis ins Flachland, im Bergland und an den Küsten schwere
Sturmböen, auf einigen Gipfeln Orkanböen. In Staulagen ab Samstag Dauerregen, im
Süden ab Samstagabend gebietsweise im Schwarzwald, Allgäu und weiterer
Alpengebiete unwetterartiges starkes Tauwetter.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag...
Zentraleuropa liegt derzeit noch am warmen Rand der strammen Frontalzone, auf
der Vorderseite des von Island zum Seegebiet südwestlich von Irland sich
erstreckenden Langwellentroges. Im Bodendruckfeld liegt Deutschland heute
Vormittag noch im weit geöffneten Warmsektor der wellenden Kaltfront des vor der
norwegischen Küsten liegenden Tiefs. Die Kaltfront der Welle greift heute im
Tagesverlauf auf den Nordwesten und Westen unseres Bereichs über. Mit ihr wird
sich im weiteren Verlauf des Tages eine weitere Kaltfront vereinen. Ihr folgt
dann mit Heranschwenken des o.e. Langwellentroges die eigentliche Höhenkaltluft
mit Temperaturen unter -35 Grad im 500er-Niveau. Für heute Vormittag und die
weiteren Tagesstunden bleibt warnmäßig jedoch noch der Blick auf den kräftigen
Druckgradienten über unserem Bereich zu richten. D.h., für heute werden von den
Modellen im Tagesverlauf im Küstenbereich, sowie im Nordwesten auch in tieferen
Lagen sowie in den höheren Lagen der Mittelgebirge Sturmböen der Stärke Bft 8
bis 9, teilweise bis 10 und in den exponiertesten Lagen der nördlichen
Mittelgebirge auch Bft 11-12 simuliert. Mit Übergreifen der wellenden Kaltfront
setzt schon in den Vormittagsstunden Regen ein, der sich im Tagesverlauf rasch
ostwärts verlagert. Aufgrund der von der Höhentrogvorderseite gestützten
dynamischen Hebung werden von den Modellen größere Regenmengen vorhergesagt. Sie
liegen - vor allem auch staubedingt - in einzelnen Mittelgebirgslagen im
markanten Dauerregenbereich. Die wellende Kaltfront erreicht bis zur kommenden
Nacht den Südosten Deutschlands und wird dann wieder rückläufig. Der Kaltfront
folgt mit dem Höhentrog ein Schwall höhenkalter und labiler Luft, die im Laufe
der Nacht vor allem nach Norden hin kräftige Konvektionen mit Schauern und
kurzen Gewittern und bei auf 200 bis 300 m sinkender Schneefallgrenze auch
Graupelschauer im norddeutschen Tiefland zulässt. Nach Süden sinkt die
Schneefallgrenze auf 500 bis 700 m. Derzeit laufen im Raum Schwarzwald und der
Alpenregion Unwettervorwarnungen vor Tauwetter. Dies ist einerseits geschuldet
dem mit der durchschwenkenden Kaltfront vorderseitig fallendem Regen, dem darauf
folgenden Schnee mit der sinkenden Schneefallgrenze und dann der später mit der
rückläufig werdenden Kaltfront, die in eine Warmfront mit nachfolgend sehr
milden Luftmasse übergeht.




Sonntag...
Am Sonntag folgt dem nach Osten abziehenden Höhentrog rasch ein flacher Rücken
unter dessen Vorderseite der Vorhersagebereich in eine nordwestliche
Höhenströmung gelangen. Dabei wird die Kaltfront im Alpenraum stationär, später
als Warmfront eines nordatlantischen Tiefs rückläufig, und gestützt durch
kräftige Warmluftadvektion kommt es vor allem im Südwesten zu weiterer Hebung.
Die Warmfront hat zum Tagesende den äußersten Westen und Südwesten schon wieder
überquert, wobei die Schneefallgrenze wieder weit über 1000m steigt.
In der Südwesthälfte bleibt es meist stark bewölkt oder bedeckt, verbreitet
fällt Regen, der vor allem im Südwesten und Süden auch ergiebig ist. In einigen
Staulagen sind erneut um 30 mm in 12 Stunden zu erwarten, lokal an die 50 mm,
Allgäu. Dabei fällt von Südwesten her bis in Hochlagen durchweg Regen, bis in
Gipfellagen setzt sich Tauwetter durch.
Im Norden und Osten ist der Wettercharakter dagegen zunächst weiter konvektiv
geprägt mit Regen-, Schneeregen oder Graupelschauern.
Es bleibt insgesamt auch windig mit starken oder steifen Böen bis ganz runter,
bei Schauern mit stürmischen Böen. An der Küste und im Bergland gibt es
Sturmböen, teils schwer und auf exponierten Bergen Orkanböen, vor allem nach
Südwesten hin und in den Alpen.

In der Nacht zum Montag verbleiben nur noch ganz im Nordosten Reste der kälteren
Luftmasse, da hinter der Warmfront, die bis etwa zur Elbe nach Nordosten Boden
gut macht, mit starkem Gradienten sehr milde Meeresluft einfließt, in der
Temperatur in 850 hPa auf +5 Grad steigt.
Dazu treten bis ins Tiefland der Südwesthälfte starke bis stürmische Böen,
vereinzelt Sturmböen auf, im höheren Bergland schwere Sturmböen, bis hin zu
Orkanböen, in den Alpen sind auch extreme Orkanböen wahrscheinlich. Auch an den
Küsten bleibt es windig mit starke bis stürmischen Böen, während dem Nordosten
windtechnisch eine kurze Beruhigung ins Haus steht.
Die Regenfälle breiten sich bis in den Nordosten aus, während sie im Westen
abklingen. In Staulagen des Südens sind weiter um 30 mm, lokal an den Alpen bis
50 mm Regen möglich.
Abgesehen von einigen Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge bleibt es
frostfrei.




Montag...
Am Montag liegen weite Teile Deutschlands im Warmsektor des Sturmtiefs im
Seegebiet südlich von Island. An der straffen westlichen Strömung ändert sich
wenig. Während die Warmfront nach Osten abzieht, greift die Kaltfront, wenig
wetteraktiv von Westen her auf Deutschland über.
Wenn auch die kräftigsten Regenfälle nach Osten abziehen, bleibt es über dem
Norden und der Mitte in der feucht milden Meeresluft stark bewölkt und ab und zu
fällt leichter Regen oder Nieselregen.
Im Süden lockert die Wolkendecke stärker auf.

Es wird sehr mild und teilweise stürmisch mit mehr als 15 Grad in größeren
Teilen des Südwestens und Südens und Sturmböen bis in tiefe Lagen. An den Küsten
sind schwere Sturmböen zu erwarten, in höheren Berglagen orkanartige Böen oder
Orkanböen.





Modellvergleich und -einschätzung
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Die zur Verfügung stehenden Modelle zeigen im synoptischen Scale ähnliche
Simulationen. Der Hauptaugenmerk ist heute auf die Warnsituation im Süden mit
den derzeit laufenden Unwettervorwarnungen zu richten. Sie zielen auf starkes
Tauwetter hin, auch wenn die Schneefallgrenze vorübergehend stark fallen wird.
Da aber im Schwarzwald und Allgäu sowie in den Alpen teilweise ab 20 bis 30 cm
Schnee liegen, anfangs bis in höhere Lagen Regen, später wieder Schnee fällt und
dann spätestens ab Sonntag wieder milde Luft bis in höhere Lagen wetterwirksam
sein wird, sollte im Laufe des heutigen Vormittags in den relevanten Gebieten
eine Unwetterwarnung vor starkem Tauwetter, gültig ab heute Abend und bis über
48 Stunden laufend, herausgegeben werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bähnke

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