SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 21.06.2016 um 10.30 UTC



Anfangs heiß bis sehr heiß, teils mit schweren Gewittern. Ab Samstag
Temperaturrückgang, mit allmählich zurückgehendem Unwetterpotenzial von Westen.
Ab Wochenbeginn überwiegend Wetterberuhigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 28.06.2016


Am Freitag befindet sich Deutschland nach wie vor auf der Vorderseite eines
langgestreckten Troges auf dem nahen Ostatlantik, mit einer südlichen bis
südwestlichen (Höhen-)Strömung gelangt dabei sehr warme Luft mit
850hPa-Temperaturen von 15 bis 20, im Süden/Südosten teils über 20 Grad ins
Vorhersagegebiet. Die Kaltfront eines Tiefs über der nördlichen Nordsee kommt
nur zögerlich voran, die heißeste Luft wird aber im Laufe des Tages über den
östlichen Landesteilen erwartet. Entscheidender für den Wetterablauf ist, dass
sich präfrontal eine Tiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz gebildet hat,
die sich im Tagesverlauf ostwärts und damit in die Mitte Deutschlands verlagern
wird, zum Abend hin wird langsam auch der Osten erreicht. Im Bereich der
Konvergenz/Tiefdruckrinne ist die Luftmasse sehr labil und feucht (ppw-Werte im
Westen über 30, im Nordwesten teils über 40 mm), so dass es zu kräftigen, teils
unwetterartigen Gewitter kommt.

Am Samstag erreicht die Kaltfront den Westen, im Osten liegt noch die
Tiefdruckrinne mit eingelagerter Konvergenz, die sich im Tagesverlauf weiter
nach Osten und damit nach Polen verlagert. Die Trogachse liegt nach wie vor noch
westlich unseres Vorhersagegebietes und wir damit weiterhin auf der
Trogvorderseite mit gewissem Hebungsantrieb. Im Bereich der Kaltfront kommt es
demnach auch zu Schauern und Gewittern, die kräftigeren Entwicklungen, teils bis
in den Unwetterbereich, werden aber im Bereich von Tiefdruckrinne und Konvergenz
im Osten und Südosten zu erwarten sein. Von Westen sickert wieder kühlere Luft
mit 850hPa-Temperaturen zwischen 5 und 10 Grad ein, nach Süden und Osten lagert
noch länger die recht warme (um 15 Grad in 850 hPa) und feuchte (teils mit
ppw-Werten um 40 mm) Luftmasse.

Besonders nach Süden hin verlagert sich die Kaltfront nur zögerlich, so dass sie
auch am Sonntag noch über dem Süden und vor allem dem Alpenraum liegt und dort
für teils konvektive, teils aber auch andauernde Niederschläge sorgen dürfte.
Von Seiten der Höhenströmung liegt Deutschland im Bereich eines nun eher flachen
Höhentroges, dessen Achse diagonal über Deutschland von Südwest nach Nordost
verläuft. Auf der schwachen Vorderseite kann es zu Schauern und Gewittern
kommen, deren Intensität lokal noch mal kräftig sein kann. Das Unwetterrisiko
nimmt im Vergleich zu den Vortagen aber voraussichtlich ab. Am Boden streckt
sich allmählich ein Keil des Azorenhochs Richtung Nordwestdeutschland und sorgt
dort zumindest vorübergehend für Wetterberuhigung.

Am Montag und Dienstag beeinflusst ein recht breit angelegter Langwellentrog mit
kurzwelligen Anteilen vor allem die nördlichen Landesteile. Damit einher geht
eine Tiefdruckzone im Bodenniveau, deren Fronten dem Norden leicht wechselhaftes
Wetter mit zeitweiligen, überwiegend schauerartigen Niederschlägen bringen
können. Örtlich sind auch Gewitter denkbar. Insgesamt ist die Wetterwirksamkeit
durch den leicht ansteigenden Luftdruck von Westen aber nicht ganz so hoch. Nach
Süden hin lagern noch Reste der Luftmassengrenze, die insbesondere im Alpenraum
noch für schauerartigen Regen, evtl. auch einzelne Gewitter sorgt.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum von Mittwoch bis Freitag deutet sich unter
leichtem Hochdruckeinfluss weitgehend störungsfreies Wetter an. Kleine
Schönheitsfehler sind dabei am ehesten ganz im Norden in der Nähe des
Langwellentroges mit eventuell kurzwelligen Anteilen sowie ganz im Süden/in
Alpennähe in etwas wärmerer/feuchterer Luftmasse zu finden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellsten 00 UTC-Laufes des EZMW zu seinen Vorläufen kann
im gesamten Zeitraum als sehr gut beschrieben werden. Es gibt lediglich kleinere
Phasenunterschiede zwischen den Modellläufen, die Grundstrukturen sind aber
ziemlich identisch.
Natürlich liegt der Teufel im Detail und die genaue Lage der Konvergenz am
Freitag und auch am Samstag im Osten mit den zu erwartenden
Gewitter-/Unwetterschwerpunkten bleibt demnach noch abzuwarten.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Sowohl ICON als auch GFS zeigen bis einschließlich Samstag sehr ähnliche
Grundstrukturen und auch der zeitliche Ablauf zeigt zu Beginn des
Mittelfristzeitraumes keine signifikanten Neuerkenntnisse.
Ab Sonntag simulieren dann aber sowohl ICON als auch GFS einen noch etwas
markanteren Trog über Westeuropa als EZMW, der im weiteren Verlauf dann auch mit
seiner Achse auf Deutschland übergreift. Damit wäre dann die Kaltfront am
Sonntag einer langsameren Verlagerung nach Osten unterworfen und es müsste in
dieser Version auch zu Wochenbeginn mit mehr Niederschlägen als vom EZMW
angedacht, gerechnet werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für den ersten Prognosezeitraum von Freitag
bis Samstag (+72 bis +96 h) 4 Cluster, wobei der erste Cluster mit 22 Membern,
in den auch der Haupt- und Kontrolllauf eingruppiert wird, der am stärksten
besetzte Cluster ist. Die 3 anderen Cluster sind mit 12, 11 bzw. 6 Membern
bestzt. Alle Cluster zeigen eine Blockierung mit einem Rücken über Mittel- und
Osteuropa. Die Unterschiede liegen in der Simulation des westeuropäischen
Troges, der zum Teil etwas markanter, sprich weiter nach Süden ausgreifend,
prognostiziert wird. Das scheint aber keine größeren Auswirkungen auf die
Prognose der Tiefdruckrinne, in die die Konvergenz eingelagert sein soll, zu
haben. Daher ergeben sich wohl kaum prognoserelevanten Unterschiede und auf
jeden Fall kein grundsätzlich anderes Szenario.
Im Folgezeitraum von Sonntag bis Dienstag (+120 bis +168 h) werden 3 Cluster mit
20, 17 und 14 Membern angeboten, dabei befinden sich der Haupt- und Kontrolllauf
in Cluster 1. Cluster 2 und 3 behalten eine Blockierung bei, die allerdings
unterschiedlich ausgeprägt ist (Cluster 2 mit einem eher flachen Hochkeil über
Mitteleuropa, Cluster 3 mit einem kräftigen Keil über Osteuropa). Cluster 1 mit
dem deterministischen Lauf stellt auf eine Lage mit positivem NAO um, bei dem
Deutschland wieder eher in eine zyklonale West- bis Nordwestlage gerät.
In der erweiterten Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag (+192 bis +240 h) werden
4 Cluster (mit 20, 12 (inkl. Haupt- und Kontrolllauf), 11 und 8 Membern)
angeboten, die nahezu alle eine zyklonale Westlage zeigen. Cluster 4 zeigt
ebenfalls eine zyklonale Westlage, in dem die Frontalzone im Vergleich zu
Cluster 1 und 2 aber deutlich weiter nördlich verläuft und demnach für die
südlichen Teile Deutschlands ein eher antizyklonalen Charakter suggeriert.
Cluster 3 simuliert eine eher zyklonale Südwestlage mit einem blockierenden
Höhenkeil über Osteuropa. In dieser Konstellation würde voraussichtlich wieder
mit einem steigenden Temperaturniveau zu rechnen sein.

Die Rauchfahne von Offenbach stützt die Aussagen des deterministischen
EZMW-Laufes insofern, dass sowohl die 850hPa-Temperatur als auch das
Geopotenzial in 500 hPa bis einschließlich Samstagmittag gut gebündelt sind. Ab
Samstagmittag wird der Spread zunehmend größer. Sowohl der Haupt- als auch der
Kontrolllauf liegen recht nah beieinander und spiegeln eine Lösung wieder, die
von vielen Membern getragen wird. Es scheint also recht klar, dass das
Temperaturniveau beginnend ab Freitagabend von Westen wieder zu sinken beginnt
und sich dann in 850 hPa auf Werte um oder leicht unter 10 Grad einpendelt. Der
Niederschlagsschwerpunkt wird vom ENS des EZMW auf den Freitag und Samstag
gelegt.
Auch das Ensemblesystem des GFS lässt die 850 hPa-Temperatur im Laufe des
Wochenendes bzw. von Freitag aus von Werten nahe 20 Grad auf etwa das
30-Jahres-Mittel knapp unter 10 Grad zurückgehen. Deutliche
Niederschlagsschwerpunkte zeichnen sich ab Freitag und für das Wochenende ab,
nachfolgend geht das Regenrisiko wieder deutlich zurück.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt für Freitag in der Osthälfte und insbesondere den Nordosten
deutliche Signale für überdurchschnittliche Temperaturen.

Signale für kräftigeren Regen finden sich im EFI am Freitag für den Nordwesten
und Westen, am Samstag für den Süden und Südosten. Auch COSMO-LEPS und EZMW-EPS
zeigen im Zusammenhang mit der Konvergenz und möglichen unwetterartigen Gewitter
vor allem in Bezug auf Starkregen Signale für Freitag in der Westhälfte, am
Samstag in der Mitte und vor allem in der Osthälfte, am Sonntag bei
zurückhängender Kaltfront noch vor allem im Südosten/südlich der Donau. Größerer
Hagel ist ebenfalls möglich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger

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