SXEU31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.01.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst ruhiges und unspektakuläres Wetter. In den Folgetagen (ab Samstagabend)
vor allem im Norden, später auch in der Mitte immer mal wieder windig, teils
stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland in einem vergleichsweise uninspirierten
Strömungsumfeld, in dem alles andere als die Post abgeht. Der westlich von uns
positionierte Höhentrog tropft in Richtung "Malle" (also Balearen) ab und das im
Norden übrigbleibende Trogresiduum -ausgestattet mit einer positiven, also nach
SW zurückhängenden Achse - überquert Teile unseres Landes ostwärts, ohne sich
dabei nennenswert in Szene zu setzen. Und auch die immer noch diagonal von SW
nach NO über dem Vorhersageraum liegende Luftmassengrenze - ohnehin eher eine
"Theta-Front" als eine an Bodenparametern auszumachende barokline Zone -
verliert zunehmend an Bedeutung, wobei sie peu a peu nach SO vorankommt.
So ist die Wettergeschichte der kommenden Nacht in Kürze erzählt. In einem
Streifen vom Oberrheingraben über das nördliche Bayern hinweg bis nach Sachsen
bzw. in den Süden BBs (wenn man so will auf der "kalten" Seite der Front, obwohl
es dort in der Nacht wärmer bleibt als auf der "warmen" Seite im SO) fällt noch
zeitweise Regen, der vor allem im Laufe der zweiten Nachthälfte tendenziell
immer schwächer wird respektive gebietsweise ganz aufhört. Da sich von NW her
niedertroposphärisch etwas kältere Luft langsam südostwärts ausbreitet (T850 0
bis -2°C), können sich in den Kammlagen von Erzgebirge und Schwarzwald zunehmend
Schneeflocken unter den Regen mischen bzw. ganz in Schnee übergehen, für mehr
als eine Glättewarnung wird es aber nicht reichen, wenn überhaupt.
Im südöstlichen Bayern kühlt es in den leichten Frostbereich ab, hier und da
bildet sich Nebel. Der tritt auch im N und NW auf, wo er ja teilweise schon
vorhanden ist und sich wieder verdichtet. Leichten Frost kann es zudem auch im
westlichen Mittelgebirgsraum geben.

Samstag ... schwenkt besagtes Trogresiduum endgültig über den Vorhersageraum
hinweg nach Osten. Dahinter gelangen wir zunehmend unter eine relativ glatte
west-nordwestliche Höhenströmung, die sich allmählich vom mittleren Nordatlantik
bis zum europäischen Festland vorarbeitet. Im Bordendruckfeld stellt sich
leichter Zwischenhocheinfluss ein, der sich in Form einer schmalen Brücke
widerspiegelt, die das Azorenhoch mit dem kräftigen Russlandhoch verbindet. Die
o.e. Luftmassengrenze bzw. das, was davon noch übrig ist, verliert im SO unseres
Landes in frontolytischem Umfeld weiter an Bedeutung, trotzdem reicht es im S
und SO anfangs noch gebietsweise für leichten Regen/Nieselregen, in höheren
Lagen (800-1200 m) für geringfügigen Schneefall. Dort, wo es im S nicht regnet,
bleibt es aber überwiegend bedeckt oder trüb, einzig unmittelbar an den Alpen
sowie in den Hochlagen des Bayerischen Waldes könnte die Sonne ein paar
Auftritte ermöglicht bekommen.
Gute Chancen diesbezüglich haben auch die westliche und mittleren Landesteile,
die quasi im Bereich der Hochdruckbrücke liegen. Dagegen machen sich weiter
nördlich, vor allem aber im NW alsbald schon wieder WLA und dichtere
mehrschichtige Bewölkung bemerkbar, die die Annäherung des nächsten
Frontensystems ankündigen. Das zugehörige Tief liegt um 12 UTC zwischen
Schottland und Island, von wo aus es in Richtung Norwegen zieht. Bis zum Abend
bleibt es aber noch weitgehend trocken.
Mit Annäherung des Frontensystems bzw. Verlagerung des Tiefs nimmt der Gradient
im äußersten NW im Laufe des Nachmittags zu, was an und auf der Nordsee erste
Böen 7 bis 8 Bft aus Süden zur Folge hat. Da darf der Brocken natürlich nicht
hinten anstehen, auch dort legt der Wind wieder spürbar zu mit Böen 8 Bft,
später 9 Bft. Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 3 bis 9°C (am kühlsten das
östliche Bayern), am Oberrhein lokal vielleicht 10°C.

In der Nacht zum Sonntag erreicht das okkludierte Frontensystem die deutsche
Nordseeküste, von wo aus es bis zum Frühstück noch etwas weiter landeinwärts
vorankommt. Während das eigentliche Tief in Richtung Haltenbank steuert, bildet
sich über dem Skagerrak an der Okklusion ein kleines Teiltief, das von dort
weiter nach Schweden zieht. Es sorgt im Norden für eine vorübergehende
Gradientverschärfung respektive Windzunahme. So frischt der von Süd auf Südwest
drehende Wind bis weit ins norddeutsche Tiefland ausgreifend spürbar auf mit
Böen 7 Bft, im küstennahen Binnenland (vor allem um die Nordsee herum) 8 Bft, im
Norden SHs vielleicht sogar 9 Bft. An der Nordsee selbst stehen Böen 8-9 Bft auf
der Karte, während die Ostsee überwiegend mit 8er-Böen auskommen sollte. Zur
Mitte und (abgeschwächt) nach Süden hin macht sich die Windzunahme nur im
Bergland bemerkbar, wo Böen 7 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen 8 bis 9
Bft, auf dem Fichtelberg 10 Bft und auf dem Brocken bis 12 Bft auftreten. In der
zweiten Nachthälfte lässt der Wind dann von Westen her bereits wieder merklich
nach.
Ansonsten gilt noch festzuhalten, dass sich frontale Regenfälle (in den höchsten
Lagen der Mittelgebirge anfangs etwas Schnee) von NW her über Norddeutschland
bis in den Osten und die mittleren Landesteile ausbreiten, wobei die Intensität
immer schwächer wird. Zum einen nimmt die hebungsfördernde WLA immer weiter ab,
außerdem weist die glatte west-nordwestliche Höhenströmung negative
Scherungsvorticity auf (Abnahme des Potenzialgradienten von N nach S), was
ebenfalls dämpfend auf etwaige Hebungsprozesse wirkt.
Im Süden bleibt es unter Hochdruckeinfluss (Azorenhochkeil bzw. Reste der
Brücke) weitgehend trocken mit einigen Nebelfeldern und leichtem Frost an den
Alpen sowie in Teilen Niederbayerns.

Sonntag ... ändert sich in der mittleren und oberen Troposphäre herzlich wenig,
wir verbleiben unter einer glatt konturierten W-NW-Strömung. Zwischen dem zum
Baltikum ziehenden Teiltief und dem über der Haltenbank sich auffüllenden
"Muttertief" auf der einen und der sich noch etwas nach Süden verlagernden
zonalen Hochdruckzone baut sich besonders nach Norden hin ein leidlicher
Gradient auf, der zwar keinen übermäßig stürmischen, wohl aber einigermaßen
windigen Sonntag zur Folge hat.
Die Warmfront des Frontensystems kommt bis nach Süddeutschland voran
(niederschlagstechnisch fast ohne Wirkung), die Kaltfront - ein extrem schwaches
Exemplar seiner Zunft - nur bis zur Mitte, wo sie nach Westen hin in die
Warmfront einer offenen Welle nordwestlich von Irland (12 UTC) übergeht und
somit wieder rückläufig wird. Entsprechend gelangt milde Atlantikluft in den
gesamten Vorhersageraums, in der die 850-hPa-Temperatur bis Tagesende auf +3 bis
+6°C ansteigt.
Während es im Süden weitgehend trocken bleibt und Richtung Alpen sogar die Sonne
scheint, fällt in der Mitte hin und wieder etwas Regen oder Nieselregen, vor
allem im Bergland. Regnen oder nieseln wird es von West nach Ost auch im Norden
vorderseitig der neuen Warmfront, auch wenn die Gesamtmenge mit unter 5 mm
innert 12 h keinen vom Hocker haut.
Von warntechnischer Relevanz ist der SW-Wind, der über die Mittagszeit besonders
in der Mitte und im Norden vorübergehend auffrischt mit Böen 6-7 Bft, an der See
vereinzelt 8 Bft, in exponierten Hochlagen 8-9 Bft, Brocken und Fichtelberg auch
darüber. Am Nachmittag und Abend erfolgt mit leichter Gradientauffächerung eine
- ebenfalls vorübergehende - Windabnahme. Bei guter Durchmischung steigt die
Temperatur auf 6 bis 12°C.

In der Nacht zum Montag entwickelt sich die o.e. offene Welle zu einem kleinen
Sturmtief, das dicht an Schottland vorbei ostwärts zieht und am frühen Morgen
mit einer Kernisobare von 985 hPa die Westlüste Südnorwegens erreicht.
Deutschland gelangt dabei in den breiten Warmsektor des Wellentiefs, in dem
weiterhin milde Atlantikluft advehiert wird. So steigt die 2m-Temperatur in
weiten Teilen des Landes sogar noch etwas an oder behält zumindest den
abendlichen Status Quo. Lediglich im gradientschwächeren Süden kommt es zu einer
leichten Abkühlung, Frost bleibt aber die Ausnahme.
In den Fokus rückt abermals der südwestliche Wind, der im nördlichen und im
mittleren Drittel des Landes von Westen her merklich zunimmt. Dabei kommt es in
tiefen Lagen zu Böen 7 Bft, im Norden örtlich 8 Bft, an der Küste 8-9 Bft und im
höheren Bergland je nach Exposition 8 bis 12 Bft. Gegenüber den Vorläufen
simuliert ICON von 12 UTC die Windentwicklung nun etwas kräftiger.
Mit Verlagerung der Warmfront nach NO wird auch der zugehörige Regen/Nieselregen
Richtung Ostsee und Polen "rausgedrückt".

Montag ... verlagert sich die Frontalzone etwas nach Süden. Ein eingelagerter,
relativ breiter Trog steuert unter leichter Intensivierung von Ostatlantik auf
Deutschland zu, wird uns aber bis zum Abend noch nicht erreichen. Vorderseitig
dreht der Höhenwind bei allmählicher Zunahme auf glatt W (in der Nacht
kurzzeitig sogar auf SW) zurück. Das kleine Sturmtief zieht weiter über
Südnorwegen und Schweden hinweg zur nördlichen Ostsee, wobei es kaum an
Intensität einbüßen soll. Die zugehörige Kaltfront greift wahrscheinlich noch im
Laufe des Vormittags auf die deutsche Nordseeküste über, um von dort bis zum
Abend weiter zur nördlichen Mitte voranzukommen. Gekoppelt daran ist ein
frontales Regenband, das sich ebenfalls landeinwärts verlagert, die Südhälfte
zunächst aber noch außen vor lässt (dort zunächst sogar noch sonnige Abschnitte,
an den Alpen sogar ganztägig sonnig). Obwohl es kurzzeitig mal kräftig regnen
kann, bleiben die 12-stündigen Regenraten meist unterhalb der 10mm-Schwelle.
Am interessantesten dürfte einmal mehr die Windentwicklung werden. So startet
der Tag im Norden und in der Mitte aus der Nacht heraus windig, teils stürmisch,
wobei sich das Areal mit potenziellen 7er-Böen aus der Mitte noch etwas weiter
nach Süden ausbreitet. Mit Passage der Kaltfront, hinter der starker
Druckanstieg simuliert wird (=> isallobarische Komponente) erreicht der Wind
wahrscheinlich seinen Höhepunkt, wobei an der Front selbst durchaus Böen bis
Stärke 9 Bft denkbar sind (850-hPa-Winde gehen bis 50 Kt). Postfrontal nimmt der
Wind in der einfließenden subpolaren Meeresluft (Rückgang T850 auf bis zu -6°C)
mit Drehung auf W-NW dann aber ab, einzig an der See bleibt er flott unterwegs
mit Böen 7 bis 8 Bft.
Die Tageshöchsttemperatur liegt zwischen 8 und 14°C, präfrontal mit etwas Sonne
und/oder Leeeffekten punktuell auch mal 15°C, wobei das Maximum in
Norddeutschland schon am Morgen erreicht wird, bevor es später abkühlt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die anderen Modelle simulieren im Großen und Ganzen eine sehr ähnliche
Entwicklung. Bei der Zugbahn und Intensität des am Montag über Südskandinavien
ostwärts ziehenden Sturmtiefs gibt es allerdings noch etwas Spielraum.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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