SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.08.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im äußersten Süden und Südosten noch einzelne Gewitter, sonst keine
signifikanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... das Geopotentialfeld in der 500 HPa Druckfläche ist in Mitteleuropa
geprägt von einer leicht mäandrierenden Westdrift, in der sich markante
Randtröge und Keile ostwärts verlagern. Daran gekoppelt sind im Bodendruckfeld
Tiefdruckgebiete und Zwischenhochs, die einander bei ostwärts Verlagerung
ebenfalls abwechseln. Aktuell gelangt Deutschland allmählich auf die Rückseite
eines Troges dessen Achse mittlerweile Westpolen erreicht hat. Das
korrespondierende Bodentief hat Finnland erreicht, die dazugehörige Kaltfront
hat Deutschland größtenteils passiert kommt aber am Alpenrand noch ins
Schleifen. Dort liegt noch leicht instabil geschichtete Warmluft, während in der
Nordhälfte kühlere Meeresluft das Wettergeschehen bestimmt. Diese wird in
Schüben von Nordwesten nach Südosten geführt. Hin und wieder treten dabei
Schauer auf. Die Warmluft im äußersten Süden ist geprägt von PPW-Werten um die
30 mm. Bzgl. CAPE liegen die Werte je nach Modell zwischen 500 und 1200 J/kg.
Die Scherungswerte sind ebenso wie die LAPSE-Rates recht niedrig, und somit geht
eine mögliche Unwettergefahr einzig durch die recht hohen Niederschlagswerten
aus, da die Zellen bei 850er Winden von 10 bis 15 Knoten nur langsam ziehen.
Bezüglich des Windes herrschen, am Boden wie in der Höhe, im Norden andere
Verhältnisse vor. Dort liegen die Höhenwinde noch bei teils über 30 Knoten, und
am Boden kommt es aus dem Gradienten heraus noch zu steifen Böen, die sich in
der Nacht mit der Verlagerung des Tiefs mehr und mehr zur Ostsee verlagern.
In der Nacht zu Dienstag zieht das Tief weiter in den Nordwesten Russlands und
die Achse des Langwellentroges greift auf Ostpolen über, so dass Deutschland
komplett auf dessen Rückseite bzw. die Vorderseite eines Rückens bei den
Britischen Inseln gelangt. Das mit dem Höhenrücken in Verbindung stehende
Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt deutlich weiter nach Osten, so dass
ausgangs der Nacht in einem Streifen vom Niederrhein bis ans Erzgebirge der
Druck auf Werte bis zu 1025hPa steigt. Auf der Ost- bzw. Südostflanke des Hochs
wird mit einer nördlichen Strömung die weiterhin an den Alpen liegende Front
weiter in die Alpen hineingedrückt, so dass in der ersten Nachthälfte an, in der
zweiten wohl nur noch in den Alpen Regenfälle zu erwarten sind. Da die CAPE- und
PPW-Werte zurückgehen (Deutsche Modellkette und GFS) und sich die Luft auch
stabilisiert, ist zunehmend seltener mit starken Schauern oder gar Gewittern zu
rechnen. Gebietsweise kann sich Nebel bilden, der Wind an der Ostseeküste
schwächt sich ab, warnwürdige Böen aus West bis Nordwest werden ausgangs der
Nacht und wohl schon in der zweiten Nachthälfte nur noch an exponierten Stellen
erwartet.

Dienstag ... greift die Achse des Höhenrückens auf die Nordsee über, in der
Nacht zu Mittwoch erreicht diese schon den Westen Schwedens und damit auch den
Norden Deutschlands. Nach Süden zu hängt die Achse etwas nach Westen zurück,
dort bildet sich die Verbindung mit einem kleinen Rücken, der sich von der
Iberischen Halbinsel zur Biskaya und in den Süden Frankreichs erstreckt. Mit der
Verlagerung des Rückens greift auch das Bodenhoch weiter nach Osten aus. Damit
kommt der gesamte Vorhersagebereich unter einer Hochdruckbrücke zu liegen, die
sich von einem Azorenhoch nach Osten erstreckt und die weit bis nach Osteuropa
ausgreift. Von Störungen sind dabei nur der äußerste Norden und Süden betroffen.
Im Süden macht sich weiterhin die an bzw. über den Alpen liegende Kaltfront
bemerkbar. Dort bewegen sich die PPW-Werte zwar nur noch um 25mm und die
CAPE-Werte (CAPE ML) von ICON und COSMO-EU unter 500 J/kg, allerdings wird dort
mit KO-Werte um -4 eine erhöhte Labilität simuliert. Dieser Eindruck deckt sich
zwar nicht mit den LAPSE-Rates, die noch eher zurückzugehen scheinen,
letztendlich deutet aber auch die Statistik auf ein geringes Gewitterrisiko hin.

Die zweite nicht vollkommen ungestörte Ecke ist der äußerste Norden, wo sich
dichtere Wolken zeigen, die zu der Warmfront eines neuen Tiefs bei Island
gehören. Während die globalen Modelle (ICON, GFS, EZMW) dort auch ein paar
Tropfen simulieren, zeigen sich die höher auflösenden Modelle (COSMO-DE und -EU
sowie EURO4) keinen Niederschlag. Damit bleibt neben den möglichen Gewittern im
Süden als einzige warnwürdige Wettererscheinung nur der Nebel, der sich ausgangs
der Nacht wieder gebietsweise bilden kann.

Mittwoch ... wandert der Rücken weiter nach Osten, ausgangs der Nacht zu
Donnerstag hat seine Achse die Baltischen Staaten schon überquert. Damit gelangt
Deutschland auf die Vorderseite eines Langwellentroges, der mit einem Tief vor
der Küste Norwegens korrespondiert. Dessen Frontensystem greift voraussichtlich
in der zweiten Hälfte der Nacht zu Donnerstag auf den Nordwesten Deutschlands
über, Regenfälle von sehr geringer Intensität werden von den deutschen Modellen
vor allem auf den Inseln gerechnet, während GFS praktisch, EZMW sogar komplett
trockene Verhältnisse simuliert. Zusammen mit dem Heranrücken der Front frischt
auch der Wind infolge einer Verschärfung des Gradienten auf, allerdings bleiben
die maximalen Böen vorrausichtlich unterhalb der Warnschwellen, denn selbst im
sehr auf Wind ansprechenden EZMW-Modell werden mit 22 bis 27 kt keine
warnwürdigen Werte simuliert.
Vorderseitig der Front und des mit ihr verbundenen Bodentroges wird auch die
Hochdruckbrücke teilweise abgebaut. Nach Lesart von ICON zeigt sich ausgangs der
Nacht zu Donnerstag ein markanter Bodentrog, der von der Ostsee bis zum Zittauer
Gebirge ausgreift. Damit verlagert sich auch der Schwerpunkt der Hochdruckbrücke
nach Süden, sie verläuft dann vom Atlantik über die Alpen nach Osten. Diese
Entwicklungen ändern aber die Situation im Süden nur unwesentlich, wo sich
weiterhin am unmittelbaren Alpenrand und in den Alpen feuchte und labil
geschichtete Luft hält, die auch immer noch das Potential für ein kurzes
Gewitter hat. Ansonsten ist die Lage ruhig, zum Morgen könnte Nebel wieder ein
Thema werden, im Norden, wo die Front feuchtere Luft heranführt, im Süden, wo es
mitunter Schauer oder ein kurzes Gewitter gibt, oder in ungünstigen Lagen in der
Mitte. Während die 850er Temperaturen in den Vortagen vorübergehend etwas
abgesunken sind, steigen sie am Mittwoch wieder an. Bei Werte um 15 Grad am
Hochrhein sind dort auch wieder Höchsttemperaturen von rund 30 Grad denkbar.

Donnerstag ... befindet sich Deutschland weiter am Südrand einer leicht
mäandrierenden westlichen Höhenströmung. Im Bodendruckniveau erstreckt sich
ausgehend von dem Azorenhoch hoher Luftdruck über Deutschland hinweg bis nach
Osteuropa, sodass hierzulande weitgehend störungsfreies Wetter vorherrscht.
Einzig über den Norden Deutschlands schwenkt ein schwach ausgeprägter
Kurzwellentrog hinweg. Darin eingelagert ist die Kaltfront eines Tiefs mit Kern
bei Spitzbergen. Sie ist wenig wetterwirksam und macht sich nur durch einen
leichten Rückgang der Temperaturen bemerkbar. Dadurch ergibt sich ein Nord-Süd
Temperaturgefälle mit 850 hPa Temperaturen um 6 Grad im Norden und bis 15 Grad
im äußersten Süden. Die labil geschichtete Warmluft am Alpenrand dehnt sich
marginal nach Nordosten hin aus, so dass die Wahrscheinlichkeit für konvektive
Umlagerungen im Bereich südlich Donau etwas ansteigt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die gängigen Modelle zeigen im kurzfristigen Bereich keine signifikanten
Unterschiede. Allen gemeinsam ist die Simulation einer antizyklonal geprägten
Westwetterlage für Mitteleuropa. Einzig bei der Behandlung kurzwelliger Anteile
bzgl. Phase und Amplitude gibt es geringfügige Unterschiede, die aber nicht
prognoserelevant sind.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer

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