SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.07.2016 um 10.30 UTC



Sommerlich warm mit Unwettergefahr durch Gewitter mit heftigem Starkregen. Ab
Mittwoch von Westen nachlassend und zunehmend auf den Südosten beschränkend.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.07.2016


Die gesamte Mittelfrist über liegt ein großräumiges Tiefdruckgebiet zwischen
Island und Schottland, das sich immer wieder regeneriert und nahezu ortsfest
verbleibt. Derweilen hat sich ein kräftiges Azorenhoch etabliert, sendet die
Mittelfrist über jedoch nur kurzlebige und schwache Keile nach Mitteleuropa.
Deutschland verbleibt die gesamte Mittelfrist in einer COL-Region und somit in
einer sehr gradientarmen Umgebung. Dies bedeutet, dass ein sommerlich warmer,
jedoch auch wechselhafter Wetterabschnitt zu erwarten ist.

Zum Beginn der Mittelfrist am Montag den 25. Juli 2016 liegt besonders über dem
Süden und Westen Deutschlands eine sehr feuchte und labil geschichtete
Luftmasse, wobei von der Früh weg mit Schauern und Gewittern gerechnet werden
muss. Diese sollten bei zunehmender Einstrahlung im Tagesverlauf an Kraft
gewinnen. Geringe Scherung und ein insgesamt äußerst schwaches Windfeld in allen
Höhenbereichen der unteren und mittleren Troposphäre deuten auf eher
unorganisierte und sehr langsam ziehende Konvektion hin. Heftiger Starkregen und
große Mengen an kleinem Hagel wären die Folge und die Ausgabe von
Unwetterwarnungen gilt aus heutiger Sicht als wahrscheinlich. Etwas trockenere
Luft, die aus einem seichten Hochdruckgebiet über der Ostsee ausströmt,
beeinflusst den Nordosten, wo entsprechend die Schauer- und Gewittergefahr sehr
niedrig ist. Im Süden und Westen wird es drückend schwül bei hoher Luftfeuchte
und Maxima von 25 bis 29 Grad. Im Nordosten mit höherem Sonnenanteil werden gar
28 bis 32 Grad erreicht. Abseits von Schauer- und Gewitterböen weht der Wind
schwach aus Nordost bis Ost.
In der Nacht zum Dienstag greift aus Nordwest eine schwache Kaltfront auf
Deutschland über, wobei sich präfrontal eine Bodenkonvergenz ausbilden könnte,
die den Fokus für die kräftigsten Schauer und Gewitter darstellen würde. Das
bedeutet einerseits, dass die Schauer und Gewitter vom Tage auch die Nacht über
weiter andauern. Andererseits weiten sich die Niederschläge sukzessive ostwärts
aus, sodass nur noch der äußerste Nordosten trocken bleiben sollte. Bei meist
starker Bewölkung gehen die Tiefstwerte auch nur langsam auf 19 bis 15 Grad
zurück und das alles bei einem schwachen Wind, der im Zuge der Frontpassage
allmählich auf West dreht.

Am Dienstag schwenkt ein Trog über Schottland und Großbritannien über die
Nordsee in Richtung Westnorwegen. Dieser Trog ermöglicht, dass die Kaltfront
allmählich weiter nach Osten gedrängt wird und sich zum Abend über dem Osten
Deutschlands befinden sollte. Entsprechend muss auch an diesem Tag recht
verbreitet mit kräftigen Schauern und Gewittern gerechnet werden, wobei
Unwetterpotential durch heftigen Starkregen herrscht. Im Verlauf des Nachmittags
klingen die Niederschläge im Westen und Nordwesten allmählich ab. Der Wind weht
schwach aus West.
In der Nacht zum Mittwoch zieht die Front zögernd nach Osten ab, wobei besonders
vom östlichen Alpenrand bis zur Ostsee mit weiteren Schauern und teils kräftigen
Gewittern gerechnet werden muss. Ansonsten beruhigt sich das Wetter und die
Wolkendecke lockert auf bei 17 bis 13 Grad.

Im Verlauf des Mittwochs schwenkt der Trog über der Nordsee weiter nach
Nordosten und schwächt sich gleichzeitig ab. Das bedeutet, dass sich der Antrieb
für die Front fortwährend abschwächt und dass die Front irgendwo über dem
Südosten Deutschlands zu liegen kommen wird. In diesen Bereichen muss im
Tagesverlauf erneut mit kräftigen Schauern und Gewittern gerechnet werden. Hier
besteht Unwetterpotential durch heftigen Starkregen. Zum Nachmittag und Abend
nähert sich in der Höhe der sich abschwächende Trog an und sollte im Westen das
Auftreten von Schauern und einzelnen Gewittern unterstützen. Da die labilste
Luftmasse jedoch aus diesen Bereichen ausgeräumt wurde, ist eher mit kurzlebigen
Gewittern zu rechnen.

Am Donnerstag ändert sich an dieser Zweiteilung wenig. Der schwache Höhentrog
überquert Deutschland und schiebt die über dem Südosten Deutschlands liegende
Bodenfront nur geringfügig nach Osten. Die kräftigsten Schauer und Gewitter
treten nur noch über dem äußersten Südosten von Deutschland auf, sonst
entwickeln sich einzelne Schauer oder Gewitter. Dazwischen bleibt es auch für
längere Zeit trocken.

Zum Freitag bildet sich westlich von Irland erneut ein Höhentrog aus, was für
Deutschland ein Rückdrehen der Strömung auf Südwest bedeutet. Da Deutschland
vorübergehend unter einem schwachen Höhenkeil zu liegen kommt, beruhigt sich die
Niederschlagsaktivität deutschlandweit etwas. Einzelne Schauer und Gewitter
besonders über dem Bergland und im äußersten Norden sind jedoch weiterhin
möglich.

Von Dienstag bis Freitag liegen die Höchstwerte im sommerlichen Bereich von 24
bis 29 Grad mit geringfügig kühleren Werten entlang der Küsten - abhängig von
der Ausprägung des Land-/Seewindsystems. Auch der Wind spielt abseits von
Schauer- und Gewitterböen keine Rolle.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Mittelfrist über verbleibt Deutschland in einem sehr gradientschwachen
Bereich, wobei das "Prägnanteste" noch die Annäherung eines schwachen
Höhentroges darstellt. Dieser soll zum Mittwoch die Nordsee und auch den
Nordwesten Deutschlands erreichen, bevor er am Donnerstag allmählich nach
Nordosten abgedrängt wird. Die Entwicklung wird persistent während der letzten
EZMW-Läufe gerechnet - sowohl die Position als auch Amplitude des Troges
betreffend. Einzig der neueste Lauf (22.07. 00 UTC) verlangsamt die
Nordostverlagerung etwas.

Die Streuung der Lage der Bodenfront, die Deutschland am Dienstag überquert und
in der Folge über dem Südosten von Deutschland zu liegen kommen soll, nimmt zum
Donnerstag und Freitag zu, was jedoch auch darauf zurückzuführen sein dürfte,
dass die Front an sich kaum noch zu erkennen ist.

Abgesehen davon bieten die vergangenen EZMWF-Läufe ein konsistentes Bild vom
Wetterablauf und unterstützen die Fortdauer der wechselhaften und sommerlich
warmen Wetterlage.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch beim Blick auf weitere Modelle ist keine große Diskrepanz zu erkennen -
besonders bis Mittwoch. Die Trogannäherung und Bodenfrontpassage wird insgesamt
recht einheitlich berechnet. In der Folge jedoch nimmt das EZMW eine leichte
Außenseiterrolle ein, das eine eher zyklonal konturierte Strömung erwartet. Dies
ist besonders am Freitag zu erkennen, wo ICON und GFS eher eine schwach
antizyklonal geprägte Strömung über Deutschland zeigen mit entsprechender
deutlicher Abnahme der Schauer- und Gewitteraktivität. Demgegenüber sieht EZMW
noch die Reste einen ostwärts ziehenden Troges über Deutschland mit entsprechend
höheren Wahrscheinlichkeiten für Gewitter - dies besonders entlang der Berge.
Abgesehen davon sind jedoch keine signifikanten Differenzen auszumachen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Ein Blick auf die Cluster des EZMW zeigt die gesamte Mittelfrist hindurch nur
jeweils einen Cluster. Bis Mittwoch handelt es sich hierbei um das
klimatologische Regime "Blockade", zum Donnerstag und Freitag wechselt es
zwischen negativer und positiver NAO. Somit wird die Trogpassage über dem
Nordwesten Europas einheitlich berechnet.
Die Rauchfahnen spiegeln diese sehr undynamische Lage gut wider und zeigen zum
Beispiel für Offenbach eine Abnahme der Niederschlagswahrscheinlichkeit im
Verlauf der Mittelfrist sowie eine Abnahme der Höchstwerte von 1-2 Kelvin und
sehr schwache Windbewegungen. Die Streuung der 850 hPa Temperatur nimmt ab
Mittwoch zu, was der Verlagerungsgeschwindigkeit des Höhentroges nach Osten
innerhalb der Memberschar geschuldet sein dürfte. Dies wird von EZMW besonders
mit dem neuesten Lauf etwas verzögert berechnet. Diese Unsicherheiten spiegeln
sich jedoch beim Wetter bodennah (Temperatur, Wind etc.) nur geringfügig wider.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt zum Wochenbeginn etwas erhöhte Werte über dem Norden Deutschlands, wo
mit Sonneneinstrahlung Höchstwerte um 30 Grad zu erwarten sind. Mit der
Frontpassage am Dienstag gehen jedoch auch hier die Höchstwerte etwas zurück.
Ansonsten gibt es keine Signale, was auch für das COSMO-LEPS gilt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMIX, EZMW det., EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy

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