SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.06.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Nordwesten nachlassende Gewitter. In der Nacht und morgen Vormittag im
Südosten Dauerregen. An der Nordsee morgen windig.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich ein Höhentief über der Deutschen Bucht, von dem aus
ein recht scharfer Trog nach Süden gerichtet ist, dessen Achse das
nordfranzösische Lille, worauf derzeit die hauptsächliche Aufmerksamkeit
gerichtet ist, schon überquert hat. Sie liegt nämlich über Benelux und
Ostfrankreich und damit noch knapp außerhalb unseres Vorhersagegebietes. Durch
vorlaufend kräftige PVA hat sich aber Schauerstaffeln gebildet, die derzeit den
Westen und Nordwesten Deutschlands überqueren und auch einige Blitze
produzieren. Der Trog ist mit recht kalter Luft angefüllt (knapp unter -20 Grad
in 500 hPa), was von Westen her wieder für Labilisierung sorgt. CAPE-Werte von
meist 100 bis 200 J/kg reichen durchaus für kräftige Schauer mit mitunter auch
kleinem Hagel. Da auch die Zuggeschwindigkeit nicht besonders hoch ist, kann es
auch stellenweise für Starkregen über 15 l/qm in kurzer Zeit reichen. Bodennah
herrscht nur eine mäßig starke westliche Strömung zwischen einem Keil des
obligatorischen Azorenhochs und tiefem Luftdruck über dem gesamten Nordwesten
Europas. Mit dieser gelangt rückseitig der nach Osten abgezogenen Kaltfront
mäßig warme Luft nach Mitteleuropa, wobei in 850 hPa die 10-Grad-Isotherme noch
in den östlichen Mittelgebirgen hängt, während im Nordwesten schon die 5-Grad
Isotherme vor der Tür steht. In dieser Luftmasse herrscht - abgesehen vom schon
erwähnten Nordwesten - aufgrund von KLA Absinken vor, so dass die Schichtung in
der mittleren Troposphäre stabil ist und Schauer damit unterdrückt werden. Ganz
im Südosten herrscht noch dichtere Bewölkung und stellenweise fällt auch etwas
Regen.

In der Nacht zum Montag verlagert sich der vor allem in 500 hPa markante Trog
weiter ostwärts, wobei sich das Höhentief über der Nordsee allmählich einem
großräumigeren Trogkomplex über dem Nordatlantik angliedert. Zudem wird die
Höhenkaltluft allmählich aufgezehrt, so dass zusammen mit dem Tagesgang die
Labilität im Trogbereich in der Nacht deutlich nachlässt. In der Folge schwächen
sich die Gewitter auf ihrem Weg nach Osten ab und über Ostdeutschland reicht es
dann gegen Morgen kaum noch zu Schauern. Auf der Rückseite des Troges kommt aber
mit westlicher Strömung rasch WLA auf, was im Westen zu allmählich aufziehender
mehrschichtiger Bewölkung führt. Zu Niederschlagsprozessen sollte es aber dort
noch nicht reichen. Dafür aktiviert die recht scharfe Trogspitze die immer noch
südlich der Alpen liegende Kaltfront wieder und auf deren kalter Seite setzen
anhaltende Regenfälle ein, die über den Südosten Bayerns ziehen. Dabei können
vor allem in Niederbayern innerhalb von 12 Stunden durchaus gebietsweise über 25
mm zusammenkommen, was von GFS, Cosmo-EU, ICON-EU, Euro4 und Cosmo-DE so gesehen
wird, nicht dagegen von EZMW. Schwache Hinweise kommen auch von Cosmo-LEPS.
Dementsprechend wurde eine Dauerregenwarnung für Teile Südostbayerns ausgegeben.
Zwischen den Schauern im Norden und Nordwesten und dem Regen im Südosten bleibt
es in weiten Regionen in der Nacht niederschlagsfrei und wird teils auch klar.
Vor allem Richtung Südwesten können sich bei dort etwas schwächerem Gradienten
und reichlich vorhandener Bodenfeuchte flache Nebelfelder bilden.

Montag ... zieht der Kurzwellentrog rasch nach Osten ab, nachfolgend stellt sich
nach einem sehr kurzwelligen Rücken wieder eine eher zyklonale Kontur der
Höhenströmung ein. Im Prinzip haben wir es dann mit einer klassischen zyklonalen
Westlage zu tun. Mit dieser ziehen die Regenfälle im Südosten ostwärts ab,
allerdings erreicht am frühen Nachmittag das okkludierte Frontensystem des
Nordatlantiktiefs den Nordwesten Deutschlands. Damit erreichen dichte Wolken und
leichte Regenfälle bis zum Abend den gesamten Nordwesten Deutschlands. Auf der
Rückseite der Okklusion wird die zuvor recht stabile Atmosphäre wieder etwas
labilisiert, so dass es dort zu Schauern kommt, Blitz und Donner dürften aber
die Ausnahme bleiben. Ebenso besteht auch die Möglichkeit, dass im Bereich das
nach Osten abziehenden Troges im äußersten Osten um die Mittagszeit noch ein
einzelnes Gewitter auftritt. Bei Euro4 (06-UTC-Lauf) ist dies im östlichen
sächsischen Bergland zu sehen, die anderen Modelle zeigen aber kaum etwas. Da
sich die WLA auf der Vorderseite der Okklusion abschwächt bzw. kaum aufs
Binnenland übergreift, wird in weiten Teilen Deutschlands die NVA auf der
Rückseite des Troges für vorübergehendes Absinken sorgen, so dass es in einem
breiten Streifen vom Südwesten bis zum Nordosten recht freundliches und
trockenes Wetter geben wird, das sich am Nachmittag auch im Südosten durchsetzt.
In der recht feuchten Grundschicht können sich aber unterhalb einer zwischen 800
und 900 hPa erwarteten Inversion einige Achtel Quellbewölkung bilden. Noch ein
Wort zum Wind: Dieser kommt aus Südwest bis West und frischt vor allem im Norden
im Bereich der Okklusion etwas auf, für Böen Bft 7 dürfte es vor allem an der
Nordsee und an der westlichen Ostsee reichen. Im Süden ist der Wind generell
schwächer.

In der Nacht zum Dienstag überquert die zunehmend Kaltfrontcharakter annehmende
Okklusion den Norden Deutschlands ostwärts, kommt aber im Süden nur schlecht
ostwärts voran, so dass sie am Morgen in etwa auf einer Linie Oberlausitz-obere
Donau liegt. An ihr kommt es weiterhin zu leichten Regenfällen, im Nordosten bei
leichter Labilität auch zu Schauern und einigen Gewittern. Hierzu liefert auch
ein neuer, rasch von Westen heranziehender Kurzwellentrog Unterstützung. Der
Wind dürfte außerhalb der Gewitter allenfalls noch in exponierten Lagen der
Ostseeküste Bft 7 erreichen, Richtung Süden weht er ohnehin recht schwach. Im
äußersten Süden bleibt es vor der Front noch teils gering bewölkt, auch auf der
Rückseite lockern die Wolken in der Nacht im Nordwesten wieder auf.

Dienstag ... kommt es zu einer Austrogung im Bereich der Britischen Inseln,
womit die Höhenströmung bei uns auf Südwest dreht. Vom Azorenhoch wird der bei
uns liegende Keil abgespalten und zieht als Zwischenhoch über unser Land hinweg.
Folglich sind auch die Windverhältnisse schwach und der Wind dreht teils auf
südliche und östliche Richtungen. Zudem verringert sich die Wetteraktivität an
der Front im Süden weiter und es bleibt höchstens noch ein Band stärkerer
Quellbewölkung übrig. Der Temperaturgegensatz bleibt aber erhalten. Im Nordosten
ziehen die letzten Schauer hinter der Front und mit der abziehenden
Kurzwellentrog am Vormittag nach Osten ab, so dass dort später die Sonne heraus
kommt. Am Nachmittag greift aber von Westen rasch wieder mittelhohe und hohe
Bewölkung über, die Warmluftadvektion geschuldet ist. Diese kommt auf der
Vorderseite eines Randtiefs auf, das zu dem britischen Trog gehört. Für
Niederschlagsprozesse sollte es aber noch nicht reichen. Am meisten Sonne wird
südlich der Donau - also südlich der inaktiven Kaltfront - erwartet, was den
Erhalt des Temperaturgradienten an derselben unterstützt. So werden im Süden
dann auch Höchstwerte von 23 bis 26 Grad erwartet, sonst nur 19 bis 24 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das Randtief zusammen mit einem Kurzwellentrog
in die Nordsee. Die zugehörige Kaltfront weist im Norden eine recht hohe
Zuggeschwindigkeit auf und zieht rasch über den Nordwesten hinweg. Über der
Mitte hängt sie dagegen stark zurück. Im Norden kommt es vor der Kaltfront
aufgrund von kräftiger WLA zu flächendeckendem leichtem bis mäßigem Regen, dabei
werden aber keine Warnschwellen erreicht. Auf der Rückseite der Kaltfront kommt
es im Bereich des Kurzwellentroges zu leichter Labilisierung. Zudem sorgen PVA
auf der Vorderseite des Troges sowie der linke Ausgang eines von Westen
übergreifenden Jetsstreams für Hebungsantrieb, so dass es durchaus zu
organisierter Konvektion kommen kann, wofür auch hohe Geschwindigkeits- und
Richtungsscherung spricht. Der Wind kommt nämlich anfangs bodennah aus Südost,
weil die Kaltfront auf der Südflanke des Tiefs viel schneller voran kommt als
der Tiefkern selbst. Somit kann es im Nordwesten durchaus zu einer Squallline
mit Gewittern und Sturmböen (Wind in 850 hPa bis 70 km/h) kommen. Auch Tornados
können bei diesen dynamischen Voraussetzungen und bei der durch den
vorausgehenden Regen sehr feuchten Grundschicht (niedrige Wolkenbasen) ein Thema
werden. Im Küstenbereich könnte auch vor der Kaltfront der Südostwind schon mit
Bft 7 auffrischen. Wesentlich ruhiger verläuft die Nacht im Süden: Dort ziehen
zwar Wolkenfelder über den Himmel, es bleibt aber niederschlagsfrei und der
Südwestwind frischt nur ein wenig auf.

Mittwoch ... kommt die neue Kaltfront nur sehr langsam nach Südosten voran und
vereinigt sich mit der dort liegenden alten Kaltfront. Sie liegt dann weitgehend
strömungsparallel in der westsüdwestlichen Höhen- und Bodenströmung. Südlich von
ihr fließt noch etwas wärmere Luft ein, so dass tagsüber Temperaturen von 25 bis
27 Grad erreicht werden. Dabei scheint anfangs die Sonne, am Nachmittag könnte
es dann bei nur geringer Labilität zumindest in den Alpen zu Gewittern reichen,
die aber günstige dynamische Bedingungen vorfinden. Im Norden und der Mitte
zieht der oben erwähnte stratiforme Regen rasch nach Osten weiter und die
Kaltfront erreicht Polen. Auf deren Rückseite muss bei leichter Labilität, aber
starkem Hebungsantrieb durch den nachfolgenden Trog und den linken Ausgang des
sich aber wieder etwas abschwächenden Jetstreams mit zahlreichen Gewittern
gerechnet werden. Wahrscheinlich werden sich diese vor allem zur Mitte hin bei
günstiger Scherung in einer Squallline anordnen. Bei sich etwas abschwächender
Scherung sinkt die Tornadogefahr. Ansonsten kann es aber bei der recht kräftigen
westsüdwestlichen Grundströmung auf jeden Fall zu Sturmböen kommen. Ab und zu
kann auch im Norden und in der Mitte die Sonne scheinen, in der etwas kühleren
Luftmasse reicht es aber nur zu Höchstwerten zwischen 19 und 24 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Globalmodelle simulieren die Entwicklung der kommenden Tage
ähnlich. Auch die Regenmengen für die kommende Nacht im Südosten werden
erstaunlich einheitlich simuliert, wobei fast alle Modelle den Schwerpunkt im
östlichen Niederbayern simulieren. Fraglich bleibt noch, ob es morgen ganz im
Osten noch zu einzelnen Gewittern reicht.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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