SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.08.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNz

Anfangs im Süden noch gewittrige Schauer, Intensität nachlassend, sonst oft oder
zumindest phasenweise freundlich, nur wenig Regen, ab Mittwoch wieder wärmer.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... wird das Wettergeschehen noch von einem Langwellentrog bestimmt,
dessen nördlicher Teil sich im Tagesverlauf vom südlichen Norwegen bis etwa zur
Ostküste Schwedens verlagert. Sein südlicher Teil überquert am Tage weite Teile
Deutschlands ostwärts. Dabei ist in der ersten Tageshälfte auf der Trogrückseite
noch ein markanter kurzwelliger Anteil auszumachen, dessen Kontur im weiteren
Tagesverlauf allerdings mehr und mehr verschwimmt, wodurch der Trog bis zum
Tagesende eine klassisch-wellenförmige Struktur bekommt. Der angesprochene
kurzwellige Troganteil steht dabei mit einer Okklusion mit Kaltfrontcharakter in
Verbindung, die aktuell vom Nordwesten auf die Mitte Deutschlands übergreift,
dabei aber nur eine geringe Schauertätigkeit auslöst. Besagte Okklusion gehört
zu einem kräftigen Tief über Schweden, das sich wie der Trog nach Osten
verlagert und am Abend über dem Süden Finnlands zu erwarten ist. Während seine
Warmfront über dem Nordwesten Russlands nach Norden vorankommt, greift die
Kaltfront auf den Osten Polens und die Baltischen Staaten aus. Sie verläuft über
Osteuropa in einem weiten Bogen, der sie wieder in den Süden Deutschlands führt.
Dort sorgt sie bzw. eine ihr vorlaufende Konvergenzlinie aktuell im südöstlichen
Bayern noch für kräftige Gewitter, die linienartig angeordnet allmählich ins
Böhmische Becken und nach Österreich ziehen. Bezüglich der Gewitterintensität
zeigen die Modelle immer noch, aber sehr verhalten, die Möglichkeit für
unwetterartige Entwicklungen. So liegen die PPW-Werte von COSMO-EU am Mittag und
Nachmittag im Süden Bayerns um 30 mm, was auch, sogar mit etwas höheren Werten,
von GFS gestützt wird. Bezüglich der CAPE-Werte (CAPE ML) bildet COSMO-EU in der
Deutschen Modellkette mit Werten um 1000 J/kg die goldene Mitte. ICON und seine
Derivate sind mit Werten um 500 J/kg in der Spitze deutlich defensiver, COSMO-DE
mit 1800 J/kg dagegen forscher. Die Scherungswerte sind ebenso wie die
Lapse-Rates recht niedrig, und somit geht die Unwettergefahr vor allem von hohen
Niederschlagswerten aus, da die Zellen bei 850er Winden von 10 bis 15 Knoten nur
langsam ziehen. Bezüglich des Windes herrschen, am Boden wie in der Höhe, im
Norden andere Verhältnisse vor. Dort liegen die Höhenwinde bei teils über 30
Knoten, und am Boden werden aus dem Gradienten heraus steife Böen erwartet, die
sich im Tagesverlauf mit der Verlagerung des Tiefs mehr und mehr zur Ostsee
verlagern. Die Wahrscheinlichkeiten für steife Böen liegen sowohl bei PEPS als
auch bei COSMO-LEPS dabei bei bis zu 100%.

In der Nacht zu Dienstag zieht das Tief weiter in den Nordwesten Russlands und
die Achse des Langwellentroges greift auf Polen über, so dass Deutschland
komplett auf dessen Rückseite bzw. die Vorderseite eines Rückens über den
Britischen Inseln gelangt. Das mit dem Höhenrücken in Verbindung stehende
Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt deutlich weiter nach Osten, so dass
ausgangs der Nacht in einem Streifen vom Niederrhein bis ans Erzgebirge der
Druck auf Werte bis zu 1025hPa steigt. Auf der Ost- bzw. Südostflanke des Hochs
wird mit einer nördlichen Strömung die weiterhin an den Alpen liegende Front
weiter in die Alpen hineingedrückt, so dass in der ersten Nachthälfte an, in der
zweiten wohl nur noch in den Alpen Regenfälle zu erwarten sind. Da die CAPE- und
PPW-Werte zurückgehen (Deutsche Modellkette und GFS) und sich die Luft auch
stabilisiert, ist zunehmend seltener mit starken Schauern oder gar Gewittern zu
rechnen. Gebietsweise kann sich Nebel bilden, der Wind an der Ostseeküste
schwächt sich ab, warnwürdige Böen aus West bis Nordwest werden ausgangs der
Nacht und wohl schon in der zweiten Nachthälfte nur noch an exponierten Stellen
erwartet.

Dienstag... greift die Achse des Höhenrückens auf die Nordsee über, in der Nacht
zu Mittwoch erreicht diese schon den Westen Schwedens und damit auch den Norden
Deutschlands. Nach Süden zu hängt die Achse etwas nach Westen zurück, dort
bildet sich die Verbindung mit einem kleinen Rücken, der sich von der Iberischen
Halbinsel zur Biskaya und in den Süden Frankreichs erstreckt. Mit der
Verlagerung des Rückens greift auch das Bodenhoch weiter nach Osten aus. Damit
kommt der gesamte Vorhersagebereich unter einer Hochdruckbrücke zu liegen, die
sich von einem Azorenhoch nach Osten erstreckt und die weit bis nach Osteuropa
ausgreift. Von Störungen sind dabei nur der äußerste Norden und Süden betroffen.
Im Süden macht sich weiterhin die an bzw. in den Alpen liegende Kaltfront
bemerkbar. Dort liegen die PPW-Werte zwar nur noch um 25mm und die CAPE-Werte
(CAPE ML) von ICON und COSMO-EU unter 500 J/kg, allerdings wird dort mit
KO-Werte um -4 eine erhöhte Labilität simuliert. Dieser Eindruck deckt sich zwar
nicht mit den Lapse-Rates, die doch eher zurückzugehen scheinen (was allerdings
kein Wiederspruch sein muss), letztendlich deutet aber auch die Statistik auf
ein geringes Gewitterrisiko hin. Die zweite "gestörte" Ecke ist der äußerste
Norden, wo sich dichtere Wolken zeigen, die zu der Warmfront eines Tiefs bei
Island gehören. Während die globalen Modelle (ICON, GFS, EZMW) dort auch ein
paar Tropfen simulieren, zeigen sich die höher auflösenden Modelle (COSMO-DE und
-EU sowie EUSO4) Regen gegenüber sehr skeptisch (sprich: es soll laut dieser
Modelle trocken bleiben). Damit bleibt neben den möglichen Gewittern im Süden
als einzig warnwürdiger Wetteraspekt der Nebel, der sich ausgangs der Nacht
wieder bilden kann, vor allem im äußersten Süden, wo es dann geregnet hat, im
Norden, wenn es denn geregnet hat und in ungünstigen Tal- und Muldenlagen, wenn
denn dann durch Gewässer ein Feuchteangebot vorhanden ist.

Mittwoch... wandert der Rücken weiter nach Osten, ausgangs der Nacht zu
Donnerstag hat seine Achse die Baltischen Staaten schon überquert. Damit gelangt
Deutschland auf die Vorderseite eines Langwellentroges, der mit einem Tief vor
der Küste Norwegens korrespondiert. Dessen Frontensystem greift voraussichtlich
in der zweiten Hälfte der Nacht zu Donnerstag auf den Nordwesten Deutschlands
über, Regenfälle von sehr geringer Intensität werden von den deutschen Modellen
vor allem auf den Inseln gerechnet, während GFS praktisch, EZMW sogar komplett
trockene Verhältnisse simuliert. Zusammen mit dem Heranrücken der Front frischt
auch der Wind infolge einer Verschärfung des Gradienten auf, allerdings muss
auch diesbezüglich der Schalter nicht auf "Warnen" gestellt werden, bleiben die
maximalen Böen doch bis dahin selbst im windaffinen EZMW-Modell mit 22 bis 27 kt
unterhalb der Warnschwellen. Vorderseitig der Front und des mit ihr verbundenen
Bodentroges wird auch die Hochdruckbrücke teilweise abgebaut. Nach Lesart von
ICON zeigt sich ausgangs der Nacht zu Donnerstag ein markanter Bodentrog, der
von der Ostsee bis zum Zittauer Gebirge ausgreift. Damit verlagert sich auch der
Schwerpunkt der Hochdruckbrücke nach Süden, sie verläuft dann vom Atlantik über
die Alpen nach Osten. Diese Entwicklungen ändern aber die Situation am Süden nur
unwesentlich, wo sich weiterhin am unmittelbaren Alpenrand und in den Alpen
feuchte und labil geschichtete Luft hält, die auch immer noch das Potential für
ein kurzes Gewitter hat. Ansonsten ist die Lage ruhig, zum Morgen könnte Nebel
wieder ein Thema werden, im Norden, wo die Front feuchtere Luft heranführt, im
Süden, wo es mitunter Schauer oder ein kurzes Gewitter gibt, oder in ungünstigen
Lagen in der Mitte. Während die 850er Temperaturen in den Vortagen vorübergehend
etwas abgesunken sind, steigen sie am Mittwoch wieder an. Bei Werte um 15 Grad
am Hochrhein sind dort auch wieder Höchsttemperaturen von an die 30 Grad
denkbar.

Modellvergleich und -einschätzung
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Insgesamt simulieren die Modelle die Entwicklung der nächsten Tage ähnlich.
Unterschiede im Detail sind insbesondere bei der Niederschlagsverteilung am
heutigen Montag zu erwarten und zu beobachten, wo EZMW und GFS die Regenfälle in
der Mitte an der Okklusion/Kaltfront deutlich stärker betonen als die Deutschen
Modelle. Im Süden sind die globalen Modelle bezüglich des Niederschlags etwas
flächiger aufgestellt als die hochauflösenden Modelle. Weitere
Modellunterschiede werden im Text angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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