SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.07.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz
Unbeständig, vor allem heute teils kräftige Schauer und Gewitter. Unwetter bzgl.
Starkregen nicht ausgeschlossen, aber eher weniger wahrscheinlich. Mäßig warm,
im Süden warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Donnerstag... befindet sich Deutschland an der Südflanke eines
Langwellentroges mit Drehzentrum in etwa über der südlichen Norwegischen See
unterhalb einer leicht zyklonal konturierten westsüdwestlichen Höhenströmung.
Ein flacher kurzwelliger Randtrog erreicht aktuell den äußersten Westen des
Landes und schwenkt dabei bis zum Abend nach Ostdeutschland, verliert aber
zunehmend an Kontur. Ein weiterer Kurzwellentrog greift am Abend auf den Westen
über. Die dynamisch (hauptsächlich durch PVA) induzierten Hebungsprozesse auf
dessen Vorderseite sind aber nicht allzu markant ausgeprägt.
Im Bodenfeld wird der Nordwesten aktuell von der Kaltfront eines flachen Tiefs
über Südnorwegen überquert. Diese kommt nicht weiter südwärts voran und geht
über in die Warmfront eines weiteren Tiefs über dem Ostende des Ärmelkanals, das
bis zum Abend nach Nordfriesland zieht. Die zugehörige Kaltfront greift am
Nachmittag auf den Westen Deutschlands über. Präfrontal gelangt von Südwesten
her subpolare Meeresluft, deren Ursprung in etwa über der Biskaya liegt, ins
Land. Die Luftmasse ist insgesamt indifferent bis leicht labil geschichtet und
mit Unterstützung durch die trogvorderseitigen Hebung können sich im
Tagesverlauf von Westen her in der zunehmend "ungedeckelten" Atmosphäre recht
verbreitet Schauer und Gewitter entwickeln. Die PPW-Werte steigen auf etwa 30
mm, teils auch knapp darüber, dabei kann - etwas Einstrahlung vorausgesetzt - am
Nachmittag eine ML-Cape von etwa 300 bis 600 J/kg generiert werden (nach GFS
auch etwas mehr), die höchsten Werte im Nordwesten und im Süden.
Somit muss als Begleiterscheinung der Gewitter mit Starkregen, kleinkörnigem
Hagel und stürmischen Böen gerechnet werden. Unwetter bzgl. Starkregens sind
nicht ausgeschlossen, aber eher weniger wahrscheinlich. COSMO-DE-EPS gibt
schwache Signale dafür am ehesten im Süden Bayerns und ganz vereinzelt auch im
Nordwesten. Mit den Unwettern der vergangenen Tage haben diese aber nichts zu
tun. Maximal werden die eh schon niedrig angesetzten Kriterien nur knapp
überschritten.
Schwerpunkte der Schauer- und Gewittertätigkeit dürften der Westen/Nordwesten
und am Nachmittag auch die Regionen südlich der Donau sein, in etwa dort
simulieren die Modelle auch die höchsten Mengen (im Flächenmittel meist 2 bis 10
mm, gebietsweise auch über 10 mm).
Etwas außen vor von der Schauertätigkeit bleibt zunächst der Nordosten, der sich
nördlich der Warmfront innerhalb einer recht stabilen Luftmasse befindet. Die
Sonne zeigt sich vor allem dort, aber auch noch im Süden und Südosten für
längere Zeit. Im Warmsektor steigt die Temperatur in 850 hPa auf Werte zwischen
9 Grad im Norden und 14 Grad an den Alpen, so dass Höchstwerte zwischen 19 und
24 Grad im Norden und Westen und zwischen 22 und 27 Grad im Süden und Osten zu
erwarten sind.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der Kurzwellentrog rasch über Deutschland
hinweg ostnordostwärts und befindet sich Freitagfrüh über der Osthälfte, wobei
sich die stärksten trogvorderseitigen Hebungsprozesse in die Nordosthälfte und
später nach Polen verlagern. Ein weiterer flacher Kurzwellentrog zieht vom nahen
Ostatlantik nach England, die WLA- induzierten Hebungsprozesse auf dessen
Vorderseite tangieren ab den Frühstunden auch den äußersten Westen des Landes.
Das Bodentief zieht nur allmählich ostwärts und erreicht Freitagfrüh die
westliche Ostsee, die Kaltfront erreicht dann die Osthälfte Deutschlands. Die
Warmfront eines weiteren Tiefs über der westlichen Nordsee greift im Laufe der
zweiten Nachthälfte auf Benelux über.
Somit verlagern sich die Schauer und Gewitter über die mittleren Landesteile
hinweg nordostwärts, wobei der konvektive Anteil des Niederschlages
tagesgangbedingt zurückgeht und man wohl eher von schauerartigen Regenfällen
sprechen kann. Mit Frontpassage lassen die Niederschläge von Westen her wieder
nach, zuletzt ausgangs der Nacht im Nordosten. Die simulierten Mengen liegen
meist zwischen 5 und 15 mm, Starkregen (mehr als 20 mm/6h) ist nicht
ausgeschlossen, COSMO-DE-EPS simuliert die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür
in der zweiten Nachthälfte über Brandenburg (dort sogar schwacher Signale für
Unwetter). Im Süden klingen die Schauer und Gewitter tagesgangbedingt im Laufe
der Nacht rasch ab und die Wolken lockern dort auf, wobei sich stellenweise
Nebel bilden kann.
Auch im Westen lassen die Schauer postfrontal nach, vorderseitig der oben
angesprochenen Warmfront kann es dort aber in der Zweiten nachthälfte oder
Freitagfrüh erneut Regen oder einzelne Schauer geben.

Freitag... zieht der Trog über der Osthälfte Deutschlands rasch weiter
nordostwärts. Der nur sehr flach konturierte Kurzwellentrog über England
verliert weiter an Kontur und verlagert sich bis zum Abend nach Norddeutschland.
Das zugehörige Bodentief über der westlichen Nordsee kommt ebenfalls rasch
ostwärts voran und erreicht am Abend in etwa das Kattegat. Das zunehmend
okkludierte Frontensystem greift am Nachmittag auf den Westen und Norden
Deutschlands über.
Die schauerartigen Regenfälle im Nordosten ziehen somit ab den Frühstunden rasch
ostwärts ab, im Trogbereich kann es über der Osthälfte aber vor allem vormittags
noch weitere Schauer und Gewitter geben, bei einer ML-Cape von 200 bis 500 J/kg
und PPW-Werten von 30 mm oder knapp darüber sind auch Starkregen und kleiner
Hagel möglich. Nachmittags und abends klingen die Schauer dort aber ab, zuletzt
in Vorpommern. Im Nordwesten, präfrontal zum nächsten Frontensystem, sowie im
Südosten lebt die Schauertätigkeit im Tagesverlauf wieder auf, die Luftmasse
dort weist aber mit weniger als 500 J/kg ML-Cape nicht mehr die Qualität der
Vortage auf. Gewitter sind zwar möglich, die Wahrscheinlichkeit für Starkregen
geht aber etwas zurück. COSMO-DE-EPS hat kaum mehr derartige Signale auf der
Karte, wenn überhaupt, dann noch Richtung Nordsee. Mit zunehmender Scherung
(immerhin 15 bis 20 m/s 0 bis 6 km um 18 UTC) besteht aber vor allem am
Nachmittag und Abend im Nordwesten die Möglichkeit linienhaft organisierter
Konvektion, vor allem an der Kaltfront oder unmittelbar präfrontal. Dann sind in
Verbindung mit Gewittern durchaus stürmische Böen oder Sturmböen möglich.
Auch außerhalb der Schauer frischt der Wind mit Verschärfung des Druckgradienten
aus West etwas auf. Ob es aber für warnwürdige Böen reicht, ist fraglich.
Ein halbwegs freundlicher Tag steht dagegen im Südwesten ins Haus, auch, wenn
GFS die Niederschläge weiter nach Südwesten ausgreifen lässt als die meisten
anderen Modelle. Dort wird ein schwacher Bodenhochkeil wirksam und verhindert im
Großen und Ganzen Konvektion, so dass überwiegend die Sonne scheint. Die
Temperaturen steigen meist auf 19 bis 25 Grad im Nordwesten und 23 bis 28 Grad
im Süden und Osten, am Oberrhein können eventuell auch etwas höhere Werte
erreicht werden.

In der Nacht zum Samstag kommt das weitgehend okkludierte Frontensystem über
Norddeutschland rasch ostwärts voran, nach Süden zu weist es unter zunehmendem
Hochdruckeinfluss Auflösungstendenzen auf. Postfrontal greift ein weiterer
Bodentrog von der Nordsee her auf den Nordwesten über.
Insgesamt klingen die Schauer und Gewitter weiter ab, lediglich an den Küsten
sowie im Bereich des Bodentroges im Nordwesten kann es auch in der zweiten
Nachthälfte noch einzelne Schauer, eventuell auch ein kurzes Gewitter geben. Im
Bereich des Bodentroges hat sich der Druckgradient zwar etwas verschärft, für
warnrelevante Böen sollte es nach aktueller Modelllage aber außerhalb der
Schauer auch an der Nordsee kaum reichen.
Nach Süden zu klart der Himmel gebietsweise auf, wobei sich Nebel bilden kann.

Samstag... kann sich der nahezu quasistationäre Langwellentrog (das Drehzentrum
befindet sich unverändert über der südlichen Norwegischen See) etwas nach
Südwesten ausweiten, bis zum Abend ist im Isohypsenfeld eine sich über die
Britischen Inseln hinweg bis zur Biskaya erstreckende Achse erkennbar. Die
Höhenströmung über Deutschland dreht somit auf Südwest und ist ziemlich glatt
konturiert, nennenswerte dynamische Hebungsprozesse (außer durch leichte WLA)
sind kaum auszumachen.
Das Bodendruckfeld ist zunehmend flach konturiert, wobei sich über der Südhälfte
- trotz beginnenden leichten Druckfalls - ein schwacher Hochkeil befindet. Der
Bodentrog greift von Nordwesten her auch auf die mittleren Landesteile über,
fächert aber mehr und mehr auf. In seinem Einflussbereich können sich über
Norddeutschland erneut leichte Schauer entwickeln, wobei auch einzelne kurze
Gewitter mit starken bis stürmischen Böen möglich sind. COSMO-EU simuliert eine
ML-Cape von etwa 100 bis 200 J/kg.
Weiter südlich bleibt es zunächst trocken. In den äußersten Süden gelangt von
Südwesten her eine zunehmend potenziell instabile Luftmasse, die allerdings
aufgrund recht kräftiger niedertroposphärischer WLA (die Temperatur steigt in
850 hPa bis zum Abend südlich der Donau auf 14 bis 18 Grad, während sie im
Norden bei 8 bis 12 Grad verharrt) recht stark gedeckelt ist. Am Alpennordrand
steigt die ML-Cape bis zum Abend nach COSMO-EU auf über 1000 J/kg, nach GFS
ähnlich, dort aber bis ins Alpenvorland reichend. Sollte es dort orographisch
getriggert zur Auslöse reichen, sind Entwicklungen bis in den Unwetterbereich
möglich. Momentan hat aber nur das GFS entsprechende Signale auf der Karte, die
anderen Modelle simulieren dort keine Niederschläge.
Vor allem in der Südhälfte steht somit ein sonniger Tag ins Haus. Im Norden
ändern sich die Temperaturen nur wenig, im Süden wird es wärmer, dabei können
die 30 Grad wieder überschritten werden.

In der Nacht zum Sonntag zieht - eingebettet in die südwestliche Höhenströmung -
ein Kurzwellentrog über die Britischen Inseln nach Benelux. Auf dessen
Vorderseite wird vor allem in der zweiten Nachthälfte und über Süddeutschland
markante Hebung simuliert.
Im Bodenfeld verstärkt sich ein flaches Tiefdruckgebiet über Ostfrankreich und
zieht bis Sonntagfrüh Richtung Tschechien oder Ostbayern. Dabei steigen die
PPW-Werte in der instabilen Luftmasse über Südbayern deutlich auf über 35 mm an.
Zusammen mit der verstärkten Hebung reicht es im Laufe der Nacht dort wohl zur
Auslöse, wobei dann trotz der ungünstigen Tageszeit konvektive Entwicklungen mit
Unwetterpotenzial möglich sind. Alle vorliegenden Modelle tragen dem in Form
stärkerer Niederschlagssignale im Laufe der zweiten Nachthälfte Rechnung.
Dennoch ist die genaue Entwicklung diesbezüglich aktuell noch schwer
abschätzbar, Modelldifferenzen gibt es beispielsweise noch bzgl. der genauen
Lage des Bodentiefs.
Auch im übrigen Land lebt die Schauer- und Gewittertätigkeit zumindest
gebietsweise Verlaufe der Nacht auf, die Wahrscheinlichkeit für Unwetter ist
aber nur gering.

Modellvergleich und -einschätzung
Die externen Modelle zeigen eine der deutschen Modellkette ähnliche
Wetterentwicklung mit den üblichen Differenzen, die genaue Verteilung und
Intensität der meist konvektiv geprägten Niederschläge betreffend. Die Signale
für Starkregen-Unwetter sind heute nur sehr gering, weshalb auf eine
Vorabinformation verzichtet werden kann. Dennoch sind sie punktuell ganz
vereinzelt möglich und können entsprechend nur "in situ" abgewarnt werden.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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