SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sz, Übergenag zu TrM; Unwetter vom Westen in die mittleren Teile ausgreifend.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... lag um 00 UTC in 300 hPa ein Rücken über dem südöstlichen
Mitteleuropa, der sich bis nach Polen und Weißrussland erstreckte. Über dem
östlichen Nordatlantik befand sich ein Langwellentrog und Deutschland unter
dessen warmer Vorderseite in einer leicht antizyklonal gekrümmten südwestlichen
Höhenströmung. Diese bleibt heute im wesentlichen bestehen, wobei über
Deutschland kaum Vorticityadvektion auftreten wird. Der Trog - mit einem
Höhentief über den Britischen Inseln - rückt dabei allmählich weiter nach Osten
vor.

Im Bereich geringer Druckgegensätze am Boden hat sich über der Westhälfte
Deutschlands eine meridional orientierte Tiefdruckrinne gebildet, westlich derer
es ausgangs der Nacht und am Morgen zu teils schweren Gewittern vor allem über
NRW, aber auch dem westlichen Niedersachsen kam. Über der südlichen Nordsee
befand sich um 03 UTC ein Bodentief, dessen Kaltfront zu diesem Zeitpunkt die
Rheinmündung, Zentralfrankreich und die innere Biscaya erreicht hatte.
Die Kaltfront dringt heute in den Westen und Nordwesten Deutschlands vor. Die
vorlaufende Konvergenz erstreckt sich um 12 UTC nach COSMO-EU von
Mecklenburg-Vorpommern über das südliche Niedersachsen und Hessen zum Oberrhein
und liegt am Tagesende über Bayern und den östlichen Bundesländern, wo sich dann
auch nach C-EU ein Tiefkern befindet.

Zwischen Kaltfront und vorlaufender Konvergenz lagen um 00 UTC die ppw-Werte
über Norderney und Zentral-Belgien bei 44 mm; mittags sollen sie in NRW und
Niedersachsen verbreitet zwischen 40 und 45 mm liegen. Die Gewitterzellen
bewegen sich dort allerdings bei etwa 30 kt in 700 hPa nicht zu langsam, was
aber die Unwettergefahr durch Starkregen kaum mindert, wie die extremen
Niederschlagsmengen im westlichen Niedersachsen gestern abend zeigten
(Groß-Berßen 141 mm in drei Stunden). Mit 20-25 kt waren die 700 hPa-Winde
jedoch etwas schwächer als sie für heute prognostiziert werden.

Um 12 UTC simuliert C-EU über dem RZ-Gebiet Offenbach und dem nördlichen
Baden-Württemberg die höchsten CAPE-ML-Werte, bis über 2000 J/kg. Bis zum Abend
steigern sich die Labilitätswerte noch und die labilste Zone verlagert sich
südostwärts in den Main-Neckar-Raum und das südliche Bayern. Die Kaltfront kann
man um 18 UTC nach der CAPE-Verteilung etwa an einer Linie Kiel-Trier verorten.
Über dem Westen und Norden (mit Ausnahme der an die Niederlande und die Nordsee
grenzenden Teile) sind zu diesem Zeitpunkt Superzellen möglich (Scherung 0 bis 6
km von 15 bis 30 m/s). Nach SRH 0-3 km ist mit Werten über 150 m2/s2 besonders
im östlichen Niedersachsen, im nordwestlichen Sachsen-Anhalt und auch in
Ostholstein und in Mecklenburg mit der Bildung von Superzellen zu rechnen, in
deren Bereich in der ersten Nachthälfte vor allem im Grenzbereich
Niedersachsen/Sachsen-Anhalt und in Mecklenburg auch das Auftreten von Tornados
möglich ist.

PEPS 00 UTC gibt für nachmittags und abends geringe Wahrscheinlichkeiten für
Starkregen >35 mm/6h in einem Streifen von Ostholstein über das östliche
Niedersachsen, Hessen zum Saarland hin.
Auch die anderen verfügbaren probabilistischen Modellvarianten (COSMO LEPS; C-DE
EPS 28 km) halten sich in Bezug auf Unwetter-Starkregen sehr zurück.


Samstag... entwickelt sich aus dem elliptisch geformten Höhentief über den
Britischen Inseln ein Dipol mit Kernen, die abends bei den Shetlands und bei
London liegen. Über Deutschland an der Ostflanke des südlichen Höhentiefs dreht
im Tagesverlauf die Strömung in 300 hPa auf südliche Richtungen zurück und wird
zunehmend zyklonal gekrümmt. Es gibt aber weiterhin keine nennenswerte
Vorticityadvektion über Deutschland.

Die Kaltfront kommt bis 12 UTC etwa zu einer Linie
Mecklenburg-Harz--Südosthessen-Saarbrücken voran. Das Tief im Bereich der
vorlaufenden Konvergenz vertieft sich bis Mittag noch auf unter 1009 hPa nach
C-EU über den Ost-Bundesländern, wobei sich aber dort kaum Niederschlagsprozesse
abspielen sollen. Ausgangs der Nacht rechnet C-EU Unwettermengen (>35 mm/6h) in
Ostholstein, vormittags über dem südwestlichen Deutschland, nachmittags primär
über den beiden Süd-Bundesländern, und von 18 bis 24 UTC über Sachsen,
Schleswig-Holstein und Hamburg. ICON6_NEST hat nachmittags im Raum Osnabrück ein
Signal für unwetterhaften Starkregen. Auch die Pseudosynops des C-EUs deuten im
Westen darauf hin. GFS und ECMF16 liefern keine derartigen Signale, umso mehr
dagegen das EURO4: Von 00 bis 06 UTC vor allem über Hessen und Unterfranken,
nachmittags über Ostholstein, M-V, Sachsen und Süd-Baden-Württemberg.
Nachmittags und abends bleibt die Konvergenz um das Tief im äußersten Osten
immer noch wirksam, wobei die pseudopotentielle Temperatur am Boden in
Brandenburg/Berlin und Südbayern vielfach zwischen extrem hohen Werten von 70
und 80 Grad liegt.
Bis 24 UTC hat die Kaltfront bis auf den äußersten Osten das ganze Land
überquert und es stellt sich postfrontal eine westliche bis nordwestliche
Bodenströmung ein.

Die CAPE ML-Werte sind morgens vor allem in den südlichen Teilen der beiden
Süd-Länder hoch, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die
Gewittertätigkeit mit Unwettergefahr dort auch in der Nacht zum Samstag
andauert. Tagsüber verschiebt sich dann das Gebiet der höchsten Labilität nach
Brandenburg/Berlin, Sachsen, Ost- und Südbayern. Sie steigert sich dort bis zum
Abend noch auf Werte bis über 3000 J/kg, so dass besonders in Südostbayern und
in Brandenburg mit schweren Unwettern inclusive Großhagel und Orkan-Downbursts
zu rechnen ist. Eine gewisse Tornadogefahr ist abends im Norden von Fehmarn bis
hin zum Wendland vorhanden (Scherung 0-1 km/SRH).


Sonntag... verlagert sich das Höhentief über Ostengland zunächst über die
südliche Nordsee nordostwärts und später nach Norden vor die südnorwegische
Küste. Im Tagesverlauf formiert sich an der Südseite dieses Höhentiefs ein
zunehmend scharf contourierter Trog, der in der zweiten Tageshälfte von
Ostfrankreich her auf die Westhälfte Deutschlands übergreift. Bereits morgens
erreicht PVA den Westen Deutschlands; sie überdeckt zum Abend hin die westliche
Hälfte unseres Landes und sorgt dann primär im Südwesten für Hebung.

Im Bodenfeld macht sich im Tagesverlauf der Keil des Atlantikhochs bemerkbar, so
dass von einer Wetterberuhigung auszugehen ist. Gewitter sind am ehesten noch in
der Höhenkaltluft im Westen und Nordwesten möglich.
Rückseitig der in Richtung Ostsee abziehenden Kaltfront sind in der ersten
Tageshälfte zunächst in Sachsen, aber auch an exponierten Küstenabschnitten
einzelne steife Böen Bft 7 aus West zu erwarten.

Die höchsten 24stündigen Niederschlagsmengen fallen nach C-EU im Osten (bis 45
mm), das Nest-ICON hat nur bis 15 mm im Allgäu. GFS wartet mit bis zu 24 mm am
Alpenrand auf und ECMF16 mit über 35 mm im BGL.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis t+72h prognostizieren die externen globalen Modelle die gleiche Entwicklung
in Mitteleuropa wie das ICON.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

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