DWD -> Thema des Tages: Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal
Hoch Nordmeer-Island, überwiegend zyklonal
Der Jahresverlauf der Witterung in einem Gebiet der mittleren Breiten
besteht aus einer Folge typischer Wettersituationen, den
"Großwetterlagen". Diese ergeben sich durch großräumige Luftdruck-
bzw. Geopotentialverteilungen und die daraus resultierenden
Strömungsmuster in Bodennähe sowie in den darüber liegenden
Luftschichten.
Das Wetter selbst wird außerdem durch die Eigenschaften der in das
Zirkulationsregime einbezogenen Luftmassen dominiert. Es kann während
der Andauer einer Großwetterlage an einzelnen Orten innerhalb des
betrachteten Gebietes durchaus wechseln, der allgemeine
Witterungscharakter bleibt jedoch erhalten.
Die derzeitige Großwetterlage kann man als zyklonal geprägtes "Hoch
Nordmeer-Island" (wiss. Abkürzung HNz) klassifizieren, wobei
"zyklonal" für "tiefdruckbeeinflusst" steht, denn Mitteleuropa wird
vom südlichen Zweig der Frontalzone erfasst. HNz zählt zu den
gemischten Zirkulationsformen, d.h. die zonale, also in
West-Ost-Richtung verlaufende Strömungskomponente und der in
Nord-Süd-Richtung orientierte, meridionale Anteil, sind in derselben
Größenordnung.
Konkret liegt Mitteleuropa seit gestern südöstlich des
Hochdruckgebietes FRANK, welches sich zwischen den Britischen Inseln,
Island und Skandinavien erstreckt und seinen Schwerpunkt etwa bei den
Shetland-Inseln hat. Im Zusammenspiel mit dem über Karelien liegenden
Tiefdruckwirbel ZELDA gelangt mit nördlicher Strömung Meeresluft
polaren Ursprungs nach Mitteleuropa und traf dort auf latent wärmere
Luftmassen atlantischen und mediterranen Ursprungs.
Infolgedessen etablierte sich eine Tiefdruckrinne mit einer
ausgeprägten Luftmassengrenze, die sich vom Atlantik bis nach
Osteuropa erstreckt. Derartige Situationen sind berüchtigt, denn so
entstandene Frontensysteme sind oftmals quasi-stationär oder
verlagern sich nur langsam und bilden lang andauernde und ergiebige
Niederschlagsgebiete.
Seit Montagabend kam es in den mittleren und südlichen Teilen
Deutschlands gebietsweise zu intensivem Dauerregen, besonders in dem
Streifen zwischen Nordschwarzwald und Fränkischer Alb/Unterbayrischem
Hügelland, aber auch im Bayrischen Wald sowie Teilen des Rheinischen
Schiefergebirges und des Hessischen Berglandes.
Spitzenreiter innerhalb des DWD-Meßnetzes bei den
vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen bis heute früh 06:00 UTC
war die Station Körsching (nördlich von Ingolstadt, 417 m Höhe über
dem Meeresspiegel) mit 56 L/m² (= mm), gefolgt von
Baiersbronn-Ruhestein (Nordschwarzwald, 916 m) und
Straubenhardt-Schwann (bei Pforzheim, 421 m) mit jeweils 55 mm.
Innerhalb von achtundvierzig Stunden fielen in Straubenhardt 65 mm,
in Körsching 66 mm, und in Baiersbronn sogar 76 mm Regen.
Zur visuellen Unterstützung des eben Erläuterten sei auf die im
Internetangebot des Deutschen Wetterdienstes unter der Rubrik
"Spezielle Nutzer/Hobbymeteorologen" angebotenen Boden- und
Höhenwetterkarten verwiesen.
Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.08.2014
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