SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.01.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz
Lebhafte Westwetterlage, vor allem in der Nordhälfte windig bis stürmisch. Am
Montag mit Kaltfrontpassage Höhepunkt der Windentwicklung mit einzelnen
Sturmböen im Norden und der Mitte. Teils sehr mild

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... bestimmt eine aktive Westwetterlage das Wettergeschehen. Diese ist
geprägt von einer Frontalzone die eher etwas nördlich verlaufend zur Ausbildung
einer ganzen Girlande an Bodentiefs führt. Diese verlaufen von Grönland, über
Island, bis nach Südskandinavien. Demgegenüber erstreckt sich eine
Hochdruckbrücke von den Azoren über die Biskaya bis zum Balkan. Für Deutschland
ergibt sich damit eine gewisse Zweiteilung. Während der Norden des Landes voll
unter Tiefdruckeinfluss liegt, kann man im Süden von höherem Luftdruck
profitieren.

Für den Tagesbeginn ist zunächst eine Tief wetterbestimmend, dass über
Südskandinavien liegt und ostwärts in Richtung Baltikum zieht. Sein okkludiertes
Frontensystem überquert derzeit Deutschland südwärts. Die zunehmend
isobarenparallele Lage sorgt aber dafür, dass sich die Okklusion mehr und mehr
abschwächt. Größere Niederschläge werden entsprechend nicht erwartet,
stattdessen fällt hier und da ein wenig Sprühregen.

In der zweiten Tageshälfte wird ein neue Randtief interessant, dass sich auf der
Südflanke der Tiefdruckgirlande vorderseitig eines Kurzwellentroges ausbilden
kann. Dieses zunächst noch recht flache Wellentief ohne eigenen Tiefdruckkern
öffnet einen breiten Warmsektor. Die Warmfront des Tiefs greift mit WLA auf
Deutschland über. Damit beginnt es am Nachmittag im Nordwesten zu regnen. Der
Regen breitet sich in weiterer Folge ostwärts über die Nordhälfte aus. Nach
Süden bekommt man davon aufgrund des hohen Luftdrucks nur wenig mit. Vor allem
am direkten Alpenrand zeigt sich auch häufiger die Sonne.

Mit der Warmfront wird erneut ein Schwall subtropischer Warmluft nach
Deutschland geführt, sodass die 850 hPa Temperatur deutlich in den positiven
Bereich steigt und sich das Tauwetter in den Mittelgebirgen (wo noch etwas
Schnee vorhanden ist) wieder verstärkt. Im Tiefland gibt es erneut teils
zweistellige Maxima bis 12 Grad.

Auf dem Warntableau steht am heutigen Tage ausschließlich der Wind. Dieser weht
aufgrund des recht ordentlichen Luftdruckgradienten vor allem über der
Nordhälfte lebhaft. Im Süden sorgt der bereits mehrfach angesprochene
Hochdruckeinfluss dafür, dass der Gradient deutlich schwächer ausgeprägt ist. Im
Vergleich zu Nacht ziehen sich die stärksten Böen eher in den Norden zurück. Das
liegt nicht zuletzt an der Warmluftadvektion vorderseitig der neuen Warmfront,
die für eine Stabilisierung sorgt. Im Norden und Nordosten muss mit Windböen
gerechnet werden, im höheren Bergland und an der See sind auch einzelne
stürmische Böen möglich. Auch über den mittleren Landesteilen kann es in den
Leelagen der Mittelgebirge einzelne Böen Bft 7 geben. Der Brocken bleibt bis auf
kurze Unterbrechungen wohl bei Bft 11.

In der Nacht auf Montag lässt sich in der Höhe zwar ein flacher Rücken erkennen,
dieser ist aber im Zuge der Warmfrontpassage von kräftiger WLA überlaufen. Das
Niederschlagsgebiet über der Nordhälfte erreicht den Nordosten und zieht in den
Morgenstunden ostwärts ab. Dahinter kann es im stabil geschichteten breiten
Warmsektor hin und wieder etwas Sprühregen geben. Im Süden überwiegt weiter
Hochdruckeinfluss, sodass dort kaum Niederschlag fällt. In Richtung Alpen kann
es auch ein paar stärkere Auflockerungen geben. Im Süden wird es mit 6 bis 2
Grad und leichten Frost in den Alpentälern entsprechend am kältesten. Sonst
fällt die Nacht mit teils zweistelligen Werten im Westen und Nordwesten erneut
sehr mild aus.

Der Südwestwind ist weiter lebhaft und legt ausgangs der Nacht noch etwas zu.
Dann sind wieder in der gesamten Nordhälfte Windböen Bft 7 zu erwarten. Die
stürmischen Böen sollen nach einhelliger Meinung der verschieden Modell- und
Ensembleverfahren auch in das angrenzende Binnenland und damit auch auf große
Teile von Schleswig Holstein ausgreifen. Auch im höheren Bergland gibt es dann
stürmische Böen. Auf einzelnen Bergen sowie an exponierten Küstenabschnitten
treten Sturmböen auf, der Brocken bleibt bei Bft 11.


Montag... zieht das wetterbestimmende Bodentief unter Verstärkung über
Südschweden bis zum Abend weiter zum Baltikum. Die Kaltfront erreicht den Norden
des Landes und kommt bis zum Abend bis zur Mitte voran. Damit liegen die Mitte
und der Süden zunächst weiter im Warmsektor liegen. Wie an den Vortagen ist
zudem der Luftdruck im Süden deutlich höher und der Gradient schwächer.

Dementsprechend kann man im Süden von einem wettertechnisch freundlichen Tag
ausgehen, wobei es am Alpenrand sogar länger anhaltend sonnig ist. Von der Mitte
bis in den Norden fällt hingegen im Warmsektor zunächst etwas Sprühregen. Mit
Übergreifen der Warmfront verstärkt sich der Regen schließlich im Laufe des
Nachmittages.

Im äußersten Norden geht die Kaltfrontpassage recht früh von Statten, sodass im
Norden von Schleswig-Holstein die 10 Grad Marke nicht mehr erreicht wird. Im
Rest des Landes wird der Montag unter Einfluss der subtropischen Luftmassen sehr
mild mit Höchstwerten zwischen 10 und 14 Grad, im Südosten werden lokal mit
Sonnenunterstützung bis 15 Grad erwartet.

Der Wind legt mit Annäherung der Kaltfront im Norden, später auch in der Mitte,
kräftig zu. So treten in der gesamten Nordhälfte verbreitet starke und
gebietsweise stürmische Böen (Bft 7/8) auf. Diesbezüglich sind sich die
verschiedenen Wettermodelle recht einig. Im höheren Bergland und an der See muss
mit Sturmböen gerechnet werden. An exponierten Küstenabschnitten und auf
Berggipfeln kann es schwere Sturmböen geben. Auf dem Fichtelberg gibt es
orkanartige Böen und auf dem Brocken vollen Orkan. Nach Passage der Kaltfront
geht der Wind im Norden wieder spürbar zurück.

In der Nacht auf Dienstag kommt die Kaltfront bis in den Süden voran, wird aber
in ihrem Vorankommen immer langsamer, da stromaufwärts ein neues Tiefdruckgebiet
die Südwärtsbewegung bremst.

Der Großteil der mit der Kaltfront einhergehenden Niederschläge fällt präfrontal
auf der warmen Seite. Nach Passage der Kaltfront geht die 850 hPa Temperatur auf
-5 Grad zurück. Zwar fällt dann kaum noch Niederschlag, Glätte durch
überfrierende Nässe ist im höheren Bergland bei 0 bis -3 Grad aber durchaus
möglich. In tiefen Lagen bleibt es durchweg positiv temperiert bei 7 bis 2 Grad.


Der westliche Wind weht im Westen und Nordwesten schon deutlich schwächer. Sonst
gibt es noch Windböen und einzelne stürmische Böen. Aufgrund des
Leitplankeneffektes zum Teil auch im Süden Windböen zu erwarten. Im Bergland und
an der Ostsee kann es Sturmböen, exponiert auch einzelne schwere Sturmböen
geben. Auf dem Brocken und Fichtelberg sind orkanartige zu erwarten. In der
zweiten Nachthälfte lässt der Wind abgesehen vom Nordosten überall deutlich
nach.


Dienstag... rückt von Westen ein flacher Rücken nach Deutschland vor und
verstärkt damit auch den Hochdruckeinfluss am Boden. Schon in der zweiten
Tageshälfte wird der Rücken aber erneut von kräftiger Warmluftadvektion
überlaufen. Gleichzeitig wird die Kaltfront über dem Süden stationär und
schwächt sich an Ort und Stelle ab. Damit gibt es im Süden bei vielen Wolken
noch etwas Niederschlag. Im Rest des Landes ist es unterschiedlich bewölkt. Vor
allem örtlich der Mittelgebirge kann es leebedingt auch längeren Sonnenschein
geben, während sich in den Anstauregionen die Sonne eher rar macht. In der
zweiten Tageshälfte ziehen von Westen neue dichtere Wolkenfelder mit der WLA in
den Norden des Landes. Nennenswerte Niederschläge sind aber nicht zu erwarten.

Der Luftdruckgradient bleibt im Nordosten und Osten noch recht kräftig, sodass
die Probabilistik dort Windböen und auch noch einzelne stürmische Böen anbietet.
Letzteres ist vor allem im EZ EPS recht stark ausgeprägt, während der Wind nach
COSMO-LEPS schon deutlich schwächer sein soll. Im Laufe des Nachmittages rutscht
der Wind dann fast überall unterhalb der Warnschwellen.

Mit der zuvor eingeflossenen Kaltluft liegen die Höchstwerte meist nur noch
zwischen 6 und 10 Grad. Im Süden, wo die Front stationär wird, sind bis 12 Grad
möglich.

In der Nacht auf Mittwoch zieht ein kräftiger Kurzwellentrog zu den Britischen
Inseln. Daran gekoppelt ist ein Tiefdruckgebiet über dem Nordmeer. Seine
Warmfront erreicht mit kräftiger, vorderseitiger WLA Deutschland im Laufe der
Nacht. Damit breiten sich dichtere Wolkenfelder im Laufe der Nacht auf große
Landesteile aus und nachfolgend beginnt es von Westen her zu regnen.

Zuvor kann die Temperatur vor allem von der Mitte bis in den Süden auf 3 bis -1
Grad zurückgehen (im Bergland darunter). Damit gibt es auch verbreitet
Bodenfrost. Eine größere Glättegefahr scheint aber wenig wahrscheinlich, da es
erstens zuvor kaum geregnet hat (am ehesten noch im süddeutschen Bergland) und
zweitens der Wind ausgangs der Nacht wieder spürbar auffrischt. So sind in der
zweiten Nachthälfte im höheren Bergland bereits erste Windböen zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle sind sich hinsichtlich der kurzfristigen Wetterentwicklung recht
einig. Etwas unsicher ist derzeit noch, wie lange der Gradient im Nordosten und
Osten ausreichend stark bleibt, dass nach stürmische Böen am Dienstag auftreten.
Darüber hinaus lassen sich aber keine größeren Unsicherheiten finden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer

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