SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.07.2016 um 10.30 UTC



Wechselhafte Westwetterlage mit kurzem Hochsommereinschub in der zweiten
Wochenhälfte. Dann im Anschluss auch unwetterartige Gewitter möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 07.08.2016


Am Mittwoch... liegt Europa und damit auch das Vorhersagegebiet unter einer
recht glatten zonal orientierten Höhenströmung, die von einem recht kräftigem
Höhenjet in 300 hPa begleitet wird. Eingelagerte Tröge und Keile sind von ihrer
Amplitude her nur sehr flach. Das Hauptzentrum befindet sich bei den Britischen
Inseln, mit einem eigenständigen Tiefzentrum. Nahezu achsensenkrecht darunter
liegt dort auch das steuernde Bodentief. Das davon ausgehende Frontensystem
beeinflusst auch Deutschland.

Infolge der vielen kurzwelligen Anteile in der in der Zonalströmung ist auch das
zonal orientierte Frontensystem stark verwellt und weist mehrere Wellenköpfe
auf, die durch vorderseitige WLA zu einer Intensivierung der
Niederschlagsprozesse führt. Eine dieser Wellen beeinflusst aus der Nacht heraus
die Mitte und den Norden von Deutschland. Zum Nachmittag nehmen die
nachlassenden Niederschläge durch den nachfolgenden Kurzwellentrog konvektiven
Charakter an, wobei ein kurzes Gewitter auch nicht ganz ausgeschlossen werden
kann.

Südlich der Donau sorgt der Azorenhochkeil für weitgehend freundliches und
trockenes Wetter.

Entsprechend der zonalen Grundströmung ergibt sich beim Temperaturniveau eine
Zweiteilung mit 21 bis 25 Grad in der Nordhälfte und 25 bis 30 Grad in der
Südhälfte.

Am Donnerstag...bleibt die zonale Grundströmung weitgehend erhalten. Allerdings
ist auffällig, dass sich westlich der Britischen Inseln ein Trog stärker
amplifiziert. Damit dreht die Strömung über Mitteleuropa und damit auch
Deutschland stärker auf Südwest. Als Folge steigen die 850 hPa Temperaturen
deutlich an. Im Süden werden >15 Grad erwartet. Dementsprechend liegen die
Maxima abgesehen vom Nordwesten und Norden (dort 22 bis 25 Grad) zumeist im
sommerlichen bis hochsommerlichen Bereich zwischen 25 und 30, im Süden bis 33
Grad.

Das Frontensystem verläuft im Vergleich zum Vortag etwas weiter nördlich und
beeinflusst den Norden und Nordwesten mit zeitweiligen Niederschlägen. Entlang
und südlich der Front entwickeln sich im Tagesverlauf Schauer und auch Gewitter,
die durchaus auch kräftig ausfallen können. Dies gilt dann insbesondere für die
späten Abendstunden und die Nacht auf Freitag. Dann nähert sich der Trog in
mittleren und höheren Troposphärenniveaus an und sorgt für zusätzliche Hebung,
die auch zur Ausbildung einer präfrontalen Konvergenzzone führen kann. Details
sind natürlich noch unsicher ... in Anbetracht der Grundkonstellation ist vor
allem für die Westhälfte die Entwicklung einer Unwetterlage aber durchaus
denkbar.

Am Alpenrand stellt sich durch die auf Süd drehende Strömung eine Föhnlage ein,
mit Föhnsturm auf den Alpengipfeln.

Am Freitag... greift der markante Höhentrog allmählich auf den Westen über. Der
Osten und Südosten liegt noch auf der Trogvorderseite unter dem Zustrom
schwülwarmer Luftmassen bei einer Höhenströmung aus SSW. Je nach zeitlicher
Abfolge und der Möglichkeit für Einstrahlung kann sich die Luft in diesen
Regionen nochmals aufheizen, sodass dort zum Nachmittag nochmal kräftige und
unwetterartige Gewitter möglich wären. Nach der derzeitigen Phasenlage kommt die
Kaltfront allerdings rasch ostwärts voran, was unwetterartige Entwicklungen aus
jetziger Sicht eher unwahrscheinlich erscheinen lässt.

Auch im Rest des Landes muss immer wieder mit Schauern und auch einzelnen
Gewitter gerechnet werden, die der Marke "Kaltluft" zuzuordnen sind und vor
allem an den übergreifenden Höhentrog gekoppelt sind. Mit den Höhenwinden ist
auch mal eine stürmische Böe in den stärksten Entwicklungen im Norden denkbar.
Durch das Einfließen von erwärmter maritim geprägter Luft polaren Ursprungs
liegen die Maxima im Norden und Nordwesten auch nur noch zwischen 21 und 24
Grad.

Zu erwähnen ist noch der Alpenrand. Dort deutet sich nach Föhnzusammenbruch
länger anhaltender Regen an. Dieser kann durchaus auch in den Bereich der
markanten Dauerregenschwelle gelangen, vor allem wenn man konvektive
Verstärkungen mit einrechnet, die bei Frontenpassage durchaus wahrscheinlich
sind.

Am Wochenende... gestaltet sich das Wetter weiter wechselhaft. Vor allem am
Samstag muss unter Trogeinfluss mit verstärkter Schaueraktivität (und einzelnen
Gewittern) gerechnet werden, die durch den Azorenhochkeil nach Süden schwächer
ausfällt, als weiter nach Norden. Am Sonntag sorgt ein Höhenrücken insgesamt für
eine Stabilisierung. Allerdings wird der eher flache Rücken von WLA überlaufen.
Eine damit in Verbindung stehende Warmfront sorgt in der Nordhälfte für
zeitweise stärkere Bewölkung und im äußersten Norden auch ein paar Tropfen.

In der erweiterten Mittelfrist... setzt sich die Westwetterlage fort.
Freundliche Abschnitte werden abgelöst von wechselhaftem Wetter. Je nach
Phasenlage ergibt sich auch beim Temperaturniveau ein Wechsel von mal wärmeren,
mal kühleren Abschnitten. Ein längerer beständiger Witterungsabschnitt ist
zunächst nicht in Sicht.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Grundsätzlich zeigt der jüngste ECMW-Lauf die Entwicklung der Großwetterlage
ähnlich wie auch seine Vorläufe. Allerdings ist auch klar, dass die Modelle bei
einer recht glatten Grundströmung mit nur flachen Trögen so ihre Schwierigkeiten
haben. Dementsprechend ergeben sich von Lauf zu Lauf auch immer gewisse
Unterschiede bei der genauen Phasenlage der Niederschlagsschwerpunkte. Diese
damit einhergehende verstärkte Unsicherheit im mittelfristigen Vorhersagebereich
gilt es natürlich zu berücksichtigen.

Auffällig ist, dass der sich von Westen nähernde Höhentrog in der zweiten
Wochenhälfte von Lauf zu Lauf immer stärker ausgebremst und seine Amplitude
verstärkt wird. Damit würde Deutschland länger auf der Vorderseite verbleiben
und deutlich wärmere Luftmassen advehiert, als das noch von den Vorläufen
gezeigt wurde. Klar ist damit aber auch, dass mit dem jüngsten ECMW-Lauf auch
das Potential für unwetterartige Entwicklungen ab dem Donnerstagnachmittag
gestiegen ist. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die oben angesprochene Problematik ergibt sich natürlich auch, wenn man die
verschiedenen Globalmodelle miteinander vergleicht. So ergeben sich gewisse,
meist kleine Unterschiede bei der Niederschlagsintensität und der genauen
zeitlichen Abfolge. Abgesehen davon lässt sich aber die beschrieben
Großwetterlage in allen Modellen wiederfinden.

Vor allem GFS ist auch am Donnerstag und Freitag auf der Spur von ECMW mit dem
stärker amplifizierten und sich nähernden Höhentrog. ICON passt diesbezüglich
allerdings nicht ins Bild. Die Höhenströmung ist viel flacher und ein sich
amplifizierender Trog lässt sich, wenn überhaupt, erst viel weiter stromaufwärts
finden. Allerdings scheint die ICON-Version eher unrealistisch. Auch andere
externe Modelle wie UKMO, JMA und GEM stützten eher das Szenario von ECMW.

Am Wochenende und bis zum Ende der Mittelfrist bleibt das amerikanische Modell
ziemlich nahe an der Version der Europäer. Und auch die anderen Modell
betreffende lassen sich abgesehen von der ICON-Version keine erwähnenswerte
Auffälligkeiten finden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMW-Ensembles zeigen bis einschließlich Mittwoch einen
recht engen Verlauf und damit auch einen eher geringen Spread was die Temperatur
in 850 hPa und das Geopotential in 500 hPa betrifft. Bei den
Niederschlagssignalen lassen sich die Phasenunterschiede und die Stärke der
Maxima allerdings gut erkennen. Allein zwischen Haupt- und Kontrolllauf ergeben
sich größere Unterschiede. Während der Hauptlauf das Maximum eher am Vormittag
sieht, hat der Kontrolllauf ebenso am Nachmittag noch einiges an Niederschlag in
der Prognose.

In der zweiten Wochenhälfte ergibt sich dann auch bei den grobskaligen
Modellfeldern (T850, H500) eine größere Streubreite, wenngleich das Mittel eine
Orientierung zeigt, die mit Haupt- und Kontrolllauf in gutem Einklang ist.
Festzuhalten bleibt, dass der Großteil der Unsicherheit darin besteht, wie warm
es am Donnerstag tatsächlich wird und wie schnell und intensiv die Abkühlung
danach erfolgt.

Bei der Clusterung werden für den Zeitraum +120 h (Freitag) bis +168 h (Sonntag)
zwei Cluster angeboten. Diese beiden unterscheiden sich signifikant in der
Amplitude des Troges. Cluster 1 (27 Member + Kontrolllauf) zeigt das oben
beschriebene Szenario mit einer starken Amplifizierung und Trogpassage. Cluster
2 (24 Member + Hauptlauf) zeigt einen deutlich flacheren Trog, wobei Deutschland
auch die ganze Zeit trogvorderseitig bleibt. Dieses Szenario würde eher der
Version von ICON entsprechen. Allerdings ist nicht verständlich warum gerade der
Hauptlauf dort eingeordnet wird.
Im Zeitraum +192 h (Montag) bis + 240 h (Mittwoch) wird die Maximalzahl von 6
Membern angeboten. Dies belegt, dass eine Vorhersage über das Wochenende hinaus
nicht möglich ist, außer der Aussage, dass es weiter wechselhaft bleibt.

Das Ensemble des GFS zeigt ein ähnliches Unsicherheitsbild. Die Mehrzahl der
Member ist für den Donnerstag auf Hochsommerkurs. Es gibt aber vereinzelt
Lösungen, die es weniger heiß angehen. Ab dem Wochenende nimmt die
Schwankungsbreite zu. Schon am Sonntag laufen Haupt- und Kontrolllauf deutlich
auseinander, ehe ab Montag eine Prognose nicht mehr möglich ist.

Fazit: Die kurze Hochsommerphase mit anschließender potentieller Unwetterlage am
Donnerstag/Freitag ist aus aktueller Sicht am wahrscheinlichsten, wenngleich
auch noch nicht sicher. Danach setzt sich die Westwetterlage wie sie auch zu
Beginn der Mittelfrist aktiv ist, weiter fort. Eine Prognose über das Wochenende
hinaus ist nicht möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zunächst gibt es abgesehen von einzelnen Sturmböen in den Kammlagen der
Mittelgebirge keine markanten Wettererscheinungen.

Am Donnerstag und in der Nacht auf Freitag sind in der Westhälfte kräftige
Gewitter bis hin zu Unwettern möglich. Am Freitag sind auch im Südosten und
Osten nochmal kräftige Gewitter möglich. In den Alpen stellt sich Föhnsturm ein.
Im Laufe des Freitags bricht der Föhn dann zusammen und am Alpenrand ist im
Anschluss Dauerregen möglich.

Am Samstag muss im Trogsektor in der Nordhälfte mit einzelnen Gewittern
gerechnet werden, die aufgrund der von einzelnen Sturmböen als
Begleiterscheinung auch markant ausfallen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMW-Ensemble, MOS-ECMW
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer

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