SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 30.07.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht und am Sonntag im Süden teils kräftige Gewitter mit Unwettergefahr.
Auch sonst am Sonntag einzelne Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der S-SO-Flanke eines quasistationären
hochreichenden Tiefs über der südlichen Norwegischen See. Davon ausgehend
erstreckt sich ein kurzwelliger Höhentrog in Richtung Irland (18 UTC), der sich
im Laufe der Nacht via England zum Ärmelkanal verlagert. Vorderseitig dreht die
west-südwestliche Höhenströmung über dem Vorhersageraum etwas auf SW zurück,
wobei sie augenscheinlich ziemlich glatt konturiert zu sein scheint. Aufgrund
der diagnostischen Omegafelder
lassen sich im Lauf der Nacht zum Sonntag aber mehrere Maxima über
Süddeutschland (vornehmlich südlich der Donau) detektieren, die auf die Passage
sehr kurzwelliger Troganteile hindeuten. So verwundert es nicht, dass
insbesondere einige hochaufgelöste Modelle (die COSMOs von 12 UTC,
WRF/Modellzentrale von 00 UTC) mit kräftigen Gewittern reagieren, die vor allem
in der zweiten Nachthälfte von Frankreich und der Schweiz her in den SW
Baden-Württembergs ziehen, um sich bis Sonntagfrüh von dort ost-nordostwärts bis
in die südlichen Landesteile Bayerns auszubreiten.
Die erste Unwetterzelle, die am frühen Abend vom Kanton St.Gallen in die
westliche Bodenseeregion gezogen ist, stellt eine Art "homophone Ouvertüre" zur
nachfolgenden "Konvektivoper" dar, die aber wie gesagt wohl erst nach
Mitternacht so richtig in Schwung kommen wird. Aktuell ist die im Süden
positionierte Subtropikluft z.T. noch zu trocken, gebietsweise liegen die
Taupunkte nur bei 12 bis 14°C, was sich im Laufe der Nacht von SW her aber
ändern soll. Während die Hagelgefahr aufgrund zurückgehender CAPE-Werte abnimmt
und auch die Sturmwahrscheinlichkeit aufgrund nur schwacher bis mäßiger
Höhenwinde nicht überbordend hoch ist, liegt das Hauptaugenmerk auf dem
Starkregen. PPWs von über 30 mm bei gleichzeitig langsamer Verlagerung bzw. der
Gefahr des Zusammenwachsens von einzelnen Zellen bedingt eine hohe
Unwettergefahr mit Mengen von 25 bis 40 mm innert kurzer Zeit.
Zur Mitte und nach Norden hin gestaltet sich der nächtliche Ablauf zumindest aus
atmosphärischer Sicht vergleichsweise ruhig. Zwar lassen sich in der aktuellen
Analyse durchaus noch zwei Luftmassengrenzen finden - die südliche trennt die
erwähnte Subtropikluft im S/SO von erwärmter Meeresluft in der Mitte und im NO,
die nördliche Kaltfront die erwärmte Meeresluft von kühlerer und stabilerer
Meeresluft im äußersten NW -, die Wetteraktivität beschränkt sich im
Wesentlichen auf Schauer oder schauerartigen Regen (Westen). Zwar kann es an der
einen oder anderen Stelle auch noch mal blitzen, der Tagesgang lässt die
Gewitterwahrscheinlichkeit aber weiter abnehmen.
Dort, wo es längere Zeit aufklart, bildet sich lokal Nebel.

Sonntag ... verbleibt Deutschland auf der S-SO-Flanke des hochreichenden Tiefs
mit Drehzentrum über der südlichen Norwegischen See. Der o.e. erwähnte, sich vom
Höhentief nach Süden erstreckende Trog erreicht im Tagesverlauf von Westen her
den Vorhersageraum. Dabei wird die trogvorderseitige PVA durch vorlaufende KLA
teilkompensiert, so dass sich die dynamischen Hebungsantriebe in Grenzen halten.

Im Bodendruckfeld verbleibt Deutschland in einem gradientschwachen Umfeld,
trotzdem kommt die zum Tief über der Norwegischen See gehörige Kaltfront langsam
südostwärts voran. In der Nacht zum Montag dürfte sie die Alpen erreicht haben,
die sie aber nur unter Schwierigkeiten, möglicherweise auch nicht gänzlich
überquert.
Fakt ist, dass postfrontal ein Schwall erwärmter Meeresluft subpolaren Ursprungs
zunächst in die NW-Hälfte einströmt respektive einsickert, in der sich zunächst
im Norden, später auch in den mittleren Landesteilen Schauer entwickeln. Bei
ML-CAPE-Werten von 100 bis 400 J/kg, PPWs von 25 bis 30 mm oder knapp darüber)
und eher überschaubaren Höhenwinden sind zudem einzelne Gewitter möglich, die
mit Starkregen um 20 mm innert kurzer Zeit einhergehen können.
Im Süden und Südosten, schwerpunktmäßig aber nicht ausschließlich südlich der
Donau, treten in der präfrontal gelagerten, potenziell instabil geschichteten
Subtropikluft schon am Vormittag weitere Gewitter und schauerartige Regenfälle
auf. Bei PPWs über 30 mm ist dabei besonders mit Starkregen bis in den
Unwetterbereich zu rechnen (25-40 mm innert kurzer Zeit), während Hagel aufgrund
beschränkter CAPE-Werte (es fehlt der tagesgangbedingte Energieinput) weniger
wahrscheinlich, wenn auch nicht ganz ausgeschlossen ist. Sturmböen sind bei
kräftigeren Entwicklungen ebenfalls möglich, auch wenn sich die
Windgeschwindigkeiten in den Niveaus 850 bis 700 hPa mit etwa 20 bis 30 Kt in
Grenzen halten. Zum Abend hin deutet sich mit Fortschreiten der Kaltfront eine
allmähliche Wetterberuhigung von NW her an, auch wenn das konvektive Geschehen
nicht gänzlich zum Erliegen kommt.
Die Temperatur steigt im N und W auf 20 bis 24°C, sonst auf 23 bis 27°C.

In der Nacht zum Montag schwenkt der Höhentrog unter Konturverlust nach Osten
durch, wodurch die Höhenströmung zunehmend zonalisiert. Gleichzeitig steigt der
Luftdruck u.a. KLA-bedingt von Westen her an, was sich in Form eines schwachen
Hochkeils widerspiegelt. Im Süden ziehen sich Schauer und anfängliche Gewitter
mehr und mehr an den unmittelbaren Alpenrand zurück, wo es aber bis in die
Morgenstunden regnen kann (wahrscheinlich aber ohne Warnrelevanz).
Ansonsten kommt es vor allem in der ersten Nachthälfte im NO noch zu Schauern
oder kurzen Gewittern. Später konzentrieren sich einzelne Schauer auf den
unmittelbaren Küstenstreifen sowie die vorgelagerten Inseln. Im großen Rest des
Landes bilden sich bei längerem Aufklaren örtliche Nebelfelder.

Montag ... verschiebt sich das Drehzentrum des hochreichenden Tiefs auf das
norwegische Festland. Auf der Südflanke stellt sich über Deutschland eine
zonale, leicht zyklonal gekrümmte westliche Höhenströmung ein, in der keine
nennenswerten dynamischen Hebungsantriebe auszumachen sind. Im Bodendruckfeld
weitet sich der Hochkeil, der die Fortsetzung des Azorenhochs darstellt, noch
etwas nach Norden aus, so dass sich zur Mittagszeit quasi das ganze Land im
Bereich dieses Keils befindet.
Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass sich in Norddeutschland in
der eingeflossenen subpolaren Meeresluft insgesamt leicht wechselhaftes Wetter
mit einzelnen Schauern, vielleicht auch mal einem kurzen Gewitter einstellt.
Zur Mitte und nach Süden hin ist die Schauerneigung geringer, weil sich etwa
zwischen 800 und 700 hPa eine schwache Inversion bzw. Isothermie einstellt.
Vereinzelte Schauer entwickeln sich am ehesten über den Mittelgebirgen sowie in
unmittelbarer Alpennähe, vielerorts bleibt es aber ganztägig trocken. Dabei
scheint besonders südlich von Main und Mosel gebietsweise für längere Zeit die
Sonne. Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 19°C im äußersten N und rund
25°C im südlichen Oberrheingraben sowie am Hochrhein.

In der Nacht zum Dienstag schwenkt ein neuer Höhentrog von UK her in die
Nordsee. Vorderseitige WLA erfasst bis zum frühen Morgen den NW des Landes, wo
im Vorfeld einer sich von Westen nähernden Warmfrontwelle stratiformer Regen
einsetzt.
Im übrigen Deutschland bleibt es trocken, lokal bildet sich Nebel.

Dienstag ... schwenkt besagter Höhentrog relativ zügig über den Vorhersageraum
hinweg ostwärts. Aus dem Wellenscheitel der Warmfrontwelle entwickelt sich ein
flaches Tief, das zur Mittagszeit über Norddeutschland (00-UTC-Lauf), jetzt (12
UTC) über der Nordsee positioniert sein soll - soll deswegen, weil es durchaus
Modelle gibt, die die Entwicklung etwas anders einschätzen und nur einen
Bodentrog in den W bzw. NW projizieren (ECMF und GFS von 00 UTC).
Wie auch immer, mit dem Höhentrog gelangt indifferent bis leicht labil
geschichtete erwärmte Meereskaltluft in die Nordhälfte, in der die anfänglich
stratiformen Regenfälle zunehmend konvektiven Charakter annehmen. Die
Gewitterwahrscheinlichkeit bleibt bei Tageshöchstwerten von 19 bis 23°C
allerdings eher gering.
Nach Süden und Südosten hin erwärmt sich die gealterte Meeresluft gebietsweise
auf 25°C oder etwas darüber, wobei sich im Tagesverlauf einzelne Schauer oder
Gewitter entwickeln können.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird summa summarum ähnlich simuliert, auch wenn es
hinsichtlich des kommenden Dienstags noch ein paar Fragezeichen gibt. Es deutet
sich aber für weite Teile des Landes ein eher unbeständiger Tag an.
In Bezug auf die Gewitter in der kommenden Nacht sowie am Sonntag sei angemerkt,
dass auf die hochausgelösten Modelle nur bedingt Verlass ist was Timing und
räumliche Verteilung möglicher Gewitter angeht. Zum Teil stimmt schon die
abendliche Ausgangssituation mit den Gewittern im Süden nicht (EURO4 von 06 UTC,
WRF von 00 UTC), was nur bedingtes Vertrauen für die Kürzestfrist bzw. nahe
Kurzfrist versprüht. Am Ende läuft es ohnehin wieder auf das klassische Warnen
mit den üblichen Nowcastmethoden hin.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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