SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Schwere Gewitter, Unwettergefahr durch heftigen Starkregen, zunächst im Südosten
und Süden, morgen im Südosten und Osten.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten Troges, der von
einem Zentraltiefnördlich von Schottland ausgeht. Dieser Trog regeneriert sich
über Westeuropa und bildet eine etwas kräftigere Achse aus, die bis Mittwochfrüh
Ostfrankreich erreicht. Diese Entwicklung lässt die Strömung leicht aufsteilen,
so dass die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront unter Wellenbildung kaum nach
Osten vorankommt. Synoptische Antriebe lassen sich vorerst nicht ausmachen. Erst
in der zweiten Nachthälfte kommt in Verbindung mit einem nach Nordosten
ablaufenden Kurzwellentrog Hebung auf, die von den mittleren Gebieten zusehends
nach Norden und Nordosten ausgreift. Hierdurch dringt die feuchtlabile Luft auch
in den mittleren Gebieten wieder etwas nach Norden vor. Ob hierdurch die
Schauer- und Gewittertätigkeit wieder weiter nach Norden ausgreift, ist noch
nicht sicher, da der Tagesgang diesem Prozess entgegenwirkt. Sehr wahrscheinlich
reicht der Trog nicht, dies zu kompensieren.
Im heutigen Tagesverlauf konnten sich vor allem im Südosten bereits heftige
Gewitter bis hin zum Unwetter entwickeln. Als Zutaten sind Feuchte (Gehalt an
niederschlagbarem Wasser 30 bis 40 mm), Labilität (CAPE von 1000 bis 1500 J/kg)
und Hebung (durch lokale Hitzetiefs und die Orografie) gegeben, wobei der
Hebungsantrieb etwas unterdimensioniert ist. Hier fehlt die dynamische
Komponente; auch Scherung ist nicht auszumachen. Somit sind langlebige
Konvektionszellen bis hin zu Superzellen eher unwahrscheinlich. Dennoch werden
aufgrund des hohen Flüssigwassergehalts und der langsamen
Verlagerungsgeschwindigkeit der Konvektionszellen die Schwellenwerte für
Unwetter durch heftigen Starkregen mühelos überschritten.
Die Kaltfront hingegen ist nicht wetteraktiv; nennenswerte Niederschläge treten
daran nicht auf. Im Frontbereich und postfrontal gelangt in den Norden und
Nordwesten trockenere und vor allem stabilere Luft. Vor allem in den unteren
Troposphärenschichten macht sich Kaltluftadvektion bemerkbar, so dass dort von
Schwüle nicht mehr die Rede sein kann.

Mittwoch ... verlagert sich das o.g. Zentraltief etwas nach Osten, was zusehends
kurzwellige Anteile aus dem unmittelbar westlich von Deutschland liegenden Trog
herauslaufen lässt. Bis zum Abend erreicht die Hauptachse dieses Troges den
äußersten Westen Deutschlands. Da vorderseitig die Strömung noch ein wenig
aufsteilt, dringt die oben beschriebene feuchte und labil geschichtete Luftmasse
im Osten noch etwas nach Norden vor. Hierdurch werden dann die östlichen und
südöstlichen Teile Deutschlands (einschließlich des gesamten Alpenrandes) von
Gewittern bis hin zum Unwetter durch heftigen Starkregen erfasst. Am Charakter
der Luftmasse ändert sich bis dahin nicht allzu viel.
Im Nordwesten macht sich der Haupttrog zusehends bemerkbar. Vorderseitige Hebung
lässt von der Nordsee her Schauer und vereinzelt auch kurze Gewitter aufkommen.
Aufgrund des Charakters der Luftmasse ist diese Konvektion fernab von jeglicher
Unwetterrelevanz.
In einem breiten Streifen, der von der westlichen Ostsee über den gesamten
Westen bis in den Südwesten Deutschlands reicht, sorgt leichter antizyklonaler
Einfluss für Absinken. Vor alldem südlich der westlichen Mittelgebirge sind auch
längere Aufheiterungen vorstellbar. Dort sowie nördlich der östlichen
Mittelgebirge sind Höchsttemperaturen zwischen 25 und 28 Grad zu erwarten,
wogegen in den anderen Gebieten 19 bis 24 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Donnerstag greift der Trog auf die mittleren Gebiete über,
wodurch nur noch der Osten und der äußerste Südosten an dessen Vorderseite
verbleiben. In Verbindung mit einem von Westen nachrückenden Bodenhochkeil
sollte sich dann trockenere und stabilere Luft auch in den östlichen
Landesteilen durchsetzen. Hierdurch dürfte die hochreichende Konvektion im Osten
und am östlichen Alpenrand zum Erliegen kommen.
Lediglich im Westen und Nordwesten können sich in Verbindung mit dem auf
Deutschland übergreifenden Trog einzelne Schauer entwickeln; Starkregen ist dort
unwahrscheinlich.

Donnerstag ... liegt Deutschland im Einflussbereich des o.g. Troges. Durch
diesen erfolgt von Nordwesten her und später auch auf die anderen Regionen
ausgreifend eine leichte Labilisierung, was im Nordwesten und im Norden
schauerartigen Regen, im Tagesverlauf auch einzelne Gewitter, aufkommen lässt.
Diese Niederschläge können dann auch auf Teile West- und Mitteldeutschlands
sowie auf den Mittelgebirgsraum übergreifen.
Auflockerungen und Aufheiterungen sind am ehesten im Süden (Donauregion und
etwas südlich davon, aber noch abgesetzt von den Alpen) sowie an der Küste
vorstellbar.
Reste der bisherigen feuchtlabilen Luftmasse lassen sich noch unmittelbar an den
Alpen finden, so dass dort, induziert durch den weiter ostwärts übergreifenden
Trog, ebenfalls einzelne Gewitter entstehen können. Diese weisen dann sehr
wahrscheinlich keinen unwetterartigen Charakter mehr auf.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 22 bis 27 Grad, wobei es in der Lausitz
und in Niederbayern am wärmsten wird. Unmittelbar an der See und in den
Mittelgebirgen bewegen sich die Temperaturen um 20 Grad.
In der Nacht zum Freitag entwickelt sich, ausgehend von dem Zentraltief nördlich
von Schottland, ein weiterer Trog. Dieser greift von den Britischen Inseln auf
die Nordsee über und induziert dort eine schwache Zyklogenese. Dies sorgt für
eine Gradientzunahme, so dass es an der Nordsee und vielleicht auch im
westlichen Bergland für warnrelevante Böen reicht. Wesentlich bedeutsamer ist
die im Nordwesten, Westen und auch in den mittleren Gebieten die Scherung
zunimmt (vor allem niedertroposphärisch), was organisiertere Strukturen
hochreichender Konvektion eher wahrscheinlich werden lässt. Hebung ist durch den
Trog ohnehin gegeben. Was fehlt, ist die tagesgangsbedingte Unterstützung, so
dass sich konvektive Erscheinungen in Grenzen halten sollten.

Freitag ... überquert dieser Kurzwellentrog bis Mittag den Norden und die Mitte
Deutschlands und schwenkt rasch weiter nach Polen. Im Süden ist der Trog dagegen
kaum auszumachen; vielmehr liegt dort eine leicht zyklonale Westströmung vor.
Schwacher antizyklonaler Einfluss lässt sich nur noch in Richtung Alpen
ausmachen. Daher sind im Süden und Südosten Auflockerungen und Aufheiterungen
auch am wahrscheinlichsten.
Durch den Kurzwellentrog und die nachfolgende zyklonale Westströmung (die
ebenfalls von kurzwelligen, jedoch so weit im Voraus nicht diagnostizierbaren
Kurzwellentrögen durchsetzt ist) kommt, gestützt durch den Tagesgang, im Norden
und in der Mitte erneut Konvektion bis hin zu kurzen Gewittern in Gang. Zum
Abend hin erreicht ein weiterer Kurzwellentrog, der vor allem im 700 hPa-Niveau
ausgeprägt ist, den Westen Deutschlands, wodurch dort vielleicht auch
organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion aufkommen können.
Vorderseitig verstärkt sich die Windgeschwindigkeit; im 700 hPa-Niveau werden
dann 30 bis 45 kt erreicht. Sollte es in Verbindung mit diesem Trog zu
Konvektion kommen, ist dann mehr Augenmerk auf Böen (die durchaus Sturmstärke
erreichen können) zu legen.
Im Süden sollte, abgesehen von einzelnen Gewittern zum Abend hin unmittelbar am
Alpenrand, kaum Konvektion zustande kommen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis 28, im Norden und Westen 19 bis 24
Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Allerdings lässt GFS Schauer und Gewitter am Donnerstag auch auf die südlichen
Teile Deutschlands übergreifen.
Hinsichtlich der von den heftigsten Gewittern betroffenen Regionen lässt sich
mit probabilistischen Verfahren wie COSMO-DE EPS oder hoch auflösenden Modellen
wie COSMO-DE, EU4 oder WRF nur eine sehr grobe Regionalisierung vornehmen. Und
wenn mehrere Modelle eine ähnliche Lage der intensivsten Niederschläge zeigen,
heißt das nicht, dass dort auch die höchsten Summen auftreten (wie das bisher
die Entwicklung in weiten Teilen von Baden-Württemberg bisher gezeigt hatte).
Nowcasting, vor allem mittels Radar, ist daher nach wie vor unverzichtbar.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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