SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.12.2016 um 10.30 UTC



Anfangs von Nord nach Süd Passage einer Kaltfront, danach wechselhaft und
bisweilen nasskalt Typus NWz (Nordwest zyklonal).
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 06.01.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Montag, dem zweiten Tag des
Jahres 2017, ist "Schluss mit lustig". Es droht nichts anderes als das Aus des
bis dahin so treuen Hochs YÖRN, das uns - vielleicht mit Ausnahme des windigeren
Nordens - ziemlich ruhig (zumindest meteorologisch) durch den Jahreswechsel
bringen wird.
Zwischen einem kräftigen Hoch mit Zentrum südlich Islands und tiefem Luftdruck
über Nord- und Nordosteuropa hat sich eine nördliche Strömung etabliert, mit der
direkt vom Nordpolarmeer Kaltluft nach Süden gesteuert wird. Die Kaltfront, die
die rückseitige einströmende Polarluft arktischen Ursprungs von der gealterten
Grenzschichtkaltluft auf dem Kontinent trennt, arbeitet sich im Laufe des
Montags schleifend und unter möglicher Wellenbildung von Nordwesten her südwärts
voran, um in der Nacht zum Dienstag die Alpen zu erreichen. Nachdem anfangs
(also im Nordwesten) eher die Regenphase überwiegt, geht dieser mit Verlagerung
nach Süden mehr und mehr in Schnee über - z.T. bis in untere Lagen. Wo genau die
Schneefallgrenze liegen bzw. sie sich entwickeln wird, ist aus heutiger Sicht
noch schwer zu sagen (siehe auch nächstes Kapitel).
Tatsache ist, dass der Front ein weit nach Südwesten zurückhängender, zur
Abtropfung neigender Höhentrog folgt, der den Vorhersageraum bis
Dienstagnachmittag ost-südostwärts passiert. Dabei wird Deutschland kurzzeitig
mit mitteltroposphärischer Kaltluft (T500 unter -30°C; am Dienstag 12 UTC schon
östlich von uns) versorgt, während sich die niedertroposphärische KLA (T850
unter -5°C) nachhaltiger zeigt.

Für den Rest der ersten Januarwoche stellt sich dann zunächst eine leicht
mäandrierende nordwestliche Höhenströmung ein, die zum Donnerstag hin im Zuge
eines sich von Nordwesten nähernden breiten Höhentroges kurzeitig zurück auf
westliche Richtungen dreht. Danach (jetzt geht es schon in den erweiterten
Mittelfristzeitraum) greift dieser Trog unter deutlicher Intensivierung und
Amplifizierung auf Deutschland über, um schließlich zu einem umfangreichen, mit
reichlich Kaltluft gefüllten Langwellentrog anzuwachsen, der weite Teile Mittel-
und des nahen Osteuropas überdeckt und dem ein sich über tausende von Kilometern
erstreckender, von Nordwestafrika bis nach Ostgrönland reichender Höhenrücken
gegenübersteht.

Riskiert man abschließend noch einen Blick auf die korrespondierende
Bodendruckverteilung, so ist diese ab Dienstag geprägt von einer ganzen Armada
verschiedener Tiefdruckgebiete, die von der Grönlandsee über Skandinavien bis in
den Westen Russlands reichen. Dabei macht es aus Sicht des Verfassers wenig
Sinn, heute schon im Einzelnen auf diese Tiefs einzugehen, da sie mit jedem
Modelllauf wieder anders simuliert werden. Fakt ist, dass zwischen den Tiefs und
einem vom o.e. Hoch ausgehenden, bis etwa zu den Alpen reichenden Hochkeil eine
mehr oder weniger flotte westliche Strömung generiert wird, mit der erwärmte
Meereskaltluft polaren Ursprungs (Marke "nasskalt"; T850 um -5°C, im Süden auch
mal an 0°C heran) zu uns gelangt. Highlight der Entwicklung (wahrscheinlich
kommt es sowieso anders) könnte ein kleines aber feines Tief werden, das am
übernächsten Sonntag von der Nordsee her auf Nordwestdeutschland übergreift und
von dort gen Sachsen/Tschechien zieht. Es würde in Verbindung mit einem gut
ausgeprägten Kurzwellentrog in der Höhe in weiten Teilen des Landes für
Schneefälle bis in tiefe Lagen sorgen, um danach den Weg frei zu machen für
"richtige" Kaltluft aus dem fennoskandischen Raum (mittlerweile ist der
Luftdruck über Skandinavien kräftig angestiegen).
Also, liebe Winterfreunde, träumen ist erlaubt und zum bevorstehenden
Jahreswechsel darf man sich ja auch mal was wünschen, außer Gesundheit freilich.
In diesem Sinne guten Rutsch und schaun mer mal, was von den Winterflausen des
Modells am Ende übrigbleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vergangenen IFS-Modellläufe von ECMF zeigt eine gewisse
Ambivalenz. Auf der einen Seite wird schon seit mehreren Tagen die anstehende
Kaltfrontpassage für den kommenden Montag simuliert und immer wieder bestätigt,
was gut ist. Problematisch dabei scheint allerdings noch immer das Timing der
Front zu sein, die je nach Modelllauf (und auch im Vergleich zu anderen
Globalmodellen) mal schneller, mal langsamer, mal mit, mal ohne
Wellenbildung(en) gerechnet wird, was natürlich Auswirkungen auf die
Niederschlagsverteilung, -phase und -intensität hat. Die aktuelle Version von
heute 00 UTC jedenfalls hat gegenüber seinen jüngsten Vorgängern merklich auf
die Bremse getreten und lässt die Kaltfront erst in der Nacht zum Dienstag an
den Alpen anlanden.
Die wirklich zweite Seite der angesprochenen Ambivalenz betrifft die Zeit nach
dem Kaltfrontdurchgang. Zwar scheint sich die Numerik mittlerweile auf einen
vornehmlich zyklonal geprägten Witterungsabschnitt eingestellt zu haben, die
Details werden aber von Lauf zu Lauf etwas anders gesehen. Vor allem die
gestrige 12-UTC-Version brachte für Donnerstag/Freitag ein vorübergehendes
"Mildszenario" (Südwestwind, Anstieg der 850-hPa-Temperatur im Süden und in der
Mitte auf rund +5°C), was heute aber schon wieder getilgt wurde.
Wahrscheinlich läuft alles auf eine nasskalte West-Nordwestlage mit wiederholten
Niederschlägen (im Bergland meist Schnee, unten alle Phasen möglich) und
zeitweiligem Starkwind hinaus. Leichter Zwischenhocheinfluss würde dabei am
ehesten mal im Südwesten wirksam werden.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


In dieses oder in ein ähnliches Horn stoßen auch die anderen etablierten
Globalmodelle (auf die Betrachtung des kenianischen, des jamaikanisches und des
thailändischen Modells wurde aufgrund deren geringer Winteraffinität an dieser
Stelle verzichtet). ICON, GFS, GEM und auch UKMO haben alle die Kaltfrontpassage
auf dem Schirm, allerdings immer noch mit leichten Timingunterschieden (ICON
scheint am schnellsten zu sein).
Danach setzten ICON und GEM den Hochkeil etwas stärker ein, wobei ICON das
Temperaurniveau von Mittwoch bis Freitag gegenüber ECMF am stärksten nach oben
anhebt.
Thema erweiterte Mittelfrist: Während GEM auf eine zyklonale, später in Richtung
antizyklonal tendierende Nordwestlage setzt, bietet GFS den Übergang zu einer
weitgehend zyklonal geprägten Nord- bis Nordostlage an. Interessanter
Nebenaspekt dabei: auch GFS hat zum übernächsten Sonntag hin ein kleines Tief zu
bieten, das von der Nordsee auf unseren Raum übergreift - allerdings mehr im
Westen.
FAZIT: Die Einzelheiten der postfrontalen Phase ab Dienstag sind mitnichten
schon fix, Gleiches gilt für das allgemeine Temperaturniveau. Es überwiegt aber
der Hang zu wechselhafter und nasskalter Witterung mit zum Ende hin
zurückgehender Temperatur und stark winterlichem Touch.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis
einschließlich Dienstag eine enge Bündelung ohne nennenswerte Ausreißer. Je nach
geografischer Lage findet man das Potenzialminimum in 500 hPa am Montag oder in
der Nacht zum Dienstag, während das Temperaturminimum in 850 hPa etwa einen
halben Tag/Nacht später erscheint.
Ab Dienstag nimmt die Streuung zwar zu, ohne aber ins Vogelwilde abzugleiten. So
sind doch unter dem Strich gut belegte Tendenzen zu erkennen. Dabei zeigt die
Richtung anfangs kurz nach oben (abzüglich 1-2 Ensemblemitglieder), um dann in
der zweiten Wochenhälfte wieder nach unten zu tendieren - wenn auch mit
unterschiedlichen Steigungen. Ein klarer Niederschlagspeak korreliert mit der
Frontpassage am Sonntag/Montag, gefolgt von weiteren im Norden und Osten.
Dagegen zeigt sich nach Süden und Westen hin am Dienstag und Mittwoch ein
kleines Minimum.
Die GFS-EPS-Rauchfahnen ähneln denen des ECMF. Auch dort zeigen die meisten
Lösungen zum übernächsten Wochenende hin nach unten, nur wenige
Ensemblemitglieder verbleiben auf hohem Temperatur- und/oder Potenzialniveau
oder steigen dorthin wieder an.

Kurz noch zu den Clustern von ECMF-EPS. Für den ersten Mittelfristabschnitt
T+120...168h (Mittwoch bis Freitag) liegen fünf Cluster (14 + HL/KL, 12, 11, 11, 3
Lösungen) vor, die größtenteils eine mal etwas mehr, mal etwas weniger
mäandrierende Frontalzone über den Vorhersageraum hinweglaufen lassen. In den
vordefinierten großskaligen Klimaregimes des ECMF fallen alle Lösungen unter den
Typus "atlantischer Rücken".
Danach deutet vieles auf eine erneute Meridionalisierung hin mit einem LW-Trog
über Mitteleuropa und einem ausgewiesenen Höhenrücken über dem nahen
Ostatlantik. CL 1 (17 Fälle + HL/KL) und CL 3 (13) sind dabei am zyklonalsten
aufgestellt, während bei CL 2 und 4 (13, 8) der Rücken recht dicht an den
Vorhersageraum heranrückt.
FAZIT: Auch die Ensembles bringen uns in der frühen postfrontalen Phase ab
Dienstag im Detail nicht wirklich nach vorne. In der zweiten Wochenhälfte
deutet vieles auf einen Temperaturrückgang mit zumindest zeitweiligen
Schneefällen hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In Bezug auf Niederschlag gibt es in der kommenden Woche Signale für SCHNEEFALL,
vor allem im Bergland, teils und vorübergehend aber auch mal in tiefen Lagen.
Signale für die Überschreitung warnwürdiger Schneemengen von mehr als 10 cm
innert 12 Stunden liegen aber nur bedingt vor.
Zweiter Punkt ist der Wind, der aus westlichen Richtungen kommend immer mal
wieder stark böig auffrischt. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit für STURM am
ehesten an der See sowie im höheren Bergland gegeben. Aus den weiter oben
genannten Gründen (Heterogenität der Modelle) lässt sich eine belastbare Aussage
zur zeit-räumlichen Verteilung aktuell noch nicht vornehmen.
Letztlich wäre da noch der STRENGE FROST zu erwähnen, den es in den Nächten ab
Dienstag an den Alpen sowie in einigen Tälern der süddeutschen Mittelgebirge
geben kann (Schneefläche plus Aufklaren).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, später mehr MOS-ECMF und auch ECMF-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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