SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.02.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: WW (Winkel West)

Heute und in der kommenden Nacht erst im Hochschwarzwald, später auch in der Hochalb sowie
im Allgäu zeitweise Schneefall.
Ab Donnerstag von Westen her windiger, Detailentwicklung am Freitag aber noch sehr
unsicher.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland vorderseitig eines Höhentroges über Westeuropa unter einer
relativ schwachen südlichen bis südwestlichen Höhenströmung. Der Trog bleibt nahezu
stationär unter deutlicher Verkürzung seiner Wellenlänge. Ursache ist kräftige WLA, die in
die Rückseite stößt und dabei einen vergleichsweise kurzwelligen Rücken formiert.
Ausgangspunkt der ganzen Entwicklung ist eine kräftige Sturmzyklogenese südlich von Kap
Farvel (Südspitze Grönlands), die quasi ein domnstream development anstößt, deren
Auswirkungen bis zum Europäischen Kontinent reichen.
Zurück zu unseren Breiten, wo wir es heute mit einer quasistationären, weitgehend
meridional ausgerichteten Luftmassengrenze zu tun haben. Sie gehört zum ehemaligen
Sturmtief YVONNE, das im Laufe des Tages unter Abschwächung von den Färoer-Inseln Richtung
Europäisches Nordmeer zieht, bevor es später von der meteorologischen Bildfläche
verschwindet. Die Luftmassengrenze ist thermisch nur schwach ausgeprägt und trennt milde
und relativ trockene Luft im Osten von kaum kälterer, deutlich erwärmter Meereskaltluft im
Westen. Bei noch weiter auffächerndem Gradienten kommt die Front vor allem nach Südwesten
hin ins Schleifen, was zum einen einer beginnenden Abtropfung des Höhentroges über
Südfrankreich, zum anderen einem flachen Bodentief südlich der Westalpen geschuldet ist,
das nur zögerlich gen Norditalien zieht. Wie auch immer, im frontalen Bereich kommt es
heute zu weiteren Hebungsprozessen ergo Regenfällen, deren Intensität als leicht zu
bezeichnen ist (bis zum Abend durchweg unter 10mm/12h) und deren Schwerpunkt im Südwesten
sowie im westlichen Mittelgebirgsraum zu finden sein dürfte. Im Hochschwarzwald fällt
oberhalb etwa 1000 m Schnee, bevor die Schneefallgrenze zum Abend hin etwas sinkt.
Im äußersten Westen und Nordwesten lockert die Wolkendecke im Tagesverlauf hier und da
etwas auf. Der Osten und Südosten profitiert heute noch mal von dem kräftigen Hoch über
Russland, so dass - abgesehen von meist hohen Wolkenfeldern - insbesondere in großen
Teilen Bayerns (an den Alpen bei leichter Föhntendenz) sowie vom Erzgebirge bis fast hoch
zur Uckermark für längere Zeit die Sonne scheint. Bei schwachen Windverhältnissen erreicht
die Temperatur Maxima von 6/7°C in Eifel und Schwarzwald und etwa 13°C im Osten sowie im
östlichen Alpenvorland.

In der Nacht zum Donnerstag setzt sich der Abtropfprozess über
Südostfrankreich/Nordwestitalien fort. Zugehörige Aufgleitprozesse verstärken die
Wetterwirksamkeit der weiterhin über Deutschland verlaufenden Luftmassengrenze, die nur
wenig Boden nach Osten hin gut macht. Vor allem im Südwesten kommt es zu einer
Intensivierung der Niederschlagsaktivität, was am deutlichsten von COSMO-EU simuliert
wird. Danach sollen vor allem im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb 10 bis 15, teils
bis 20 und ganz lokal sogar bis zu 25mm/12h zusammen kommen. Das entspricht nicht nur
einer deutlichen Zunahme gegenüber den Vorläufen sondern stellt auch im Kontext mit den
anderen Modellen sowie den zugehörigen probabilistischen Anschlussprodukten die absolute
Spitze dar. Gleichwohl, selbst wenn man eine geringere Intensität annimmt, gilt es doch zu
konstatieren, dass im Zuge leicht zurückgehender Temperaturen in 850 hPa auch die
Schneefallgrenze auf etwa 900 bis 700 m sinkt. Dabei sind vor allem im Schwarzwald (im
Süden mehr als im Norden) und auf der Alb Neuschneemengen von 2 bis 10 cm, örtlich auch
noch etwas mehr, möglich. Und auch in den Hochlagen des Allgäus kann es ein paar
Zentimeter Neuschnee geben, Glätte durch Schnee oder Matsch inclusive.
Auch wenn die frontalen Niederschläge etwas nach Osten vorankommen, im östlichen und
südöstlichen Bayern bleibt es wahrscheinlich ebenso trocken wie zwischen Erzgebirge und
Lausitz. Dort geht die Temperatur bei zum Teil noch aufgelockerter Bewölkung auf Werte um
oder etwas unter den Gefrierpunkt zurück, örtlich bildet sich Nebel. Wolkenauflockerungen
gibt es postfrontal auch im Westen und Nordwesten, wodurch die Temperatur auch dort -
zumindest am Boden, teils aber auch in der Luft - auf Gefrierpunktnähe zurückgeht. Dabei
besteht die Gefahr gefrierender Nässe. Stellenweise kann sich auch Nebel bilden.

Donnerstag... verlagert sich das Cut-Off-Tief nach Norditalien, während der nördliche
Resttrog unter Abschwächung nordostwärts über die Nordhälfte hinwegschwenkt. Dabei wird
die bis dato nahezu stationäre Luftmassengrenze allmählich nach Osten abgedrängt, wobei
sich die zugehörigen Niederschläge mehr und mehr abschwächen.
Nach kurzem und auch nicht besonders effizientem Zwischenhocheinfluss - immerhin reicht es
für einige Auflockerungen und im Norden vielleicht sogar für ein paar sonnige Abschnitte -
richtet sich der Blick als bald schon wieder nach Westen, wo das nächste Frontensystem
ante portas steht. Es gehört zu einem Tief, das um 12 UTC knapp nordwestlich von
Schottland liegt. Es handelt sich dabei übrigens um ein Teiltief des bei Kap Farvel
entstandenen Sturmtiefs, das inzwischen unter einsetzender Abschwächung etwas nach Osten
vorangekommen ist. Wie auch immer, im Tagesverlauf nimmt die Bewölkung von Benelux und
Frankreich her rasch zu und am Nachmittag beginnt es zu regnen. Nach Lesart der deutschen
Modellkette sollen dabei bis zum Abend in den westlichen Mittelgebirgen bis zu 10 mm
zusammen kommen, was z.B. auch von EURO4 so gesehen wird. Warnrelevant sind die Regenfälle
damit allerdings nicht, dafür rückt der Wind nun wieder verstärkt in den Blickpunkt des
Warnmanagements. Mit Annäherung des Frontensystems kommt es besonders im Westen und
Nordwesten zu einer Gradientverschärfung, die in einen merklich auffrischenden südlichen
Wind mündet. Dabei sind am Nachmittag und Abend Böen bis Stärke 7 Bft, im Nordseeumfeld
sowie in höheren Lagen (incl. Oberharz) auch 8 Bft zu erwarten. Die Tageshöchstwerte
liegen meist zwischen 7 und 12°C.

In der Nacht zum Freitag kommt das Frontensystem (Okklusion mit Kaltfrontcharakter) zügig
ostwärts voran, wodurch sich auch die Regenfälle rasch ostwärts ausbreiten. Die
Schneefallgrenze sinkt dabei auf 800 bis 600 m. Im Südosten, insbesondere in den
Donauniederungen, ist kurzzeitig auch mal die gefrierende Phase nicht ganz ausgeschlossen
(bei etwas langsamerer Verlagerung des Niederschlags und entsprechend vorheriger
Abkühlung).
Postfrontal kommt es in der einfließenden erwärmten, labil geschichteten Meereskaltluft
(T500 z.T. etwas unter
-30°C) und in Verbindung mit einem hereinschwenkenden Kurzwellentrog in der Höhe zu
schauerartigen Niederschlägen, die nach Lesart der deutschen Modelle sogar gewittrig sein
können. Wenn überhaupt, dürfte es sich dabei aber nur um kurze atmosphärische "Zuckungen"
mit dem typischen "Hinterherwarncharakter" handeln. Die Schneefallgrenze liegt um 600 m.
Der auf Südwest drehende Wind ist vor allem im Bergland noch flott unterwegs mit Böen 7
Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen auch 8 Bft.

Freitag... bleibt das Wettergeschehen zyklonal geprägt. Bereits am Donnerstagmittag hatte
sich west-südwestlich von Irland eine zu diesem Zeitpunkt noch flache Welle gezeigt, die
sich im weiteren Verlauf zu einem Randtief entwickelt hat. Dieses kleine Tief liegt am
Freitagmorgen (06 UTC) mit einem Kerndruck von etwa 990 hPa im Bereich der Themsemündung,
zumindest in der Version von GME (COSMO-EU etwas weiter südlich, GFS und ECMF zum Teil
deutlich weiter west-nordwestlich). Bei der GME- und COSMO-EU-Variante zieht dieses Tief
im Laufe des Tages bei etwa gleichbleibender Intensität via Rheinmündung und den
Niederlanden bis zur Deutschen Bucht (24 UTC). In Verbindung mit einer neuerlichen
Okklusion kommt es dabei von Westen her - nachdem die nächtlichen Niederschläge im Osten
bis spätestens zum Mittag abgezogen sind - rasch zu neuen Regenfällen, die zum Teil
schauerartig verstärkt sind und sich ebenfalls zügig ost-nordostwärts ausbreiten. COSMO-EU
signalisiert für den westlichen Mittelgebirgsraum durchaus mal Mengen von 10 bis 15 mm
innert 12 Stunden, wobei die Schneefallgrenze allgemein etwa zwischen 600 und 900 m
anzusiedeln ist.
Interessanter als die Niederschläge dürfte die Windentwicklung sein. Vor allem postfrontal
zeigt das Gradientfeld ein deutliches Maximum, das mit dem Bodentrog des Tiefs gekoppelt
ist und am Nachmittag auf den Westen übergreift. Die Böigkeit könnte zudem noch durch
vertikalen Impulsaustauch in der einfließenden und zunehmend labil geschichteten
Meereskaltluft forciert werden - wie gesagt "könnte", denn die geschilderte Version ist
weit davon entfernt, schon in trockenen Tüchern gewickelt zu sein. Sowohl GFS als auch
ECMF simulieren insgesamt eine entspanntere Version, in der das Tief weiter westlich
verbleibt und z.T. auch nicht so tief simuliert wird. So gesehen steht der kommende
Freitag noch voll unter dem Stern der prognostischen Unsicherheit, was eine substanzielle
Diskussion über die detaillierte Windentwicklung an dieser Stelle obsolet macht.
Eines soll aber trotzdem nicht unerwähnt bleiben: Der DMO von GME sieht am
Freitagnachmittag und - abend schwere Sturmböen und orkanartige Böen (10 bis 11 Bft) für
den Westen (NRW) vor, was schon ein ganz schöner "Klotz" ist. Mal abgesehen von der
unsicheren Detailentwicklung ist aber bekannt, dass die Böeninterpretation von GME in der
Regel zu hoch ist (COSMO-EU bietet bei ähnlicher Zugbahn und ähnlichem Gradienten "nur"
Böen 8 bis 9 Bft an), so dass diesbezüglich noch sehr große Zweifel angebracht sind.

Modellvergleich und -einschätzung
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Wenn auch die großräumige Entwicklung von den Modellen ähnlich gesehen wird, offenbaren
sich doch gewisse Unterschiede, die zum Teil Warnrelevanz besitzen, im Text aber bereits
angesprochen wurden. Die mögliche Glätteproblematik im Westen in der kommenden Nacht
(gefrierende Nässe) hängt stark von der Vorgeschichte ab und muss in situ geklärt werden
(vorherige Nässe ja oder nein).
Zum Wind am Freitag wäre ergänzend noch zu sagen, dass weder COSMO-LEPS noch ECMF-EPS
Hinweise auf eine Sturmlage im Westen des Landes oder auch sonst wo parat haben.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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