SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Schwülwarm. Außer im Nordosten bis einschließlich des Wochenendes Gewitter mit
Unwetterpotenzial, hauptsächlich durch Starkregen und Hagel.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... verlagert sich ein kurzwelliger Trog über Südostdeutschland rasch
weiter ostwärts. Dahinter wölbt sich der mitteleuropäische Höhenrücken erneut
nach Norden auf, wobei sich dessen Achse bis Freitagfrüh allmählich über die
Mitte Deutschlands hinweg ostwärts verlagert. Somit gelangt der äußerste Westen
auf die Vorderseite des westeuropäischen Langwellentroges, dessen Achse über die
Britischen Inseln südwärts bis zur Iberischen Halbinsel verläuft.
Im Bodenfeld bleibt es bei der schwachgradientigen Druckverteilung, wobei die in
den Nordosten advehierte trockene Festlandsluft wohl ein wenig nach Südwesten an
Raum gewinnt.
Zwar wirkt der Höhenrücken dämpfend, dennoch dürfte die aktuell noch recht rege
Gewittertätigkeit im Laufe der Nacht nur zögernd zum Erliegen kommen. Dabei
kristallisieren sich drei Schwerpunkte heraus: Einerseits der Südosten, der sich
anfangs noch im Einflussbereich des abziehenden Kurzwellentroges befindet. Dort
sollten sich die Gewitter allerdings im Laufe der ersten Nachthälfte abschwächen
bzw. ostwärts abziehen.
Ein zweiter Schwerpunkt ist der Bereich der Luftmassengrenze bzw. die Region
knapp westlich davon über Schleswig-Holstein und dem östlichen Niedersachsen.
Dort könnte die Bodenkonvergenz und die dadurch induzierte frontale Hebung die
Gewittertätigkeit noch etwas länger aufrechterhalten, wenn auch mit abnehmender
Tendenz.
Und auch im Westen sollte die Gewittertätigkeit nicht ganz oder nur
vorübergehend zum Erliegen kommen, da diese Region allmählich in den
trogvorderseitigen Bereich gerät.
Die Gewitter haben bei ppw-Werten von 30 bis 40 mm und aufgrund der langsamen
Zuggeschwindigkeit natürlich weiterhin Unwetterpotenzial, vor allem bzgl.
Starkregens und Hagels bzw. größerer Hagelansammlungen. Insgesamt dürfte die
Unwettergefahr im Laufe der Nacht aber alleine schon tagesgangbedingt
zurückgehen.
Völlig außen vor von der Gewittertätigkeit verbleibt auch in der Nacht der
Nordosten, der sich im Einflussbereich der stabileren Luftmasse befindet.

Freitag ... verlagert sich die Achse des Höhenrückens allmählich ostwärts und
verläuft abends in etwa über Tschechien und dem äußersten Osten Deutschlands.
Die Westhälfte und die mittleren Landesteile geraten im Tagesverlauf somit
zunehmend in den Einflussbereich des westeuropäischen Langwellentroges. Dabei
läuft ein erster kurzwelliger Anteil bereits in den Vormittags- und
Mittagsstunden über den Nordwesten Deutschlands hinweg nordostwärts, gefolgt von
einem flachen Höhenrücken, dem ein etwas schärfer konturierter Kurzwellentrog
folgt, der nachmittags auf den Südwesten Deutschlands übergreift.
Insgesamt sind die dynamischen Hebungsimpulse aufgrund der schwachen
Höhenströmung vor allem im ersten Kurzwellentrog nur schwach, im zweiten aber
auch nicht allzu markant ausgeprägt.
Auch im Bodendruckfeld befinden wir uns weiterhin in einer gradientschwachen
Umgebung. Dabei bildet sich vorderseitig des zweiten Kurzwellentroges über
Süddeutschland ein flaches Bodentief, von dem ausgehend eine ebenso flache Rinne
im Tagesverlauf bis nach Nordwestdeutschland reicht. Östlich dieser Rinne kann
die stabil geschichtete und trockene Festlandsluft über der Osthälfte weiter
nach Westen an Raum gewinnen - wie weit genau, ist noch unsicher. Die Modelle
simulieren am Abend im Mittel in etwa eine Linie Vogtland - Ostholstein. Östlich
davon steht ein ruhiger Tag ins Haus. Der Westen und Süden verbleiben dagegen im
Einflussbereich der instabilen Luftmassen mit ppw-Werten, die zum Abend hin im
Westen sogar auf über 40 mm steigen. Die ML-Cape steigt am Nachmittag
(entsprechende Einstrahlung natürlich vorausgesetzt) im Westen und Süden
gebietsweise wieder auf 500 bis 1000 J/kg, COSMO_EU, GFS und WRF 4 km simulieren
vor allem im Nordwesten sowie an den Alpen örtlich auch mehr als 1500 J/kg.
Somit sind erneut alle Voraussetzungen wieder gegeben für Gewitter mit
Unwetterpotenzial bzgl. Starkregens und Hagels bzw. größerer Hagelansammlungen.
Vor allem bzgl. Starkregens dürfte aufgrund der langsamen Zuggeschwindigkeit
auch häufiger mal die "violette" (extreme) Unwetterkarte notwendig werden.
Als erstes sollte nach dem vormittäglichen Minimum die Konvektion wieder im
Bergland in Gang kommen. Mit verstärkter und auch ein wenig organisierterer
Gewittertätigkeit ist dann am Nachmittag und Abend vor allem im Westen und
Südwesten sowie an den Alpen zu rechnen, wo die trogvorderseitige Hebung
unterstützend wirkt.
Luftmassentechnisch ändert sich kaum etwas. Im Nordosten und Osten scheint meist
die Sonne bei Höchstwerten zwischen 26 und 30 Grad, an der Ostsee bei
auflandigem Wind darunter. Ansonsten ist es eher bewölkt und je nach Sonne
werden Höchstwerte zwischen 23 und 30 Grad erreicht, dazu ist es sehr schwül.

In der Nacht zum Samstag tropft der Langwellentrog über Südfrankreich ab. Ein
nieder- bzw. mitteltroposphärischer Sekundärtrog verbleibt dabei fast
quasistationär über Südwestdeutschland, wodurch dort die ganze Nacht über
Hebungsimpulse gegeben sind.
Im Bodenfeld verlagert sich die von Südostbayern bis Ostfriesland Tiefdruckrinne
geringfügig nach Südwesten, das Zentrum des tiefen Drucks befindet sich
Samstagfrüh über Südwestdeutschland. Somit wird dort aus dem konfluent
strukturierten Bodendruckfeld ebenfalls ein Hebungsbeitrag geliefert.
Somit dürfte entlang der Tiefdruckrinne die Gewittertätigkeit im Laufe der Nacht
anhalten. Vor allem im Südwesten sind bei ppw-Werten über 40 mm auch extreme
Unwetter bzgl. Starkregen und größerer Hagelansammlungen denkbar. COSMO_EU
simuliert im aktuellen Lauf im südlichen Oberrheingraben sogar bis über 200 mm
Niederschlag in 6 Stunden, was wohl übertrieben erscheint. Zumindest zeigen alle
Modelle durch die Bank weg deutlich geringere Mengen. Überhaupt gehen die
Modelle bzgl. der genauen Lage des Troges noch etwas auseinander. Das WRF 4 km
von heute Früh simulierte die stärkste konvektive Aktivität z.B. im
Rhein-Main-Gebiet.
Insgesamt simulieren sowohl die internen als auch die externen Modelle (GFS,
ECMWF und EURO4) im Westen und Südwesten recht flächig Niederschläge, so dass
dort auch in den Regionen abseits des Troges von recht reger Schauer- und
Gewittertätigkeit auszugehen ist, eventuell bilden sich auch kleinere
Regengebiete eher skaliger Natur.
Die stabilere "Ostluft" kommt allmählich etwa bis zur Weser und zur Werra
westwärts voran. Östlich davon sollte die Nacht ruhig ohne warnrelevante
Wetterereignisse verlaufen.

Samstag ... verlagert sich das abgetropfte Höhentief weiter zum Löwengolf. Der
Trog bzw. das Höhentief über Südwestdeutschland zeigt dagegen kaum
Verlagerungstendenz. Insgesamt bleibt das Geopotentialfeld über Deutschland aber
extrem flach konturiert, wodurch zwar kaum dynamische Hebungsimpulse gegeben
werden, aber sich eventuelle mesoskalige Systeme durch eine äußerst geringe
Verlagerungsgeschwindigkeit auszeichnen.
Im Bodenfeld verstärkt sich der Hochdruckeinfluss über Skandinavien etwas und
somit auch die östliche Bodenströmung über Nord- und Ostdeutschland. Somit kann
die stabile und warme Festlandsluft über Norddeutschland weiter nach Westen
vorankommen und erfasst bis zum Abend auch den Nordwesten Deutschlands, nach GFS
verbleibt das Emsland allerdings noch im Bereich der instabileren Luftmasse.
Ansonsten kommt dort somit die Gewittertätigkeit mehr und mehr zum Erliegen.
Die Tiefdruckrinne nimmt eine insgesamt zonalere Struktur an und verläuft über
Südwest- und Süddeutschland. In ihr bewegen sich die ppw-Werte weiterhin um 40
mm, wobei die ML-Cape durch diabatische Erwärmung bis zum Nachmittag/Abend
zumindest in den Regionen mit vorübergehendem Sonnenschein auf 1000 bis 1500
J/kg, punktuelle auch darüber, ansteigen kann. COSMO_EU und GFS simulieren die
höchste Cape im Südosten Bayerns, COSMO_EU auch im äußersten Westen.
Nach dem üblichen vormittäglichen Minimum lebt die Gewittertätigkeit somit im
Tagesverlauf in etwa südwestlich einer Linie Emsland - Vogtland wieder auf. Das
Unwetterpotenzial bleibt bzgl. Hagels und Starkregens weiterhin hoch, auch
extreme Unwetter sind nach wie vor möglich. Die schwache Höhenströmung und ein
ausgeprägt konvergentes Windfeld am Boden bei gleichzeitig hoher Cape kann auch
wieder das Auftreten von Typ2-Tornados begünstigen.
Die höchsten RR-Mengen werden rund um das Höhentief im Südwesten simuliert,
wobei dort COSMO_EU wieder durch extreme Mengen (bis über 100 mm am mittleren
Oberrhein) hervorsticht.
Im Norden und Nordosten steht wieder ein sonniger Tag ins Haus. Das
Temperaturniveau ändert sich gegenüber den Vortagen nur wenig, je nach Sonne
werden 23 bis 30 Grad erreicht, dabei ist es in der Südhälfte sehr schwül.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das kleinräumige flache Höhentief nach
Lesart der deutschen modellkette allmählich nach Südostbayern. Im Bodenfeld
bleibt die Tiefdruckrinne über Süddeutschland quasistationär, während die
trockene Festlandluft über Norddeutschland allmählich auch Teile
Nordrhein-Westfalens, Nordhessen und das Vogtland erfasst. Wo genau diese Linie
verläuft, ist noch unsicher.
Somit bleibt die Gewittertätigkeit über der Südhälfte - etwa südlich einer Linie
Niederrhein - Oberfranken - auch die Nacht über hinweg aufrecht, Unwetter oder
extremes Unwetter bzgl. Starkregens sind weiterhin möglich, wenn wohl nicht mehr
so häufig wie in der Vornacht, da der Hebungsimpuls durch das Höhentief
allmählich nachlässt.
In der Nord- und Osthälfte steht dagegen eine ruhige Nacht ins Haus.

Sonntag ... ändert sich an der Gesamtkonstellation insgesamt nur wenig. Das
flache nieder- bzw. mitteltroposphärische Höhentief verlagert sich geringfügig
südwärts und verliert noch etwas an Kontur, verschwindet aber nicht ganz.
Ansonsten bleibt das Geopotentialfeld über Deutschland in 500 hPa extrem flach
konturiert, während in 850 hPa ein Hochdruckgebiet über Südskandinavien
erkennbar ist.
Im Bodenfeld kommt die trockene Festlandsluft allerdings kaum weiter nach Süden
voran, in etwa die Regionen südlich von Eifel und Vogtland verbleiben im
Einflussbereich der instabilen Luftmasse, nach GFS auch noch der Westen NRW`s
und das Emsland. Auch die flache Tiefdruckrinne über Süddeutschland ist noch
erkennbar.
Insgesamt ist die instabile Luftmasse aufgrund der häufigen gewittrigen
Niederschläge aber etwas "verbraucht", die Modelle simulieren mehr Wolken und
mangels Einstrahlung nicht mehr ganz so hohe Cape-Werte wie an den Vortagen. Die
ppw-Werte bewegen sich dennoch weiterhin zwischen 35 und 40 mm. Somit muss
erneut mit Gewittern gerechnet werden, die bzgl. Starkregen auch wieder
Unwetterpotenzial aufweisen, allerdings vielleicht nicht mehr ganz so häufig wie
an den Vortagen.
Temperaturtechnisch tut sich wenig; in den sonnigen Regionen in Nord- und
Ostdeutschland werden 25 bis 31 Grad erreicht, sonst 23 bis 28 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle unterscheiden sich, was die großräumige Wetterentwicklung angeht,
nur wenig voneinander. Unterschiede ergeben sich im Detail, vor allem bzgl. der
räumlichen Verteilung und Intensität der konvektiven Niederschläge.
Da sich morgen wieder eher Schwerpunkte der Gewittertätigkeit
herauskristallisieren als heute, könnte über die Ausgabe einer Vorabinformation
am morgigen Vormittag für Teile West- und Süddeutschlands nachgedacht werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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