SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.12.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Ruhiges Hochdruckwetter mit Warnfokussierung auf die Grenzschichtphänomene
(Frost, Glätte, Nebel).

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Großteil Deutschlands im Einflussbereich einer
umfangreichen Höhenantizyklone über Südwesteuropa, von der ausgehend ein breit
angelegter langwelliger Höhenrücken über Nordwestdeutschland und die Ostsee
hinweg bis nach Nordskandinavien reicht. Im Laufe der Nacht "kippt" der Rücken
allmählich südostwärts und verläuft Donnerstagfrüh über die südliche Ostsee
hinweg bis nach Nordwestrussland bzw. Karelien. Ein kleines Cut-Off-Tief (in 300
und 500 hPa) verlagert sich indes vom Südwesten Englands nach Nordfrankreich,
weist aber keine Wetterwirksamkeit auf.
Als Gegenpart zum Höhenrücken fungiert nach wie vor der umfangreiche Trog über
Osteuropa. Vor allem an dessen Westflanke ist der Isohypsengradient in 500 und
auch in 300 hPa über dem östlichen Mitteleuropa scharf ausgeprägt. Im Laufe der
Nacht kommt es über dem Balkan bzw. über der Ägäis zu einem markanten
Abtropfprozess, während sich das nördliche Residuum allmählich nach Osten
verlagert, so dass der Gradient vor allem auch über dem Osten Deutschlands
deutlich auffächert. Damit kommt dort auch die mitteltroposphärische WLA zum
Erliegen.
Im Bodenfeld verlagert das umfangreiche und kräftige mitteleuropäische
Hochdruckgebiet allmählich von Südwest- nach Südostdeutschland. Die Warmfront
über der Osthälfte des Landes löst sich mehr und mehr auf, entsprechend
schwächen sich die Niederschläge deutlich ab. Bis zum Morgen werden lediglich im
Erzgebirgsstau noch Mengen zwischen 2 und 5 mm simuliert, ansonsten in der
Osthälfte maximal 0 bis 2 mm. Die Schneefallgrenze dürfte um 800 m schwanken,
wobei keine nennenswerten Neuschneemengen mehr zusammenkommen dürften.
Der Wind schwächt sich ebenfalls im Laufe der ersten Nachthälfte weiter ab und
ist dann nicht mehr warnrelevant.
Im übrigen Land dominiert bei schwachen Luftdruckgegensätzen ruhiges
Hochdruckwetter. Mit der leichten Ostverlagerung des Hochs dreht die
Bodenströmung im Westen und Südwesten auf Südost bis Süd, so dass vor allem an
den Nordrändern der Mittelgebirge die tiefe Bewölkung mehr und mehr
"angeknabbert" werden dürfte. Auch im Alpenvorland ist es vielerorts gering
bewölkt. Somit gibt es in diesen Regionen verbreitet leichten, im
südwestdeutschen Mittelgebirgsraum und in einigen Alpentälern auch mäßigen
Frost. Stellenweise bildet sich dichter Nebel und vereinzelt tritt Glätte durch
Reif oder gefrorenes Nebelnässen auf. Für leichten Frost könnte es auch im
äußersten Osten, an Oder und Neiße, reichen, da es dort ebenfalls teilweise
gering bewölkt bleibt.
Ansonsten bleibt es aber in der Nord- und Osthälfte überwiegend stark bewölkt
bis bedeckt und trüb, für leichten Frost reicht es dort höchstens im höheren
Bergland, wo dann ebenfalls Glätte durch überfrorene Nässe oder gefrierenden
Nieselregen auftreten kann.

Donnerstag ... nimmt der über Norddeutschland ostwärts bis nach Westrussland
verlaufende Höhenrücken eine zunehmend zonale Struktur an, nördlich davon reicht
die kräftig ausgeprägte Frontalzone vom Nordatlantik kommend über Skandinavien
hinweg bis weit nach Nordwestrussland. Das kleine Cut-Off-Tief verlagert sich
allmählich von Nord- nach Zentralfrankreich und hat weiterhin keinen Einfluss
auf den Wetterablauf im Vorhersagegebiet.
Das Bodenhoch kommt ein wenig nach Südosten voran, so dass die Grundströmung
über dem Süden und Westen auf Südost bis Süd dreht, über der Nord- und Osthälfte
auf Südwest bis West. Vor allem im Süden und Westen Deutschlands dürfte sich
somit verbreitet die Sonne durchsetzen, allerdings hält sich gebietsweise auch
ganztägig Nebel oder Hochnebel. Prädestiniert dafür dürften wohl der
Oberrheingraben, eventuell aber auch Teile von Hessen, der Bodensee und der
Donauraum sein. Im Norden und Osten wird die tiefe Bewölkung der ehemaligen
Warmfront dagegen nur langsam nach Osten abgedrängt, so dass es dort vielerorts
trüb und bedeckt bleibt. Entlang und östlich der Elbe simuliert das ein oder
andere Modell sogar noch geringen Niederschlag in Form von Nieselregen. Die
Temperaturen steigen auf Werte zwischen 1 und 7 Grad, in den Nebelregionen
Süddeutschlands werden kaum 0 Grad erreicht. Im äußersten Norden frischt an der
Nordflanke des Hochs der Wind aus Südwest auf, ist aber nicht warnrelevant.

In der Nacht zum Freitag bleibt Deutschland im Einflussbereich des markanten
Höhenrückens, dessen Achse sich ein wenig nach Süden verlagert. Im Bodenfeld
ändert sich an der Position und Intensität des Hochdruckgebietes über dem
südöstlichen Mitteleuropa kaum etwas. Mit allmählicher Südausweitung der über
Nordeuropa hinweg verlaufenden Frontalzone setzt im äußersten Norden des Landes
leichter Druckfall ein, so dass sich dort der Druckgradient etwas verschärft.
Voraussichtlich reicht es aber auch im Bereich der Deutschen Bucht noch nicht
für warnrelevante Böen (Bft 7) aus Südwest.
Somit verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig. Das polnische UM-Modell
simuliert über Norddeutschland verbreitet tiefe Bewölkung, die wohl der von
Norden her allmählich wieder zunehmenden WLA geschuldet sind, die anderen
Modelle haben ein derartiges Szenario dagegen noch nicht auf der Karte.
Allerdings bilden sich wieder vielerorts Nebel- und Hochnebelfelder bzw.
vorhandene weiten sich aus. Während es im Norden wohl frostfrei bleibt, muss
sonst verbreitet mit leichtem, im Süden und Südwesten in ungünstigen Lagen auch
mit mäßigem Frost gerechnet werden. Glätte tritt nur sporadisch auf, entweder
durch Reif (bei klarem Himmel) oder durch gefrierendes Nebelnässen.

Freitag ... ändert sich an der großräumigen Konstellation der Geopotentialfelder
in 500 und 300 hPa nur wenig, der Höhenrücken kann sich über Nordwest- und
Westdeutschland sogar noch etwas verstärken.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt ein wenig weiter nach Süden, an
dessen Nordflanke verschärft sich über Norddeutschland der Druckgradient
allmählich weiter. Die Kaltfront eines Sturmtiefs über dem Europäischen Nordmeer
erreicht am Abend die nördliche Nordsee, kommt aber aufgrund von Wellenbildung
erst einmal kaum weiter nach Süden voran.
Somit frischt an den Küsten der Südwestwind weiter auf. Vor allem im Bereich der
Deutschen Bucht, entlang der nordfriesischen Küste und an der vorpommerschen
Ostseeküste gibt es eventuell erste steife Böen (Bft 7). Mit der WLA im
Warmsektor lassen nun auch ICON-EU und ECMWF allmählich dichte tiefe Bewölkung
in den äußersten Norden und Nordwesten des Landes ziehen, Niederschläge werden
aber keine simuliert.
Im übrigen Land bleibt es unter Hochdruckeinfluss teils sonnig, gebietsweise
aber auch ganztägig neblig trüb. Sonne gibt es vor allem in höheren Lagen, aber
auch an den Nordrändern der Mittelgebirge und im Alpenvorland ganztägig, während
es vor allem in den Niederungen im Südwesten sowie am Bodensee und im Donauraum
oft ganztägig neblig trüb bleibt. Die Temperaturen steigen auf 1 bis 7 Grad, im
Westen und am Alpenrand stellenweise auch bis auf 10 Grad. Bei beständigem Nebel
gibt es leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag beginnt sich der Höhenrücken abzuschwächen und
verlagert sich allmählich nach Süden. Somit kann die Frontalzone auch auf das
nördliche Mitteleuropa übergreifen und über Norddeutschland stellt sich eine
schwache westliche Höhenströmung ein. das Bodenhoch schwächt sich kaum ab und
verbleibt mit seinem Schwerpunkt über Süddeutschland. Nach wie vor bleibt der
verhältnismäßig scharfe Druckgradient über Norddeutschland aufrecht und an den
Küsten ist weiterhin mit steifen Böen (Bft 7) aus Südwest zu rechnen.
Die Kaltfront über der nördlichen Nordsee kommt weiterhin kaum nach Süden voran,
allerdings können die tiefen Wolken mit sich etwas verstärkender WLA ein wenig
weiter nach Süden vorankommen und gebietsweise fällt im Nordwesten (am ehesten
im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein) auch etwas Nieselregen.
Im übrigen Land ändert sich dagegen kaum etwas. Die Nebel- und Hochnebelfelder
weiten sich wieder etwas aus. Im Norden bleibt es unter den dichten Wolken
frostfrei, sonst gibt es verbreitet leichten, in ungünstigen Lagen vor allem
Süddeutschlands auch mäßigen Frost.

Samstag ... wird der Höhenrücken noch etwas weiter nach Süden abgedrängt, abends
verläuft dessen Achse bereits über den Alpenraum hinweg ostnordostwärts. Somit
stellt sich im Norden und in der Mitte Deutschlands eine sich allmählich etwas
verschärfende westliche Höhenströmung ein. Dabei schwenkt ein Randtrog von
Norden her bis zum Abend ins Seegebiet nördlich von Schottland. Auf dessen
Vorderseite kommt es zu recht markanten und großräumigen Hebungsprozessen, so
dass die Kaltfront des inzwischen nach Nordwestrussland gezogenen Sturmtiefs
über der nördlichen Nordsee erneut verwellt und weiterhin nicht weiter nach
Süden vorankommt. Das Bodenhoch über Süddeutschland schwächt sich ein wenig ab,
bleibt aber nach wie vor für den Süden und die Mitte des Landes
wetterbestimmend. Insgesamt fächert der Druckgradient über Norddeutschland mit
dieser Abschwächung vorübergehend sogar ein wenig auf, ehe er sich nachmittags
mit dem einsetzenden Verwellungsprozess dann deutlich verschärft. Somit bleibt
es im Küstenbereich windig mit steifen Böen (Bft 7) aus Südwest, wobei der Wind
am Abend und in der Sylvesternacht weiter zulegt.
Die tiefe frontale Bewölkung über Norddeutschland kommt im Tagesverlauf zunächst
kaum nach Süden voran, nach Lesart des ICON-EU (von 12 UTC) und auch des GFS
soll sie bis zum Abend in etwa eine Linie Westmünsterland - Berlin erreichen,
der 00 UTC- Lauf des ECMWF ließ sie dagegen vor allem im Westen schon deutlich
weiter nach Süden vorankommen. Geringe Niederschläge in Form von Nieselregen
(weniger als 1 mm in 12 Stunden) werden nur ganz im Norden bzw. im Nordseeumfeld
simuliert.
Im Süden und in der Mitte ändert sich dagegen kaum etwas. Oft scheint die Sonne,
gebietsweise hält sich aber auch ganztägig Nebel und Hochnebel. Auch an den
Temperaturen ändert sich nur wenig. Meist werden 1 bis 8 Grad erreicht, mit viel
Sonne in mittleren Höhenlagen auch mehr, bei Dauernebel gibt es leichten
Dauerfrost.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristbereich eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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