SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST
SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.08.2014 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht weitere Schauer oder Gewitter, teils verstärkend.
Am Sonntag verbreitet Schauer und Gewitter, an den Alpen einsetzender
Dauerregen, bis Montag andauernd.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das derzeit
wetterbestimmende Höhentief allmählich zur Deutschen Bucht. Gleiches gilt für
das korrespondierende Bodentief, das sich aber weiter auffüllt und zunehmend an
Kontur verliert. Gegen Morgen findet man nur noch ein Residuum, dafür
kristallisiert sich eine von der Nordsee bis nach Polen verlaufende
Tiefdruckrinne heraus.
Wie auch immer, eine tragende Rolle im hiesigen "Wettergeschäft" fällt der
teilokkludierten Kaltfront zu, die NW-Deutschland erreicht hat und nun weiter
süd-südostwärts vorankommt, wobei sie durch einen in der Höhe ostwärts
schwenkenden KW-Trog im Laufe der Nacht deutlich aktiviert wird. Darauf
reagieren quasi alle Modelle, indem sie über der Mitte - etwa von SO-Hessen über
Mainfranken und das südliche Thüringen bis nach Sachsen - recht kräftige und
teils mit Gewittern durchsetzte Regenfälle anbieten. GME nimmt dabei die
Pool-Position ein mit 6-stündigen Regenmengen von bis zu 35 mm in der 2.
Nachthälfte im Bereich S- und O-Thüringen. Das genügt eindeutig den
Starkregenkriterien des DWD und wird gestützt von COSMO-DE-EPS (12 UTC), das mit
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 70% für Regenmengen zwischen 20 und 35 mm/6h
aufwartet.
Rückseitig der KF strömt ein Schwall Meeresluft subpolaren Ursprungs in den
Vorhersageraum, in der die Wolkendecke auflockert. Stellenweise bildet sich
Nebel. Während die Konvektion im Landesinnern - abgesetzt von frontalen
Geschehen - also weitgehend zum Erliegen kommt, wird sie im Küstenumfeld sowie
im angrenzenden Binnenland neu entfacht. Mit Annäherung des HTs wird ein Schwall
höhenkalter Luft (T500 etwas unter -20°C) in den N advehiert, die mit
Unterstützung diabatischer Prozesse von der "warmen" Nordsee her für eine
Labilisierung der Luftmasse und das Einsetzen konvektiver Prozesse sorgt. Die
Folge sind Schauer und einzelne Gewitter, die ost-südostwärts ziehen und vor
allem das nördliche NDS, SH und HH sowie Teile MVs treffen. Bei PPWs nahe 25 mm
ist dabei durch aus Starkregen möglich, aber auch kleinkörniger Hagel bzw.
Graupel sind nicht ausgeschlossen. Ob es allerdings so "dicke" kommt, wie von
COSMO-EU apostrophiert (z.T. 30 bis 50mm innert 6 h, auf Fehmarn sogar bis zu 70
mm), ist sehr fraglich.
Sonntag ... verlagert sich das HT über die Mitte Deutschlands süd-südostwärts.
Weniger strukturiert zeigt die Verteilung des Bodendrucks. Das ehemalige Tief
lässt sich nun kaum mehr detektieren, es bleibt aber eine relativ breite Rinne
auf der Ostflanke eines Hochs mit Schwerpunkt über der nördlichen Biscaya übrig.
Rückseitig der Okklusion respektive Kaltfront, die spätestens am Nachmittag die
Alpen erreicht, gelangt mit schwacher westlicher Strömung Meeresluft subpolaren
Ursprungs (T850 um 6°C) in den gesamten Vorhersageraum. Gleichzeitig breitet
sich die höhenkalte Luft mit T500-Temperaturen unter -20°C zunächst auf große
Teile der Nordhälfte (12 UTC) aus, bevor sie sich später nach SW-Deutschland
verlagert.
Tatsache ist, dass sich in der hochreichenden und labil geschichteten Kaltluft
mit Unterstützung des Tagesgangs (Auslösetemperatur etwa zwischen 15 und 19°C)
zahlreiche Schauer und kurze Gewitter entwickeln, die sich vom Norden über die
Mitte bis in den süddeutschen Raum ausbreiten. Bei PPW-Werten, die meist
zwischen 20 und 25 mm liegen und ML-CAPE-Werten zwischen 100 und 400 J/kg
(punktuell auch etwas darüber) muss örtlich mit Starkregen und/oder
kleinkörnigem Hagel respektive Graupel gerechnet werden. Insbesondere in
Staulagen der Mittelgebirge sowie bei möglichen Schauerstraßen könnte auch mal
das 6-stündige Starkregenkriterium überschritten werden, was z.B. von COSMO-EU
punktuell auch angedeutet wird. Böen der Stärke 7 bis 8 Bft sind zwar nicht
überbordend wahrscheinlich, können freilich aber auch nicht ausgeschlossen
werden.
Am Nachmittag und Abend lässt mit Abzug der höhenkältesten Luft das konvektive
Geschehen im Norden und Nordwesten allmählich nach und besonders an der Nordsee
und im westlichen Niedersachsen stellen sich längere sonnige Abschnitte ein.
Während sich das Wetter im Norden also langsam beruhigt, kommt es im Süden,
vornehmlich an den Alpen erst richtig in Gang. Mit Verlagerung der Front nach
Süden verschiebt sich auch der zugehörige, teils schauerartig verstärkte und mit
einzelnen Gewittern durchsetzte Regen allmählich in die Regionen südlich der
Donau. Zum Nachmittag hin kommt an den Alpen noch Stau dazu, was zu einer
Intensivierung der Regenfälle führt. Innerhalb von 6 Stunden simulieren die
neuesten Modellläufe 15 bis 30 mm.
In der einfließenden frischen Meeresluft liegen die Höchstwerte nur noch
zwischen 17 und 22°C, unmittelbar an den Alpen bei einsetzendem Dauerregen auch
etwas darunter.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der Hauptteil des HTs über die Alpen
hinweg nach Norditalien, es bleibt aber ein kurzwelliges Residuum über dem SO
des Landes bestehen. Westlich davon stellt sich über dem Vorhersageraum eine
nördliche Höhenströmung ein. Bedingt durch leichte KLA steigt der Luftdruck
allmählich an, was sich in Form eines vom Atlantik bis nach Westdeutschland
gerichteten Bodenkeil widerspiegelt. Die Schaueraktivität lässt tagesgangbedingt
weiter nach, vor allem im Osten und Süden muss aber noch mit einzelnen Schauern
und Gewittern gerechnet werden. An den Alpen bleibt die Staukomponente erhalten
und es kommt zu weiteren andauernden Niederschlägen, wobei die Schneefallgrenze
auf unter 2000 m sinkt. 12-stündig simulieren die Modelle Mengen von etwa 10 bis
20 mm.
Ansonsten klart es vielerorts auf und gebietsweise bildet sich in der feuchten
Grundschicht Nebel, teils mit Sichtweiten unter 150 m.
Montag ... zieht das HAT über Italien weiter nach Süden. Es "hinkt" aber nach
wie vor ein kurzwelliger Troganteil hinterher, der auch am Abend noch über die
Alpen nach Norden bis in den süddeutschen Raum reicht. In seinem Bereich kommt
es besonders zwischen Alpen und Bayerischen Wald noch zu schauerartigen
Regenfällen, wobei unmittelbar an den Alpen der Stau auch noch eine gewisse
Rolle spielt. Vor allem am östlichen Alpenrand simuliert die deutsche
Modellkette noch mal 10 bis 20, lokal bis 25 mm innert 12 Stunden, was für sich
genommen keine Warnrelevanz besitzt. Integriert man das Regenquantum aber über
24 Stunden, beginnend etwa am Sonntag 12 UTC, so ergeben sich nach den deutschen
Modellen von 12 UTC am Alpenrand Mengen von 30 bis 50 mm, was die
Voraussetzungen für eine markante Dauerregenwarnung erfüllt. Unterstützung
erhält dieses Szenario von COSMO-LEPS und in schwächerer Form auch von ECMF-EPS,
während die externen Modelle insgesamt zurückhaltender agieren (leider liegt der
neueste Lauf von EURO4 aktuell noch nicht vor). Wie auch immer, derzeit sollte
davon ausgegangen werden, dass etwa ab Sonntagmittag eine markante
Dauerregenwarnung für den Alpenrand herausgegeben wird.
Eine zweite "zyklonale Baustelle" - und jetzt sind wir wieder bei Montag -
findet sich noch in den östlichen Landesteilen. Dort liegen nicht nur Reste
höhenkalter und labil geschichteter Luft, sondern - wenn auch bei hohem
Druckniveau - Reste der ehemaligen Tiefdruckrinne. Diese Konstellation reicht
aus, um etwa zwischen Erzgebirge und Vorpommern (GME greift im Norden sogar
weiter nach Westen aus) schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter zu
induzieren, die bei apostrophierten PPW-Werten von über 30 mm (COSMO-EU,
wahrscheinlich etwas zu hoch gegriffen) und relativ mauen Strömungsverhältnissen
mit lokalem Starkregen einhergehen können.
Im großen Rest des Landes gewinnt allmählich antizyklonaler Einfluss die
Oberhand. Als Protagonist entpuppt sich dabei ein Höhenrücken, der von der
Nordsee und Benelux auf den Vorhersageraum übergreift und dabei auch den o.e.
Bodenhochkeil stärkt. Absinken sorgt für weitgehend trockene Verhältnisse mit
einer Mischung aus Sonne und Wolken, wobei sich möglicherweise zwischen 850 und
800 hPa eine leichte Absinkinversion etabliert, an der sich Quellwolken (die
Grundschicht ist nach wie vor labil geschichtet) etwas ausbreiten können.
Temperaturmäßig läuft es auf Maxima zwischen 16 und 22°C hinaus, Richtung Alpen
und Alpenvorland z.T. nur 10 bis 15°C, in einigen Hochtälern bei Stau auch nur
einstellig.
In der Nacht zum Dienstag wartet C-EU einmal mehr mit einem "numerischen Bonmot"
auf. Demnach soll es im äußersten Nordosten (MV, nördliches BB) zu einer fast
schon als dramatisch zu bezeichnenden Intensivierung der Schauer und Gewitter
kommen, was sich in 6-stündigen RR-Mengen bis knapp an die 100 mm!!!
widerspiegelt. Ursache dafür könnte ein kleinräumiges Tief (1017 hPa) innerhalb
der Rinne sein, das von einem nördlich des sich nach Süden verlagernden
Höhenrückens ablaufenden KW-Trog generiert wird und dann quasi vor Ort bleibt.
Diese Entwicklung ist allerdings noch hochgradig unsicher, da die Modelle
bereits hinsichtlich des eigentlichen HTs zunehmende Diskrepanzen aufweisen. So
bieten z.B. ECMF00 und GFS12 einen Split des HTs, wobei der Hauptteil ebenfalls
nach Süden abzieht, ein sekundäres Minimum aber über dem östlichen Deutschland
verbleibt. Demnach käme es dort aber ebenfalls zu Regenfällen und einzelnen
Gewittern, wenn auch mit geringerer Intensität.
Abgesetzt davon stellt sich - abgesehen von letzten Schauern am Alpenrand - eine
ruhige Lage ein, wobei es teilweise aufklart und sich an der einen oder anderen
Stelle Nebel bildet.
Dienstag ... zeigen die Modelle ebenfalls kein einheitliches Bild mehr, so dass
eine tiefgreifende Erörterung der Entwicklung an dieser Stelle obsolet ist. Nur
so viel: Während sich im Bodendruckfeld eine lang gestreckte Hochdruckzone
etabliert, die von den Britischen Inseln bis weit nach Russland reicht und dabei
auch große Teile des Vorhersageraums abdeckt, zeigt sich die Situation in der
Höhe vornehmlich zyklonal geprägt. Dabei kommt es zu weiteren Schauern und
Gewittern, die je nach Modell etwas anders positioniert und auch quantifiziert
werden. Frei nach den Gesetzen der Mengenlehre (gibt´s die heute eigentlich
noch?) lässt sich eine Schnittmenge bilden, die den Schwerpunkt der
Niederschlagsaktivität eher im Osten sieht - wir werden sehen.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Es ist alles gesagt, jedoch nicht alle Fragen beantwortet (siehe Text). Trotz
zahlreicher, aber eben inhomogener Hinweise seitens der Numerik ist das aktive
Warnmanagement nur sehr kurzfristig machbar.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.08.2014 um 18 UTC
Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht weitere Schauer oder Gewitter, teils verstärkend.
Am Sonntag verbreitet Schauer und Gewitter, an den Alpen einsetzender
Dauerregen, bis Montag andauernd.
Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das derzeit
wetterbestimmende Höhentief allmählich zur Deutschen Bucht. Gleiches gilt für
das korrespondierende Bodentief, das sich aber weiter auffüllt und zunehmend an
Kontur verliert. Gegen Morgen findet man nur noch ein Residuum, dafür
kristallisiert sich eine von der Nordsee bis nach Polen verlaufende
Tiefdruckrinne heraus.
Wie auch immer, eine tragende Rolle im hiesigen "Wettergeschäft" fällt der
teilokkludierten Kaltfront zu, die NW-Deutschland erreicht hat und nun weiter
süd-südostwärts vorankommt, wobei sie durch einen in der Höhe ostwärts
schwenkenden KW-Trog im Laufe der Nacht deutlich aktiviert wird. Darauf
reagieren quasi alle Modelle, indem sie über der Mitte - etwa von SO-Hessen über
Mainfranken und das südliche Thüringen bis nach Sachsen - recht kräftige und
teils mit Gewittern durchsetzte Regenfälle anbieten. GME nimmt dabei die
Pool-Position ein mit 6-stündigen Regenmengen von bis zu 35 mm in der 2.
Nachthälfte im Bereich S- und O-Thüringen. Das genügt eindeutig den
Starkregenkriterien des DWD und wird gestützt von COSMO-DE-EPS (12 UTC), das mit
Wahrscheinlichkeiten von bis zu 70% für Regenmengen zwischen 20 und 35 mm/6h
aufwartet.
Rückseitig der KF strömt ein Schwall Meeresluft subpolaren Ursprungs in den
Vorhersageraum, in der die Wolkendecke auflockert. Stellenweise bildet sich
Nebel. Während die Konvektion im Landesinnern - abgesetzt von frontalen
Geschehen - also weitgehend zum Erliegen kommt, wird sie im Küstenumfeld sowie
im angrenzenden Binnenland neu entfacht. Mit Annäherung des HTs wird ein Schwall
höhenkalter Luft (T500 etwas unter -20°C) in den N advehiert, die mit
Unterstützung diabatischer Prozesse von der "warmen" Nordsee her für eine
Labilisierung der Luftmasse und das Einsetzen konvektiver Prozesse sorgt. Die
Folge sind Schauer und einzelne Gewitter, die ost-südostwärts ziehen und vor
allem das nördliche NDS, SH und HH sowie Teile MVs treffen. Bei PPWs nahe 25 mm
ist dabei durch aus Starkregen möglich, aber auch kleinkörniger Hagel bzw.
Graupel sind nicht ausgeschlossen. Ob es allerdings so "dicke" kommt, wie von
COSMO-EU apostrophiert (z.T. 30 bis 50mm innert 6 h, auf Fehmarn sogar bis zu 70
mm), ist sehr fraglich.
Sonntag ... verlagert sich das HT über die Mitte Deutschlands süd-südostwärts.
Weniger strukturiert zeigt die Verteilung des Bodendrucks. Das ehemalige Tief
lässt sich nun kaum mehr detektieren, es bleibt aber eine relativ breite Rinne
auf der Ostflanke eines Hochs mit Schwerpunkt über der nördlichen Biscaya übrig.
Rückseitig der Okklusion respektive Kaltfront, die spätestens am Nachmittag die
Alpen erreicht, gelangt mit schwacher westlicher Strömung Meeresluft subpolaren
Ursprungs (T850 um 6°C) in den gesamten Vorhersageraum. Gleichzeitig breitet
sich die höhenkalte Luft mit T500-Temperaturen unter -20°C zunächst auf große
Teile der Nordhälfte (12 UTC) aus, bevor sie sich später nach SW-Deutschland
verlagert.
Tatsache ist, dass sich in der hochreichenden und labil geschichteten Kaltluft
mit Unterstützung des Tagesgangs (Auslösetemperatur etwa zwischen 15 und 19°C)
zahlreiche Schauer und kurze Gewitter entwickeln, die sich vom Norden über die
Mitte bis in den süddeutschen Raum ausbreiten. Bei PPW-Werten, die meist
zwischen 20 und 25 mm liegen und ML-CAPE-Werten zwischen 100 und 400 J/kg
(punktuell auch etwas darüber) muss örtlich mit Starkregen und/oder
kleinkörnigem Hagel respektive Graupel gerechnet werden. Insbesondere in
Staulagen der Mittelgebirge sowie bei möglichen Schauerstraßen könnte auch mal
das 6-stündige Starkregenkriterium überschritten werden, was z.B. von COSMO-EU
punktuell auch angedeutet wird. Böen der Stärke 7 bis 8 Bft sind zwar nicht
überbordend wahrscheinlich, können freilich aber auch nicht ausgeschlossen
werden.
Am Nachmittag und Abend lässt mit Abzug der höhenkältesten Luft das konvektive
Geschehen im Norden und Nordwesten allmählich nach und besonders an der Nordsee
und im westlichen Niedersachsen stellen sich längere sonnige Abschnitte ein.
Während sich das Wetter im Norden also langsam beruhigt, kommt es im Süden,
vornehmlich an den Alpen erst richtig in Gang. Mit Verlagerung der Front nach
Süden verschiebt sich auch der zugehörige, teils schauerartig verstärkte und mit
einzelnen Gewittern durchsetzte Regen allmählich in die Regionen südlich der
Donau. Zum Nachmittag hin kommt an den Alpen noch Stau dazu, was zu einer
Intensivierung der Regenfälle führt. Innerhalb von 6 Stunden simulieren die
neuesten Modellläufe 15 bis 30 mm.
In der einfließenden frischen Meeresluft liegen die Höchstwerte nur noch
zwischen 17 und 22°C, unmittelbar an den Alpen bei einsetzendem Dauerregen auch
etwas darunter.
In der Nacht zum Montag verlagert sich der Hauptteil des HTs über die Alpen
hinweg nach Norditalien, es bleibt aber ein kurzwelliges Residuum über dem SO
des Landes bestehen. Westlich davon stellt sich über dem Vorhersageraum eine
nördliche Höhenströmung ein. Bedingt durch leichte KLA steigt der Luftdruck
allmählich an, was sich in Form eines vom Atlantik bis nach Westdeutschland
gerichteten Bodenkeil widerspiegelt. Die Schaueraktivität lässt tagesgangbedingt
weiter nach, vor allem im Osten und Süden muss aber noch mit einzelnen Schauern
und Gewittern gerechnet werden. An den Alpen bleibt die Staukomponente erhalten
und es kommt zu weiteren andauernden Niederschlägen, wobei die Schneefallgrenze
auf unter 2000 m sinkt. 12-stündig simulieren die Modelle Mengen von etwa 10 bis
20 mm.
Ansonsten klart es vielerorts auf und gebietsweise bildet sich in der feuchten
Grundschicht Nebel, teils mit Sichtweiten unter 150 m.
Montag ... zieht das HAT über Italien weiter nach Süden. Es "hinkt" aber nach
wie vor ein kurzwelliger Troganteil hinterher, der auch am Abend noch über die
Alpen nach Norden bis in den süddeutschen Raum reicht. In seinem Bereich kommt
es besonders zwischen Alpen und Bayerischen Wald noch zu schauerartigen
Regenfällen, wobei unmittelbar an den Alpen der Stau auch noch eine gewisse
Rolle spielt. Vor allem am östlichen Alpenrand simuliert die deutsche
Modellkette noch mal 10 bis 20, lokal bis 25 mm innert 12 Stunden, was für sich
genommen keine Warnrelevanz besitzt. Integriert man das Regenquantum aber über
24 Stunden, beginnend etwa am Sonntag 12 UTC, so ergeben sich nach den deutschen
Modellen von 12 UTC am Alpenrand Mengen von 30 bis 50 mm, was die
Voraussetzungen für eine markante Dauerregenwarnung erfüllt. Unterstützung
erhält dieses Szenario von COSMO-LEPS und in schwächerer Form auch von ECMF-EPS,
während die externen Modelle insgesamt zurückhaltender agieren (leider liegt der
neueste Lauf von EURO4 aktuell noch nicht vor). Wie auch immer, derzeit sollte
davon ausgegangen werden, dass etwa ab Sonntagmittag eine markante
Dauerregenwarnung für den Alpenrand herausgegeben wird.
Eine zweite "zyklonale Baustelle" - und jetzt sind wir wieder bei Montag -
findet sich noch in den östlichen Landesteilen. Dort liegen nicht nur Reste
höhenkalter und labil geschichteter Luft, sondern - wenn auch bei hohem
Druckniveau - Reste der ehemaligen Tiefdruckrinne. Diese Konstellation reicht
aus, um etwa zwischen Erzgebirge und Vorpommern (GME greift im Norden sogar
weiter nach Westen aus) schauerartige Regenfälle und einzelne Gewitter zu
induzieren, die bei apostrophierten PPW-Werten von über 30 mm (COSMO-EU,
wahrscheinlich etwas zu hoch gegriffen) und relativ mauen Strömungsverhältnissen
mit lokalem Starkregen einhergehen können.
Im großen Rest des Landes gewinnt allmählich antizyklonaler Einfluss die
Oberhand. Als Protagonist entpuppt sich dabei ein Höhenrücken, der von der
Nordsee und Benelux auf den Vorhersageraum übergreift und dabei auch den o.e.
Bodenhochkeil stärkt. Absinken sorgt für weitgehend trockene Verhältnisse mit
einer Mischung aus Sonne und Wolken, wobei sich möglicherweise zwischen 850 und
800 hPa eine leichte Absinkinversion etabliert, an der sich Quellwolken (die
Grundschicht ist nach wie vor labil geschichtet) etwas ausbreiten können.
Temperaturmäßig läuft es auf Maxima zwischen 16 und 22°C hinaus, Richtung Alpen
und Alpenvorland z.T. nur 10 bis 15°C, in einigen Hochtälern bei Stau auch nur
einstellig.
In der Nacht zum Dienstag wartet C-EU einmal mehr mit einem "numerischen Bonmot"
auf. Demnach soll es im äußersten Nordosten (MV, nördliches BB) zu einer fast
schon als dramatisch zu bezeichnenden Intensivierung der Schauer und Gewitter
kommen, was sich in 6-stündigen RR-Mengen bis knapp an die 100 mm!!!
widerspiegelt. Ursache dafür könnte ein kleinräumiges Tief (1017 hPa) innerhalb
der Rinne sein, das von einem nördlich des sich nach Süden verlagernden
Höhenrückens ablaufenden KW-Trog generiert wird und dann quasi vor Ort bleibt.
Diese Entwicklung ist allerdings noch hochgradig unsicher, da die Modelle
bereits hinsichtlich des eigentlichen HTs zunehmende Diskrepanzen aufweisen. So
bieten z.B. ECMF00 und GFS12 einen Split des HTs, wobei der Hauptteil ebenfalls
nach Süden abzieht, ein sekundäres Minimum aber über dem östlichen Deutschland
verbleibt. Demnach käme es dort aber ebenfalls zu Regenfällen und einzelnen
Gewittern, wenn auch mit geringerer Intensität.
Abgesetzt davon stellt sich - abgesehen von letzten Schauern am Alpenrand - eine
ruhige Lage ein, wobei es teilweise aufklart und sich an der einen oder anderen
Stelle Nebel bildet.
Dienstag ... zeigen die Modelle ebenfalls kein einheitliches Bild mehr, so dass
eine tiefgreifende Erörterung der Entwicklung an dieser Stelle obsolet ist. Nur
so viel: Während sich im Bodendruckfeld eine lang gestreckte Hochdruckzone
etabliert, die von den Britischen Inseln bis weit nach Russland reicht und dabei
auch große Teile des Vorhersageraums abdeckt, zeigt sich die Situation in der
Höhe vornehmlich zyklonal geprägt. Dabei kommt es zu weiteren Schauern und
Gewittern, die je nach Modell etwas anders positioniert und auch quantifiziert
werden. Frei nach den Gesetzen der Mengenlehre (gibt´s die heute eigentlich
noch?) lässt sich eine Schnittmenge bilden, die den Schwerpunkt der
Niederschlagsaktivität eher im Osten sieht - wir werden sehen.
Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Es ist alles gesagt, jedoch nicht alle Fragen beantwortet (siehe Text). Trotz
zahlreicher, aber eben inhomogener Hinweise seitens der Numerik ist das aktive
Warnmanagement nur sehr kurzfristig machbar.
Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann