SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 20.06.2016 um 10.30 UTC



Anfangs hochsommerlich mit lokal starken Gewittern, ab Freitag von Westen
deutliche Abkühlung, die mit teils schweren Gewittern einhergeht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 27.06.2016


Am Donnerstag liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges,
dessen Achse allerdings erst im der Nacht zu Freitag auf die westlichsten
Festlandsbereiche unseres Kontinents (Irland, Westen der Iberischen Halbinsel)
übergreift. Vor allem am Tage zeigt sich über Deutschland dabei noch eine
antizyklonale Isohypsenkrümmung (300, 500 und 850 hPa), was tendenziell auf
Absinken hindeutet. Im Bodendruckfeld ist der Langwellentrog mit einer
Tiefdruckzone verbunden, die sich von den Britischen Inseln nach Süden erstreckt
und nach Lesart des neuesten EZMW-Hauptlaufes über der östlichen Biskaya und dem
angrenzenden französischen Festland ein Tief mit Kerndruck unter 1015 hPa
ausbildet, das im Tagesverlauf mit einem Tief vor Irland eine Tiefdruckrinne
ausbildet. Mit dem Tiefdruckgebiet ist auch ein Frontensystem verbunden, dessen
Warmfront über der Nordsee nach Norden geführt wird, wohingegen die Kaltfront
mit der Verlagerung des angesprochenen Tiefs nach Nordosten allmählich nach
Osten und damit in Richtung Deutschland vorankommt. Was die an der Front
simulierten Niederschläge angeht, so sollten diese allenfalls auch den äußersten
Nordwesten übergreifen, und auch in der Nacht nicht weiter ins Landesinnere
vorankommen. Unstrittig ist, dass präfrontal sehr warme Luft nach Deutschland
geführt wird, selbst im Norden sollen die 850er Temperaturen zwischen 11 und 15
Grad liegen, im Süden werden sie lokal bei über 20 Grad erwartet. Somit werden
sogar die teils bei deutlich über 30 Grad liegenden Auslösetemperaturen
erreicht, wobei CAPE-Werte über 1000 auch auf kräftigere Gewitter hindeuten,
nach Osten zu aber hohe CIN-Werte die Entwicklung unterdrücken dürften und auch
die beschriebene antizyklonale Höhenströmung dämpfend wirkt, so dass Gewitter,
abgesehen vom Nordwesten in Frontnähe, wohl am ehesten über den Mittelgebirgen
zu erwarten sein werden.

Am Freitag amplifiziert der Trog bei kaum veränderter Achsenlage noch etwas, so
dass die Höhenströmung etwas mehr auf südliche Richtungen dreht, was die WLA in
der Höhe noch verstärkt. Die Tiefdruckrinne bewegt sich nur sehr zögerlich nach
Osten, sie wird am Mittag etwa am Rhein und der Weser erwartet, im weiteren
Tagesverlauf und in der Nacht soll sie weiter nach Osten vorankommen und zum
Morgen schon über Brandenburg liegen. Vorderseitig der Rinne weht auch bodennah
ein südlicher Wind und die 850er Temperaturen steigen im ganzen Land am Tage auf
bis zu 20 Grad. Dies lässt verbreitet einen sehr heißen Tag mit Höchstwerten bis
zu und lokal über 35 Grad erwarten. Im Bereich der Tiefdruckrinne (Konvergenz)
und auch westlich davon (begünstigt durch recht hohe Scherungswerte) kommt es zu
teils kräftigen Gewittern mit Unwetterpotential. In der Nacht zu Samstag kann
die Kaltfront die bereits oben beschriebene Verlagerungsgeschwindigkeit der
Rinne nicht "mitgehen". Sie hängt etwas zurück und erreicht in der Nacht die
Mitte Deutschlands mit teils schauerartigem Regen, wobei die Gewittergefahr dann
geringer ist. Allerdings sinken mit der Front die 850er Temperaturen in der
Nacht im Westen deutlich, sie liegen zum Morgen von der Eifel bis nach
Ostfriesland nur noch im einstelligen Bereich, während im Südosten weiterhin bis
zu 18 Grad erwartet werden.

Am Samstag ändert sich die Situation im 500-hPa-Niveau, denn der westeuropäische
Langwellentrog nimmt, schon in der Nacht zu Samstag, Verbindung mit einem
isolierten Höhentief über dem östlichen Mittelmeer auf. Dadurch gelangt auch der
Südosten und damit der gesamte Vorhersagebereich in den Bereich niedrigen
Geopotentials. Derweil kommt die Front weiter nach Osten voran, was von den
Alpen bis zur Ostsee Niederschläge, darüber hinaus aber auch allgemein
zurückgehende Temperaturen erwarten lässt. Die Werte in 850 hPa sollen am
Tagesende zwischen 6 und 16 Grad (West - Ost), am Morgen des Sonntags zwischen 5
und 12 Grad liegen.

Am Sonntag und Montag bleibt Deutschland im Einflussbereich des
Langwellentroges. Dabei greift ein kurzwelliger Anteil, der sich vorübergehend
im Bereich des östlichen Ärmelkanals verschärft, am Montag unter Abschwächung
auf die Mitte Deutschlands über. Seine Wetterwirksamkeit ist aber stark
eingeschränkt, und von Westen setzt sich wieder zunehmend hoher Luftdruck durch.
Bei den 850er Temperaturen stellt sich dabei aber keine durchgreifende Änderung
ein, sie bleiben in einer Spanne von meist 5 bis 10 Grad.

In der erweiterten Mittelfrist keine durchgreifende Änderung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bezüglich der Temperaturen und des Geopotentials zeigt der aktuelle Hauptlauf am
Donnerstag eine sehr gute Übereinstimmung mit den Vorläufen, das gilt, mit den
zu erwartenden Unterschieden im Detail, auch für die Feuchtemuster. Die
Tiefdruckrinne wird schon am Donnerstag vom aktuellen Lauf und dem Vorlauf
langsamer verlagert als noch vom gestrigen 00-UTC-Lauf, diese Tendenz setzt sich
am Freitag noch etwas deutlicher fort. Dann zeigen sich entsprechend auch in den
Temperaturfeldern durch die langsamere Verlagerung der Front klare Differenzen,
und die länger anhaltende WLA auf der Trogvorderseite stärkt den dort
befindlichen Rücken, der in der Folge aktuell stärker simuliert wird als im
gestrigen 00-UTC-Lauf. Ab dem Samstag werden die Muster dann deutlich unruhiger,
was auch daran liegt, dass dann auch der aktuelle 00-UTC-Lauf und der gestrige
12-UTC-Lauf deutlichere Unterschiede zeigen. So kommt nach dem neuesten Lauf der
Westeuropäische Trog am Samstag nicht nur deutlich schneller nach Osten voran
als noch im Vorlauf, er zeigt auch kein abgeschlossenes Höhentief mehr und neigt
deutlich weniger zum Abtropfen als noch beim direkten Vorgänger.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Donnerstag sind die internationalen globalen Modelle sich bezüglich der
Temperatur- und Geopotentialverteilung weitgehend einig, was ja auch für die
Konsistenz er EZMW-Läufe galt. Auch die Tiefdruckrinne sieht man unisono bei den
betrachteten (GFS, LFPW, EZMW, ICON) Modellen, wobei diese von ICON bezüglich
des Kerndrucks am schwächsten simuliert wird. Am Freitag hängt dann vor allem
der Trog von ICON über Westeuropa deutlich weiter zurück (Achse auf den Atlantik
weisend) als beispielsweise GFS und EZMW. Allerdings hat dies, zumindest zu
diesem Zeitpunkt, kaum einen Einfluss auf das Wetter in Deutschland. Am Samstag
zeigen zumindest GFS und EZMW eine sehr gute Übereinstimmung bezüglich der Lage
der Tiefdruckrinne und des Troges. ICON dagegen setzt die Verlagerung der
Strukturen in der Höhe wie auch am Boden zögerlicher an als die externen
"Mitbewerber". Die Unterschiede ziehen sich auch weiter durch die Vorhersagen,
wobei ab Sonntag auch GFS und EZMW deutlichere Unterschiede zeigen,
beispielsweise beim von Westen einsetzenden Druckanstieg, den EZMW noch zügiger
berechnet als GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitfenster +72 bi +96 Stunden bietet die Clusteranalyse zwar 5 Cluster an,
diese liegen aber alle in der Kategorie "blocking" und zeigen für Mitteleuropa
im Bereich eines Höhenrückens eine Südwestliche Höhenströmung sowie im
Bodendruckfeld eine Hochdruckbrücke über Deutschland.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden wiederholt sich das Bild: 3 Cluster, alle
mit Blockierungslage als Kategorie, und alle mit Höhenrücken bzw. hohem
Bodenruck über Deutschland. Hierbei deutet aber der 2te Cluster (17 member) nur
eine geringe Verlagerung des Rückens nach Osten an und stützt damit die Hoffnung
all jener, die sich keinen deutlichen Temperaturrückgang wünschen.

Bunter wird das Bild beim Betrachten des Zeitraums +192 bis +240 Stunden (womit
wir aber auch schon in der Mitte der kommenden Woche sind. Weiterhin dominiert
die Blockierungslage, wobei diese im größten Cluster (13 member) in eine
Negative-NAO-Lage übergeht, im mit 10 membern viertgrößten Cluster dagegen über
"positive NAO" zur Lage "Atlantischer Rücken".

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis zum Freitag unter geringer Streuung bei
allen Ensemblemitgliedern einen deutlichen Anstieg der 850er Temperaturen und
des Geopotentials. Ab Samstag zeigt sich dann unter deutlicher Zunahme der
Streuung im Mittel ein Rückgang beider Größen, wobei der Haupt- und Kontrolllauf
einen jeweils einen starken Rückgang andeuten. Allerdings liegt die Streuung
sehr hoch (beispielsweise am Sonntag zwischen der niedrigsten (5 Grad) und der
höchsten (19 Grad) 850er Temperatur bei monumentalen 14 Grad, was die
Unsicherheit andeutet, wenngleich sich eine Mehrheit der Ensemblemitglieder auf
einen deutlichen Rückgang festlegt.

Die GFS-Ensembles stützen die Aussagen der EZMW-Ensembles, nicht nur bezüglich
des einheitlichen und deutlichen Anstiegs bis Freitag, sondern auch bezüglich
des anschließenden Rückgangs unter deutlicher Zunahme der Streuung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI simuliert ab Mittwoch lokal (Norden), ab Donnerstag verbreitet Signale für
teils deutlich überdurchschnittliche Temperaturen.

COSMO-LEPS zeigt für Freitag sehr schwache Signale (bis 10%) für Starkregen über
20 mm in 6 Stunden, die letztendlich kräftigen Gewittern zuzuschreiben sind.

Am Donnerstag gebietsweise Wahrscheinlichkeiten über 50% für Temperaturen über
30 Grad, mit den höchsten Werten von fast 100% am Oberrhein und am Neckar.

Am Freitag im Süden und Osten verbreitet Wahrscheinlichkeiten von über 50% für
Temperaturen über 30 Grad, und in der Lausitz um 10% für Temperaturen über 30
Grad.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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