SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.08.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Von Nordwesten her Schauer und Gewitter. Heute vereinzelt nachts und morgen
häufiger mit Starkregen. Auch abseits der Gewitter Starkregen durch wiederholte
Schauer möglich, im 6h Zeitraum. An den Alpen von Sonntag bis Montag Dauerregen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir in einer westlichen bis südwestlichen Strömung an der
Südostflanke eines Troges mit eingelagertem Höhentief über der nördlichen
Nordsee. Dieses Höhentief zieht unter Abschwächung ebenso wie das zugehörige
Tief am Boden nach Südosten. Vor einem neuen Schwall etwas frischerer Meeresluft
polaren Ursprungs, wobei die Vordergrenze durch ein okkludierendes Frontensystem
markiert wird, und einem kurzwelligen Randtrog greift aktuell schon kräftigere
Hebung auf den Nordwesten über und erfasst im Tagesverlauf auch die Mitte und
den Nordosten. Die Schichtung in der advehierten Luftmasse ist leicht instabil.

Damit breitet sich die starke Bewölkung vom Nordwesten weiter nach Osten bis
Südosten aus und auch die schauerartigen Regenfälle über Benelux und der Nordsee
greifen von Nordwesten her auf Deutschland über. Im Tagesverlauf rückt der
konvektive Part in den Vordergrund und es sind auch wieder einzelne Gewitter
möglich. Bei recht hohem Wassergehalt von 25 bis 30 mm und nach Westen zu auch
zügiger Verlagerung der Zellen durch Oberwinde von 30 bis 40 kt in 700 hPa sind
sowohl Starkregen als auch stürmische Böen bzw. vereinzelt Sturmböen möglich.
Bei wiederholten Schauern sind auch Starkregenereignisse im 6-stündigen Zeitraum
>20mm möglich.

Auch im Südosten sind im Übergangsbereich zu wärmerer Luft über dem Alpenraum
Schauer und Gewitter möglich, ebenfalls lokal mit Starkregen aber weniger mit
Böen, da der kräftige Oberwind fehlt.
Von Hoch- und Oberrhein bis nach Sachsen ist die Schauerneigung geringer und die
Sonnenanteile größer. Die Temperatur steigt nochmal auf 21 bis 24, im Südwesten
örtlich bis 25 Grad. Etwas kühler mit Werten um 20 Grad bleibt es lediglich im
Nordwesten, wo es die Sonne schwer hat, sich überhaupt durchzusetzen.

In der Nacht erreicht das Höhentief die deutsche Bucht, das Tief am Boden mit
einem Ableger Nordjütland, wobei sich beide abschwächen. Die zugehörige
Okklusion überquert auch die Mitte und den Nordosten unseres Landes wobei sich
die schauerartigen Regenfälle in ihrem Bereich wieder verstärken können. Vor
allem nach Osten hin sind auch einzelne Gewitter möglich.
Rückseitig der Okklusion kommt es zu einer raschen Wetterberuhigung und die
Wolken lockern auf, wobei sich stellenweise Nebel bilden kann. Mit Annäherung
der höhenkalten Luft (unter -20 Grad in 500 hPa) lebt die Schauer- und
Gewittertätigkeit über der immer noch recht warmen Nordsee wieder auf und greift
auf das nordwestdeutsche Küstengebiet über. COSMO_EU simuliert punktuell über
500 J/kg ML-Cape und die ppw-Werte bewegen sich um 25 mm.


Sonntag... verlagert das Höhentief sein Drehzentrum bis zum Abend etwa zur Mitte
Deutschlands, das Bodentief zieht Richtung Westpolen und füllt sich auf. Die
zugehörige Kaltfront bzw. Okklusion kommt südwärts voran und erreicht am
Nachmittag die Alpen. In ihrem Einflussbereich kommt es im Südosten zu weiteren
schauerartigen Regenfällen, die vor allem in Ostbayern und an den Alpen von
Gewittern begleitet sein können. Ein Überschreiten des Starkregenkriteriums -
vor allem sechsstündig - ist lokal eng begrenzt nach wie vor denkbar, die
ppw-Werte schwanken um 30 mm bei Cape von etwa 100 bis 400 J/kg. COSMO_EU
simuliert zwischen 12 und 18 UTC vor allem am Alpenrand Mengen über 20 mm, wobei
hier Staueffekte zum Tragen kommen.
Rückseitig der Front gelangt höhenkalte Meeresluft mit Temperaturen ca. -20 Grad
zunächst in die Nordhälfte und später in die Mitte bzw. den Südwesten des
Vorhersagebereichs, die zusammen mit der tagesgangbedingten diabatischen
Erwärmung für eine deutliche Labilisierung der Luftmasse sorgt. Dabei entwickeln
sich Schauer und Gewitter, wobei der Schwerpunkt der Schauertätigkeit zunächst
in der Nordhälfte, später eher in der Mitte Deutschlands liegt.
Die ppw-Werte erreichen nicht mehr ganz die Werte der Vortage und liegen meist
um oder knapp unter 25 mm, dabei wird ML-Cape von 200 bis 500 J/kg, lokal eng
begrenzt auch darüber, simuliert. In "Schauerstraßen" bzw. in Staulagen der
Mittelgebirge ist ein Überschreiten des ein- oder sechsstündigen
Starkregenkriteriums denkbar, ansonsten dürften als weitere Begleiterscheinungen
der Gewitter wohl Graupel oder kleinkörniger Hagel und starke bis stürmische
Böen (Bft. 7 bis 8) auftreten.
Nach Abzug der höhenkältesten Luft kommt es am Nachmittag in der Nordhälfte zu
einer zögernden Wetterberuhigung, vor allem im Nordseeumfeld dürfte sich auch
häufiger die Sonne zeigen. Zwischen den Schauern wird sich auch in der gesamten
West- und Nordhälfte immer wieder mal kurz die Sonne zeigen.
Mit der einströmenden kühleren Meeresluft geht auch das Temperaturniveau zurück,
mehr als 17 bis 21 Grad, mit Sonne am Hochrhein auch knapp darüber, sind wohl
nicht "drin".

In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief über Süddeutschland hinweg
in den Alpenraum. Gleichzeitig verlagert sich ein Keil des Azorenhochs Richtung
westliches Mitteleuropa, über dem Vorhersagebereich stellt sich somit eine
schwache nördliche Bodenströmung ein.
Mit Abzug des Höhentiefs beruhigt sich das Wetter von Nordwesten her und die
Schauer bzw. Gewitter klingen ab. Am Erzgebirge, vor allem aber südlich der
Donau gibt es weitere Niederschläge, teils in Schauerform, in den Staulagen der
Alpen aber auch als länger anhaltende Regenfälle. Dabei kann es über 12 Stunden
nach den deutschen Modellen um die 20 mm Regen geben. Die Temperaturen in 850
hPa über Süddeutschland sinken auf Werte um 5 Grad, an den Alpen durch
Luv-Effekte sicherlich auch noch etwas darunter, so dass die Schneefallgrenze
pünktlich zu Beginn des meteorologischen Herbstes die 2000 m- Marke wohl (nach
COSMO_EU auch durchaus deutlich) unterschreiten dürfte.
Im übrigen Vorhersagebereich herrscht nach Abzug der Schauer ruhiges Wetter, die
Wolken lockern auf, teilweise klart der Himmel auch auf. Dabei kann sich
stellenweise dichter Nebel bilden.


Montag... verlagert sich das Höhentief nach Mittelitalien, dahinter schwenkt ein
Höhenrücken nach Nordwestdeutschland. An der Südflanke eines umfangreichen
Höhentrogkomplexes im Seegebiet südlich von Grönland zieht ein Kurzwellentrog
bis zum Abend zu den Britischen Inseln. WLA auf dessen Vorderseite stützt
einerseits den Höhenrücken, andererseits auch einen sich von Frankreich über
Benelux bis nach West- und Norddeutschland ausweitenden flachen Bodenhochkeil.
Somit
dominiert in weiten Teilen des Vorhersagegebietes Absinken. Lediglich im
äußersten Osten, am Erzgebirge und im Süden bzw. Südosten Bayerns lagern noch
etwas labilere Luftmassen, dort können sich im Tagesverlauf einzelne Schauer
oder auch mal ein kurzes Gewitter entwickeln, die aber kaum markanten
Warnkriterien genügen dürften. Im Stau der Alpen kann es auch noch längere Zeit
regnen.
Ansonsten dominiert ruhiges, warnfreies Wetter, wobei sich in der unterhalb der
Absinkinversion noch relativ labil geschichteten Grundschicht im Tagesverlauf
sicherlich wieder Quellwolken bilden können, die die Sonneneinstrahlung ein
wenig dämpfen. In der einströmenden recht kühlen Meeresluft mit Temperaturen in
850 hPa um +7 Grad bewegen sich die Höchstwerte zwischen 16 und 21 Grad, mit
Sonne am Rhein vielleicht auch knapp darüber. In Stautälern
der Alpen werden bei Dauerregen wohl kaum 10 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Basisfelder ähnlich. Unterschiede ergeben sich bei
der räumlichen und zeitlichen Verteilung der Niederschläge und bei deren
Intensität. Angesichts des immer noch recht hohen Wassergehalts der Luft sind
aber markante Starkregenereignisse (1- oder 6-stündig) recht wahrscheinlich;
Warnungen haben mit Nowcastingmitteln zu erfolgen, da Zeit und Ort unsicher
bleiben. Von Sonntagvormittag bis in den Montag hinein stellt sich an den Alpen
eine Dauerregenregenlage (markant) ein, deren Auftreten nicht nur in den
Niederschlagsprognosen auftaucht; auch aus synoptischer Sicht ist diese
"vernünftig". Wann der Regen dort wieder aufhört ist noch unsicher, vielleicht
erst in der Nacht zum Dienstag (C EU, ECM).

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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