SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.06.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Erst in der Nacht zum Mittwoch Gewitter mit Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt ein LW Trog über dem Osten von Deutschland und seine Achse
verlagert sich bis morgen früh nach Polen. Dahinter befinden wir uns dann in
einer relativ glatten westlichen Strömung. Im Bodendruckfeld wird der Norden in
der Nacht von einem stark okkludierten Frontensystem überquert. In der Mitte
wird die Front zurückgehalten und sie erstreckt sich daher am Morgen in etwa vom
nordwestlichen Polen über Brandenburg und Thüringen bis in die Pfalz. Weiter im
Süden dominiert dagegen der Keil des ostatlantischen Hochs und sorgt dort für
ruhiges und meist niederschlagsfreies Wetter. Weiter im Norden kommt es im
Frontbereich zu Schauern, u.U. auch zu einzelnen kurzen Gewittern. Der Wind
nimmt im Frontbereich zu, Warnschwellen werden aber voraussichtlich nur in den
Gipfellagen der Berge überschritten. Er lässt aber im Verlauf der Nacht dann
wieder nach. In den Frühstunden kann es im Bereich der Mittelgebirge örtlich
Nebel bilden.


Dienstag ... kommt es über UK/Irland und der Biskaya zu einer Austrogung, was
bei uns ein leichtes Rückdrehen der Höhenströmung auf SW zur Folge hat. Dabei
überquert ein flacher Kurzwellenrücken den Vorhersageraum nordostwärts, der
nicht nur die letzten Schauer aus dem O und NO aus dem Land treibt, sondern auch
sonst für leichten Zwischenhocheinfluss sorgt. In den mittleren Landesteilen
lassen sich in zonaler Exposition aber noch Reste der o.e. Luftmassengrenze
finden, die die frisch in die nördlichen Landesteile eingeflossene erwärmte
Meeresluft (T850 um 5°C) von der gealterten Mischluft (T850 um 10°C) im Süden
trennt.

Wettertechnisch lässt sich Deutschland in drei Zonen aufteilen: einem wechselnd
bewölkten Nordbereich mit wenigen Schauern und Maximumtemperaturen um, im
Binnenland auch etwas über 20°C. Über der Mitte schließt sich ein bis nach
Süddeutschland reichender Streifen mit stärkerer Bewölkung (aber auch einigen
Lücken) an, aus denen hier und da auch noch ein paar Tropfen fallen können bei
komfortablen Tmax von 19 bis 25°C. Ausgelöst durch am Nachmittag von Westen
einsetzende WLA - hier kündigt sich das nächste Frontensystem an - nimmt die
Bewölkung später allgemein zu. Bliebe noch ein (präfrontaler) Streifen zu
erwähnen, der etwa südlich der Donau anzusiedeln ist, in dem sich häufig die
Sonne zeigt und die Temperatur auf 23 bis 26°C, lokal vielleicht bis zu 27°C
steigt.

In der Nacht zum Mittwoch zieht ein kleines Randtief, das am Mittag noch dicht
bei Irland gelegen hat, über England hinweg in die westliche Nordsee. Der
korrespondierende KW-Trog steuert via Nordsee auf Norddeutschland zu. Auch das
zugehörige, o.e. Frontensystem nähert sich dem Vorhersageraum und dürfte in den
frühen Morgenstunden auf die westlichen Landesteile übergreifen bzw. Teile des
Nordwestens vielleicht schon überquert haben. Rasch nach NO abziehende WLA in
Verbindung mit trogvorderseitiger PVA (ausgeprägter diffluenter Ausgang) sorgen
für ausreichend Hebung, die im Norden sowie in Teilen der Mitte in stratiforme,
später aber zunehmend konvektiv durchsetzte Niederschläge münden. Zwar deuten
sich nach jetzigem Stand in der Fläche keine signifikanten oder etwa
warnwürdigen Regenmengen an, gleichwohl sind in schauerartigen Verstärkungen
oder Gewittern lokale Starkregenereignisse (PPWs bis 30 mm, teils darüber)
möglich.
Zwar hält sich die Labilität der gehobenen Luftmasse in Grenzen, auf der anderen
Seite liegen aber günstige Scherungsbedingungen vor (hohe
Geschwindigkeitsscherung, unten starke Richtungsscherung von SO auf SW), die die
Wahrscheinlichkeit organisierter Konvektion deutlich ansteigen lässt. Auch die
Ausbildung einer präfrontalen Böenlinie ist nicht ausgeschlossen. Die deutsche
Modellkette gibt immerhin einen Hinweis darauf. An der Böenlinie werden
850-hPa-Winde von bis zu 40 Kt im Zusammenhang mit einem Jet simuliert, sodass
dort Sturmböen auftreten können. Bei zunehmend sinkendem HKN und den genannten
Scherungsbedingungen wären sogar die Bedingungen für einen Tornado gegeben, ohne
an dieser Stelle den Teufel an die Wand malen zu wollen.
Unabhängig davon frischt der vorübergehend auf SO-S rückdrehende, später wieder
auf SW drehende Wind an der Nordsee sowie in einigen Hochlagen (Westen, Norden)
böig auf mit Spitzen 7 Bft, exponierte Höhenlagen auch darüber.

Die südlichen Landesteile bleiben von den geschilderten Prozessen unbeleckt,
dort steht eine ruhige Nacht auf der Karte.


Mittwoch ... zieht der KW-Trog über den NO in Richtung Ostsee ab und es stellt
sich eine relativ flotte und glatt konturierte west-südwestliche Höhenströmung
ein. Das erwähnte Randtief zieht in Richtung südnorwegische Küste, wodurch die
Okklusion bzw. Kaltfront über Norddeutschland rasch ostwärts schwenkt. Vor allem
am Vormittag kommt es im Norden und Nordosten, partiell auch noch in der Mitte
zu teils schauerartigen Regenfällen und Gewittern, die aber mehr und mehr
nordostwärts abziehen. Besonders im NO sind dabei anfangs auch noch organisierte
Strukturen (linienartig) möglich (Sturmböen, aber auch Starkregen), bevor die
Wahrscheinlichkeit dafür im Tagesverlauf bei abnehmender Gewitterneigung immer
geringer wird. Abgesetzt von der Konvektion weht mit Ausnahme des Südostens ein
mäßiger bis frischer SW-Wind und vor allem in den Kammlagen der Gebirge sowie im
Norden gibt es Böen der Stärke 7 Bft. In exponierten Kamm- und Gipfellagen kann
es auch stürmische Böen (8 Bft) geben.

Im Süden und Südosten sorgt leichter Hochdruckeinfluss für reichlich
Sonnenschein, der die mittlerweile auch niedertroposphärisch wieder wärmere Luft
(südlich der Donau bis zu 15°C in 850 hPa nach ICON) auf 25 bis 28°C, lokal
vielleicht nahe 30°C erwärmt.


Donnerstag ... befinden wir uns dann knapp südlich eines umfangreichen
Langwellentroges über dem Nordostatlantik in einer südwestlichen bis westlichen
Höhenströmung. Der Norden wird von der Okklusion eines Tiefs vor Südnorwegen
überquert, die dort für Regen oder Regenschauer sorgt, die von den Mengen her
jedoch weit unter den Warnschwellen bleiben. Im Süden befinden sich weiterhin
die Reste des Frontensystems des Tiefs, das mittlerweile über Finnland liegt.
Dies bewirkt im Südosten weitere Schauer und Gewitter, wobei bei PPW Werten von
25 bis 30 mm mit Starkregen gerechnet werden muss.

Anfangs kommt es im Zusammenhang mit dem Durchschwenken der Okklusion im
Nordseeküstenbereich zu starken, auf den Nordseeinseln auch stürmischen Böen.
Der Wind flaut im Tagesverlauf jedoch ab. Lediglich in exponierten Gipfellagen
sind vereinzelt noch Böen der Stärke 7 oder 8 möglich.

Die Tageshöchsttemperaturen steigen auf 19 Grad an der Küste und bis auf 24 Grad
im Binnenland. In der Lausitz und in Odernähe werden vereinzelt über 25 Grad
erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Insgesamt liefern die Modelle ein recht einheitliches Bild über den erwartenden
Wetterverlauf. Unsicher ist dagegen noch die Entwicklung in der Nacht zum
Mittwoch.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)