SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 31.08.2016 um 10.30 UTC



Vor allem am Sonntag und Montag vorübergehend zyklonaler mit Regenfällen und
einzelnen Gewittern. Danach wahrscheinlich wieder Hochdruckeinfluss.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 07.09.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am kommenden Samstag liegt
Deutschland am Südrand der mäßig ausgeprägten, relativ glatt verlaufenden
Frontalzone. Entsprechend findet man im Bodendruckfeld eine langgestreckte und
weite Teile Mitteleuropas von West nach Ost überdeckende Hochdruckzone, die als
Fortsetzung des etwas nach Süden verschobenen Azorenhochs angesehen werden kann.
Über Norddeutschland läuft ein flacher Sekundärtrog rasch ostwärts ab, dem eine
schwache Kaltfront vorgeschaltet ist. Sie kommt unter weiterer Abschwächung bis
in die Mitte des Landes voran, wo sie sich zunehmend auflöst.
Interessanter wird es dann am Sonntag, wenn ein weiterer, im Vergleich zu seinem
Vorgänger etwas stärker ausgeprägter Sekundärtrog auf den Vorhersageraum
zusteuert. Das korrespondierende Bodentief zieht via UK/Irland zur mittleren
Nordsee (12 UTC, Kerndruck etwas unter 1000 hPa), während gleichzeitig die
zugehörige Kaltfront von Nordwesten her über Deutschland südostwärts vorankommt
und dabei für schauerartige Regenfälle und Gewitter sorgt. Rückseitig gelangt
ein Schwall erwärmter Meereskaltluft subpolaren Ursprungs in weite Teile des
Vorhersageraums, in der die 850-hPa-Temperatur mit Ausnahme des Südens auf 10
bis 7°C zurückgeht.
Zu Beginn der neuen Woche erreicht der Trog unter deutlicher Amplifizierung das
östliche Mitteleuropa respektive das nahe Osteuropa. Zur gleichen Zeit wölbt
sich über Westeuropa und der Nordsee ein veritabler Höhenrücken auf, was unseren
Raum vorübergehend unter eine sich zunehmend aufsteilende nordwestliche
Höhenströmung bringt, die vor allem am Montag zunächst noch leicht zyklonal
konturiert ist. Wesentlicher für die Wetterentwicklung scheint allerdings die
Tatsache, dass die mittlerweile bis nach Süddeutschland vorangekommene Kaltfront
rückläufig wird bzw. in die Warmfront eines südlich von Island positionierten
Tiefs übergeht. Diese Warmfront wird aufgrund ihrer weitgehend
strömungsparallelen Exposition über der Südwesthälfte quasistationär, wo sie vor
allem am Montag und zumindest auch noch eingangs des Dienstags trotz steigenden
Luftdrucks für Regenfälle sorgt.
Im weiteren Verlauf der Woche greift besagter Höhenrücken dann von Westen her
auf weite Teile Mitteleuropas und somit auch auf Deutschland über.
Korrespondierend dazu etabliert sich im Bodendruckfeld eine umfangreiche
Hochdruckzone, die ihren Schwerpunkt bis zum übernächsten Wochenende von
Westeuropa Richtung Ostseeraum/Baltikum verlagert. Unter dem Strich würde das
für uns warmes und weitgehend trockenes Spätsommerwetter bedeuten mit kleineren
Schwachstellen (Wolken, etwas Regen) an den Rändern (anfangs an den Alpen,
danach im Norden und Osten).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der jüngsten ECMF-Modellläufe kann allenfalls als mittelmäßig
eingestuft werden. Zwar ist man sich dahingehend einig, dass ab dem kommenden
Wochenende eine zyklonale Episode ins Haus steht. Hinsichtlich ihrer Andauer
sowie diverser Details (zeit-räumliche Verteilung, Intensität usw.) sind aber
noch einige Fragen offen.

Zunächst mal gilt es zu konstatieren, dass der gestern noch für Sonntag und
Montag apostrophierte Höhentrog nun deutlich flacher unseren Raum passieren
soll, bevor er über dem nahen Osteuropa abtropft. In der Version von gestern
erfolgte die Umwandlung in ein Höhentief direkt über dem Vorhersageraum. Dass es
trotzdem bis Dienstag zu Regenfällen kommen soll (vor allem im Westen und Süden)
ist der Tatsache zu verdanken, dass die dem Trog vorgelagerte und bis nach
Süddeutschland vorankommende Kaltfront rückläufig wird bzw. in eine
quasistationäre Warmfront übergeht, die am Montag und Dienstag über der
Südwesthälfte zu liegen kommen soll (siehe Text oben).
FAZIT: Ab Sonntag ist in weiten Teilen des Vorhersageraums mit (in einigen
Regionen dringend erforderlichen) Regenfällen zu rechnen. Andauer, Intensität
und räumliche Verteilung sind aber nicht nur aus Konsistenzgründen, sondern auch
vor dem Hintergrund divergierender Modellergebnisse (Vergleich zu ICON, GFS;
siehe auch nächster Abschnitt) noch sehr unsicher.

Gleiches gilt für die weitere Entwicklung im Laufe der nächsten Woche. Während
der gestrige 00-UTC-Lauf einen weiteren Trog und somit stark zyklonal geprägtes
Wetter auf dem Zettel hatte, wird nun (gestern 12 UTC, heute 00 UTC) auf einen
breiten Höhenrücken plus umfangreiches Bodenhoch ergo auf warmes und weitgehend
trockenes Spätsommerwetter gesetzt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Wie bereits im Abschnitt zuvor angedeutet, setzen die anderen einschlägigen
Globalmodelle am bzw. ab dem Wochenende (besonders Sonntag) ebenfalls auf
zyklonalen Einfluss, allerdings in unterschiedlicher Form. So setzt ICON auf
einen deutlich stärker ausgeprägten Höhentrog, der bereits knapp westlich von
uns austropft und dessen resultierendes Cut-Off-Tief über die Westalpen gen
Korsika zieht. Es sorgt am Montag insbesondere südlich der Donau für teils
kräftige Regenfälle. Zu diesem Zeitpunkt simuliert GFS bereits wieder von Westen
übergreifenden Hochdruckeinfluss, sprich, der von ECMF verzögert übergreifende
Höhenrücken ist bei GFS um etwa einen Tag schneller.
Am wenigsten zyklonal aufgestellt ist das kanadische GEM, das am Sonntag mit
einer Frontpassage etwas Regen anbietet, dann aber recht rasch wieder zur
antizyklonalen Tagesordnung übergeht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung von ECMF-EPS zeigt für den Zeitraum T+120...168h (Montag bis
Mittwoch) drei Cluster (26, 14, 11 Fälle). CL 1, dem auch der Haupt- und
Kontrolllauf zugeordnet werden, deckt im Wesentlichen das o.e. Szenario ab. CL 2
setzt ebenfalls auf zunehmenden Hochdruckeinfluss in Mitteleuropa, wobei der
Höhenrücken nach Norden hin aber etwas abgeflachter ist als bei CL 1, was für
einen leicht zyklonalen Einschlag in den nördlichen Landesteilen spricht. CL 3
ähnelt sehr der ICON-Version mit dem knapp westlich von uns abtropfenden und
dann Richtung Korsika ziehenden Tief. Allerdings nimmt auch in dieser Version
der Hochdruckeinfluss von Norden her zu (High-over-Low-Muster), so dass summa
summarum vieles für eine Antizyklonalisierung im Laufe der nächsten Woche
spricht.
In diese Richtung gehen auch mehrheitlich die Cluster für den Zeitraum
T+192...240h (Donnerstag bis Samstag), die mit fünf verschiedenen Versionen
aufwarten (12, 12, 11, 10, 6 Fälle). CL 4 allerdings tendiert eher in Richtung
Westlage, CL 5 in Richtung Südwestlage.
Angesichts der angesprochenen Clusterung ist es wenig verwunderlich, dass die
Streuung in den ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte im Laufe der
nächsten Woche zunimmt. Nach dem Potenzial- und Temperaturminimum am
Sonntag/Montag setzten die meisten Ensemblemitglieder aber auf einen Anstieg der
beiden Parameter. Auffallend ist auch das deutliche Niederschlagsmaximum am
Sonntag und Montag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Insgesamt hält sich die Wahrscheinlichkeit für signifikante Wettererscheinungen
in Grenzen. Vor allem am Sonntag, bedingt auch noch am Montag besteht eine
gewisse GEWITTERNEIGUNG. Zu Wochenbeginn ist laut ECMF-EPS eine leicht erhöhte
Wahrscheinlichkeit für markanten DAUERREGEN am Alpenrand gegeben. Darüber hinaus
sind am Sonntag an der Nordseeküste einzelne Sturmböen 8 Bft aus Südwesten nicht
ganz ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-MOS mit ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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