SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 28.08.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz, übergehend in HM/BM. Heute vor allem im Nordwesten Unwetter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein flacher Rücken über der nordöstlichen
Nordsee und Nordwestdeutschland, stromauf gefolgt von einem langwelligen Trog
etwa entlang 10° West. Dieser kommt bis 24 UTC zur Nordsee und nach
Nordfrankreich voran. Die südwestliche Höhenströmung über Deutschland
intensiviert sich mit Annäherung des Troges in der zweiten Tageshälfte. Am Abend
und in der ersten Nachthälfte können besonders über der Nordwesthälfte
Deutschlands durch sehr kurzwellige Troganteile konvektive Umlagerungen
gefördert werden.

Der weitaus größte Teil Deutschlands befindet sich in feucht-heißer Luft,
innerhalb derer es auch in der vergangenen Nacht zu lokalen Unwettern, vor allem
im Nordwesten, kam.
Die Kaltfront eines flachen Tiefs über England und der südlichen Nordsee greift
nachmittags von den Niederlanden und Belgien auf unser Gebiet über. Sie liegt um
24 UTC etwa entlang einer Linie Ostvorpommern-Magdeburg-Fulda-Pfalz.
Im Frontbereich und besonders auch präfrontal, wo sich Konvergenzen ausbilden,
ist heute mit Gewittern bis hin in den Unwetterbereich zu rechnen. Dabei sind
sowohl Starkregen und größerer Hagel als auch schwere Sturmböen möglich.
Letztere treten nachmittags und abends besonders in der Südosthälfte
Deutschlands auf, auch orkanartige Böen sind in der Umgebung der Gewitter nicht
ausgeschlossen. Besonders in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt paaren sich
hohe Flüssigwassergehalte mit relativ geringen Windgeschwindigkeiten in 700 hPa,
was diese Region besonders anfällig für unwetterhaften Starkregen macht. Mehr
nach Nordwesten zu (im Bereich der Front) erreichen abends über NRW die 700
hPa-Winde bis 45 kt, was bei Frontpassage mit Gewittern verbreitet schwere
Sturmböen impliziert.

Die Wahrscheinlichkeiten für schwere Sturmböen sind nach dem 06 UTC-Lauf des
COSMO-DE EPS bis 10 UTC quasi Null, ab 11 UTC zeigen sich erste Signale im
Bereich NRW/Niedersachsen, ab 13 UTC primär in Hamburg/südöstliches
Schleswig-Holstein. Um 17 UTC liegen nach dem 03 UTC-Lauf von C-DE EPS die
höchsten Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 10 etwa entlang einer Linie Lübecker
Bucht-östliches Niedersachsen-Hessen, die mit einer Konvergenz (präfrontal) im
Bodendruckfeld des C-DEs einhergeht. Spätabends liegen die höchsten Werte primär
in Mecklenburg-Vorpommern. Der 06 UTC-Lauf zeigt aber wieder eine andere
Verteilung.
Ein ähnliches Bild bezüglich der Wahrscheinlichkeiten von Böen Bft 10 bietet
auch PEPS von 00 UTC: In erster Linie sind der Norden und die Mitte betroffen.
Bezüglich Starkregen gibt C-DE EPS 28 km von 03 UTC geringe
Unwetterwahrscheinlichkeiten ab 13 UTC im Nordwesten, ab 14 UTC auch im
Südostteil von NRW. Am späteren Abend gibt es diese Signale dann ausschließlich
im Nordosten. Sie korrelieren ebenfalls recht gut mit der prognostizierten
präfrontalen Konvergenz. Der 06 UTC-Lauf bringt die Hauptsignale für Starkregen
in NRW, Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Es ist zu konstatieren, dass sowohl bei den Wahrscheinlichkeiten für Starkregen
als auch für schwere Sturmböen sich die probabilistischen deutschen Modelle von
Lauf zu Lauf recht stark unterscheiden und daher prognostisch bezüglich
Unwettervorwarnungen nur schlecht verwertbar sind. Im Konferenzgespräch wurde
sich auf eine Vorabinformation Unwetter geeinigt, die als zentrales Gebiet den
Raum der RSZ Hamburg umfasst (mit Anschlüssen nach SW und SE hin).

WRF 4 km simuliert ebenfalls primär nachmittags im Nordwesten stündliche
Niederschlagsmengen teils über 30 mm, allerdings auch jetzt für den Vormittag
über Niedersachsen und Schleswig-Holstein starke Entwicklungen, die nicht
zutreffend sind. Dafür wurde von diesem Modell die Zelle über Baden-Württemberg
heute morgen gar nicht erfasst und es werden für den Süden auch heute den ganzen
Tag über keine Signale ausgegeben. Auch EURO4 hatte die Entwicklung in
Baden-Württemberg unterschätzt. Unwettersummen werden von diesem Modell ab 14-15
UTC (Niedersachsen 29 mm) gerechnet, wobei sich dann um 17 UTC - sehr ähnlich
der deutschen feinauflösenden Modelle - eine Linie Ostholstein-östliches
Niedersachsen-Hessen abzeichnet. Abends finden sich dann die Starkregensignale
mehr und mehr über den östlichen Bundesländern, wobei der Schwerpunkt im
Gegensatz zur deutschen Modellkette nicht in Mecklenburg-Vorpommern, sondern
südlich davon liegt.

Die Labilität ist im Westen und Nordwesten mit CAPE ML-Werten bis 2000 J/kg hoch
und vielfach nur mit zweistelligen CIN-Werten verbunden.

Bezüglich der 24stündigen Niederschläge (00 bis 24 UTC) sieht C-DE von 00 UTC
die höchsten Mengen eindeutig im Norden - bis 67 mm in Schleswig-Holstein.
Ebenso auch C-EU mit bis zu 43 mm und das Nest-ICON mit 41 mm. GFS hat das
Maximum am Alpenrand mit 50 mm. ECMF16 simuliert wie die deutschen Modelle den
meisten Niederschlag mit 40 mm in Schleswig-Holstein.


Montag... überquert der Trog weitgehend unser Gebiet ostwärts. Um 24 UTC
befinden sich lediglich noch Bayern und Baden-Württemberg in einem
schwächergradientigen nach Südwesten zurückhängenden Bereich, der weiter nach
Südwesten hin in einem Cut-Off-Tief über Südostfrankreich mündet. Dieser
schwache Trog generiert aber keine Hebungsprozesse im Süden unseres Landes.

Die Kaltfront verlagert sich bis Mittag weiter nach Südosten und dürfte dann
etwa im Donaubereich zu verorten sein. Im Frontbereich und präfrontal ist
morgens und vormittags mit Schauern und Gewittern über den südlichen
Bundesländern zu rechnen. In der zweiten Tageshälfte verlagert sich die Front
nach Österreich und einzelne Schauer/Gewitter sind dann vornehmlich noch in
Alpennähe zu erwarten.

C-EU prognostiziert bis 29 mm 24stündig nördlich von Regensburg, ICON6_NEST bis
22 mm im südöstlichen Baden-Württemberg, GFS bis 71 mm an den Alpen. Auch ECMF16
simuliert den meisten Niederschlag im Süden, bis knapp über 20 mm in Alpennähe.

Im Küstenbereich frischt der westliche bis nordwestliche Wind auf, so dass dort
vielfach mit steifen, exponiert auch mit stürmischen Böen gerechnet werden muss.



Dienstag... ist bis Mittag die Trogachse auch aus den beiden südlichen
Bundesländern nach Österreich abgezogen und ein um 00 UTC von der Biscaya zu den
Britischen Inseln weisender Rücken erstreckt sich mittags bereits in die
Nordwesthälfte Deutschlands. Zum Tagesende liegt die Rückenachse über Spanien,
Südwest- und Zentralfrankreich und reicht bis in die Südhälfte Deutschlands.

Es macht sich zunehmend Hochdruckeinfluss bemerkbar; nur an den Alpen können
sich im Tagesverlauf einzelne Schauer und Gewitter entwickeln. Außer einigen
Schauern im Küstenbereich und diesen konvektiven Entwicklungen am Alpenrand ist
mit einem niederschlagsfreien und überwiegend sonnigen Tag zu rechnen. GFS
simuliert allerdings auch um den 50. Breitengrad etwas Niederschlag.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im kurzfristigen Prognosezeitraum ähneln sich die großscaligen Felder der
Modelle stark. Detailunterschiede bezüglich der Niederschläge wurden im Text
erörtert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

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