SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 27.02.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Hochlagen des Schwarzwaldes und später am Alpenrand Schneefall, in exponierten
Staulagen 10 bis 15 Zentimeter Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. Im westlichen Bergland
und an der Nordseeküste auffrischender Wind, aber nur in exponierten Lagen stürmische Böen
möglich. Im Schwarzwald oberhalb von etwa 1000 Metern aufkommend Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... greift von Westeuropa kommend ein weiterer Trog auf Deutschland über und
bezieht die Reste des "vorherigen" Troges in seine Zirkulation mit ein. Das dem Trog
vorgelagerte Frontensystem hat mit seinen Niederschlägen Deutschland erreicht, die bis
Freitagfrüh auch die mittleren Gebiete Deutschlands erfassen. Die Schneefallgrenze liegt
dabei zwischen 600 und 800 Metern. Während es in den Mittelgebirgen nur für wenige
Zentimeter Neuschnee reichen dürfte, können im Schwarzwald und im Allgäu in Staulagen auch
mehr als 10 bis etwa 15 Zentimeter zusammenkommen. Dennoch besteht in Lagen oberhalb von
etwa 600 Metern generell Glättegefahr, teils durch überfrorene Nässe, teils auch durch
Schneematsch.
Sehr wahrscheinlich bleibt der Nordosten Deutschlands von diesen Niederschlägen noch
verschont. Da aber auch dort kein dynamisch bedingtes Absinken mehr zeigt und nur leichte
Kaltluftadvektion erkennbar ist, dürften sich Auflockerungen in Grenzen halten.
Mit dem Übergreifen des okkludierenden Frontensystems frischt im Westen der Wind böig auf,
in Berglagen sind vereinzelt stürmische Böen, im Schwarzwald oberhalb etwa 1000 Meter
Sturmböen und auf exponierten Berggipfeln auch schwere Sturmböen möglich.
Zuvor hat sich stromaufwärts über dem Nordatlantik eine gut organisierte Frontalzone
ausgebildet. Eine darin eingelagerte Welle verlagert sich rasch ost-südostwärts und
erreicht, entwicklungsgünstig gelegen, bis Freitagfrüh den westlichen Ärmelkanal. Bis
dahin hat sich aus dieser Welle bereits ein Sturmtief gebildet, das zu Böen bis
Orkanstärke an der bretonischen Küste und im Ärmelkanal führt.

Freitag ... kommt der über Westeuropa liegende Trog nur noch wenig nach Osten voran, so
dass Deutschland an dessen Vorderseite verbleibt. Ein über Russland liegendes Hoch
blockiert diesen Trog in seiner Ostverlagerung. Die Frontalzone stößt hierdurch nicht nach
Mitteleuropa (wie es für die Entwicklung eines Sturmtiefs erforderlich wäre), sondern zum
westlichen Mittelmeer vor. Das Sturmtief füllt sich mit dem Übergreifen auf Nordfrankreich
rasch auf und bildet sich dann als eigenständige Zirkulation auch zusehends in den
mittleren und höheren Troposphärenschichten ab. Der Höhepunkt dieser Sturmtiefentwicklung
dürfte somit bereits in den Frühstunden des Freitags erreicht sein. Böen bis Sturmstärke
werden somit allenfalls auf den Schwarzwald übergreifen.
In Verbindung mit dieser Tiefentwicklung kommen jedoch kräftigere Niederschläge auf. Im
Westen und Südwesten sind durchaus 5 bis in Staulagen auch mehr als 10 mm Niederschlag
innerhalb von 12 Stunden zu erwarten. Die Schneefallgrenze steigt eher wieder etwas an und
liegt bei etwa 800 Metern. Im Schwarzwald können erneut um 10 Zentimeter Neuschnee
zusammenkommen. Außerdem frischt der Wind noch etwas auf, so dass vor allem im westlichen
Bergland Windböen auftreten können.
Nach Osten hin fällt nur vereinzelt Regen, der aus dem Frontensystem resultiert, das am
Vortag auf Deutschland übergegriffen hatte. Dessen Wetterwirksamkeit wird durch
kompensierendes Absinken weiter gedämpft. Gebietsweise können die Wolken auch auflockern.
Die größten Chancen für Auflockerungen und auch Aufheiterungen gibt es jedoch im Südosten.
An den Alpen kommt leichter Föhn auf.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10, im höheren Bergland Werte um 3 Grad.
In der Nacht zum Samstag gelangt Deutschland zusehends in den Bereich des sich weiter nach
Süden in Richtung Oberitalien ausweitenden Troges. Dieser Austropfprozess dürfte in
mehreren Etappen ablaufen. Mit dem Schwenken der "Trogspitze" über die Westalpen kommt
über Oberitalien eine Zyklogenese in Gang. Gleichzeitig läuft in das Seegebiet vor Irland
eine weitere Welle herein, die in der Frontalzone südostwärts gesteuert wird.
Beide Entwicklungen entziehen dem Tief, das sich von Nordfrankreich etwa zur Rheinmündung
und danach in die Nordsee verlagert, die Energie. Somit dürfte von diesem Tief keine
Gefahr mehr ausgehen.
In den westlichen Mittelgebirgen sind vielleicht noch Windböen möglich. Die
Schneefallgrenze liegt bei etwa 600 bis 800 Metern. Oberhalb davon sind einige bis etwa 5
Zentimeter Neuschnee möglich. Am Alpenrand kommt außerdem die Tiefentwicklung südlich der
Alpen mit ins Spiel, das hierdurch ausgelöste Aufgleiten greift nach dem aktuellsten
Modelllauf nicht so recht auf die Alpennordseite über, so dass es auch dort nur für wenige
Zentimeter Neuschnee reicht. Dies ist jedoch noch unsicher.

Samstag ... verbleibt die Trogachse über dem Westen Deutschlands. Das aus dem o.g.
Austropfprozess hervorgegangene Cut-Off-Tief verlagert sich südlich der Alpen ostwärts und
schwächt sich ab. Der Schwerpunkt der Schneefälle verschiebt sich in Richtung Osten,
später lassen die Schneefälle nach. Selbst in Staulagen dürften am Alpennordrand nur
wenige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
In Verbindung mit dem Trog sind im gesamten Westen schauerartige Niederschläge zu
erwarten. Im Bereich der höhenkältesten Luft sind im Nordwesten auch Graupelschauer nicht
ganz auszuschließen.
Nach Nordosten und Osten hin erfolgt leichtes Absinken, das im wesentlichen aus leichter
Kaltluftadvektion resultiert. Somit sind dort keine nennenswerten Niederschläge zu
erwarten. In diesen Gebieten sind Auflockerungen und vielleicht auch Aufheiterungen am
wahrscheinlichsten.
Insgesamt ist der Gradient jedoch schwach, so dass es, abgesehen vom Nordwesten, wo noch
Reste des Tiefs über der Nordsee wirksam sind, wahrscheinlich nicht einmal für Windböen
reichen dürfte.
Die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich zwischen 5 und 9, im Nordosten um 11 Grad. In
höheren Berglagen werden nur Maxima um 3 Grad erreicht.
In der Nacht zum Sonntag greift unter rascher Intensivierung ein weiteres Tief auf den
Ärmelkanal über. Ein Sturmtief dürfte sich hieraus jedoch nicht entwickeln; hierfür ist
die Wellenlänge zu kurz. Ein weiteres System erreicht dann bereits den mittleren
Nordatlantik. Kompensierendes Absinken lässt über Deutschland verbreitet den Himmel
aufklaren. Die Reste des "vorherigen" Frontensystems, die dann noch über dem Osten
Deutschlands zu finden ist, schwächen sich weiter ab und bringen dort sowie in Alpennähe
nur noch geringen Niederschlag. Dort können oberhalb von etwa 600 Metern auch einige
Zentimeter Schnee fallen.

Sonntag ... verlagert sich auch dieses Tief unter allmählicher Auffüllung nordostwärts und
gelangt bis zum Ende des Vorhersagezeitraumes etwa bis vor die Emsmündung. Dieses Tief
bildet sich auch zusehends in den mittleren und höheren Troposphärenschichten ab. Der von
diesem Tief ausgehende Trog schwenkt bis zum Abend bis in die mittleren Gebiete
Deutschlands. Das an der Vorderseite dieses Troges noch über dem Osten Deutschlands
liegende okkludierte Frontensystem kann durch die Annäherung dieses Troges durchaus
aktiviert werden, so dass auch im Osten gelegentlich etwas Niederschlag fallen kann.
Mit der Gradientzunahme an der Südflanke dieses Tiefs frischt der Wind verbreitet mit
Windböen auf, wahrscheinlich bleibt es nur im Osten und Südosten windschwach. Im Bergland
sind dann auch stürmische, auf höheren Berggipfeln auch Sturmböen möglich.
Die meisten Niederschläge fallen auch in Verbindung mit diesem Tief, d.h. im Nordwesten
und Westen Deutschlands. Sehr wahrscheinlich werden keine warnrelevanten Schwellenwerte
erreicht. Allerdings kann die Schneefallgrenze durchaus auf 600 bis 400 Meter absinken. In
den westlichen Mittelgebirgen können dann einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen.
In den anderen Gebieten, d.h. in einem breiten Streifen etwa von den mittlere Regionen
Deutschlands bis nach Südwesten hin, erfolgt noch leichtes Absinken, das im wesentlichen
aus schwacher Kaltluftadvektion resultiert. Daher sind in diesem Bereich Auflockerungen
auch am wahrscheinlichsten und es bleibt weitgehend niederschlagsfrei.
Allerdings ist die Verteilung der Niederschläge noch etwas unsicher und entscheidend von
der Entwicklung und Verlagerung des o.g. Tiefs abhängig.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 9, ganz im Osten vielleicht noch einmal Werte
bis 10 Grad. Im höheren Bergland bewegen sich die Temperaturen um 2 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen bis einschließlich Samstag eine weitgehend ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich aus den synoptischen Bassfeldern
nicht ableiten.
Das kleinräumige Tief, das ab Samstagabend über dem Ärmelkanal und bis Sonntagabend bis
vor die Emsmündung gelangen soll, haben die anderen Modelle nicht im Programm. Stattdessen
wird in der Frontalzone ein Bodentrog nordostwärts gesteuert. Dessen Auswirkungen wären
auf das Vorhersagegebiet geringer als das oben beschriebene Szenario. Nach den Modellen
der anderen Wetterzentren würde es in weiten Teilen Deutschlands am Sonntag
niederschlagsfrei bleiben.
Auch die Niederschlagsentwicklung am Alpenrand ist noch unsicher, d.h. wie weit die
Aufgleitniederschläge, die aus der Zyklogenese südlich der Alpen resultieren, auf den
Alpennordrand übergreifen. Von COSMO-LEPS werden durchaus Lösungen geboten, die bis
einschließlich Sonntag jeweils in 12-std. Zeiträumen 10 bis über 15 Zentimeter Neuschnee
bringen. Aber auch für den Mittelgebirgsraum weisen die Lösungen eine hohe Variabilität
auf, so dass auch dort durchaus um 10 Zentimeter Neuschnee fallen können. Für den
kürzestfristigen Vorhersagezeitraum geben die synoptischen Bedingungen derartige
Schneemengen nicht her. Daher sollte es bis einschließlich Freitagabend wohl bei dem oben
beschriebenen Szenario bleiben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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