SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.08.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Mitte länger anhaltende und teils ergiebige Niederschläge, zum Mittwoch
nachlassend. In der Südhälfte Gewitter teils mit Starkregen. Im Süden im
Bergland Sturm. Zum Donnerstag Wetterberuhigung
Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... herrscht über Europa eine zyklonal geprägte Westwetterlage. Dabei
befindet sich über dem nördlichen Europa ein umfangreicher Trogkomplex. An
seiner Südflanke wandern immer wieder Randtröge von West nach Ost über
Mitteleuropa hinweg. Die Haupttrogachse ist stark positiv geneigt und erstreckt
sich vom Ärmelkanal bis zu den Baltischen Staaten.

Am Boden hat sich eine zonal orientierte Tiefdruckrinne ausgebildet, die vom
Ärmelkanal, über die südliche Mitte von Deutschland bis nach Osteuropa reicht.
In diese Tiefdruckrinne ist eine Luftmassengrenze eingelagert, die kühle und
trockene Luftmassen (T850: ~5 Grad), Td: 5 bis 8 Grad) im Norden von wärmerer
und feuchterer Luft im Süden (T850: 10 bis 12 Grad, Td: 13 bis 15 Grad) trennt.
Entlang dieser Luftmassengrenze hat sich im Laufe des Nachmittages ein
stratiformes Regenband entwickelt, dass zu länger anhaltenden und ergiebigen
Regenfällen führt. Die Stundensummen reichen dabei zwischen 3 und 8 mm.

Gut bildet sich die Luftmassengrenze auch bei der Betrachtung des
Frontogeneseparameters ab. Ursächlich für die am Nachmittag einsetzende
Intensivierung der Niederschläge ist die sich von Westen nähernde
Haupttrogachse. Auf ihrer Vorderseite wird ein kleines Randtief von West nach
Ost geführt und verstärkt damit die Gegensätze. Der ganze Prozess wirkt also
frontogenetisch. Entsprechend ist am Abend und in der Nacht auf Mittwoch mit
einer weiteren Intensivierung der Niederschläge zu rechnen, die sich in einem
Streifen konzentrieren, der von der Eifel über Hessen bis nach Nordbayern
reicht.

In diesem Streifen können die Niederschlagssummen 12 stündig in den markanten
Bereich für Dauerregen reichen. GME bringt bis Mittwochfrüh Mengen die im
Bereich um 30 l/qm liegen, im südlichen Vogtland werden sogar bis 40 l/qm
prognostiziert. COSMO-EU setzt den Streifen mit ähnlichen Mengen etwas südlicher
an. Auch ECMWF zeigt den Streifen, wobei die Niederschlagssummen aber deutlich
unter denen der deutschen Modellkette liegen (15 bis 20 l/qm). Gestützt werden
Mengen im markanten Warnbereich von COSMO-LEPS, das Wahrscheinlichkeiten bis 40
% für mehr als 25 mm in 12 h zeigt und von der Lage ähnlich dem GME ist.
COSMO-DE zeigt im Median Mengen um 20 mm, beim Maximum werden lokal sogar
unwetterartige Mengen erreicht.

In der Zusammenschau der verschiedenen Modellergebnisse und der Hinzunahme
externer Modelle, die hier nicht näher beschrieben wurden, lässt sich ein
Streifen von der Eifel bis zur Oberpfalz herausarbeiten, der trotz der weiter
bestehenden Unsicherheiten die größte Wahrscheinlichkeit besitzt, dass
warnwürdige Niederschlagsmengen erreicht werden. Daneben lässt sich noch ein
zweites Maximum erkennen, dass etwa von der Schwäbischen Alb bis ins südliche
Niederbayern reicht und sich bereits im Radarbild abzeichnet. Die Signale für
eine Überschreitung des Dauerregenkriteriums sind in diesem Gebiet allerdings
schwächer. Stundensummen bis 8 l/qm lassen aber die Möglichkeit durchaus zu.

Die Gebiete südlich davon liegen in der labilen Warmluft, sodass die
Niederschläge dort stärker konvektiv geprägt sind. So ist bei CAPE-Werte von 200
bis 400 J/kg auch mit der Entwicklung einiger Gewitter zu rechnen. Die können
bei ppw's um 30 mm auch Starkregen zwischen 15 und 25 l/qm in 1 h bringen.

Auch im Allgäu ziehen aus den Alpen heraus wiederholt schauerartig verstärkte
Niederschläge auf, sodass dort ebenfalls mit akkumulierten Mengen nahe dem
Dauerregenkriterium zu rechnen ist.

Der Wind spielt ebenfalls noch eine Rolle. An der Südflanke der Tiefdruckrinne
lässt sich ein stärkerer Luftdruckgradient ausmachen. Zusätzlich durch
Leitplankeneffekte an den Alpen sind dadurch im Bergland Sturmböen, auf den
Gipfeln auch schwere Sturmböen möglich. Das wird vor allem von MOS-Mix gestützt.
Im Flachland in der Südhälfte von Bayern und Baden-Württemberg treten vor allem
in Verbindung mit Schauern und Gewittern starke bis stürmische Böen auf.

Nördlich der Luftmassengrenze lösen sich Wolken und vereinzelte Schauer auf und
es ist in der Nacht teils sternenklar. Dadurch können die Tiefstwerte bis auf 5
Grad sinken. Bodenfrost, wie in der Vornacht in Schleswig-Holstein, ist aber
eher unwahrscheinlich. Wenn die Luftmassengrenze in der zweiten Nachthälfte
etwas nach Süden rutscht und es auch in Gebieten auflockert, wo es tagsüber
geregnet hat, kann sich Nebel bilden. Auch im Norden ist streckenweise dichter
Nebel möglich

Mittwoch ... zieht der Trog allmählich ostwärts ab. Die Trogachse reicht von
Polen bis zum Schwarzwald. Damit gelangen der Westen und Nordwesten zunehmend in
den Einflussbereich eines weit nach Norden reichenden Höhenkeils, dessen Achse
bei den Britischen Inseln liegt.

Grund für die deutliche Vergrößerung der Amplituden ist eine neue kräftige
Austrogung, die noch über dem östlichen Nordatlantik stattfindet. Auf seiner
Vorderseite sorgt Warmluftadvektion für die Aufsteilung des Höhenrückens. Damit
kann sich auch am Boden eine Hochzelle entwickeln, die über Frankreich liegt und
sich in den Westen und Nordwesten Deutschlands vorarbeitet. Demzufolge kann sich
rückseitig des Troges verbreitet Absinken durchsetzen, sodass in der gesamten
Nordhälfte häufig die Sonne scheint.

Anders sieht es in der Südhälfte aus. Die Luftmassengrenze liegt mittlerweile
über Bayern und Baden-Württemberg und kommt bis zum Abend allmählich zum
Alpenrand voran. Entsprechend dominieren die Wolken. Entlang und südlich der
Luftmassengrenze sind in der labilen Warmluft häufige Schauer und auch einzelne
Gewitter möglich. Betroffen davon sind das südliche Rheinland-Pfalz,
Baden-Württemberg und die Südhälfte von Bayern. Die Mengen die sich aus der
Akkumulation bis Mittwochabend ergeben sind aber nicht mehr im markanten Bereich
und auch die EPS-Verfahren liefern diesbezüglich keine Hinweise mehr.

Die Gewitter sollten sich ebenfalls im gelben Bereich abspielen. So sind die
ppw-Werte nur noch um oder leicht über 20 mm und auch der Wind in 850 hPa ist
deutlich schwächer.


Bei 850 hPa Temperaturen die von Südwesten her etwas zulegen, liegen die Maxima
meist zwischen 17 und 23 Grad. Die höheren Werte mit Sonnenunterstützung, die
niedrigeren bei häufigen Niederschlägen.

In der Nacht auf Donnerstag lassen Schauer und Gewitter rasch nach. Der Hochkeil
und das korrespondierende Bodenhoch sorgen für Absinken, sodass auch die Wolken
stärker auflockern können. Vor allem dort wo es an den Vortagen Regen gegeben
hat muss dann mit teils dichtem Nebel gerechnet werden. Die Tiefstwerte fallen
auf 9 bis 4 Grad.

Etwas anders schaut es im Westen und Südwesten aus. Der Hochkeil wird bereits
von Warmluftadvektion überlaufen, sodass sich neue Wolkenfelder von nach
Deutschland schieben, die in der zweiten Nachthälfte den Westen und Südwesten
erreichen. Dort liegen die Tiefstwerte meist zwischen 13 und 9 Grad.

Donnerstag ... schiebt sich die Achse des Höhenkeils nach Deutschland hinein.
Allerdings wird diese, wie bereits angesprochen von Warmluftadvektion
überlaufen. Diese ist gekoppelt an die weiter westlich gelegene Austrogung, die
mittlerweile mit dem Höhentiefkern zu den Britischen Inseln vorangekommen ist.
Das zugehörige Bodentief wird mit einem Kerndruck von 983 hPa vorhergesagt. Die
davon ausgehende Warmfront schiebt sich von Südwesten her nach Deutschland
hinein und breitet sich bis zum Abend bis zur Mitte aus.

Die mit dem Frontensystem in Verbindung stehenden Wolkenfelder sorgen
insbesondere im Westen für einen eher grauen Charakter. Grund dafür ist die Nähe
zum Okklusionspunkt, der am Abend über den östlichen Teilen von BeNeLux erwartet
wird. Dementsprechend muss im Westen vor allem in der zweiten Tageshälfte auch
mit etwas Regen gerechnet werden. Weiter nach Süden macht sich zwar auch
allmählich mehrschichte Bewölkung bemerkbar, diese hat aber auch einige Lücken
und es bleibt trocken.

Am meisten vom Hochkeil können der Norden und Osten profitieren, wo
langanhaltend die Sonne scheint.

Mit der Warmluftadvektion kann auch die Temperatur zum Teil wieder in den
sommerlichen Bereich steigen. So werden allgemein 21 bis 25 Grad erreicht, am
Oberrhein kann es sogar noch etwas wärmer werden.

In der Nacht auf Freitag kommt das Frontensystem weiter ostwärts voran und
erreicht die Mitte Deutschlands. Entsprechend kann sich auch die dichte
Bewölkung weiter ostwärts ausbreiten. Die deutsche Modellkette ist diesbezüglich
am langsamsten. Demnach würde die Nacht im Osten noch längere Zeit sternenklar
bleiben. ECMWF und GFS lassen die Bewölkung hingegen schneller voran kann. Die
Niederschläge konzentrieren sich vor allem auf den Westen, die Mitte und den
Nordwesten des Landes. Im Osten und Süden bleibt es hingegen oft trocken.

Freitag ... zieht der Hochkeil über den Osten von Deutschland bis zum Abend
langsam nach Polen ab. Damit gelangen große Teile von Deutschland auf die
Vorderseite eines Troges, dessen Zentrum weiter bei den Britischen Inseln liegt.


Mit der südwestlichen Strömung nimmt auch die Zufuhr wärmerer Luftmassen zu,
sodass die 850 hPa Temperatur im Süden bis auf 12 Grad steigt, im Norden bis 9
Grad. Dementsprechend steigen die Höchstwerte auf 21 bis 26 Grad. Auf der
anderen Seite gestaltet sich das Wetter aber auch wechselhaft.

Das ist dem zum Trogkomplex gehörigem Tief geschuldet, dessen Zentrum sich
achsensenkrecht zum Höhentief über dem nördlichen Teil der Britischen Inseln
befindet. Das von ihm ausgehende Frontensystem befindet sich weiter über
Deutschland, wobei große Teile des Bundesgebietes im Warmsektor liegen. Die
Kaltfront befindet sich derweil noch über Frankreich und erreicht Deutschland
erst in der Nacht auf Freitag. Allerdings gibt es bezüglich der genauen
zeitlichen Abfolge und Lage noch gewissen Diskrepanzen zwischen den Modellen.

Mit Niederschlag und vielen Wolken muss entsprechend in weiten Teilen des
Vorhersagegebietes gerechnet werden, Warnschwellen werden damit aber nicht
erreicht. Die besten Chancen auf Sonne und trockenes Wetter gibt es im Südosten
und im äußersten Osten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die genaue Lokalisierung der Dauerregenniederschläge ist nach wie vor schwierig
und auch bei den Mengen gibt es Unterschiede. Dabei sind vor allem ECMWF und das
zugehörige EPS im unteren Mengenbereich und lassen keine Warnschwellen
überschreiten. Die deutsche Modellkette und COSMO-LEPS legen das Hauptaugenmerk
auf die nördliche Linie entlang der Luftmassengrenze. COSMO-DE EPS zeigt auch
die weiter südlich gelegene Linie im Warnbereich. Auch GFS und ECMWF zeigen die
zweite Linie, aber schwächer. Einig sind sich die Modelle, dass beide Gebiete
zusammen laufen sollen und das zeigt sich auch gut in der aktuellen Entwicklung.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer

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