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Thema des Tages

Kaltfront ohne Kälte

Für das Verständnis der Wetterlage ist ein kleiner Wetterrückblick
sinnvoll. Beginnen wir also mit Mittwoch, den 24.01.2018. An diesem
Tag erreichte uns landesweit in einer kräftigen Südwestströmung eine
für die Jahreszeit ungewöhnlich milde Luftmasse. In dieser
subtropischen Luft gab es verbreitet zweistellige Temperaturwerte und
im Norden des Landes kam es vereinzelt sogar zu neuen Monatsrekorden
der Tageshöchsttemperatur, wie zum Beispiel in Schleswig oder Leck
(beide in Schleswig-Holstein). Auch am gestrigen Donnerstag reichte
es vor der Kaltfront noch einmal für Temperaturen oberhalb der
10-Grad-Marke. Doch selbst hinter der Kaltfront lag die Temperatur im
Norden und Westen von Deutschland mit 6 bis 9 Grad noch im milden und
damit überdurchschnittlichen Bereich für Ende Januar. Dennoch,
aufgrund der noch höheren Werte weiter südlich, handelte es sich
zweifelsfrei um eine Kaltfront. Denn letztlich ist nicht die
Temperatur hinter der Front, sondern die Temperaturdifferenz vor und
nach der Front entscheidend.

Dies erklärt zwar, warum es sich trotz der weiterhin hohen
Temperaturwerte um eine Kaltfront handelte, aber noch nicht warum es
hinter der Kaltfront nicht wirklich kalt wurde. Für die Beantwortung
dieser Frage braucht es den Blick auf die Herkunft der Luftmasse, die
bei uns einströmte. Dafür sind sogenannte "Trajektorien" hilfreich.
Dies sind die Bahnkurven, auf denen sich die Luftpartikel in der
Atmosphäre bewegen. Mit einfachen Worten: es handelt sich um jene
Wege, die Luftpartikel in der Atmosphäre zurücklegen. Dabei wird
zwischen zwei Arten von Trajektorien unterschieden: Die sogenannten
"Rückwärtstrajektorien" geben an, woher ein Luftteilchen kommt, und
die "Vorwärtstrajektorien" liefern Informationen darüber, wohin sich
ein Luftteilchen bewegt. Lange Rede kurzer Sinn, die Luftmasse, die
uns erreichte, nahm ihren Ursprung am vergangenen Wochenende in
Neufundland. Nun ist es dort im Winter für gewöhnlich recht kalt und
auch am vergangenen Wochenende lagerten in dieser Region arktische
Luftmassen. Doch auf ihrem weiten Weg über den Atlantik, etwa entlang
des 50. Breitengrads, konnte sich die Luft deutlich erwärmen. Denn
der Nordatlantik weist in diesem Bereich Wassertemperaturen von etwa
10 bis 12 Grad auf. Die Luftmasse wurde somit nach und nach deutlich
modifiziert und verlor ihre ursprünglichen arktischen Eigenschaften.


Arktische Luftmassen erreichen Mitteleuropa aufgrund des Atlantiks
nur aus nördlichen Richtungen (Weg über das Europäische Nordmeer und
die Nordsee ist zu kurz für eine vollständige Umwandlung der
Luftmasse) oder über östliche Windrichtungen auf dem "Landweg", auf
dem eine Umwandlung deutlich langsamer vonstattengeht. In den
kommenden Tagen sind wir vor derlei Windrichtungen allerdings gefeit.
Es bleibt bei Südwest- bis Westwind deutlich zu mild für die
Jahreszeit. Gebietsweise werden am kommenden Sonntag und Montag
erneut Höchsttemperaturen über 10 Grad erreicht.

MSc.-Met. Thore Hansen
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 26.01.2018

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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