SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.08.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts im Norden vereinzelt Gewitter nicht ausgeschlossen. Erst zum Sonntag
deutlich zunehmende Wahrscheinlichkeit für Gewitter, auch Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter Absinken im Einflussbereich eines Höhenkeils, der
sich langsam etwas nach Südosten zurückzieht. Er liegt mit seiner Achse Samstag
früh vom westlichen Mittelmeer bis Weißrussland. Damit nähert sich von
Nordwesten die Frontalzone und eine schwache Bodentiefdruckrinne kann von
Nordwesten her nach Deutschland hereinschwenken. Sie erreicht mit der
Bodenkonvergenz eine Linie von Rheinland-Pfalz in den Nordosten, die rückwärtige
Kaltfront liegt am Morgen über Norddeutschland.
Mit der Rinne wird feuchtere (PPW bis nahe 40 mm, CAPE bis 2000 J/kg) und
instabilere Luft herangeführt.
Viel Wetteraktivität ist von beiden Strukturen aber nicht zu erwarten, da sich,
angestoßen durch Warmluftadvektion über Westeuropa, der Keil wieder regeneriert
und sich damit ein Bodenhochdruckgebiet von der Nordsee nach Norddeutschland
vorschiebt.
Als Hebungsantriebe können allenfalls die schwache Konvergenz und geringe
frontogenetische Antriebe herhalten, sonst sind keine Gründe für dynamische
Hebung auszumachen. So können abends und nachts über dem Norden und über dem
nördlichen Mittelgebirgsraum einzelne Gewitter auftreten.
Sofern sich diese bilden, sind sie auch rasch stark mit Hagel und Starkregen,
bei recht hohem Kondensationsniveau sind auch Downbursts der Sturmstärke (Bft 9
bis 10) nicht ausgeschlossen. Die Wahrscheinlich dafür (für Gewitter insgesamt)
ist aber gering.

In der sich nach Süden hin anschließenden trockneren, vor allem aber stabileren
Luftmasse bleibt es meist klar und ruhig.

Samstag ... nähert sich den Britischen Inseln vom nahen Ostatlantik kommend ein
Trog. Stromab wölbt sich der Höhenrücken über Mitteleuropa wieder etwas auf, was
die Antizyklonalität zunehmen lässt und die Frontalzone wieder nach Norden
drückt.
Während sich das Bodenhoch über dem nördlichen Mitteleuropa hält, entwickelt
sich über Frankreich erneut eine Tiefdruckrinne, was zum einen der Aufheizung,
zum anderen positiver Vorticityadvektion bedingt ist. Sie schiebt sich von
Westen her nach Deutschland und auf deren Vorderseite dringt mit einer südlichen
Strömung feuchtwarme und labil geschichtete Luft nach Norden vor, während aus
dem Hoch trockenere und stabilere Luft ausfließt, die besonders die östlichen
und nördlichen Landesteile betrifft.

Möglicherweise kann die sich hieraus ergebende leicht frontogenetische
Konstellation (im Norden) den für hochreichende Konvektion erforderlichen
Hebungsantrieb liefern. Da aber mitteltroposphärisch jegliche Unterstützung
fehlt, ist die Auslösung hochreichender Konvektion wenig wahrscheinlich und
sollte sich im Wesentlichen auf den Nordwesten, Westen, den zentralen und den
südwestdeutschen Mittelgebirgsraum beschränken. Da CAPE etwas ansteigt und die
Deckelung etwas geringer wird, lassen sich die von MOS-Produkten wiedergegebenen
höheren Wahrscheinlichkeiten für Gewitter erklären.

Während in der Mitte und im Süden kaum eine Temperaturänderung zu erwarten ist,
wird es im Norden mit 24 bis 29 Grad nicht mehr so heiß. Im Küstenbereich
bewegen sich die Temperaturen um 22 Grad.

In der Nacht zum Sonntag greift der o.g. Trog auf Westeuropa über. Das sich
vorderseitig entwickelnde Tief verlagert sich in die südliche Nordsee. An dessen
Vorderseite dringt feucht-labile Luft auch nach Norddeutschland vor.
Durch kurzwellige Troganteile wird im Norden stärkerer Hebungsantrieb geliert,
der dort kräftigere und häufigere Gewitter möglich werden lässt. Große Scherung
(sowohl 0 bis 1 km, als auch 0 bis 6 km) lässt organisierte Strukturen mit
Unwetterpotential möglich werden. Im weitaus größten Teil Deutschlands klart es
auf; Nebel sollte es kaum geben.

Sonntag ... nähert sich der Trog von Westeuropa kommend dem Nordwesten
Deutschlands, was die Strömung über dem Vorhersagegebiet weiter nach Südwest
drehen lässt. Das korrespondierende Bodentief verlagert sich unter weiterer
leichter Intensivierung über Jütland zum Abend in die westliche Ostsee.
Dabei greift im Tagesverlauf die Kaltfront auf den Westen über, vorgelagert kann
sich eine Konvergenz ausbilden, die nachmittags schon über den östlichen
Landesteilen liegt. Im Westen könnte im Tagesverlauf schon vermehrt positive
Vorticityadvektion als Trigger für Hebung greifen, nach Osten sind
Hebungsantriebe seitens der mittleren Troposphäre eher spärlich gesät.
An der Südflanke des Bodentiefs setzt sich im Warmsektor des o.e. Tiefs
feuchtlabile Luft über dem gesamten Vorhersagegebiet durch.

CAPE erreicht im Norden und Nordosten sowie im Südosten teils mehr als 2000
J/kg; zudem liegt in diesen Gebieten der Gehalt an niederschlagbarem Wasser
zwischen 25 und annähernd 40 mm. Abgesehen vielleicht vom Nordosten sinkt die
Auslösetemperatur unter 35 Grad. Auch ist CAPE nicht mehr so stark gedeckelt wie
an den Tagen zuvor. Hochreichende Konvektion ist somit wahrscheinlicher als
bisher.
Das zeigt sich auch bei den entsprechenden MOS-Produkten. Entwickeln sich
Gewitter, sind größerer Hagel, schwere Sturmböen und auch heftiger Starkregen
möglich. Da die Scherung zunimmt, sind langlebige und organisierte Entwicklungen
vorstellbar. Mit Passage der Kaltfront dreht der Wind auf West bis Nordwest und
es sind starke Böen Bft 7 möglich.

Die Temperaturen ändern sich gegenüber den Vortagen nur unwesentlich.
Möglicherweise wird dann in den tieferen Lagen Südwestdeutschlands die 35
Grad-Marke nicht mehr erreicht.

In der Nacht zum Montag greift ein kurzwelliger Anteil des o.g. Troges auf
Norddeutschland über. Das korrespondierende Bodentief verlagert sich nach
Südschweden. Rückseitig setzt sich im Norden und Westen und ausgangs der Nacht
dann auch in den mittleren Gebieten trockenere und stabiler geschichtete Luft
durch. In der vorgelagerten feuchtlabilen Luft sind noch weitere und zum Teil
heftige Gewitter möglich.
An den Küsten frischt der westliche, später auf Nordwest drehende Wind auf und
erreicht in Stärke 8, in exponierten Lagen Bft 8.

Montag ... zieht der Trog rasch über Norddeutschland nach Osten, während ein
Teiltrog über Frankreich zurückhängt, auf dessen Vorderseite die südlichen Teile
verbleiben. Das Bodentief entfernt sich über Gotland nach Nordosten.

Dabei gelangt postfrontal ein Schwall erwärmter Meeresluft in die größten Teile
unseres Landes, wobei durch nachfolgende schwache Randtröge noch einige Schauer
über dem Norden und der Mitte ausgelöst werden können. Für Gewitter sollte es
nicht mehr reichen, da die Konvektion nicht mehr hochreichend genug wird. Zudem
sorgt Kaltluftadvektion für steigenden Druck von Westen her und den Aufbau eines
Hochkeils Richtung Nordwesten. Dabei wird einen Teil des Hebungsantriebs
kompensiert und die Schichtung stabilisiert(s.o.).

Im Süden wird die feuchtlabile Luft zunächst nicht vollständig ausgeräumt, so
dass die Schichtung südlich der Donau potentiell instabil bleibt und dort
weitere teils kräftige Schauer und Gewitter möglich sind, teilweise mit
Starkregen (ppw um 35 mm).
Im Norden und Westen werden in der einfließenden Meeresluft 19 bis 25 Grad
erreicht, in den anderen Teilen 24 bis 29 Grad.

Der Wind der gradientbedingt zunächst an einigen Küstenabschnitten in Böen Bft 7
erreicht hat, flaut im Tagesverlauf von Westen her ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Grundsätzlich simulieren die Modelle ähnlich. Es fällt die vornehme
Zurückhaltung der meisten Modelle für Konvektion in der kommenden Nacht und am
Samstag auf, die ja auch angesichts der Rahmenbedingungen nachzuvollziehen ist.

Allerdings sprechen hohe Taupunkte und steigende Labilität im Norden in gewissem
Maße für Gewitter, so dass die Signale für Gewitter (Mos-Wahrscheinlichkeiten,
WRF) auch nicht ignoriert werden sollten. Auch für den Samstag stellt sich die
Lage noch eher unproblematisch dar, die Gewitterbereitschaft ist nur gering;
erst für den Sonntag muss dann häufiger mit kräftigen Gewittern gerechnet werden
die auch Unwetterpotential besitzen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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